Daytrader feiern Comeback auf US-Parkett
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Eröffnet am: | 05.10.03 21:18 | von: Big.Bull | Anzahl Beiträge: | 1 |
Neuester Beitrag: | 05.10.03 21:18 | von: Big.Bull | Leser gesamt: | 3.128 |
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New York - Die Entwicklung der Kurse an Wall Street macht viele in der Finanzgemeinde nervös: Die Behutsamen, weil sie glauben, der Markt sei zu schnell zu stark gestiegen und sei deshalb reif für eine ordentliche Korrektur. Und die Unbehutsamen, weil sie neuerdings wieder zu hohem Risiko bereit sind und weil sie glauben, wer nun nicht einsteige, könnte vielleicht das Beste verpassen.
Letztere sind in den vergangenen Monaten aus ihren Höhlen gekrochen - früher hießen sie Daytrader. Händler, die schnell mit dem Finger die Maus ihres Computers bedienen. Heute nennt man sie an Wall Street vorsichtiger "Active Trader". Mehrmals am Tag, manchmal mehrmals in der Stunde, manchmal im Minutentakt kaufen oder verkaufen sie Aktien - die einen auf eigene Rechnung, andere im Auftrag einer spekulationsfreudigen Anlagefirma.
Während des Booms 2000 waren Daytrader eine Art Helden. Manche hatte ihren ordentlichen Beruf an den Nagel gehängt und hatten sich mit Computer und High-Speed-Verbindung aufs virtuelle Börsenparkett begeben. Die Stars verdienten Millionen am Tag, am nächsten Tag verloren sie oft alles wieder. Viele Daytrader verfolgten die Technik des "short selling", bei der sie auch bei fallenden Kursen Geld verdienen konnten. So profitierten Daytrader von steigenden und fallenden Kursen. Doch mit dem Platzen der Börsenblase waren viele von ihnen wieder so schnell verschwunden wie sie gekommen waren.
Jetzt erleben sie ein Comeback: Der Onlinehandel im Internet nimmt wieder zu. Firmen wie Fidelity oder Ameritrade berichten von stark steigendem Handelsvolumen. Viele Broker senken ihre Gebühren, Fidelity halbierte den Preis für eine Transaktion auf acht Dollar - vorausgesetzt der Kunde bringt es auch 120 Deals im Jahr, was Daytrader locker schaffen. Charles Schwab und Track Data haben nachgezogen. Schätzungen gehen davon aus, dass das Daytrading im kommenden Jahr um 30 Prozent zunehmen wird.
Ursache ist der starke Anstieg der Kurse. Seit vergangenem Oktober hat sich die High-Tech-Börse Nasdaq um 64 Prozent erhöht. Andere Indizes haben eine ähnliche Aufholjagd hinter sich: Der Dow Jones hat seit 11. März, dem Jahrestief, 27 Prozent aufgeholt; der Standard & Poor's 500 sogar 28,6 Prozent. An der Börse lauert nun wieder die Chance auf einen schnellen Dollar, lautet das Credo.
Auch in den kommenden Wochen könnte die Rallye anhalten. Allerdings werde es nicht mehr zu so großen Sprüngen kommen. Gary Kaltbaum von der Anlagefirma Kaltbaum & Associates glaubt, dass sich der Dow im Wesentlichen um die Marke von 9600 Punkten bewegen wird. Und wenn, dann werde der Index nach oben ausbrechen. Denn Analysten erwarten, dass die Zahlen für das dritte Quartal recht positiv sein werden. Am Dienstag legt der Aluminium-Riese Alcoa als erster Dow-Jones-Wert seine Zahlen vor, am Freitag steht General Electric auf dem Terminplan. "Die Aussichten sind wirklich sehr, sehr positiv", glaubt der Marktstratege Ozan Akcin.
Die Unternehmen des S&P-500 werden Schätzungen zufolge Gewinne vorlegen, die im Schnitt um 15,8 Prozent höher liegen als im gleichen Quartal des Vorjahres. Für das vierte Quartal, das soeben begonnen hat, sehen die Prognosen sogar noch besser aus. Hochrechnungen erwarten einen Anstieg der Gewinne um 21,7 Prozent. Doch schon im kommenden Jahr werden die Gewinne im Jahresdurchschnitt wieder sinken. Thompson First Calle erwartet für 2003 ein Plus von 16,9 und für 2004 einen Zuwachs um 12,9 Prozent.
Aus der vergangenen Woche gingen die Kurse mit hohen Gewinnen. Der Dow legte um 2,8, der S&P um 3,3 und die Nasdaq um 4,9 Prozent zu. Ursache für den Anstieg waren Nachrichten von der Konjunktur. So waren im September in den USA 57 000 neue Jobs entstanden. Ökonomen hatten mit einem Verlust von 30 000 Arbeitsplätzen gerechnet.
Artikel erschienen am 6. Okt 2003 (Die Welt)
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