Irak : US-Firmen dick Geschäft
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Eröffnet am: | 22.10.03 16:47 | von: Motorrad24 | Anzahl Beiträge: | 2 |
Neuester Beitrag: | 28.10.03 01:30 | von: hjw2 | Leser gesamt: | 1.835 |
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US-Firmen dick Geschäft
Der
Wiederaufbau im Irak verspricht zu einem Milliardengeschäft zu werden, und
US-Konzerne haben die besten Chancen, dabei die größten Aufträge an Land zu
ziehen. Für Firmen aus Deutschland, Frankreich und anderen Ländern, die gegen
den Krieg waren, werden dagegen nach Einschätzung von Diplomaten in Bagdad
mittelfristig keine großen Fische zu angeln sein.
Besonders in der
Ölindustrie, die seit dem Sturz von Saddam Hussein mehrfach Ziel von
Sabotageakten wurde - am Dienstag brannte zwischen Bedschi und Haditha erneut
eine Pipeline - locken satte Gewinne. Momentan ist der Irak, das Land mit den
drittgrößten Ölreserven der Welt, allerdings noch auf Benzinimporte aus der
Türkei angewiesen, weil die maroden irakischen Raffinerien nicht genug
produzieren können. Dies wird von vielen Irakern als Schmach empfunden. Sie
argwöhnen, dass die Amerikaner die Industrie nun nach ihren eigenen Bedürfnissen
auf Vordermann bringen und sich dabei kräftig bereichern wollen.
Die
US-Regierung hatte die ersten Aufträge bereits im Frühjahr ausschließlich an
US-Unternehmen vergeben - "aus Sicherheitsgründen", hieß es damals. Mit dem Fuß
in der Tür und besten Kontakten haben sie gute Chancen, auch in Zukunft im Irak
dick im Geschäft zu sein. Außerdem sind die Ausschreibungen für Großaufträge
nach Einschätzung westlicher Handelsexperten oft auf US-Firmen zugeschnitten.
Die Ölfirma Halliburton, bis zum Jahr 2000 vom jetzigen Vizepräsidenten
Richard Cheney geleitet, hat sich über Tochterunternehmen Aufträge im Umfang von
mehr als 1,7 Mrd. Dollar im Irak gesichert. Dazu gehören neben
Wiederaufbauaufgaben auch Militäraufträge zur logistischen Unterstützung der
Truppen. Die Bewachung der Ölpipelines soll, wie am Dienstag in Bagdad bekannt
wurde, von zwei britischen Firmen übernommen werden, von denen eine eng mit der
in den USA ansässigen ArmorGroup/DSL verbandelt ist. Die kalifornische Baufirma
Bechtel, die mit dreistelligen Millionensummen im Geschäft ist, nimmt für die
Sicherheit ihrer Operationen im Irak ebenfalls die Dienste der ArmorGroup in
Anspruch. Die US-Firma DynCorp bildet im Auftrag der Amerikaner irakische
Polizisten aus. Die Ausbilder der US-Firma Vinnell kümmern sich in der
Kirkusch-Kaserne um den Drill der neuen irakischen Soldaten.
Der unter
US-Aufsicht gebildete irakische Regierungsrat will ab sofort ganz im Sinne
Washingtons 100-prozentige Töchter ausländischer Unternehmen zulassen. In Bagdad
fürchten irakische Geschäftsleute und europäische Diplomaten, dass die vor einem
Monat verabschiedeten Rahmengesetze für Investitionen, Zoll, Banken und Steuern
das Land zu einem "Selbstbedienungsladen" für die Besatzungsmächte und ihre
regionalen Partner Türkei und Kuwait machen könnten.
"Wir versuchen,
dem Irak zu helfen, ein kapitalistisches Land und Vorbild im ganzen Nahen Osten
zu werden", sagte der US-Geschäftsmann Joe Allbaugh kürzlich der "New York
Times". Der 51-Jährige, der vor drei Jahren den Wahlkampf von George W. Bush
koordinierte, hat mit anderen engen Bush-Vertrauten in Houston (Texas) die
Beraterfirma "New Bridge Strategies" gegründet. Die Firma will ihren Kunden bei
Geschäften im Nahen Osten unter die Arme greifen.
Auch die neue
Anwaltskanzlei "Iraqi International Law Group " steht in den Startlöchern. Sie
dient sich Kunden als Wegbereiter in den irakischen Markt an. Marketingpartner
der "Iraqi International Law Group" ist der US-israelische Anwalt Marc Zell. Er
war bis vor zwei Jahren Partner von Douglas Feith, der inzwischen die Nummer
Drei im Pentagon ist.
Die engen Verbindungen dieser Berater zur
US-Regierung haben in den USA Empörung ausgelöst. "Zu dem wachsenden Unmut in
manchen Kreisen und der Empörung in anderen trägt die himmelschreiende
Kriegs-Geschäftsmacherei von Firmen mit guten politischen Beziehungen bei -
Geschäftemacherei, die mit der skandalösen Unterstützung und Duldung der
Bush-Regierung stattfindet", wetterte Kommentator Bob Herbert in der "New York
Times".
Der Widerwille zahlreicher Länder, unter diesen Umständen Geld
zu spenden, hat Washington jetzt zu einer Konzession gezwungen: Das Geld aus dem
Ausland soll von der Weltbank und den Vereinten Nationen verwaltet werden und
nicht der US-Besatzungsbehörde. Dabei kämen Firmen aus aller Welt gleichermaßen
zum Zuge.
Von Christiane Oelrich und Anne-Beatrice Clasmann, dpa
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