Sehr geehrter Herr Prof.Dr.Lauterbach!
Seite 1 von 2 Neuester Beitrag: 04.07.06 15:51 | ||||
Eröffnet am: | 29.06.06 10:54 | von: slimmy | Anzahl Beiträge: | 39 |
Neuester Beitrag: | 04.07.06 15:51 | von: AbsoluterNe. | Leser gesamt: | 4.551 |
Forum: | Talk | Leser heute: | 4 | |
Bewertet mit: | ||||
Seite: < 1 | 2 > |
Kein Wunder, daß Waschküchen-Lösungen herauskommen, die am Tag ihres Inkrafttreten in der Weltöffentlichkeit Lächeln hervorrufen.
auch für Art. 20 GG "Sozialstaat"
plädiert, bin ich für eine modifizierte
Bürgerversicherung, die auch Konkurrenz-
mechanismen zusätzlich beinhaltet.
Das ist eine politische und keine ökonomische
Stellungnahme, zumal mir hier staatspolitische
Ziele übergeordnet erscheinen.
Ich denke auch dabei an die vielen sozial
Schwachen, die der Solidarität der Gemeinschaft
bedürfen.
Grüsse
B.
Wie das dann gelöst wird, ist mir zunächst mal egal. Ich persönlich kann mit niedrigeren Leistungen oder mit höheren Kosten leben.
Was nicht geht (Kosten runter, Leistungen hoch), habe ich in 10 beschrieben. Eine Bürgerversicherung - so wie von Lauterbach vorgeschlagen - ändert nichts an der derzeitigen Lage, sondern ist genau das Gegenteil von dem, was er eigentlich vorschlägt, nämlich die Einnahmeseite erhöhen und nicht Kosten senken. Das finde ich zu kurz gedacht und denke nicht, dass man hierfür die einigermassen funktionierende PKV opfern sollte.
Man kann noch was einsparen, was aber dauerhaft keine Lösung bringen wird - doch das solle man auch tun! Pharmaindustrie verdient in Deutschland klotzig, der Apothekenvertrieb kostet fast die Hälfte des gesamten Arzneimittelausgaben, und wohl noch viel unwirtschaftliche Strukturen, in vielen Bereichen.
Es muss immer möglich sein, dass JEDER in Deutschland der ernsthaft erkrankt ist behandelt wird. Das er Arznei bekommt, und auch Operationen durchgeführt werden. Das sollte niemals soweit kommen, dass aufgrund von Finanzen, einem diese Betreuung verweigert wird.
Doch, die Solidargemeinschaft sollte auch vom einzelnen was verlangen!
EInige Eigenbeteiligungen gibt es bereits, doch jeder sollte sich prozentuall an allen Kosten beteiligen. Für Arme kann es niedrigere Anteile geben, für andere eben höhere.Doch jeder sollte wissen, was er an Kosten verursacht.
Auch muss jeder angehalten wreden, durch die Lebenswweise zur Senkung der Gesundheitskosten für sich zu sorgen.
Wenn ich die ganzen Dicken sehe, die nun schon zweimal auf Abnehmkur waren, immer noch zum Arzt rennen wegen Ernährungsberatung, und imme wieder fresse und dicker werden, dann fehlt mir jegliches Verständnis.
Wie wäre eine medizinische Grundversorgung, mit geringen, und vor allen dauerhaft festgelegter Steuerfinanzierung, die nur das Nötigste abdeckt?
Eben keine Zähne, keine Massagen, keine Brillen, keine Kuren, etc etc.
Aber dann private preiswerte Zusatzversicherungsmöglichkeiten, die eben die wegfallenden Bestandteile abdeckt.
eins ist glasklar: wenn wir
- aelter werden wollen und
- am medizinischen fortschritt partizipieren wollen
muessen wir auch mehr bezahlen. wer das nicht kapiert, muss nochmal in die grundschule zum rechnen lernen.
unabhaengig davon muessen natuerlich die versteckten ineffizienzen im momentanen system beseitigt werden (verwaltung, abrechnungssystem, doppeluntersuchung, trennung ambuland/stationaer).
alles bekannte dinge, aber es wird werden wie immer: der berg kreisste und gebar eine maus.
mfg
GF
Siehe Beispiele:
- Rationalisierung von Krankenhäusern,
- Ansatzpkt: Krankenkassen/Anzahl/Abläufe
- Ansatzpkt: Arzneimittelpreise/Positiv-Liste
- " : Apotheken-Anzahl
- " : Einige Ärzte-Einkommen, z.B. Radiologen
- " : Verschreibungspraxis vieler Ärzte
- " : Gemeinschaftspraxen
usw.
