Essen global: "We fuck the World"
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Eröffnet am: | 28.04.06 13:01 | von: lassmichrein | Anzahl Beiträge: | 22 |
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Lebensziel Abschlachtung: Hühnerfarm, zu sehen in 'We feed the world' (Foto: dpa) | |
Essen global: "We fuck the World"
Von Kerstin Rottmann
Nein, mit dem Genuss haben wir Deutschen es nicht. In keiner westeuropäischen Nation wird so wenig Geld für Nahrungsmittel ausgegeben - etwa ein Zehntel des Monatseinkommen ist es derzeit beim deutschen Durchschnittsbürger, Tendenz fallend. Selbst an höchster Stelle macht die herrschende "Geiz ist geil"-Mentalität offenbar nicht halt. So verkündete unlängst CDU-Politiker Horst Seehofer (derzeit Bundes-Landwirtschaftsminister) bei Sandra Maischberger in der ARD, er gehe alle zwei Wochen für 35 Euro bei Aldi einkaufen, und das reiche ihm.
"Heute kostet Streusplitt mehr als der Weizen, den der Bauer produziert. Und das müssen die Leute wissen. Das müssen die Leute wissen", sagt zu Beginn des Dokumentarfilms denn auch der österreichische Landwirt Hans Schank in die Kamera. Zu sehen ist dabei ein Lastwagen mit Anhänger, der vollgeladen mit Brot durch die nächtliche Stadt fährt. Es ist das Brot vom Vortag, das, so hat Regisseur Erwin Wagenhofer recherchiert, in der Stadt Wien gesammelt und vernichtet wird. Täglich, so sein Ergebnis, wird in Wien genausoviel Brot vernichtet, wie in Graz verbraucht wird. Die Laster, so erfährt der Zuschauer des Films weiter, sie fahren nachts.
Manchmal, so ein Fahrer, blieben ältere Menschen am Straßenrand stehen, wenn sie seine Fuhren sehen. Sie, die einen Weltkrieg und Zeiten der Armut überlebt hätten, könnten nicht fassen, was sie da sehen - dass Berge von frischen Brot einfach weggekarrt und auf den Müll geworfen werden.
Lebensfeindlich, aber legal
Es sind stille, gleichwohl schockierende Bilder genau dieser Art, die den Dokumentarfilm "We feed the World - Essen global" (Wir ernähren die Welt) so sehenswert machen. Ein Jahr lang ist Regisseur Wagenhofer um die Welt gereist und hat die Zusammenhänge zwischen Ernährung und Globalisierung, zwischen Überfluss und Mangel, zwischen schwindender Qualität und steigendem Kostendruck sichtbar zu machen versucht. Aus der Vogelperspektive zu sehen ist eine schier endlose silberne Fläche in der spanischen Hitze - die Stadt Almeria, die mit mittlerweile 25.000 Hektar die größte Anbaufläche Europas ist. In dieser lebensfeindlichen Athmosphäre prosperieren etwa Tomaten, die von meterlangen Zombie-Pflanzen stammen, in Kunststoff gewachsen sind und mit immer demselben, mehrfach gefilterten Wasser gepflegt werden. Jeder Europäer isst jährlich zehn Kilogramm dieser Früchte. Die Anbaufläche wächst, und das Wasser dort wird immer knapper.
Tod am Fließband
Zu sehen sind auch schon vergammelt wirkende Fische, die von den hochtechnisierten Tiefseeflotten der großen Reedereien generalstabsmäßig abgefischt werden. "Also so was würde ich nicht essen. Wir sagen, es ist nicht zum Essen, es ist nur zum Verkaufen", sagt dazu schulterzuckend ein französischer Fischhändler. Und da sind natürlich auch die Tausende von Hühnern - bis zu 70.000 Hühner werden in einer einzigen modernen Produktionsanlagen vom Tier zur Ware -, die innerhalb von nur acht Wochen vom Ei zum Essen werden. Hybridhühner werden die kleinen, künstlich ausgebrüteten Küken genannt, die von riesigen Maschinen vorsortiert und später im Akkord per Stromstoß getötet werden. 736 Millionen Kilo Hähnchenfleisch essen die Deutschen im Jahr.
