Investieren in Israel


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20.09.06 12:14
Mittwoch, 20. September 2006
"Investiert in Israel!"
Buffett auf Besichtigungstour

von Samira Lazarovic

Warren Buffett ist nach Israel gereist, um seinen jüngsten Milliarden-Deal in Augenschein zu nehmen. Der Investment-Guru wurde gebührend empfangen und sparte selbst nicht mit Komplimenten. Für ihn ist das Land das ideale Investment-Spielfeld trotz Krieg und Terror.


Wenn ein Investment-König sein neues Reich besichtigt, dann reicht es nicht, nur einen roten Teppich auszurollen: Warren Buffett wurde vom Iscar-Chef Eitan Wertheimer persönlich im Wertheimer-Privatjet nach Israel eskortiert, in Jerusalem wurden alle 13 Suiten des berühmten King David Hotels für Buffett und seine Entourage reserviert.

Im Mai 2006 hatte Buffetts Berkshire Hathaway für vier Milliarden Dollar 80 Prozent des Metallkonzerns Iscar erworben und Buffett selbst kündigte seinen Besuch für September an. Doch ob der 76-Jährige wirklich kommen würde, daran zweifelten in den letzten Wochen viele. Denn seit seinem Einstieg bei Iscar im Wirtschaftswunderfrühling 2006 war Israel in den Krieg gegen den Libanon gezogen und auch die Iscar-Werke im Norden Israels wurden zur Zielscheibe für Hisbollah-Raketen.

"Jederzeit wieder!"

Doch Buffett zerstreute alle Zweifel. Nach einer Besichtigungstour der Iscar-Werke in Tefen zeigten sich der Manager und sein Partner Charlie Munger überzeugt, dass der 80-Prozent-Anteil an Iscar die vier Milliarden Dollar wert waren. Um sich für die VIP-Behandlung zu revanchieren, sparte Buffett nicht mit Komplimenten: Charlie und er hätten schon tausende Firmen gesehen, aber nie mit einer solchen Kombination von Talent und Kreativität wie bei Iscar, so der 76-Jährige.

Die geopolitischen Risiken wischte Buffett weg. Während des Libanon Krieges hätte er nicht einmal darüber nachgedacht, dass sein Investment bei Iscar ein Fehler gewesen war, so der Manager. Er sei davon überzeugt, dass in Israel und den USA im Großen und Ganzen dieselben Sicherheitsrisiken herrschten und würde daher ohne Bedenken in weitere israelische Firmen investieren. "Selbst solche, die nur die halb so viel vorzuweisen haben, wie Iscar sind noch interessant", meinte der zweitreichste Mann der Welt.

Das Berkshire Investment in Israel sollte ein Signal für andere Investoren sein, in Israel zu investieren, fügte sein Partner Charlie Munger hinzu. "Die Risiken sind sicherlich größer hier, aber die Menschen hier können es sich nicht leisten, zu versagen. Sie arbeiten härter und ausländisches Kapital kann ihre Ambitionen nur steigern", so Munger.

High-Tech-Wunderland

Mit ihrer Meinung stehen Buffett und Munger nicht alleine da. In den letzten Jahren haben sich viele multinationale Konzerne entschlossen, massiv in Israel zu investieren, insbesondere aus der Software- und Biotechnologiebranche. "Microsoft, Intel, IBM, Siemens, SAP, HP hier haben alle großen Player ihre R&D-Center, etwas vergleichbares gibt es nur im Silicon-Valley", schwärmen israelische Software-Entwickler. Weder der Krieg, noch die vorangegangene Intifada-Wellen hätten die Investoren abgehalten.

In der Tat konnte die israelische Wirtschaft auch auf dem Höhepunkt der kriegerischen Auseinandersetzungen mit der Hisbollah und dem andauernden Raketenregen auf Industriestandorte in Haifa und in Galiläa Milliardeninvestitionen verbuchen. So kaufte im Juli 2006 der US-Konzern Hewlett Packard die Mercury Interactive Corporation für 4,5 Milliarden Dollar in bar, nur wenige Tage später wurde der Flash-Speicherhersteller MSystems durch den US-Branchenkollegen SanDisk für 1,55 Milliarden Dollar übernommen. Einziger Schönheitsfehler: Die in den 80er von Israelis gegründete Mercury hat schon seit langem ihren Firmensitz in Kalifornien.

Warum Israel?

Angesichts der täglichen Schlagzeilen über Krieg und Terror verwundert die Begeisterung für den Wirtschaftsstandort Israel denn üblicherweise schlagen derartige politische Unsicherheiten Investoren in die Flucht. Israel wird 2006 jedoch ausländische Direkt-Investitionen von schätzungsweise neun Milliarden Dollar verbuchen. Diese Summe wäre nicht nur ein neuer Rekord, sondern würde auch noch Länder wie Polen, Tschechien und Süd-Korea übertrumpfen.

Was zieht die Unternehmen also an? Das Human-Capital, lautet die Antwort. 24 Prozent der Arbeitskräfte in Israel haben einen Universitätsabschluss, damit rangiert das Land auf Platz drei nach den USA und Holland. Zudem gibt es in Israel in Relation zur Bevölkerungsanzahl so viele Start-ups wie sonst nirgends.

"Die Euphorie für den Standort beschränkt sich jedoch auf die Großkonzerne", stellt Michel Weinberg von der israelisch-deutschen Industrie- und Handelskammer fest. Für kleinere und mittelständische Unternehmen komme ein Investment in Israel in der Regel nicht in Frage, da würden die Ängste vor der unsicheren politischen Situation klar überwiegen. Hier gebe es im Grunde also noch jede Menge Potenzial, so Weinberg. Das sieht man in der Software-Branche ähnlich. Man könne sich kaum vorstellen, was Israel alles erreichen könnte, wenn die politischen Verhältnisse anders wären, heißt es unisono. "Dann wäre hier vermutlich der High-Tech-Himmel."  

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