Finanzkrise, nächste Folge
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Eröffnet am: | 26.09.08 20:20 | von: esperanto | Anzahl Beiträge: | 2 |
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26.09.2008 15:32
Finanzkrise, nächste Folge
Die größte Bankenpleite in den USA, Verzögerungen beim Kreditrettungspaket und Gerüchte um den Zustand der belgischen Bank Fortis belasten die Aktienmärkte erheblich. Der Dax verliert fast zwei Prozent.
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Die Finanzkrise zeigt heute ein weiteres Mal ihr unschönes Gesicht. In den USA ist mit der Bank Washington Mutual ein weiteres Geldhaus bankrott. Washington Mutual ist nicht irgendeine Bank, sondern eine der größten Hypotheken- und Privatbanken in den USA. Der Konzern verspekulierte sich auf dem Hypothekenmarkt, der Bankrott ist der bisher größte Bankenzusammenbruch der US-Geschichte. Für nahezu lächerlich geringe 1,9 Milliarden Dollar übernimmt JP Morgan Chase die noch verwertbaren Teile.
In Europa bricht der Aktienkurs der belgischen Bank
Fortis ein. Gerüchteweise hat die Bank Liquiditätsprobleme und plane deshalb den Verkauf von Teilen ihres Kerngeschäftes. Fortis winkte zwar ab und betonte, die Finanzausstattung sei solide. Allerdings erwäge man, falls nötig mehr Teile außerhalb des Kerngeschäftes zu verkaufen als bisher vorgesehen. Der Markt interpretiert dies als Eingeständnis, dass Fortis angeschlagen ist, der Kurs sackt um zehn Prozent ab.
Der dritte Grund, warum kaum ein Dax-Wert im Plus notiert, ist das zähe Geringe um den 700 Milliarden-Plan in Washington. Nachdem es gestern Abend so aussah, als würden sich Demokraten und Republikaner über die Grundzüge des Rettungsplans einigen können, zerfiel die nah geglaubte Verständigung nach einer Kabinettssitzung mit den Präsidentschaftskandidaten McCain und Obama zu Staub.
Das einflussreiche republikanische Senatsmitglied Richard Shelby nannte das Paket nach der Sitzung "fundamental fehlerhaft". Die Hoffnung der Märkte auf eine schnelle Umsetzung des Plans haben sich zerschlagen, die Stimmung an den Börsen ist dementsprechend ernüchtert.
Börsentermine 26. Sep
Konjunktur
* Deutschland
Verbraucherpreise September (vorläufig)
* USA
Bruttoinlandsprodukt Q2 (endgültig), 14:30
* USA
Verbrauchervertrauen Uni Michigan September, 15:55
US-Wirtschaft wächst langsamer
Auch von Konjunkturseite kommen düstere Meldungen. Die US-Wirtschaft ist im zweiten Quartal nicht, wie erwartet, um 3,3 Prozent gewachsen, sondern nur um 2,8 Prozent. Dies teilte das US-Handelsministerium in seiner dritten Schätzung mit. Analysten hatten mit einer Bestätigung der zweiten Schätzung gerechnet.
Der Dax vergrößerte seine Verluste nach dieser unerfreulichen Nachricht weiter, der Leitindex verliert fast zwei Prozent und notiert bei etwa 6.060 Punkten. Der MDax erreicht mit knapp 7.250 Punkten sogar ein neues Jahrestief. Der Index der mittelschweren Werte verlor allein im September 20 Prozent und notiert auf dem Niveau von Ende 2006.
Starke Verluste
Die Bankenpleite in den USA belastet vor allem die Bankaktien im Dax. Papiere des Baufinanzierers Hypo Real Estate verlieren fast neun Prozent, Commerzbank-Aktien sacken um fünf Prozent ab, Deutsche Bank-Aktien verlieren mehr als fünf Prozent.
Auch die Aktie von Infineon verliert kräftig. Laut Händlern belastet der an der Börse sehr negativ aufgenommene Quartalsbericht des BlackBerry-Herstellers Research In Motion (RIM) auf Infineon. Infineon-Aktien etwa sechs Prozent im Minus. RIM-Aktien begannen den Handel in den USA mit einem Abschlag von mehr als 20 Prozent.