In Österreich haben bereits 190.000 Menschen den Film gesehen, er ist damit der bislang erfolgreichste Dokumentarfilm des Landes nach dem Zweiten Weltkrieg. Dabei ist "We Feed the World" keine leichte Kost. Wagenhofer verzichtet auf Polemik, aufpeitschende Musik und wagemutige Guerilla-Einsätze à la Michael Moore. Die waren auch gar nicht nötig. "Es hat uns nicht interessiert, etwas Verbotenes aufzudecken", sagt der Regisseur selbst. "Es ist nichts in diesem Film, was außerhalb des legalen Rahmens ist. Es ist alles gesetzlich gedeckt."
Die Stimme des Jean Ziegler
Dennoch gibt es klare Kritik, von dem Mann, der das ganze Projekt durch sein Engagement ins Rollen gebracht hat. Jean Ziegler, Sonderberichterstatter der UN für das Recht auf Nahrung, spricht unangenehme Wahrheiten wie diese aus: "Die Weltlandwirtschaft könnte ohne Problem zwölf Milliarden Menschen ernähren. Das heißt, ein Kind, das heute an Hunger stirbt, wird ermordet", bringt er es auf den Punkt.
Und er nennt die Zahlen, die das komplizierte Geflecht aus Agrarsubventionen, Weltbank-Engagement und Industrieinteressen ein bisschen übersichtlicher machen: 500 Firmen erwirtschafteten etwa im Jahr 2004 52 Prozent des weltweiten Bruttosozialproduktes. Auf der Strecke bleiben die kleinen Bauern, etwa in Brasilien, die, so zeigt es der Film, noch nicht einmal sauberes Wasser für ihre Kinder haben. Ebenfalls klare Worte findet einer, der selbst an der Vernichtung der traditionellen Landwirtschaft mitgewirkt hat: der Produktionsleiter des Saatgut-Produzenten Pioneer Rumänien, Karl Otrok. Pioneer ist der weltweit größter Hersteller sogenannte Hybridsamen. Die schaffen makellose Früchte, machen die Bauern aber abhängig, den das Saatgut muss jedes Jahr neu gekauft werden.
Da steht er nun, inmitten einer lieblichen Landschaft, in der die Menschen noch per Hand ernten und sagte den Satz, mit dem für den Film geworben wird: "We fucked up the west and now we are coming to Romania, we will fuck all the agriculture here. Aber wie gesagt, ein Konzern ist eben ein Konzern. Ein Konzern hat kein Herz." Systemkritiker Otrok ist mittlerweile in Pension, Pioneer expandiert weiter.
Was können wir tun?
Nein, "We feed the World" ist kein angenehmer Film für den Zuschauer. Überdeutlich ist zu sehen, dass er selbst mit seinen Konsumgewohnheiten direkt mitverantwortlich ist. Dabei ist ein kleines Stückchen Weltverbesserung ja gar nicht so schwer, erläutert der Filmemacher, und erklärt so auch das "Wir" im englischen Titel. Etwa, in dem man Bioprodukte kauft, auf die regionale Herkunft achtet und Saisonware bevorzugt - und eben nicht im Winter die Zombie-Tomaten aus Almeria verspeist. Das ist ein Anfang, aber eben nicht genug.
Erwin Wagenhofers rund 96 Minuten langer Film zeigt auch, dass das ganze globale System der Hochleistungs-Landwirtschaft, der Agrar-Subventionen und der ungleichen Handelsbeziehungen an sich krankt. UN-Botschafter Ziegler selbst hofft auf die Reform innerhalb des Systems, auf die Demokratie und auf mündige Bürger, die die Politiker per Wahlurne zu Korrekturen ermuntern werden. Viel Hoffnung aber macht "We feed the World" hier nicht. Geflügelzüchter Hannes Schulz bringt sein Gefühl so auf den Punkt: "Der Einkäufer und der Konsument haben keine Ahnung mehr, wie was funktioniert und wie was gemacht wird. Weltfremder werden die Leute und brutaler und härter. An sich interessiert den Handel der Preis, der Geschmack ist kein Kriterium." Auch in Deutschland nicht, siehe oben.
