Bush droht Katrinagate
Das Wasser beginnt zu sinken, doch das Chaos bleibt: Noch immer warten Tausende Opfer des Hurrikans "Katrina" auf Hilfe, verwesende Leichen treiben durch die Straßen von New Orleans. Die Enttäuschung über die Regierung Bush ist groß. Auch immer mehr Journalisten platzt vor laufender Kamera der Kragen.
HB WASHINGTON. „Herr Gott noch mal, seid ihr denn blind?" schreit eine Frau den Chef der Washingtoner Behörde für Katastrophenschutz, Michael Brown, an. „Ihr klopft euch gegenseitig auf die Schulter, während hier die Menschen sterben.“ Die Frau ist kein Hurrikan-Opfer, sie ist eine Reporterin des US-Fernsehsenders MSNBC. So sehr hat sie das Elend getroffen, dass sie sich nicht mehr zurückhalten kann. Und nicht nur sie.
Die ersten US-Medien sprechen von „Katrinagate“, der größten Herausforderung für das gesamte politische Establishment seit der Watergate-Affäre in den siebziger Jahren um Richard Nixon. Wohl seit Jahrzehnten nicht mehr sind Fernsehen, Rundfunk und Zeitungen in den USA so gnadenlos mit ihrem Präsidenten und dem gigantischen Washingtoner Behördenapparat umgegangen wie in diesen Tagen. Auch jetzt, da die Hilfsmaßnahmen auf breiter Front angelaufen sind und die Flut in New Orleans zurückgeht, hält die der Kritik an den Versäumnissen der Regierung an - denen bei der Vorbereitung auf die Katastrophe und danach.
Aber es ist weitaus mehr als ein distanziertes Urteil: Noch nie zuvor, so meinen viele Beobachter, sind US-Reporter so direkt, so emotional selbst zu wütenden Anklägern geworden. Sie erzählen nicht nur eine Geschichte, sondern sie sind selbst ein Teil davon geworden. „Hat „Katrina“ die US-Medien gerettet?“ fragt vor diesem Hintergrund Matt Wells von den britischen BBC News, der eine möglicherweise historische Wende in der Washingtoner Presse wittert.
Reporter zwischen Wut und Trauer
Tatsächlich: War die Washingtoner Reaktion auf „Katrina“ langsam, so auch die der Medien. Bis Freitag hatten die Reporter vor Ort selbst große Mühe, das Ausmaß des Elends, des Todes zu erfassen. Gewohnt, auch vergleichweise harmlose Stürme zu stundenlangen Programmfüllern zu machen, sich mit wehenden Haaren und flatternden Südwestern scheinbar heldenhaft der Wut von Stürmen auszusetzen, die im Vergleich zu „Katrina“ eher ein Säuseln waren, kam nun für sie der „Big One“. Fassungslos, erst langsam begreifend, stolperten vor allem die Fernsehreporter durch die ersten Stunden der Berichterstattung.
Dann kamen die Emotionen. Eine CNN-Reporterin brach in Tränen aus, konnte nur mühsam sprechen, als sie über die nach Hilfe schreienden Menschen auf den Dächern in Louisiana berichtete. Auch andere Journalisten schilderten, was sie sahen, mit gebrochener Stimme. Dann rollte die Welle der Washingtoner Behördenvertreter an und damit der Pressekonferenzen, auf denen der eine Politiker dem anderen dankte - für den großartigen unermüdlichen Einsatz. Und damit kam die Wut.
„Dies ist nicht Irak, dies ist nicht Somalia, dies ist unsere Heimat“, rief ein NBC-Fernsehreporter aus. Ein normalerweise stoisch-ruhiger ABC-Moderator, Ted Koppel, fährt Michael Brown in einem Interview direkt an, weil dieser keine Angaben über die Zahl der Flüchtlinge im Convention Center in New Orleans machen kann. „Schaut ihr Leute euch denn kein Fernsehen an?“ wettert der Fernsehveteran. „Hört ihr Leute denn niemals Radio? Unsere Reporter haben darüber (die Flüchtlinge) schon länger als heute berichtet.“
Einem CNN-Reporter platzt vor laufenden Kameras der Kragen, als Senatorin Mary Landrieu in einem Interview lobend auf ein vom Kongress verabschiedetes Hilfspaket verweist. „Entschuldigen Sie, Senatorin“, funkt er dazwischen, „es tut mir Leid, wenn ich Sie unterbreche. Ich habe davon noch nichts gehört, weil ich in den letzten vier Tagen damit beschäftigt war, Tote hier auf den Straßen zu sehen. Und wenn ich höre, wie der eine Politiker hier den anderen beglückwünscht...Da war gestern eine Leiche auf der Straße, die von den Ratten angefressen wurde, weil der Körper schon seit 48 Stunden dort lag...“
Auch Fox News wird abtrünnig
Wenn bei Präsident George W. Bush da noch nicht die Alarmglocken schrillten, so wohl spätestens dann, als auch der ihm sonst so wohl gesonnene Sender Fox News Zeichen von Abtrünnigkeit zeigte. Als einer seiner Reporter mit dem Hinweis auf die Gefahren durch Plünderer auf einen anderen Platz verwiesen wurde, sagte er spitz ins Mikrofon: „Diese Leute sind verzweifelt. Warum sollten sie nicht versuchen, Wasser und Essen von uns zu stehlen?“
Der Bürgermeister von New Orleans, Ray Nagin, fürchtet bis zu 10 000 Tote in Folge des Hurrikans. Er halte eine solche Größenordnung für denkbar, habe aber keine genauen Zahlen, sagte er. Die Behörden schätzen, bei den Aufräumarbeiten noch tausende Tote in den Häusern zu finden. Das Hochwasser in der einstigen Jazzmetropole sank am Dienstag langsam, nachdem Ingenieure einen Damm repariert hatten.
Experteneinschätzungen zufolge dürfte es allerdings noch an die 80 Tage dauern, bis die Stadt leer gepumpt ist. Die Polizei forderte die verbliebenen Einwohner zum Verlassen der Stadt auf. Insgesamt könnten in den betroffenen Südstaaten mehr als eine Million Menschen ihr Zuhause verloren haben.
Die offizielle Totenzahl liegt in Mississippi deutlich über 100, viele sind noch nicht registriert. In Louisiana sind gibt es offiziell 59 Todesopfer, dort fürchten Behörden ein dramatisches Ansteigen in den kommenden Tagen.
Kritik am Krisenmanagement der Regierung dauert an
Obwohl Polizei und Soldaten die Bewohner auffordern, die Stadt zu verlassen, weigern sich viele. „Wir versuchen sie zu überzeugen, dass es sinnlos ist zu bleiben - es gibt weder Arbeit noch Lebensmittel“, sagte der Polizeichef der Stadt, Warren Riley, am Montagabend (Ortszeit). Im stinkende Wasser trieben Leichen, Abfälle und Öl aus zerbrochenen Tanks.
