Wähler, vergib nicht!


Seite 1 von 1
Neuester Beitrag: 29.01.04 09:07
Eröffnet am:28.01.04 17:39von: vega2000Anzahl Beiträge:5
Neuester Beitrag:29.01.04 09:07von: vega2000Leser gesamt:1.157
Forum:Talk Leser heute:1
Bewertet mit:


 

Clubmitglied, 50563 Postings, 8827 Tage vega2000Wähler, vergib nicht!

 
  
    #1
28.01.04 17:39
Zwischenruf

Wähler, vergib nicht!


 © Jens Knappe/360-Berlin

Zwei Welten, zwei Wirklichkeiten, zwei Sprachen. Die Welt der Politik ist die eine - mit ihren Parteiklausuren und Strategiezirkeln. Das Leben der Menschen ist die andere - mit ihren Existenzsorgen und Zukunftsplänen. Die erste Welt hat in die zweite einzugreifen, das ist ihre Aufgabe - steuernd, fürsorgend, vorausschauend. Und die zweite greift in die erste ein, das ist ihr Recht - (aus-)wählend, strafend oder belohnend.

Funktionieren kann dieses Gespräch der Welten nur, wenn beide durch einen verlässlichen Draht verbunden sind. Die Welt der Politik hat der anderen zu beweisen, dass sie deren Realität begreift und weiß, was sie bewirkt, wenn sie handelt. Die zweite Welt antwortet mit Teilnahme am demokratischen Prozess. Funktioniert der Draht nicht mehr, hat das Land ein Problem. Die zweite Welt verliert das Vertrauen. Und wendet sich ab. Die erste erblindet. Und kapselt sich ab. .


 © Jürgen Gebhardt  Der wöchentliche Zwischenruf aus Berlin von Hans-Ulrich Jörges
Die Politik hat ein ernstes Problem
Deutschland ist so weit. Die Politik hat ein ernstes Problem: Der Draht, der die Welten verbindet, ist gefährlich dünn geworden. Es fehlt nicht mehr viel, und er reißt. Denn die erste Welt begreift nicht mehr, was die zweite bewegt, sie handelt, ohne zu wissen, was sie auslöst. Und die zweite verachtet die erste, treibt über Empörung in Resignation. Ihr Vertrauen fällt in Scherben. In die Regierung zuerst, aber dann in die Politik insgesamt.

Vertrauen lässt sich messen. In Zahlen. Oder in Urteilen von Menschen. In diesen Tagen sind beide so alarmierend wie nie. Das Vertrauen in den Kanzler schmilzt wie Butter in der heißen Pfanne: 49 Prozent wollten ihn im September 2002, bei der letzten Wahl, an der Spitze der Regierung; im Dezember 2003 waren es noch 36 Prozent. Seine Partei, die SPD, sackte - gemessen an der Gesamtheit der Wahlberechtigten, also auch derjenigen, die nicht mehr zur Urne gehen - von 32 auf 16 (!) Prozent. 43 Prozent der Deutschen trauten im September 2002 keiner Partei die Lösung der Probleme des Landes zu; im vergangenen Monat als sich die Parteien nach dem Reformverschnitt im Vermittlungsausschuss selbstzufrieden auf die Schulter schlugen, waren daraus 57 Prozent geworden. Zehn Prozent sprachen der SPD noch Kompetenz zu, 27 der Union.

Stimmen aus der zweiten Welt
Die Zahlen sprechen. Stimmen aus der zweiten Welt: "Ich habe mich die letzten drei Tage damit beschäftigt, eine straffreie Lösung für die stundenweise geplante Hilfe einer Nachbarin bei meiner kranken Frau zu finden", schreibt ein Leser. Hans Eichel dachte an polnische Putzfrauen, als er die Bestrafung abgabenfreier Jobs im Haushalt androhte. Vom realen Leben begreift er nichts mehr, auch nicht von der verheerenden Wirkung einer beruhigend gemeinten Nachricht aus seinem Ministerium: "Die Strafandrohung von zwei Jahren Haft bezieht sich natürlich nicht auf die Putzfrau im Privathaushalt oder ihren Arbeitgeber."

Ein einziges Putzfrauengesetz ruiniert beim Wähler 20 Elite-Unis
Diese Stimme ist verloren. Wie die folgenden wohl auch. "Ich kann meine Empörung, aber auch die meiner Freunde nur schwer in Worte fassen", schreibt ein anderer Leser. "Ich empfinde die zu erwartenden 16 Prozent als räuberisch." So viel Kranken- und Pflegeversicherungsbeitrag muss der Mann auf die Direktversicherung für sein Alter zahlen. Eine Versicherung, so schreibt ein dritter Leser, die doch schon wegen der mauen Börse zusammengeschnurrt ist und "bei den meisten für die Restzahlung von Schulden für Wohnungseigentum fest eingeplant war". Aber davon ahnte die erste Welt wohl nichts, als sie gesundheitsrefomelnd ins Leben der zweiten eingriff.

Vereint im Rentenklau
Und auch noch die Betriebsrenten, von denen sich renditegierige Konzerne nun á la Commerzbank verabschieden, dem vollen Krankenkassenbeitrag unterwarf - während auf die gesetzliche Rente nur die Hälfte fällig ist. Vereint im Rentenklau protestierte die Politik denn auch nur matt gegen das böse Beispiel einer bedenkenlosen Bank.

In der ersten Welt bläst man lieber Wahlkampfballons auf. Die finale Steuerreform sofort, pusten CDU und CSU. Auch wenn die Kassen leer sind. Solidität im Umgang mit Geld war einst ihre Kernkompetenz. Fortschritt durch Elite-Universitäten, pustet die SPD. Auch wenn ordinäre Schulen und Unis verrotten. Gerechtigkeit war einst die Kernkompetenz der SPD. Goethe, Schiller, Schröder: Das Signal von Weimar vertreibt auch noch ihre letzten Getreuen - Lehrer, die ein Leben lang für Massenbildung kämpften. Aber in der zweiten Welt ruiniert ein einziges Putzfrauengesetz ohnehin 20 Elite-Unis. Wähler, vergib ihnen nicht, denn sie müssten wissen, was sie tun!
stern  

16600 Postings, 8156 Tage MadChartKeine Angst! Ich vergebe nicht... o. T.

 
  
    #2
28.01.04 17:43

3243 Postings, 8899 Tage flamingoeDemnächst nur noch PDS !!

 
  
    #3
28.01.04 18:02

oder Herbert Knebel for Kanzler

und datt auf inlineskater

 

33 Postings, 7606 Tage LIDLYAuch Du mein Brutus .. ääh Vega2000?

 
  
    #4
29.01.04 08:54
Schröders letzte Worte zu einem aus der ganz harten SPD-Kerntruppe, bevor er gestürzt wurde :)

Vega: Wieder der zu sehr dem Roten zugesprochen und einen politisch-moralischen Schwächeanfall gehabt ;))

Lidly  

Clubmitglied, 50563 Postings, 8827 Tage vega2000@Lidly Weder noch

 
  
    #5
29.01.04 09:07
Meine politische Ausrichtung hat sich nicht geändert, -ich gehöre aber weiterhin nicht zu den Leuten, die glauben, alles wäre bereits vernünftig, wenn man es nur mit einem ernsthaften Gesicht in Kamera spricht.
 

   Antwort einfügen - nach oben