(N24.de, Netzeitung)
Externe Links:
Offizielle Website des Films
Fü Fün Fünü Fünün Fününü Fününününününününününü...
schließlich lebt die kapitalistische welt ganz gut von der armut der anderen...
Auf dieser welt müsste wirklich keiner hunger leiden.
hab den Film zwar noch nicht gesehen (werde ihn mir aber definitiv ansehen, obwohl ich weiss das es mir danch nichjt gut gehen wird), aber auch schon was darüber gehört, gelesen und gesehen...
Sollte ein Pflichtfilm für ALLE werden!
Gruß
Hadschi Halef Omar Ben Hadschi Abul Abbas Ibn Hadschi Dawud al Gossarah
Und der Bauer in Brasilien soll sich halt ne Filteranlage für Wasser hinstellen, die Sau! Seinen eigenen Kindern kein sauberes Wasser hinstellen und selbst gut von der Globalisierung leben - krieg ich nen Fön bei sowas!!
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VIVA ARIVA!
Würde er doch vor paar Wochen dort gesichtet!!
Fü Fün Fünü Fünün Fününü Fününününününününününü...
eigendlich darstellen??
Nicht mal hier hat man von diesem lästigen nervtötenden froschklingelton seine Ruhe!!!
bitte um Löschung!!!!!!!!!!!!!!!!!!!
Fü Fün Fünü Fünün Fününü Fününününününününününü...
Servus
boersenjunky
-- reich wird man nicht durch das, was man verdient, sondern durch das, was man nicht ausgibt.--
Servus
boersenjunky
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Servus
boersenjunky
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Auf der anderen Seite der Erdkugel existiert der Hunger - im Überfluß. Dabei müßte das nicht sein. Die Erde gibt mehr als genug her, daß alle davon satt werden könnten. Es werden insgesamt so viel Lebensmittel produziert, daß die Welt damit 12 Milliarden Menschen ernähren könnte. Hunger und Verschwendung, Nahrungsmittelknappheit und Lebensmittelüberschüsse - das ist das Thema des österreichischen Dokumentarfilms „We feed the World“, der gerade auch hierzulande in den Kinos angelaufen ist und wie schon vorher in der Alpenrepublik aller Unappetitlichkeit zum Trotz großen Zulauf hat.
Entwicklungshilfe hat versagt
Warum schafft die Welt es immer noch nicht, alle ihre Menschen zu ernähren - obwohl sie Nahrungsmittel im Überfluß produziert? Nach den Zahlen der Welternährungsorganisation FAO hungern 852 Millionen Menschen auf der Welt. Mehr noch: Während die Ernährungsindustrie immer neue Produktivitätsrekorde erzielt, geht es den Hungernden gleichwohl nicht substantiell besser.
Die Entwicklungshilfe hat weitgehend versagt. Mehr als 2 Billionen Dollar hat der Westen in den vergangenen 50 Jahren für Entwicklungshilfe ausgegeben. Und wenig hat es für die Hunger- und Armutsbekämpfung gebracht. Schlimmer noch: Die Hilfe ist vielerorts zur Falle mutiert und hat die Entwicklungsländer in eine verheerende Abhängigkeit getrieben.
Die „grüne Revolution“ hat sie überrollt
„Die Entwicklungsländer sind Nahrungsmittelimporteure geworden“, sagt der Berliner Agrarökonom Harald von Witzke. Das war nicht immer so. Noch in den 60er Jahren wiesen die Länder einen Exportüberschuß auf. Heute wenden sie zusammengenommen 11 Milliarden Dollar auf, um Nahrungsmittel auf dem Weltmarkt einzukaufen - mit steigender Tendenz. Witzke sagt: „Die Bevölkerung wird ausschließlich in den Entwicklungsländern wachsen. Weil diese Länder nicht in der Lage sind, genügend Nahrungsmittel zu produzieren, werden sie gezwungen sein, in 15 Jahren für 50 Milliarden Dollar auf dem Weltmarkt einzukaufen.“ Überfluß und Hunger würden weiter auseinanderklaffen.