Die US-Regierung bereitet sich derweil auf weitere Hilfsmaßnahmen vor. Die Kongressabgeordneten wollen heute nach Washington zurückkehren, um über weitere Unterstützung für die Flutopfer zu beraten. Doch die Kritik am Krisenmanagement der Regierung dauert an.
Ich hoffe einfach, dass die Halbwertzeit des Langzeitgedächtnis der Amis nicht unter 20 Tagen liegt, sonst werden wir diesen geistigen Tiefflieger nie los.
Newscasters, sick of official lies and stonewalling, finally start snarling.
By Jack Shafer
Posted Friday, Sept. 2, 2005, at 2:36 PM PT
Anderson Cooper: no more Mr. Nice Guy
A former deputy chief of FEMA told Knight Ridder Newspapers yesterday (Sept. 1) that there "are two kinds of levees—the ones that breached and the ones that will be breached." A similar aphorism applies to broadcasters: They come in two varieties, the ones that have gone stark, raving mad on air and the ones who will.
In the last couple of days, many of the broadcasters reporting from the bowl-shaped toxic waste dump that was once the city of New Orleans have stopped playing the role of wind-swept wet men facing down a big storm to become public advocates for the poor, the displaced, the starving, the dying, and the dead.
Last night, CNN's Anderson Cooper abandoned the old persona to throttle Sen. Mary Landrieu, D-La., in a live interview. (See the video or read the transcript.)
"Does the federal government bear responsibility for what is happening now? Should they apologize for what is happening now?" Cooper opened.
As if campaigning before the local Democratic Ladies' Club lunch, Landrieu sing-songed back, "Anderson, there will be plenty of time to discuss all of those issues, about why, and how, and what, and if." She went on to thank President Bush, President Clinton, former President Bush, Senators Frist and Reid, and "all leaders that are coming to Louisiana, and Mississippi, and Alabama, "for their help.
Her condescending filibuster continued: "Anderson, tonight, I don't know if you've heard—maybe you all have announced it—but Congress is going to an unprecedented session to pass a $10 billion supplemental bill tonight to keep FEMA and the Red Cross up and operating."
Cooper suspended the traditional TV rules of decorum and, approaching tears of fury, said:
Excuse me, Senator, I'm sorry for interrupting. I haven't heard that, because, for the last four days, I've been seeing dead bodies in the streets here in Mississippi. And to listen to politicians thanking each other and complimenting each other, you know, I got to tell you, there are a lot of people here who are very upset, and very angry, and very frustrated.
And when they hear politicians slap—you know, thanking one another, it just, you know, it kind of cuts them the wrong way right now, because literally there was a body on the streets of this town yesterday being eaten by rats because this woman had been laying in the street for 48 hours. And there's not enough facilities to take her up.
Do you get the anger that is out here? …
I mean, I know you say there's a time and a place for, kind of, you know, looking back, but this seems to be the time and the place. I mean, there are people who want answers, and there are people who want someone to stand up and say, "You know what? We should have done more. Are all the assets being brought to bear?"
Landrieu kept her cool, probably because she's in Baton Rouge, while the stink of corpses caused Cooper to tremble in rage all the way to the commercial break.
Yesterday, on NPR's All Things Considered, Robert Siegel didn't get medieval on Secretary of Homeland Security Michael Chertoff, in part because the microphones there are specially fabricated to decant all emotion from the voices of their reporters. But Siegel aggressively blocked every escape route that Chertoff took to evade hard questions about "corpses" and "human waste" piling up at the city's convention center, where thousands were stranded without provisions. (Siegel gets tough at about minute four in the audio clip.)
Siegel kept asking Chertoff how long it would take to serve or rescue these people, and a couple times Chertoff answered that the government was doing a great job at the Superdome.
When he cautioned Siegel about the danger of relying on "anecdotal" "rumors" of people in dire straits, Siegel said, no—these are facts presented by reporters who have covered war zones. There are 2,000 people at the convention center in need, he said. Having finally broken through the steel plate that is Chertoff's skull, the secretary confessed he hadn't heard those reports—reports that the television networks were documenting, live, with their cameras. Chertoff promised he'd look into the matter.
Several readers directed me to CNN reporter Miles O'Brien's hard-boiled interview with Mississippi Gov. Haley Barbour in which he repeatedly invited the governor to agree with him that the federal government had "dropped the ball." When Barbour demurred on this and other points of culpability, O'Brien came back at him without the politesse reporters usually extend to dissembling pols.
I recall Andrea Mitchell all but editorializing on NBC the other night about Congress taking its sweet time to reconvene and pass a hurricane-relief bill … Fox News Channel's Shepard Smith chasing after a mute police officer down the New Orleans freeway overpass and asking in outrage when the stranded would get help … and MSNBC's Joe Scarborough in Biloxi transforming himself into the voice of the disenfranchised to put in a good word for the looters:
You got to understand that these are people who have young babies who haven't had water in four days, in some cases, haven't had formula, haven't had basic necessities. I just wonder what you would do, what I would do if we were in a situation where our 15-month-old child or our 2-year-old baby needed something to stay alive. I don't know what you would do. I know I would do anything it took to get what they needed.
Now, I should be getting it from the federal government if I am in New Orleans, from the state government. But I will tell you what. It is amateur hour, and it has been amateur hour over the past four or five days. This is completely different, friends, from the way the crises were handled in Florida last year, four hurricanes, two of them major, it was handled with ruthless efficiency. I know. I was there. That is not happening tonight in New Orleans.
This morning the discontent spread to the anchor booth at CNN, as Wonkette notes, when Soledad O'Brien openly mocked FEMA in an interview with its director, Michael Brown:
As you can tell, the situation clearly is deteriorating. You've got armed bandits roving the streets. They're heavily armed. You've got people living out on the streets with absolutely no protection, no help whatsoever, no food, no water. How many armed National Guardsmen do you have on the ground right now? …
How is it possible that we're getting better intel than you're getting? …
FEMA has been on the ground for four days, going into the fifth day. Why no massive airdrop of food and water? In Banda Aceh, in Indonesia, they got food dropped two days after the tsunami struck. …
It's five days that FEMA has been on the ground. The head of police says it's been five days that FEMA has been there. The mayor, the former mayor, putting out SOS's on Tuesday morning, crying on national television, saying please send in some troops. So the idea that, yes, I understand that you're feeding people and trying to get in there now, but it's Friday. It's Friday. …
CNN anchor Jack Cafferty growled about the media coverage of Katrina's victims yesterday on Wolf Blitzer's The Situation Room, name-checking me and citing my Wednesday column about the broadcasters' failure to acknowledge the race and economic class of the hardest-hit.
Said Cafferty:
We knew it was coming. And yet, the poorest and the neediest and the most helpless of those in New Orleans, well, they're still there, aren't they? Despite the many angles of this tragedy—and lord knows there've been a lot of them in New Orleans—there is a great big elephant in the living room that the media seems content to ignore.