Allerdings das ist mühevolle Kleinarbeit, die
von allen gescheut wird.
Grüsse
B.
EInige Eigenbeteiligungen gibt es bereits, doch jeder sollte sich prozentuall an allen Kosten beteiligen"
Aha! Nun erklär mir noch, was das für ein Betrag ist, der monatlich auf meiner Gehaltsabrechnung abgezogen wird, "Krankenversicherung" heißt und prozentual von meinem Bruttogehalt berechnet wird? Almosen für notleidende Ärzte? Bakschisch für Apotheker? Spende für die Pharmaindustrie? Milde Gabe für die Krankenkassenbonzen? Oder was?
gemeint. Deinen Krankenkassenbeitrag zahlst Du zwar prozentual vom
Einkommen, aber unabhängig von den verursachten Kosten, also auch wenn Du nie
eine Arztpraxis von innen siehst. Dagegen kommt ein nicht Arbeitender der wegen jedem Zipperlein zum Doc rennt im Preis-/Leistungsverhältnis am günstigsten weg.
Eine echte Eigenbeteiligung z.B. von 5% (dafür die Beiträge um 5 % runter)
könnte Abhilfe schaffen von der All-Inkl.-Mentalität. Dazu müsste natürlich
der größte Hund der in unserem Gesundheitssystem liegt geknackt werden:
die Rechnungsstellung durch den Arzt an den Patienten. Das hat die Ärztelobby bisher mit Erfolg verhindert um abrechnen zu können was sie wollen. Sobald eine geringe Eigenbeteiligung erhoben wird - nicht pauschal 10 Euro - prüft ein Großteil der
Versichterten die Rechnungen penibel und reklamiert nicht geleistete Untersuchungen oder widerspricht der vierten Kernsp.-Untersuchung in drei Monaten im Vorfeld.
Kostenvermeidung muss die Devise sein, nicht mehr Geld ins System,
denn eine Branche, die sich die Nachfrag selbst schaffen (durch Wiedereinbestellungen, Überweisungen, Verschreibungen) kann, dem Kunden aber
die Möglichkeit der Rechnungsprüfung vorenthält ist ein Faß ohne Boden
gruß Maxp.
URL: http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,424964,00.html
Gesundheitsreform
"Merkel hat einmalige Gelegenheit verpasst"
Die Gesundheitsreform bleibt weit hinter den Ansprüchen der Großen Koalition zurück. Im Interview mit SPIEGEL ONLINE kritisiert SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach den Kompromiss und erklärt, warum er von Kanzlerin Merkel enttäuscht ist.
SPIEGEL ONLINE: Sie haben den Gesundheitskompromiss mit ausgehandelt. Sind Sie stolz auf das Erreichte?
Lauterbach: Nein, das wäre übertrieben. Das Grundproblem der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) ist ja, dass die Einnahmen hinter den Ausgaben zurückbleiben. Dieses Problem hätte man lösen können, indem man entweder den Steueranteil deutlich erhöht oder die Einkommensstarken, die sich privat versichern, an der Solidarität stärker beteiligt. Da weder das eine noch das andere beschlossen wurde, sind natürlich weitere Beitragssatzsteigerungen auch in Zukunft zu erwarten. Die Einnahmenseite der GKV ist nicht verbreitert, somit ist das zentrale Problem ungelöst.
REUTERS
Karl Lauterbach: "Beiträge werden weiter steigen"
SPIEGEL ONLINE: Die Reform wird also nicht 10 bis 15 Jahre halten, wie SPD-Chef Kurt Beck immer wieder angekündigt hat?
Lauterbach: Das halte ich nicht für wahrscheinlich.
SPIEGEL ONLINE: Überrascht Sie das einhellig negative Echo auf die vorgelegten Eckpunkte?
