Was mir schon immer klar war
Seite 1 von 1 Neuester Beitrag: 08.10.03 13:27 | ||||
Eröffnet am: | 08.10.03 12:30 | von: wetty | Anzahl Beiträge: | 3 |
Neuester Beitrag: | 08.10.03 13:27 | von: Timchen | Leser gesamt: | 2.727 |
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Preisentwicklung an der Börse kann besser mit "idiotischen" Börsenhändlern beschrieben werden
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Börsenhändler sind sicher intelligente Menschen. Aber mathematische Modelle, die von rational handelnden Börsenhändlern ausgehen, hatten bisher nur begrenzten Erfolg darin, die durch Angebot und Nachfrage bestimmte Preisentwicklung zu beschreiben. Doyne Farmer vom Santa-Fe-Institut im US-Bundesstaat New Mexico hat jetzt zusammen mit seinen Kollegen ein Modell entwickelt, das Börsenhändler als rein zufällig handelnde "Idioten" darstellt. Damit konnten sie die statistische Preisverteilung an der Londoner Börse sehr gut modellieren, berichtet das Fachmagazin Nature in seiner Online-Ausgabe.
Wirtschaftswissenschaftler gehen seit dem 19. Jahrhundert in ihren Theorien von einem "allwissenden" Händler aus, der immerfort versucht, seinen Gewinn zu maximieren. Dabei ist er vollständig über jeden Aspekt des gesamten Marktes informiert. Erst seit kurzem untersuchen modernere Theorien, wie unvollständig informierte Händler sich verhalten.
Farmer und seine Kollegen gehen noch einen Schritt weiter. Die Händler in ihrem Modell haben keinerlei Informationen und besitzen nicht mal den Hauch von Intelligenz. Sie handeln rein zufällig. Die Forscher unterscheiden lediglich zwischen zwei Typen von Händlern: Dem Ungeduldigen, der sofort zum besten Preis kaufen oder verkaufen will und damit so genannte Market Orders – unlimitierte Aufträge – erteilt. Und dem Geduldigen, der eine Preisgrenze festlegt, ab der er kaufen oder verkaufen will. Er erteilt Limit Orders – limitierte Aufträge.
Die Händler, so die Modellannahme der Forscher, erteilen und stornieren Aufträge rein nach dem Zufallsprinzip und halten damit die Preisentwicklung in Bewegung. Farmer und seine Kollegen verglichen die statistischen Daten der Preisentwicklung in ihrem Modell mit den Daten der Londoner Börse zwischen 1998 und 2000 und fanden eine sehr gute Übereinstimmung.
Die Forscher meinen natürlich nicht wirklich, dass Börsenhändler ihre Entscheidungen durch Werfen einer Münze treffen. Statt dessen zeigt ihr Modell, dass das Börsengeschehen so komplex ist, dass man es nur sehr schwer von zufälligen Vorgängen unterscheiden kann. Bei den von ihrem Modell beschriebenen statistischen Aspekten scheint dies auch nicht erforderlich zu sein.
Die Forscher haben ihre Arbeit im e-Print-Archiv arXiv.org (cond-mat/0309233) veröffentlicht.
Axel Tillemans