Ein anständiger Bayer
Seite 1 von 1 Neuester Beitrag: 26.10.08 13:50 | ||||
Eröffnet am: | 02.08.08 15:47 | von: Ballack | Anzahl Beiträge: | 16 |
Neuester Beitrag: | 26.10.08 13:50 | von: Ballack | Leser gesamt: | 4.081 |
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„Ein anständiger Bayer wählt CSU“ sagt der bayrische Ministerpräsident Beckstein. ("Passauer Neue Presse von heute")
Ich empfinde das als äußerst unanständig, Herr Beckstein, gegenüber allen Nicht-CSU-Wählern. Sie bezeichnen damit praktisch alle Bayern, die nicht Ihrer absolutistischen Partei hörig sind und Sie (Beckstein) bzw. sie (die CSU) nicht wählen wollen, als unanständig. Als gebürtiger Bayer (zumindest in meinem anderen Leben als Nicht-Fußballprofi) hatte ich schon oft die Gelegenheit, CSU zu wählen. Aber mein Anstand hat es mir bisher immer geboten, nicht Euch arrogante Minderheiten-Diffamierer zu wählen. Wie ich damit hatte und in Zukunft auch immer haben werde, zeigen mir die Fettnäpfchen, die weder Sie noch Ihr Kollege Huber ständig nicht auslassen hineinzutreten.
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„Ein anständiger Bayer wählt CSU“
Mit seiner bisherigen Leistung zufrieden zeigte sich Ministerpräsident Günther Beckstein beim PNP-Redaktionsgespräch. − F: Geisler |
"Ja, stimmt schon. Aber glaub's mir: unter den Roten wär alles noch viel schlimmer ..."
Tja, insofern hat der Beckstein recht: die anständigen bescheißen ihre Landsleute nur in einem Maße, dass es gerade noch akzeptabel ist ... oder so ...
FJS war wenigstens mit dem in hohem Maße gesegnet - s.z.B. hier: http://www.ariva.de/...r_find_ich_gut_t338085?pnr=4510495#jump4510495
Ex-Bayer Ballack, es freut mich, dass Du Dich anscheinend doch noch, auch bei Chelsea in London, Deiner "Bayern-Vergangenheit" erinnerst ;-)
Auch mir ist diese skandalöse Beurteilung "unseres Landesvaters" von Nicht-Wählern der CSU, die nicht nach seiner Pfeife tanzen wollen, in der PNP-Samstagsausgabe aufgefallen. Stell Dir vor, es stehen heute (Montag) gleich zwei (!) Leserbriefe in der PNP, die Becksteins Äußerungen in ähnlicher Weise wie Du verurteilen.
Was mich wundert: Gibt es hier bei ariva so wenige, von Beckstein als "unanständig" beschimpfte Bayern, die diesen Verunglimpfung bemerken? Ganz so wenige können das denn gar nicht sein: Beschimpft werden Bayerische Wähler insbesondere der Parteien/Wählergruppen
- Freie Wähler (bei Kommunalwahlen gar nicht so wenige)
- SPD
- FDP
- Die Grünen
- Die Linken/WASG und Andere (unter 4%)
Wollt Ihr Euch tatsächlich alle als "unanständig" beschimpfen lassen?
mächtig ist, dass mit anständig nicht das Gegenteil von unanständig
gemeint ist.
anständig heißt in diesem Zusammenhang vielmehr: waschecht, oiginiär, ....
ob's die Zugereisten tröstet weiß ich nicht
In dem Interview hebt Beckstein durchaus auf die primäre Bedeutung von "anständig/unanständig" ab, Deine semantische Verteidigung find ich gerade im Interview-Zusammenhang an den Haaren herbeigezogen. Beckstein ist (im Gegensatz z.B. zu Erwin Huber - der tatsächlich so rhetorisch naiv ist wie er wirkt ;-) (*)) durchaus ein gewiefter Rhetoriker, dem sehr bewusst war, was er damit verbrochen hat. Er ist mir auch in mehreren Zusammenhängen (z.B. seine Rededuelle mit Otto Schily, die sich beide sachlich ohnehin sehr nah, aber eben in verschiedenen Parteien waren) als bewusster Polemisierer in Erinnerung.