That would be until now. Slate.com's Jack Shafer wrote today in his column that television coverage has shied away from talking about race and class. Shafer says that we in the media are ignoring the fact that almost all of the victims in New Orleans are black and poor. And he's right. Almost every person we've seen, from the families stranded on their rooftops waiting to be rescued, to the looters, to the people holed up in the Superdome, are black and poor.
Many of them didn't follow the evacuation orders because they didn't have the means to get out of town. They just couldn't do it. A lot of them are sick, a lot of them don't have cars, a lot of them just didn't have the means to leave "The Big Easy." And they're still there.
This gave the Washington-based Blitzer a perfect opening to comment on race and class, but he stumbled and fell into a "Campanis moment." While airing file footage of victims trudging through hip-deep water looking for help, Blitzer, no racist, said:
You simply get chills every time you see these poor individuals, as Jack Cafferty just pointed out, so tragically, so many of these people, almost all of them that we see, are so poor and they are so black, and this is going to raise lots of questions for people who are watching this story unfold. [Emphasis added.] [Watch the video.]
(Note to Blitzer: You might be one of those guys, like Campanis, who shouldn't talk about race extemporaneously. Next time, try channeling your outrage from the pages of a well-thought-out news script.)
The rebellion of the talking heads reached its culmination today as CNN.com contrasted "the official version" of events in New Orleans with its "in-the-trenches" account by its reporters and authoritative sources. Muted compared to the on-air growling, the Web story still portrays the government as a pack of liars, or worse, as bumbling idiots. The broadcasters' angry dispatches break with the "public face" they usually give their work: polite, patient, neutral, generous. A steady diet of such confrontational reporting would probably be as edifying as a Jerry Springer show. But when the going gets this tough—when government incompetence and lies become so insurmountable—sometimes the only way to get the story is by getting mad.
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Get this: Rush Limbaugh called me a liberal on his show yesterday for my Wednesday column about the news broadcasters' general neglect of race and class. Said Limbaugh, "The whole purpose of this story for Mr. Shafer and these stories on these lower level websites that hopefully they think will percolate to the mainstream press is to eventually indict the American way of life, to indict the American culture, to indict the American society as inherently unfair and racist." I can't wait to impress my friends at the American Prospect by sending the transcript over. Meanwhile, call me a communist, a fascist, a neo-con, an anarcho-syndicalist, or late to dinner via e-mail: slate.pressbox@gmail.com. (E-mail may be quoted unless the writer stipulates otherwise.)
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"Es wird die Nation aufwecken"
Auch eine Woche nach dem verheerenden Hurrikan "Katrina" lässt sich über die Zahl der Toten nur spekulieren. Der Bürgermeister des besonders schwer getroffenen New Orleans, Ray Nagin, schloss aber zuletzt nicht aus, dass bis zu 10.000 Menschen in dem Sturm und den Fluten starben. "Es wird furchtbar, und es wird die Nation noch einmal aufwecken", sagte er dem Sender NBC.
Nagin warnte die Bürger eindringlich vor Epidemien. Leichen verwesten im Wasser, Mücken brüteten in den überfluteten Regionen und verbreiteten dann neue Krankheiten, sagte er. Im Pentagon gibt es dem Sender CNN zufolge Überlegungen, die überfluteten Gebiete mit Insektiziden zu besprühen. Damit solle die Vermehrung der Mücken gestoppt werden, die unter anderem das West-Nil-Virus verbreiten, das Hirnhautentzündung auslösen kann.
Das Wasser geht - langsamDas Wasser in der bis zu 80 Prozent überfluteten Stadt New Orleans geht unterdessen allmählich zurück. Nachdem die ersten Pumpen repariert sind, wird das Wasser aus den Straßen abgesaugt und in den Pontchartrain-See geleitet, berichtete der Nachrichtensender CNN. Nach Einschätzung von Experten könnte es aber bis zu 80 Tage dauern, bis die Stadt vollkommen leergepumpt ist.
Weiter katastrophale Zustände. Die katastrophalen Zustände in New Orleans halten jedoch an. Noch immer steht das Wasser knietief in vielen Straßen, tausende warten auf Rettung. Polizei und Soldaten forderten zahlreiche Bewohner, die noch in ihren Häusern aussharren auf, die Stadt zu verlassen: "Wir versuchen sie zu überzeugen, dass es sinnlos ist zu bleiben - es gibt weder Arbeit noch Lebensmittel", sagte der Polizeichef der Stadt, Warren Riley. Im stinkende Wasser trieben Leichen, Abfälle und Öl aus zerbrochenen Tanks.
Umweltkatastrophe vorprogrammiert?Das aus New Orleans abgepumpte Wasser ist nach Einschätzung von Experten so stark mit Giftstoffen belastet, dass es eine Umweltkatastrophe auslösen könnte. Rodney Mallet vom US-Umweltamt Louisiana erklärte, ein Fischsterben und schwere Schäden an den empfindlichen Sumpfgebieten der Region könnten die Folge sein. Gleichwohl sah auch er keine Alternative zum Abpumpen des Wassers. Drastischer formulierte es der Toxikologe Harold Zeliger: "Faktisch wird es alles in diesen Gewässern töten".
Bundesgelder für Flüchtlingshilfe
US-Präsident George W. Bush hatte zuvor bei seinem zweiten Besuch des Katastrophengebiets eingeräumt, dass es noch viel zu tun gebe. Am Sonntag hatte das Weiße Haus mit Notstandsregelungen in acht weiteren Bundesstaaten den Weg für die Vergabe von Bundesgeldern für die Flüchtlingshilfe freigemacht. Insgesamt sind nach Angaben der Regierung in Washington mehr als 270.000 Menschen in Notunterkünften registriert worden. 16 US-Bundesstaaten hätten obdachlos gewordene Menschen aufgenommen, teilte das Ministerium für Heimatschutz in Washington mit.
Die Kritik wird schärfer. Der Ton gegenüber Regierung und Behörden, denen ein Versagen in den ersten Tagen nach dem Sturm vorgeworfen wird, wurde noch einmal schärfer. Einige US-Medien sprechen inzwischen von "Katrinagate" - in Anlehnung an den Watergate-Skandal um Ex-Präsident Richard Nixon in den 70er Jahren.
Besonders in der Kritik steht die Behörde für Katastrophenschutz Fema. Die größte Zeitung im US-Staat Louisiana, die "Times-Picayune", druckte einen offenen Brief an US-Präsident George W. Bush ab, in dem dieser aufgefordert wurde, alle Beamten der Behörde wegen Unfähigkeit zu entlassen.
Noch deutlicher wurden örtliche Politiker aus dem Katastrophengebiet: Die Bürokratie habe Menschen im Großraum New Orleans auf dem Gewissen, sagte der Präsident des Vorortes Jefferson Parish, Aaron Broussard
Von Michael Backfisch, Handelsblatt
Manche in Europa scheinen in diesen Tagen endgültig den Stab über den USA zu brechen. Ihr Argument: Das völlig desolate Katastrophenmanagement beweise, dass die einzig verbliebene Supermacht regierungstechnisch ein „Dritte-Welt-Zwerg“ sei, ein moralisches Niemandsland, in dem die Armen, Schwachen und Schwarzen vor die Hunde gingen. Die Hochburg des Turbokapitalismus sei in Wahrheit ein Exerzierfeld des Darwinismus, in dem Werte wie Gerechtigkeit und Solidarität mit Füßen getreten würden, heißt es.