Die Gründe für die Abhängigkeit der armen Länder liegen nicht nur in der Entwicklungshilfe. Sie liegen in den gigantischen Produktivitätsfortschritten westlicher Nahrungsmittelproduktion, die die Preise über Jahre haben sinken lassen. Die armen Länder kamen nicht mit, die „grüne Revolution“ der 60er und 70er Jahre hat sie schlicht überrollt. Mehr als billige Arbeitskräfte konnten sie nicht bieten, wo doch die Nahrungsmittelproduktion ein kapital- und wissensintensives Geschäft geworden ist und billige Arbeitskräfte und ein günstiges Klima allein keine Vorteile mehr sind. Billige Produkte auf dem Weltmarkt haben die Anreize für die armen Länder erhöht, sich dort zu versorgen. Die eigene Landwirtschaft verloren sie aus dem Blick. Die milliardenschweren Subventionen des Westens taten ein übriges dazu, die Weltmarktpreise zu drücken. Der eigentliche Grund für die Misere sind sie nicht.
Die Lösung liegt bei den Ländern selbst
Hunger und Überfluß - das sind Parallelprobleme. Aber leider ist es nicht so einfach, daß nur die Reichen weniger essen müßten, damit die Armen nicht mehr hungern. „Zwar schätzt die Weltgesundheitsorganisation, daß es weltweit mit über 1 Milliarde Übergewichtigen und Fettleibigen mehr Dicke als Hungernde gibt“, sagt der ehemalige Beigeordnete FAO-Generaldirektor und Wissenschaftler Hartwig de Haen, „aber die Bekämpfung der Übergewichtigkeit wird den Hunger nicht beseitigen.“ Das heißt: Weniger Verschwendung von Lebensmitteln in den Industrienationen hilft den Ärmsten der Armen noch lange nicht.
Die Lösung des Paradoxons vom Hunger im Überfluß liegt vor allem in den Ländern selbst. „Die Entwicklungsländer müssen die wirtschaftliche Kraft entwickeln, damit sie jene 50 Milliarden Dollar in Zukunft werden bezahlen können, die sie brauchen, um sich mit Nahrungsmitteln zu versorgen“, sagt Witzke. Oder: Sie müssen sich in einem ersten Schritt aus der Klammer des Westens lösen. „Die Entwicklungsländer sollten versuchen, nicht mehr so stark von Nahrungsimporten aus den reichen Ländern abhängig zu sein“, sagt de Haen. Davon aber sind die ärmsten Länder weiter denn je entfernt. „Bei den 49 am wenigsten entwickelten Ländern reichen die Exporte von Kaffee, Kakao und Zucker nicht mehr aus, um die Einfuhr von Getreide, Fleisch und Milch zu bezahlen.“
Investitionen in die Landwirtschaft
Die Folgen, die die Ökonomen sehen, sind verheerend: eine sich immer schneller drehende Spirale in höhere Verschuldung und schließlich Nahrungsmittelhilfen, die wiederum die Abhängigkeit erhöhen. Dabei klingt die Lösung des Problems allzu plausibel. „Das Potential der armen Länder in der Landwirtschaft muß viel stärker genutzt werden“, sagt de Haen. „Das ist die Grundvoraussetzung für die Hungerbekämpfung.“
Inzwischen sei erwiesen, daß die Investitionen in die Infrastruktur für die Landwirtschaft den höchsten Effekt beim Armutsabbau erzielen“, sagt der ehemalige FAO-Direktor. Hier sollten Entwicklungshilfe und die Entwicklungsländer ansetzen. Doch passiert ist bislang leider das Gegenteil. Die Entwicklungsländer haben sich um ihre Bauern nicht gekümmert.
Text: Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 30.04.2006
wird das Futter wohl aus´m KDW ein geflogen ...
Einma im Jahr satt werden.