Meine Interpration der primären Bedeutung von "anständig" wird auch bestätigt durch die Leserbriefe in der (erz)konservativen Passauer Neuen Presse.
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(*) wobei mir als Niederbayer (!) der Franke Beckstein trotzdem wesentlich sympathischer als der Niederbayer Huber ist, für dessen lächerlich-populistische Auftritte - gehäuft in der jüngsten Vergangenheit - ich mich als Quasi-Landsmann schäme in der cosmopoliten Welt.
... von Helmut Schleich wiederauferstanden gelassen, schimpft über seine blassen Nachfolger, insbesondere Beckstein und Huber:
Vermutlich muss er sich derzeit in der traurigen Realität ständig ob des Ärgers über die beiden Dilettanten im Grab umdrehen. :-)
Übrigens: am Anfang vom Sketch vorn links zu entdecken: mein Freund Gloxy Stefan Gloxhuber (g'studierter Diplombrauer, damals Geschäftsführer der "Münchner Freiheit" / Wirtshaus zum Schlachthof; eins der wenigen überlebenden Originale im Schlachthofviertel : )
"Die umstrittene Äußerung von Ministerpräsident Günther Beckstein in der PNP, ein anständiger Bayer wähle CSU, verteidigte die Generalsekretärin: „Als Bayer weiß man, dass das Wort anständig in Bayern mehrdeutig ist. Das ist nicht die moralische Keule allein, unter der es von manchen eingeordnet wurde, sondern es hat eine andere Bedeutung in Richtung ,g‘standen‘“, sagte Haderthauer. So habe es Beckstein auch gemeint.
Die Aufregung um Becksteins Äußerung sei deshalb reines Wahlkampfgetöse."
(http://www.pnp.de/nachrichten/...ssort=pol&Ausgabe=a&RessLang=&BNR=0)
Damit wird die Beleidigung auch nicht besser. Unter den Nicht-CSU-Wählern gibt es sicherlich nicht minder "g'standne Bayern", die sich verbitten, von einem "Franggen" (Beckstein) oder gar einer "Zuagroasden" als "nicht g'standen" oder Umfaller oder labil oder sonstwas in der Richtung, wie die CSU-Oberen jetzt das Gegenteil von "anständig" interpretieren wollen, eingeordnet zu werden. Wie man's dreht und wendet, mit welcher Bedeutung auch immer die CSU-Wahlkämpfer jetzt das Gegenteil von einem "anständigen Bayern" beschwichtigend belegen wollen:
ES BLEIBT EINE UNANSTÄNDIGE BELEIDIGUNG ALLER NICHT-CSU-WÄHLER,
als da dazugehören FW (Freie Wähler), SPD, FDP, Die Grünen, Die Linken (einschließlich WASG) und - last but not least - Nicht-Wähler, die mit ihrem Fernbleiben von der Wahlurne den absolutistisch Herrschenden vielleicht "nur" einen Denkzettel für ihre Arroganz geben wollen.
Als Tatsachenverdrehung der raffiniertesten, aber von CSU-Generalsekretären eigentlich bewährt-gewohnten Art (Haderthauers Vorgänger Söder stand ihr da kaum nach) bezeichne ich es, wenn man das verbale Sich-Wehren aller durch ein bewusstes Wahlkampf-Interview vom Ministerpräsidenten Verunglimpften noch als "Wahlkampfgetöse" abtut.
Beckstein setzt heute in einem Interview präzisierend noch drauf, wie sein Demokratieverständnis tatsächlich ausschaut (Beckstein sieht Bayerns Sonderstellung bedroht http://www.pnp.de/nachrichten/...sort=pol&Ausgabe=a&RessLang=&BNR=0):
„Es schüttelt mich wirklich beim Gedanken an eine Koalition“, sagte der Ministerpräsident. Dem kann man als Mindeststrafe für das Beleidigen Andersdenkender nur noch eine möglichst starke Opposition wünschen, dass es ihn möglichst lang nach der Wahl beim dann passenden Ergebnis "50 MINUS möglichst viel X" schüttele ...