Arcandor: Minus ein Viertel
Die Aktiendes Handels- und Reisekonzerns Arcandor verliert etwa 25 Prozent. Mit Blick auf einen möglichen Verkauf von Anteilen an der profitablen Tochter Thomas Cook sagte UniCredit-Analyst Volker Bosse: "Wenn der Anteil von Arcandor unter 50 Prozent rutscht, würde das bedeuten, dass sie Thomas Cook nicht mehr voll konsolidieren können". In diesem Fall werde Arcandor nicht in der Lage sein, die Umsatz- und Ergebnisziele zu erreichen. Die Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger fordert den Rücktritt von Arcandor-Chef Thomas Middelhoff.
Konsortium bietet für Hapag Lloyd
Das Hamburger Konsortium zur Übernahme der Reederei Hapag-Lloyd hat dem Mehrheitsbesitzer Tui ein verbindliches Kaufangebot gemacht. Zur Höhe des Angebots machte das Konsortium, bestehend aus dem Logistikunternehmer Klaus-Michael Kühne, dem Bankier Christian Olearius, den Versicherungen Hanse Merkur und Signal Iduna sowie der HSH Nordbank und der Stadt Hamburg keine Angaben. Die Frist für die Abgabe eines Angebotes läuft am heutigen Freitag aus. Eine Reederei aus Singapur hatte ebenfalls eine Offerte angekündigt. Tui will sich bis Mitte Oktober entscheiden. Die Tui-Aktie, im MDax notiert, verliert 2,3 Prozent.
Conergy verlängert Finanzierung
Der im TecDax notierte Solarkonzern Conergy hat sich mit zwei Banken auf die Verlängerung einer bestehenden Zwischenfinanzierung geeinigt. "Eine Ausweitung der Laufzeit war sinnvoll, um dem Unternehmen größere zeitliche Flexibilität bei der Umsetzung der geplanten Kapitalerhöhung zu geben", teilte Conergy mit. Die Aktie kann sich dem Markttrend jedoch nicht entziehen, sie verliert mehr als fünf Prozent.
MTU legt Sparprogramm vor
Der Triebwerkehersteller MTU hat ein neues Sparprogramm beschlossen. In zwei Jahren will das MDax-Unternehmen jährlich 25 bis 30 Millionen Euro weniger ausgeben, im Jahr 2011 50 Millionen. "Der Fokus liegt auf Vereinfachungen des Produktdesigns, Optimierungen von Prozessen, Verbesserungen von Technologien und Materialien sowie Einsparungen beim Einkauf", sagte MTU-Chef Egon Behle. Zugleich bestätigte Behle die Umsatzprognose für 2008 in Höhe von 2,8 Milliarden Euro. Die Aktie verliert mehr als fünf Prozent.
Symrise kauft zwei US-Unternehmen
Der Duft- und Geschmacksstoffe-Hersteller Symrise kauft die zwei US-Konkurrenten Manheimer Fragrances und Intercontinental Fragrances für rund 100 Millionen Dollar. Ab 2009 Jahr sollen die Übernahmen sich positiv auf den Konzerngewinn auswirken. Die Aktie steigt um etwa zwei Prozent.
Koenig & Bauer senkt Gewinn- und Umsatzprognosen
Der Druckmaschinenhersteller Koenig & Bauer hat seine Erwartungen für Gewinn und Umsatz gesenkt. Bisher hatte das SDax-Unternehmen einen Vorsteuergewinn von etwa 63 Millionen Euro erwartet. Nun rechnet Koenig & Bauer mit einem Verlust. Der Umsatz werde etwa 1,5 Milliarden Euro betragen, rund 100 Millionen weniger als 2007. Die Aktie verliert 14 Prozent, die Papiere des MDax-Konkurrenten Heidelberger Druck verlieren etwa fünf Prozent.
Estavis verbucht Umsatzeinbruch
Die Aktie des Immobilienunternehmens Estavis verliert fast zehn Prozent. Das im Prime Standard gelistete Unternehmen hat im vergangenen Geschäftsjahr einen Umsatzeinbruch um 28 Prozent auf 147,5 Millionen Euro verbucht. Unter dem Strich gab es einen Verlust von 6,7 Millionen Euro nach einem Gewinn von 8,8 Millionen Euro ein Jahr zuvor. Auch Aktien anderer Immobilienunternehmen verlieren heftig. Im SDax gibt die Aktie von Deutsche Wohnen ohne Nachrichten mehr als 15 Prozent ab.
Deutsche Bahn wird konkret
Die Deutsche Bahn will ihre Tochter DB Mobility Logistics am 27. Oktober an die Börse bringen. 24,9 Prozent der Anteile sollen am Kapitalmarkt angeboten werden. Die Zeichnungsfrist für Privatanleger in Deutschland soll ebenfalls am 13. Oktober beginnen.
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