Diese Kritik ist besserwisserisch, selbstgerecht und verkennt die Stärken der amerikanischen Gesellschaft: Kaum ein Land in der Welt weist mehr individuelles Engagement, wirtschaftliche Dynamik und Flexibilität sowie Bürgersinn auf. Der eine oder andere selbst ernannte Richter in Europa könnte sich davon vermutlich eine Scheibe abschneiden.
Dies soll jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass die US-Regierung beim Krisenmanagement von „Katrina“ auf der ganzen Linie versagt hat. Der Hurrikan war tagelang als gewaltiger Wirbelsturm angekündigt worden. Das Nationale Hurrikan-Zentrum hatte die Bundesbehörden noch 32 Stunden vor Ankunft des Sturms vor möglichen Dammbrüchen mit verheerenden Folgen gewarnt.
Doch Washington blieb untätig: Es gab weder einen Masterplan für die Evakuierung der Bevölkerung noch für die Lieferung von Hilfsgütern. Das federführende Heimatschutzministerium erwies sich als ohnmächtig, während Tausende Menschen in den Fluten starben. Das führt nicht zuletzt zu der grausigen Erkenntnis, dass Amerika für den Fall eines Terroranschlags mit Bio- oder Chemiewaffen denkbar schlecht gerüstet wäre.
Für die Regierung bedeutet dies ein Fiasko. Denn das Weiße Haus hatte immer wieder betont, dass die Bevölkerung mit einer weiteren Terrorattacke rechnen müsse. Präsident George W. Bush präsentierte sich als Gralshüter des Antiterrorkampfes und schuf im März 2003 die Mammutbehörde des Heimatschutzministeriums, in dem mehr als 20 Bundesorganisationen aufgingen. Auch das Amt für Katastrophenschutz (Fema), dem zudem jahrelang die Mittel gekürzt wurden, presste die Regierung in die Schablone der Terrorabwehr. Noch vor wenigen Wochen veröffentlichte die Aufsichtsbehörde des Kongresses einen Bericht, wonach sich Katastrophenschützer darüber beschwerten, dass sich ihre Ausbildung zu sehr auf Terror fokussiere. Die Bewältigung von Naturkatastrophen werde dadurch vernachlässigt.
Aber selbst wenn man der Terrorgefahr absolute Priorität einräumt: Wieso gibt es vier Jahre nach dem 11. September keinen Evakuierungsplan für jede größere amerikanische Stadt? Genau das hätte New Orleans jetzt gebraucht. Das Desaster lehrt, dass die Administration ihre Hausaufgaben nicht gemacht hat.
Natürlich ist die Bewältigung von Katastrophen auch Sache der Bundesstaaten und Kommunen. Aber gerade der Süden, der besonders unter den Wirbelstürmen zu leiden hat, ist arm. Es fehlt an Geld für Ausrüstung und Personal. Daher trägt die Bundesregierung für größere Katastrophen die Hauptverantwortung. Neben der offenkundigen Fehlkonstruktion des bürokratischen Molochs Heimat-schutzministerium gibt es auch eklatante Führungsmängel an der Spitze. So war der Chef des Amts für Katastrophenschutz, Michael Brown, seiner Aufgabe offensichtlich nicht gewachsen.
Erst behauptete er im Fernsehen, man sei für massive Hurrikanschäden gerüstet, dann schob er kleinlaut nach, seine Behörde habe den Sturm unterschätzt. Der Präsident täte gut daran, den ehemaligen Leiter von Pferdeshows rasch abzusetzen.
Bush scheint allerdings selbst angeschlagen. Der Mann, der sich in den Tagen nach dem 11. September als Krisenpräsident definierte, ist derzeit nur ein Schatten seiner selbst. Seine Umarmungsgesten für Hurrikan-Opfer wirken einstudiert, seine Worte sind hölzern. Es kommt kein Trost, kein Appell zur nationalen Kraftanstrengung. Zwischen Bush und dem Desaster scheint eine riesige unsichtbare Wand zu stehen.
Kein Wunder, dass sich die US-Medien auf den Präsidenten eingeschossen haben wie noch nie. So geißelt die „New York Times“ Bushs „tödliche Inkompetenz“, „Newsweek“ diagnostiziert eine „merkwürdige Lähmung“ im Weißen Haus. Doch das ist nichts gegen den knochentrockenen Kommentar William Kristols vom erzkonservativen „Weekly Standard“: „Die Clinton-Regierung hätte bei der Bekämpfung von ,Katrina’ einen besseren Job gemacht.“
HANDELSBLATT, Mittwoch, 07. September 2005, 10:03 Uhr
Nach der massiven Kritik am Krisenmanagement im Katastrophengebiet um New Orleans hat US-Präsident George W. Bush eine Untersuchung unter seiner persönlichen Führung angekündigt. Die Bürokratie werde der Hilfe nicht im Weg stehen, sagte Bush nach einer Kabinettssitzung in Washington. Ziel der Untersuchung sei es, künftig eine angemessene Reaktion sicherzustellen, «sollte es einen Angriff mit Massenvernichtungswaffen oder einen weiteren großen Sturm geben».
Vor der Ankündigung hatte die Kritik am Handeln der Behörden massiv zugenommen. Die größte Zeitung im US-Staat Louisiana, die «Times-Picayune», druckte einen offenen Brief an Bush, in dem der Präsident aufgefordert wird, alle Beamten des Katastrophenschutzes (FEMA) zu entlassen.
Der Vorsteher der betroffenen Gemeinde Jefferson bei New Orleans, Aaron Broussard, sagte, die Bürokratie trage die Verantwortung für den Tod vieler Menschen. «Ich fordere den Kongress auf, dies zu untersuchen. Welchen Idioten sie auch immer an der Spitze von irgendwelchen Behörden haben, nehmt ihn weg und gebt mir einen besseren Idioten», sagte er.
Auch US-Senat untersucht Versäumnisse
Auch der US-Senatsausschuss für Regierungsangelegenheiten will eine Untersuchung der Fehler und Versäumnisse bei der Vorbereitung und der Reaktion auf den Hurrikan «Katrina» einleiten. Die Ermittlungen würden sofort beginnen, teilten die Senatoren Susan Collins (Republikaner) und Joe Lieberman (Demokraten) am Dienstag mit.
Dabei geht es laut Collins nicht um Schuldzuweisungen, sondern um das Vermeiden von Problemen bei künftigen Katastrophen. Wenn das System versagt habe, «ohne dass es einen Feind gab, wie wird es dann im Fall eines großen Terroranschlags sein?», fragte sie. Lieberman kündigte harte Fragen an, «wie wir sie nach dem 11. September 2001 gestellt haben». Allerdings gehe es zunächst um das weitere Vorgehen. Die Untersuchung der Pannen werde verschoben, bis keine Menschen mehr gefährdet seien.
