Analyse zu BWIN
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Eröffnet am: | 18.05.06 08:56 | von: Stonerunner | Anzahl Beiträge: | 1 |
Neuester Beitrag: | 18.05.06 08:56 | von: Stonerunner | Leser gesamt: | 4.402 |
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Anbei wieder eine analyse von den wirtschaftsblatt print-kollegen aus der
aktuellen ausgabe. in der zeitung erscheint die analyse zusätzlich mit einer
peer group-grafik. Abo: www.wirtschaftsblatt.at/abo oder in kombi mit dem
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Betandwin: Wir wetten lieber auf den Weltmeister
Die Einschätzung einer Aktie mit einem aktuellen Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV)
von mehr als 300 ist eine Glaubensfrage: Glaubt man, dass das Unternehmen sich
in der nächsten Zeit so rasant entwickeln kann, dass es den aktuellen Kurs
rechtfertigen kann – oder glaubt man es nicht. Wenn – wie im Fall Betandwin –
das KGV auch auf Grundlage der Analystenschätzungen für das laufende Jahr über
50 liegt, muss man schon an ein Wunder glauben, um den aktuellen Aktienkurs für
realistisch zu halten.
Wunder sind normal
Bei Betandwin sind Wunder freilich normal: Das Unternehmen hat im Vorjahr alle
wichtigen Kennzahlen verdreifacht – nur den Aktienkurs nicht, der hat sich
versechsfacht –, es hat dadurch den Turnaround geschafft und schwarze Zahlen
geschrieben. Und es verspricht heuer nochmals alles zu verdoppeln – jedenfalls
Kunden, Wetten und Wettumsätze. Die Erträge sind nicht zu prognostizieren, die
hängen zu sehr vom Ausgang der Spiele ab, auf die gewettet wird.
In drei Wochen beginnt in Deutschland die Fussball-Weltmeisterschaft, der
wichtigste Umsatzbringer für einen Wettkonzern. Und da es schon im ersten
Quartal gelungen ist, das angestrebte Ziel der Verdoppelung zu erreichen (wenn
auch vor allem durch die im Vorjahr erfolgte Übernahme des
Online-Poker-Anbieters Ongame), ist es nicht unplausibel, dass die Verdoppelung
auch im entscheidenden zweiten und dritten Quartal gelingt (im Vergleichzeitraum
des Vorjahres gab es ja kein vergleichbares Grossereignis).
Spannend wird's freilich danach: Auch für 2007 erwarten die Analysten noch
Umsatzsteigerungen von zumindest 20 Prozent – und 2007 gibt es keinen grossen
Wett-Anlass, der den Wegfall der Fussball-WM ausgleichen kann.
Dafür wollen die Betandwin-Bosse aber bereits heuer vorsorgen: Der Drive der
Kicker soll genutzt werden, um in Südamerika und Asien den Markteintritt zu
schaffen. Und mit entsprechend verbreiterter Basis soll auch künftiges Wachstum
erleichtert werden.
Dafür nimmt Betandwin wieder Verluste in Kauf: „Unsere Priorität ist globales
Wachstum", sagte Co-CEO Norbert Teufelberger anlässlich der Präsentation
der jüngsten Quartalszahlen, „nicht unbedingt Gewinne." Entsprechend
dürften die Analystenschätzungen für den Gewinn je Aktie Makulatur sein – der
sollte nämlich von 26 Cent im Vorjahr schon heuer auf fast zwei Euro und 2007
auf 3,60 Euro steigen. Ein dreistelliges KGV – wenn überhaupt – dürfte also der
ständige Wegbegleiter des Wettanbieters bleiben.
Hohe Marketing-Ausgaben
Denn Expansion kostet Geld. Egal ob zugekauft (Ongame mit einem Brutto-Ertrag
von zuletzt 95 Millionen Euro kostete gut 500 Millionen Euro, die zum Teil per
Kapitalerhöhung finanziert wurden) oder organisch erworben: Marketing-Ausgaben
waren im Vorjahr mit 59 Millionen Euro der grösste Einzelposten in der Gewinn-
und Verlustrechnung nach den Wettgewinnauszahlungen (immerhin 991 Millionen).
Und Marketing-Investitionen entwickeln sich zuweilen selbst zur Sportwette: Der
Traditionsklub 1860 München, mit dem Betandwin einen Sponsorvertrag
abgeschlossen hat, verpasste den Wiederaufstieg in die Bundesliga, dafür hat
der AC Milan – ebenfalls ein Betandwin-Klub – Chancen, auf dem grünen Tisch
Meister Juventus Turin zu beerben, der – haha! – in einen Wettskandal
verwickelt ist.
Vergleichsweise weniger bedeutend sind demgegenüber rechtlicheRahmenbedingungen
– etwa die Diskussion in den USA, Internet-Wetten zu erlauben. Trotz des
bestehenden Verbots sollen bereits jetzt ein Drittel der Internet-Wetter aus
den USA stammen.
Riskante Wette
Die Bewertung einer Aktie mit einem KGV von 300 ist Glaubenssache, haben wir
eingangs gemeint. Nun: Es fällt uns schwer zu glauben, dass Betandwin die
Vorgaben für 2007 einhalten kann – der Erfolg der Fussball-WM ist längst
eingepreist. Wir halten einen Einstieg bei Betandwin daher für eine
hochriskante Wette (die freilich trotzdem aufgehen kann) und würden aus
Risikoaversion lieber auf den neuen Weltmeister setzen als auf einen
Wettanbieter. Brasilien ist ein heisser Tipp.