Lauterbach: Es wundert mich nicht. Die Bundeskanzlerin hat die einmalige Gelegenheit verpasst, hier sowohl für den Arbeitsmarkt als auch für die nachhaltige Finanzierbarkeit des Krankenversicherungssystems ein Signal zu setzen. Hätten wir den Steueranteil erhöht und die Arbeitskosten gesenkt, hätten wir von einer echten Reform sprechen können. Eine Große Koalition muss in der Lage sein, große Lösungen vorzutragen, selbst dann, wenn sie nicht populär sind. Welche politische Konstellation sollte das tun, wenn nicht eine Große Koalition?
SPIEGEL ONLINE: Hat es Sie überrascht, als Merkel am Sonntag vor dem entscheidenden Gespräch Steuererhöhungen ausgeschlossen hat?
Lauterbach: Das hat mich überrascht und enttäuscht, denn in der Vergangenheit hat Frau Merkel vernünftigerweise ja eine stärkere Steuerfinanzierung des Systems immer gefordert - wie im übrigen auch alle Experten.
SPIEGEL ONLINE: Ist Frau Merkel zu schwach, um diese Große Koalition zu führen?
Lauterbach: Man muss abwarten, wie es jetzt weiter geht. Wenn die Beiträge in den nächsten Jahren weiter steigen, werden wir unter Druck geraten. Das gilt für die gesamte Koalition.
SPIEGEL ONLINE: Die Koalitionsspitzen haben immer betont, dass man sich an der Gesundheitsreform messen lassen wolle. Was sagt dieses Reförmchen über die Regierung?
Lauterbach: Ich würde nicht sagen, dass der Kompromiss nur schlecht ist. Zum Beispiel sind wesentliche Strukturreformen umgesetzt worden. Die Altersgruppe der 45- bis 65-Jährigen wird demnächst angehalten sein, sich an der Vorsorge zu beteiligen, sonst gehen Zuzahlungsbefreiungen verloren. Auf der anderen Seite ist es aber ein Gebot der Ehrlichkeit, dass man auf das ungelöste Finanzierungsproblem der GKV hinweist.
SPIEGEL ONLINE: Die Krankenversicherung von Kindern soll künftig zunehmend von der Allgemeinheit bezahlt werden. Allerdings soll dies nur für die Kinder in der GKV gelten. Wie wollen Sie der Klage der privaten Krankenversicherungen (PKV) begegnen?
Lauterbach: Der Klage sehe ich gelassen entgegen. Das Solidarsystem GKV bekommt Unterstützung vom Steuerzahler, weil es gesamtgesellschaftliche Aufgaben übernimmt. Die PKV ist ein Privatsystem, welches sich an der Solidarität nicht beteiligt, und hat deswegen auch kein Anrecht auf einen Steuerzuschuss.
SPIEGEL ONLINE: Wer ist der größte Gewinner der Reform?
Lauterbach: Eindeutig das System der privaten Krankenversicherungen. Die Zwei-Klassen-Medizin bleibt unverändert bestehen, die Entsolidarisierung konnte nicht gestoppt werden. Für diesen Erfolg kann sich die PKV bei der CDU bedanken.
SPIEGEL ONLINE: Halten Sie es für realistisch, dass die SPD mit der Ankündigung von Steuererhöhungen in den nächsten Wahlkampf zieht?
Lauterbach: Was die Themen des nächsten Wahlkampfs in punkto Gesundheit sein werden, hängt davon ab, was der jetzt beschlossene Kompromiss erreicht. Die notwendigen Steuererhöhungen ließen sich in Wahlkämpfen vertreten, wenn man sie in der Koalition gemeinsam beschlossen hätte und dazu auch stehen würde.
SPIEGEL ONLINE: Es heißt immer, dass der jetzige Kompromiss es beiden Volksparteien erlauben würde, unter geänderten Machtverhältnissen in der nächsten Legislaturperiode das System nach ihrem Willen umzugestalten.
Lauterbach: Das stimmt. Eine SPD-geführte Regierung könnte immer noch die Privaten in den Fonds mit einbeziehen und den Steueranteil steigern. Eine CDU-geführte Regierung könnte den Sonderbeitrag, den die Kassen zusätzlich zu den Beiträgen von ihren Versicherten erheben dürfen, zu einer Kopfpauschale ausbauen.
Das Interview führte Carsten Volkery