Der demokratische Minderheitsführer im Senat, Harry Reid, schätzte die Gesamtkosten der Hilfs- und Wiederaufbaumaßnahmen für die Regierung auf über 150 Milliarden Dollar.
Pentagon weist Kritik zurück
Das US-Verteidigungsministerium verteidigte sich derweil gegen Vorwürfe, zu spät auf die Katastrophe reagiert zu haben. Das Gegenteil sei der Fall, sagten Minister Donald Rumsfeld und Generalstabschef Richard Myers in Washington. Bereits vor dem Eintreffen des Hurrikans «Katrina» habe das Pentagon alle nötigen Schritte unternommen, der Behörde für Katastrophenmanagement mit Personal und Material zur Seite zu stehen.
«Wir haben Unterstützung vorbereitet, bevor wir gefragt wurden», sagte Myers. Auf Journalistenfragen, warum erst drei Tage nach dem Hurrikan von Hubschraubern Lebensmittel abgeworfen wurden, antworteten Rumsfeld und Myers, die Rettung von Menschen in akuter Lebensgefahr habe Vorrang gehabt. Nach Angaben von Myers sind zurzeit 58.000 Uniformierte in den Katastrophengebieten im Einsatz. Die meisten von ihnen sind Angehörige der Nationalgarde.
Kolibakterien im Flutwasser
Im verdreckten Flutwasser in den Straßen von New Orleans sind nach Informationen des Nachrichtensenders CNN Escheria-Coli-Bakterien entdeckt worden. Dies habe ein Mitarbeiter von Bürgermeister Ray Nagin erklärt, berichtete CNN am Dienstag. Kolibakterien sind normalerweise harmlose Keime des Dickdarms. Mit ihnen verschmutztes Trinkwasser kann aber lebensbedrohliche Erkrankungen auslösen.
Flüchtlinge wollen nicht auf Hilfs-Schiffe
Die geplante Unterbringung von 4000 Hurrikanflüchtlingen auf zwei Kreuzfahrtschiffen wurde derweil verschoben, teilten die Behörden im US-Bundesstaat Texas mit. Küstenwachenoffizier James Leonard gab in Houston psychologische Probleme als Grund für die Verschiebung an. Viele der vor den Fluten geflohenen Menschen hätten Angst vor Wasser und wollten deshalb nicht auf Schiffe gehen.
Wal-Mart verkauft stoppt Waffenverkauf
Die amerikanische Einzelhandelskette Wal-Mart hat den Verkauf von Waffen in den vom Hurrikan «Katrina» betroffenen Gebieten eingestellt. In etwa 40 Filialen habe das Unternehmen Gewehre und Munition aus dem Sortiment genommen, berichtete die Zeitung «USA Today» am Dienstag. Auch aus 26 wegen des Hurrikans geschlossenen Filialen wurden Waffen und Zubehör entfernt.
Grund dafür sind Gerüchte, dass Plünderer aus Filialen Gewehre gestohlen hätten. (nz)
Na da werden wohl Köpfe rollen. Statt sich seine eigenen Fehler einzugestehen, sucht er sich andere Sündenböcke. Er als "der Präsident" hatte sich doch Zeit gelassen, sodas der Bürgermeister von New Orleans nur noch am fluchen war.
wie kann man vertrauen, dass bush, putin, saddam etc. ein faires spiel spielen?! politik ist täuschung und durchmogeln...und wer zahlt?!?
Das Chaos in New Orleans hat einen Namen
Von Frank Siering
Die Schlagzeilen der Tageszeitungen in Louisiana brüllen es von den ersten Seiten: „Feuert den Fema-Boss.“
HB NEW ORLEANS. Der Schuldige für die schleppenden Hilfeleistungen nach der Flutkatastrophe im Süden der USA scheint gefunden. Sein Name: Michael Brown. Sein Job: Leiter der Federal Emergency Management Agency (Fema). Seine Stellenbeschreibung: oberster Katastrophenschützer des Landes.
Viel zu langsam, zu unvorbereitet, zu unprofessionell und dilettantisch habe seine Behörde reagiert. Die ist als eine von 22 Abteilungen dem von Präsident George W. Bush geschaffenen „Homeland Security Department“ unterstellt, dem Heimatschutzministerium.
Gebrochene Deiche, eine fast vollständig überflutete Millionenstadt, womöglich mehr als 10 000 Tote und unzählige Obdachlose – die Kritik am Krisenmanagement der Regierung wird immer lauter. „Michael Brown und die andern Fema-Bosse müssen gehen“, fordert New Orleans Bürgermeister Ray Nagin. Jack Stevens, Sheriff der Gemeinde St. Bernard, die es besonders schlimm getroffen hat, klagt: „Die Fema hat uns im Stich gelassen.“ Selbst Newt Gingrich, republikanischer Parteifreund von Präsident Bush, räumt ein: „Das System hat versagt.“
Und was sagt der Präsident? „Brownie, du hast einen phantastischen Job gemacht.“ Dieses Zitat, inzwischen ein paar Tage alt und von Bush bei seinem ersten Besuch im Katastrophengebiet fallen gelassen, lässt die Amerikaner kollektiv den Kopf schütteln. Genauso wie die Überlegung hochrangiger Zuarbeiter des Weißen Hauses, dem Fema-Funktionär auch noch die Freiheitsmedaille des Präsidenten zu überreichen, die höchste zivile Auszeichnung für einen US-Bürger.
Warum Bush so sehr an Brown hängt, den er selbst 2003 ins Amt hievte, könnte mit den Lebensläufen der beiden zusammenhängen, spekulieren US-Medien. Brown, 50, ist ein guter Freund von Joe Allbaugh. Der wiederum war nicht nur Bushs Bürochef, als der Präsident noch Gouverneur von Texas war, sondern er hatte als Wahlkampfleiter auch wesentlichen Anteil daran, dass Bush 2001 ins Weiße Haus einzog. Zur Belohnung machte Bush Allbaugh zum Fema-Chef.
Zu seinem Vize ernannte Allbaugh den langjährigen Kumpel Brown. Der hatte kurz zuvor seinen Job bei der „International Arabian Horse Association“, die Pferdeshows organisiert, verloren.
Doch die Dinge liefen nicht ganz so, wie sich das die Männerfreunde vorgestellt hatten. Nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 degradierte Bush die bis dahin mächtige Fema und gliederte sie in das neue Heimatschutzministerium ein. Fema-Chef Allbaugh ließ sich 2003 nach nur zwei Amtsjahren „pensionieren“ und machte eine Beratungsfirma auf. Der unerfahrene Brown, der als Fema-Vize erst als Polizei- und Feuerwehrbeauftragter in seinem Heimatstaat Oklahoma Erfahrungen sammeln musste, wurde neuer Behördenchef.