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Bildunterschrift:
Genossen im Museumsdorf Tittling: SPD-Spitzenkandidat Franz Maget (4.v.l.) ließ sich von Hausherr Georg Höltl (rechts daneben) die Anlage zeigen. Mit dabei waren die Kandidaten Christian Plach (Bezirkstag/Passau-West), Walter Senkmüller (Landtag/Passau-West), Max Brandl (Bezirkstag/Passau-Ost) Johanna Werner-Muggendorfer (stv. Landtagsfraktionsvorsitzende) und Bernhard Roos (Landtag/Passau Ost).
Quelle: http://www.pnp.de/lokales/artikel.php?cid=29-20966487
Wahlkampf-Tour unter 'Unanständigen'
SPD-Spitzenkandidat Franz Maget nutzt den Auftritt im Passauer Land zum Angriff auf die CSU
Von Stefan Dorner
Tittling/Passau. Er ist - so steht es auf seinem Wahlkampf-Bus - „unterwegs für ein gerechteres Bayern“. Bis zu sieben Termine spult er Tag für Tag ab. Gestern war SPD-Spitzenkandidat Franz Maget (54) im Passauer Land. Als er in Tittling ausstieg und an diesem launischen Freitag die Sonne hervorkam, meinte er: „Wenn wir kommen, verziehen sich die schwarzen Wolken.“ Er deutete es als ein Omen für den 28. September, den Tag der Landtagswahl. „Wir wollen die Mehrheit der CSU brechen - und wir können es schaffen.“
Dass Maget ein guter, interessierter Zuhörer ist, bewies er beim Firmenbesuch des Kfz-Zulieferers Heyco im Tittlinger Gewerbegebiet Eisensteg. Er erkundigte sich bei der Werksleitung wie beim Betriebsrat, wo der Schuh drückt. Da war er ganz Sozialdemokrat, der dafür eintritt, „dass ein Arbeiter, der 40 Stunden hart schuftet, von diesem Geld auch leben kann“. Später, im Museumsdorf, plauderte er mit Georg und Peter Höltl, die mit ihren Rotel Tours - den Hotels auf Rädern - die ganze Welt erobert haben, über die Globalisierung und deren Auswirkungen auf die bayerische und deutsche Wirtschaft.
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„Die sperren euch die Hauptschulen zu“
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Abends dann im Hacklberger Biergarten wurde aus dem bedächtigen, ruhigen Zuhörer ein leidenschaftlicher Wahlkämpfer. Maget will mit seinen eigenen Ideen punkten. Er setzt aber auch auf den „Hochmut, die Selbstgefälligkeit der CSU“ und kokettiert damit. Er fühle sich wohl unter lauter „Unanständigen“ und sei selbst gern einer. Maget nutzt die im PNP-Interview von Ministerpräsident Günther Beckstein vor einer Woche getätigte Aussage „Ein anständiger Bayer wählt CSU“ geschickt im Wahlkampf. Beckstein, der die „Arroganz von seinem Vorgänger Edmund Stoiber direkt übernommen“ habe. Und der zusammen mit Parteichef Erwin Huber seiner Meinung nach so viel falsch macht.
Gerade in Niederbayern, im Bayerischen Wald, liege einiges im Argen. Die CSU habe vieles vernachlässigt: die Infrastruktur auf Straße und Schiene, die Breitband-Versorgung, die Lücken im Bildungs- und Jobangebot, die die „jungen Leute wegtreiben aus der Heimat in die großen Städte“. Hier gelte es anzusetzen, hier will Maget die „Versäumnisse und Defizite“ der CSU verbessern - oder gar Schlimmeres verhindern. „Nach der Landtagswahl, das verspreche ich euch, sperren die euch die kleinen Hauptschulen auf den Dörfern zu.“ Zudem habe die CSU beim Transrapid oder der BayernLB Millionen wenn nicht gar Milliarden in den Sand gesetzt. „Mit denen hätte man viele Straßen sanieren können im ländlichen Raum.“
Um nach der Landtagswahl die Möglichkeit zu bekommen, es selbst besser zu machen, müsse die SPD „geschlossen und selbstbewusst auftreten, aber nicht arrogant. Denn das sind die anderen“.