Der Fema scheint das alles bis heute eher peinlich zu sein. Beharrlich verschweigt sie auf ihrer Webseite einen exakten Lebenslauf ihres Chefs. Dafür hat Brown inzwischen schon 164 Katastrophen gemanagt, darunter die Tragödie um den Absturz des Spaceshuttles „Columbia“ und die kalifornischen Feuer im Jahr 2003, prahlt die Fema.
Nun, da New Orleans unter Wasser steht, Hunderttausende obdachlos sind, Tausende starben und Anarchie um sich griff im reichsten Land der Welt, fragt sich Amerika: War der Chef der Fema überfordert, als Hurrikan „Katrina“ die USA über Nacht in die größte Naturkatastrophe des Landes stürzte? Hat Michael Brown die Lage falsch eingeschätzt?
Als der amerikanische TV-Reporter Ted Koppel den Fema-Chef vor laufenden Kameras fragte, wie viele Menschen im Convention Center in New Orleans Schutz gesucht hätten, antwortete der Krisenmanager: „Nach unseren Informationen sind es rund 5 000 Menschen.“ „Völliger Blödsinn“, konterte der Bürgermeister. „Es sind 25 000 Menschen.“ Später stellte sich heraus, dass Ray Nagin Recht hatte.
Inzwischen gibt Michael Brown keine Interviews mehr. Ein Maulkorb des Präsidenten, sagen die einen. „Der Fema-Chef ist zu sehr damit beschäftigt, Menschenleben zu retten“, sagen die anderen, die offiziellen aus dem Weißen Haus.
Was bleibt, ist der bittere Nachgeschmack von Vetternwirtschaft: Ein ehemaliger Pferdemanager, der als politischer Protegé des Präsidenten und eines seiner Vertrauten auf einen Posten rutschte, dem er offensichtlich von Anfang an nicht gewachsen war.
„Feuert Brown endlich!“, schreibt die „Times Picanyune“, Louisianas größte Tageszeitung. Bleibt abzuwarten, ob Präsident Bush seinem guten Freund vorher noch eine Medaille an die Brust heftet.
Fluthilfe bleibt im Amtsfilz hängen
Wegen ihres mangelhaften Krisenmanagements nach dem Hurrikan "Katrina" steht die US-Regierung ohnehin schon in der Kritik. Jetzt berichtet die "Washington Post" auch noch, dass ein Großteil der ausländischen Hilfe die Opfer nicht erreicht - wegen bürokratischer Hindernisse.
http://www.spiegel.de/panorama/0,1518,373565,00.html
A.N.
Drei Menschen den Katastrophengebieten entlang der US-Golfküste sind bereits an Infektionen mit Bakterien gestorben. Die Krankheitserreger hatten sich offenbar in den stark verschmutzten Wassermassen angesammelt. Die staatlichen Gesundheitsbehörden warnten davor, mit dem Wasser in Berührung zu kommen. "Menschlicher Kontakt mit dem Flutwasser sollte so weit wie möglich vermieden werden", betonte ein Mitarbeiter der Umweltbehörde EPA.
Insbesondere in New Orleans hatte sich die Lage wegen der wachsenden Seuchengefahr zugespitzt. Ausgelaufenes Öl, angeschwemmter Müll und verwesende Leichen hätten die Wassermassen in eine gesundheitsgefährdende Kloake verwandelt, sagte Bürgermeister Nagin.
oder eine amtsenthebung geschieht....hahaha..
und ehrlich gesagt was bush betrifft hab ich auch kein mitleid mit den amis
denn jedes volk verdient den präsidenten den es gewählt hat!
und es ist jawohl auch nicht bush alleine
z.B. das hilfsmannschaften aus dem ausland geblockt werden
schweden mit wasseeraufbereitungsanlagen, deutsche...u.s.w.
was soll man dazu sagen..die amis halten sich eben für
die größten und stärksten und brauchen anscheinend nur kohle
von den anderen um ihre militäreinsätze zu finanzieren.
Dollar Schaden!!
Deutsche Experten rechnen mit 600 Milliarden Dollar Schaden
Experten des US-Kongresses hatten den durch "Katrina" verursachten Schaden bisher auf 200 Milliarden Dollar taxiert. Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung hält diese Schätzung für viel zu niedrig. Insgesamt beliefen sich die Hurrikan-Kosten auf 600 Milliarden Dollar.
Berlin - Dieses hohe Summe falle in den USA für den Wiederaufbau der Infrastruktur, Krankheiten, Todesfälle und Schäden an Landwirtschaft und Umwelt an, teilte das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) heute in Berlin mit. Das mache fünf Prozent des Bruttosozialprodukts der USA aus, sagte DIW-Energieexpertin Claudia Kemfert.
Das US-Wachstum dürfte demnach durch den Wirbelsturm um 0,2 bis 0,4 Prozent schrumpfen. Der US-Kongress hatte die Kosten für den Wiederaufbau gestern auf bis zu 200 Milliarden Dollar geschätzt. Zudem hatten Experten errechnet, in den Südstaaten gingen durch den Hurrikan 400.000 Jobs verloren.
URL: http://www.spiegel.de/panorama/0,1518,373652,00.html
Pannen in New Orleans
Todesstoß aus Washington
Von Marc Pitzke, New York
Täglich wächst die Wut der Flutopfer auf die schlecht organisierten US-Katastrophenschutzbehörden. Das chaotische Krisenmanagement hat eine Vorgeschichte: Misswirtschaft, Inkompetenz und Politgerangel führten nach dem Einschlag des Hurrikans "Katrina" zur Tragödie.
AFPSuperdome als Notunterkunft: Fema-Direktor wusste nicht, dass sich 20.000 Menschen hierher geflüchtet hatten |
So geschehen im Juli vorigen Jahres - in einer fünftägigen Hurrikan-Übung der US-Katastrophenschutzbehörde Fema. Die Parallelen zu "Katrina" sind makaber, und sie sind für jeden seit dem 23. Juli 2004 auf der Fema-Website nachzulesen, in einem Bericht mit dem Aktenzeichen R6-04-093.
Nur in einem Punkt unterschied sich die Fema-Übung von der späteren Realität: Tote gab es nicht zu vermelden. "Wir haben", prahlte Fema-Regionaldirektor Ron Castleman damals, "in unseren Bereitschaftsbemühungen diese Woche mächtige Fortschritte gemacht."
Hehre Worte. Die Naturkatastrophe "Katrina" war vorhersehbar und vorhergesehen, die Krisenmanagement-Katastrophe vermeidbar. Daran trägt die Fema die größte Schuld, doch nicht die alleinige. Jahrelange Pannen, Misswirtschaft, Inkompetenz und Politgerangel auf allen Ebenen - Kommune, Bundesstaat, Regierung - vereinten sich letzte Woche zum schlimmstmöglichen Szenario. Die Amerikaner haben dafür einen Ausdruck, der wohl selten tragischer zutraf als jetzt: "The perfect storm."
Gespenstische Prophezeiungen
Was ist falsch gelaufen, und wann? Die Rückschau offenbart die Chronik einer angekündigten Katastrophe, die sich lange anbahnte, bevor "Katrina" vor der Westküste Afrikas erste Gestalt annahm - und lange bevor das Unglück in Louisiana und Mississippi seinen Lauf nahm.
AFP"Katrina"-Flüchtlinge beim Ausfüllen von Fema-Formularen: Bürokratenmoloch mit 22 Behörden |
Anfang 2001 identifizierte Fema die drei "wahrscheinlichsten Katastrophen", die den USA drohten: ein Erdbeben in San Francisco, ein Terroranschlag in New York - das war Monate vor 9/11 - und, am verheerendsten, eine Sturmflut in New Orleans. Im Jahr darauf prophezeite die Lokalzeitung "Times-Picayune" in einer investigativen Serie das jetzige Desaster ebenfalls gespenstisch zutreffend. "Keiner kann sagen", so das Blatt diese Woche, "dass er es nicht kommen sah."
Von der Pferdezucht zum Katastrophenschutz
Trotzdem kürzte Bush die Ausgaben für Flutschutz in Süd-Louisiana um die Hälfte und die für New Orleans um 80 Prozent. Die Gelder wurden stattdessen in den Terrorschutz gesteckt. Die Deicharbeiten im Osten der Stadt mussten 2004 aus Geldnot eingestellt werden. Kürzlich kappte der Kongress den Deichbau noch weiter: Benötigt waren 27 Millionen Dollar. Bewilligt wurden 5,7 Millionen Dollar.
APErschöpfte Helfer in New Orleans: Rettungsdienste durften anfangs niemanden schicken |
Das Ministerium, eine politische Geburt des 11. September 2001, verordnete einen Kurswechsel: Terrorschutz statt Katastrophenschutz. Die Fema verlor über 800 Millionen Dollar an Bereitschaftsgeldern für Notfälle. Noch eine Woche vor "Katrina" warnten Fema-Vertreter den im Januar von Bush ernannten Heimatschutzminister Michael Chertoff vor den "katastrophalen Folgen" der Demontage.
Bush installierte außerdem den Anwalt Michael Brown als Fema-Direktor. Brown einzige Qualifikation: Er war ein Protégé des Bush-Freundes Joseph Allbaugh, des ersten Fema-Chefs. Zuvor war er Funktionär bei der International Arabian Horse Association, einem Pferdezüchterverein. Browns Adlaten entsprangen ebenfalls der Bush-Seilschaft, bar jeglicher Katastrophenschutz-Kenntnisse.
Düsteres Déjà-vu der 9/11-Pannen
Das Schicksal von New Orleans war aber auch anderweitig längst besiegelt - ohne Zutun Washingtons. Die Verwaltung in New Orleans war durch Misswirtschaft und Korruption fast handlungsunfähig. Um die Bewohner der armen, tiefer gelegenen Bezirke, die von der Flut stärksten bedroht waren, kümmerte sich schon vor dem Hurrikan "Katrina" kaum jemand. Die Menschen in den "No-Go-Areas" der Südstaatenmetropole waren auch von lebenswichtigen Informationen abgeschnitten.
AFPBush und Brown bei einer Lagebesprechung: "Verdammt guter Job" |
Da konnte auch die den Bundesstaaten unterstellte Nationalgarde nichts ausrichten. 40 Prozent der Zivilistentruppe ist derzeit im Irak im Kriegseinsatz - für Washington. Lieutenant Colonel Pete Schneider von der Nationalgarde in Louisiana sagte dem TV-Sender WGNO, seine Männer hätten das meiste Material in den Irak mitgenommen. Darunter Dutzende Geländewagen, Tanklaster und Generatoren.
Dabei kam "Katrina" nicht unangemeldet. Max Mayfield, der Direktor des National Hurricane Centers, alarmierte Chertoff und Brown schon Tage vor dem Einschlag des Hurrikans in mehreren Konferenzen über die tödlichen Konsequenzen.
Menschen und Material, ziellos im Chaos
Doch erst fünf Stunden, nachdem "Katrina" über New Orleans hinweggefegt war, hielt es Brown für nötig, Chertoff eine erste Depesche zu schicken. Darin bat er um gerade mal tausend Zusatzkräfte zur Unterstützung in diesem, wie er fand, "fast katastrophalen Ereignis" - explizit einräumend, dass das ja sowieso zwei Tage dauern werde, da diese Helfer erst mal eingearbeitet werden müssten. Ein Behördensprecher erläuterte das 48-stündige Beamtentraining so: "Du musst physisch in der Lage sein, in einem Katastrophengebiet und unter freiem Himmel arbeiten zu können."
Am Tag des Hurrikans wies Brown auch alle Rettungsdienste in Louisiana, Alabama und Mississippi an, vorerst niemanden in die Katastrophengebiete zu schicken, es sei denn, die Gemeinden wünschten das ausdrücklich. Dass diese Gemeinden von der Außenwelt abgeschnitten waren, war offenbar irrelevant.
Menschen und Material irrten ziellos durchs Chaos. Dan Wessel, ein Transportunternehmer für Hilfsgüter, sagte dem "Wall Street Journal", Fema habe ihm erst zwölf Stunden nach dem Sturm grünes Licht gegeben. Als seine Trucks in New Orleans angekommen seien, habe es keinen gegeben, der Wasser und Eis entladen habe. "Die Fahrer haben es selbst verteilt."
Fema wollte erst mal "nachdenken"
Tag für Tag wurde es schlimmer. Nicht nur in Biloxi/Mississippi standen bald handgemalte Schilder am Straßenrand: "Wo ist die Fema?" Deren Direktor will obendrein erst am Donnerstag erfahren haben, dass sich 20.000 Menschen in den Superdome geflüchtet hatten. Michael Beeman, ein örtlicher Fema-Koordinator, erklärte die Pannen später so: "Wir haben versucht, diesen Prozess erst mal durchzudenken", sagte er dem TV-Sender CBS.
Während Fema nachdachte, folgten über tausend Feuerwehrleute dem Hilferuf Nagins, des Bürgermeisters von New Orleans. Statt sie als Rettungskräfte zu nutzen, kommandierte Fema sie ab, um Flugzettel mit der Fema-Telefonnummer zu verteilen und als Kulisse hinter dem kurz eingeflogenen Bush zu stehen, der Fema-Chef Brown jovial beglückwünschte: "Brownie, du tust einen verdammt guten Job!"
Was dabei rauskam, illustriert auch ein anderes Beispiel. Brown leaste drei Kreuzfahrtschiffe der Carnival Cruise Lines, als Auffanglager für rund 6000 Obdachlose. Die Fema kniffelte sogar einen elaborierten Belegungsplan aus, wer auf welches Schiff komme. Doch die Evakuierten verzichteten dankend - keiner wollte nach der entsetzlichen Superdome-Odyssee noch auf ein Schiff.