Bei seinen zahlreichen Touren durch den ganzen Freistaat könne er feststellen, „dass viele Leute was anderes wollen“. Das sei vor fünf Jahren bei seiner ersten Kandidatur um das Amt des Ministerpräsidenten noch ganz anders gewesen. „Etliche haben genug von der CSU, die meint, dass das Land ihr gehört.“
Einer davon saß direkt neben ihm. Das lebende Passauer SPD-Denkmal Fritz Gerstl, der ehemalige Landrat, Halser Bürgermeister und Bundestagsabgeordnete. „Wir sind es dem Fritz schuldig, dass die CSU einmal eine Landtagswahl verliert“, meinte Maget und klopfte dem 85-Jährigen auf die Schulter. Dann prostete er den Genossinnen und Genossen mit einem Weißbier zu. So wie es sich für einen (un-)anständigen Bayern gehört.
Auszug aus ARD-Druckfrisch-Interview http://www.daserste.de/druckfrisch/thema_dyn~id,238~cm.asp
Apropos CSU: Ministerpräsident Beckstein hat für die anstehende Landtagswahl die Parole ausgegeben: "Ein anständiger Bayer wählt CSU." Und was fällt Polt dazu ein? "... naja, das einzige is': Er sagt das als Franke."
Ich finde, ein treffend-bissiger Humor, wie er beispielsweise einem Karl Valentin oder dessen Freund Kurt Tucholsky gegeben war. Ein Nichtkenner der bayerischen Szene ("Preuße") wird's ohnehin nicht verstehen ...
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Gerhard Polt - Drecksbagage
Denis Scheck spricht mit Gerhard Polt, der seit Jahr und Tag die Wege und Irrwege Bayerns beobachtet. Seine neuesten kabarettistischen Studien des bayrischen Normalcharakters hat er gerade in einem Band vorgelegt, dessen Titel bayerischer nicht sein könnte: "Drecksbagage". Ein Schimpfwort, tauglich für alle Nervensägen, Unverschämten, Saupreußen – und überhaupt.
Wenn der Mensch schimpft, sagt Gerhard Polt, – und seine Figuren schimpfen wie nichts Gutes – dann erst ist er lebendig. Natürlich auch, wenn er lobt und jubiliert – Hauptsache, Leidenschaft ist im Spiel.
In seinem Buch versammelt Polt Monologe von Fischern, die sich über Kormorane aufregen, Wirtshausbesuchern, die mit finnischen Gästen den PISA-Test machen, oder von CSU-Sammlern, die alle möglichen Parteireliqiuen ergattern – von Stoiber-Autogrammen ("Das sind ja jetzt Märtyrerbilder!") bis zur Originalhaut der Weißwurst, die Angela Merkel beim legendären Wolfratshausener Frühstück vertilgt hat.
Apropos CSU: Ministerpräsident Beckstein hat für die anstehende Landtagswahl die Parole ausgegeben: "Ein anständiger Bayer wählt CSU." Und was fällt Polt dazu ein? "... naja, das einzige is': Er sagt das als Franke."
... hab schon ewig lang nicht mehr die Zeit gehabt, hier am Wochenende zu posten. In der Zwischenzeit hat sich ja einiges geklärt oder herauskristallisiert ... hinsichtlich Finanzkrise und CSU-Alleinherrschaft.
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Luise Kinseher, Kabarettistin:
"Herr Beckstein ist wie meine Mama. Immer wenn sie erzieherisch am Ende war, kam sie mit dem Anstand: 'Ein anständiges Kind springt nicht in die Pfütze!' Ich bin erst recht gesprungen. Anständig ist das, was keinen Spaß macht, und das weiß jeder anständige Bayer, spätestens dann, wenn er eine anständige Maß in seine Kehle schüttet. Der anständige Bayer mag auch gern mal eine anständige Gaudi und wählt schon allein deshalb nicht mehr die CSU!"
http://www.sueddeutsche.de/bayern/920/304892/bilder/?img=1.0