Der Senator machte Stunk
Das Durcheinander hielt auch gestern weiter an. Nach Informationen von SPIEGEL ONLINE verliefen die Bergungs- und Rettungsarbeiten durch Hilfskräfte aus dem ganzen Land in Teilen von New Orleans unkoordiniert und schleppend. Die Fema gab unterdessen eine zentrale Anordnung heraus, wonach es Fotojournalisten untersagt wurde, Leichen zu fotografieren - ähnlich dem erst kürzlich aufgehobenen Bilderbann des Pentagons für aus dem Irak heimkehrende Soldatensärge.
"Dies ist ein grundlegendes Versagen der Katastrophenschutzverwaltung", wettert der Politologe Donald Kettl von der University of Pennsylvania - und denkt noch einen Schritt weiter. Die "Katrina"-Tragödie lege nahe, dass die gesamte US-Heimatschutzpolitik - gegen Natur wie Terror - "fundamentale Löcher hat".
Im Ort Pascagoula, der zu 80 Prozent zerstört ist, ist die Fema inzwischen eingerückt - nachdem der republikanische Senator Trent Lott, dessen Strandvilla in Pascagoula auch weggespült wurde, Stunk machte. Jetzt, berichtete CNN-Reporterin Rusty Dornin gestern, "ertrinkt Pascagoula in Hilfsgütern".
Zwangsevakuierung in New Orleans rückt näher
Nato macht für Hurrikan-Opfer mobil
Die Nato mobilisiert Schiffe und Flugzeuge für Hilfslieferungen an die Opfer des Hurrikans „Katrina“ in den USA. Einen entsprechenden Beschluss fassten die Nato-Botschafter am Freitag in Brüssel. In New Orleans kündigte die Polizei an, nach Abschluss der Evakuierung die noch in der Stadt ausharrenden Bewohner notfalls mit Gewalt dort heraus zu bringen. Viele der Betroffenen kündigten Widerstand an. Die freiwillige Evakuierung war am Freitag weit gehend abgeschlossen.
HB BRÜSSEL/NEW ORLEANS. Nach dem Nato-Treffen sagte Nato-Generalsekretär Jaap de Hoop Scheffer: „Das zeigt, dass die Allianz bereit ist, auf Anfrage zu helfen und ihren Teil zu tun, menschliches Leid zu lindern.“
Wie es im Hauptquartier des Bündnisses hieß, sollen jeweils zwei bis drei Schiffe und Frachtflugzeuge bereitgestellt werden. Die Verhandlungen darüber seien noch nicht abgeschlossen.
Nach Einschätzung von de Hoop Scheffer werden auf jeden Fall die Transportkapazitäten für Hilfsgüter aus Europa deutlich erhöht. Nach seinen Angaben können die Flugzeuge, die zur Flotte der AWACS- Überwachungsflugzeuge gehören, rasch eingesetzt werden. Die Schiffe seien derzeit auf See und sollen in Kürze einen noch zu bestimmenden Hafen anlaufen.
In Nato-Kreisen wird damit gerechnet, dass erste Schiffslieferungen die USA in zwei Wochen erreichten. Norwegen und Dänemark seien bereit, die Großraumschiffe für die Operation einzusetzen.
In der Katastrophenregion rückt derweil die Zwangevakuierung von noch in New Orleans ausharrendenden Überlebenden näher. „Nur über meine Leiche“, erklärte ein empörter Einwohner im Nachrichtensender CNN zu der Ankündigung der Polizei. Er habe eine Waffe im Haus und werde sich verteidigen, drohte er. Die Polizei rechnet auch bei anderen Bewohnern mit Widerstand.
Nach tagelangem Pumpen sind Medienberichten zufolge nun 40 % der Stadt trocken gelegt. Im übrigen Teil steht das mit Bakterien und Chemikalien verseuchte Wasser teilweise noch meterhoch.
Am Donnerstagabend billigten US-Abgeordnetenhaus und Senat weitere 51,8 Mrd. Dollar (44,08 Mrd. €) für die Hurrikanhilfe. US-Präsident George W. Bush unterzeichnete umgehend ein entsprechendes Gesetz. Bereits in der vergangenen Woche waren 10,5 Mrd. Dollar an Hilfsgeldern genehmigt worden. Bush kündigte an, er werde am Wochenende noch einmal in die Region reisen.
Der frühere US-Außenminister Colin Powell reihte sich am Donnerstag in die Reihen der Kritiker der Bundesbehörden ein. Er bemängelte die Vorbereitung auf den Hurrikan „Katrina“ und die anschließenden Hilfsaktionen. Es habe eine Vielzahl von Fehlern auf allen Ebenen gegebe, sagte Powell.
Behördenvertreter wiederholten am Freitag die Befürchtung, dass die Zahl der Toten in die Tausende gehen könnte. Offiziell wurden bisher in Mississippi und Louisiana über 220 Tote registriert. Eine Suchmannschaft entdeckte am Donnerstag allein in einem Krankenhaus in New Orleans 14 Leichen - ein Hinweis darauf, was in den kommenden Tagen noch bevorsteht.
Auf Bitten der Regierung in Washington helfen inzwischen insgesamt 27 Alliierte und Partner des Bündnisses. Das Euro-Atlantische Koordinationszentrum für Katastrophenhilfe leitet die Operation. Das Bündnis hat einen Verbindungsoffizier in Washington, um eng mit den US-Behörden zusammenzuarbeiten. Die Hilfe umfasst unter anderem Nahrungsmittel, Wasser und Wasserreinigungsanlangen, medizinische Ausrüstung, Zelte, Boote und Hubschrauber. Mittlerweile ist auch das deutsche Spezialistenteam des Technischen Hilfswerks (THW) in New Orleans komplett. Am frühen Freitagmorgen landete die zweite US- Militärmaschine mit deutschen Helfern an Bord in dem Katastrophengebiet. Die 94 THW-Helfer sollen mit Spezialpumpen und Lastwagen vor allem bei der Trockenlegung von New Orleans helfen.
Deutschland ist nach Worten von Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) zu weiteren Hilfen bereit. Dies betreffe vor allem Unterstützung bei der Wasseraufbereitung und der Identifizierung von Opfern, sagte Schröder beim Antrittsbesuch des neuen US-Botschafters in Deutschland, William Timken, in Berlin. Deutsche Experten stünden zur Unterstützung ihrer US-Kollegen auf Abruf bereit. Timken wertete die bereits geleistete Unterstützung als „starkes Zeichen der Solidarität und Freundschaft zwischen Deutschen und Amerikanern“.
Kritik an den USA kam aus Schweden. Die andauernde Passivität von US-Stellen gegenüber konkreten Hilfsangeboten aus anderen Ländern sei „äußerst ungewöhnlich“, meinte das staatliche schwedische Rettungswerk. Wie der Sprecher Per Ström am Freitag in Karlstad mitteilte, stehe seit sechs Tagen ein komplett beladenes „Herkules“- Transportflugzeug mit Wasserreinigungsanlagen sowie GSM- Mobilfunkstationen für 50 000 Menschen ungenutzt auf einem schwedischen Militärflughafen.