TUI mit Wandelanlei: morgen geht es Richtung Süden
Seite 1 von 1 Neuester Beitrag: 11.05.03 21:54 | ||||
Eröffnet am: | 11.05.03 21:30 | von: mkonradx | Anzahl Beiträge: | 3 |
Neuester Beitrag: | 11.05.03 21:54 | von: tom68 | Leser gesamt: | 5.606 |
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Frankfurt, 10. Mai (Reuters) - Europas größter Reisekonzern TUI will sich von seinen Aktionären die Ausgabe von Wandelanleihen oder Optionsrechten von bis zu einer Milliarde Euro bewilligen lassen.
Die Genehmigung erlaube es dem Konzern, Kapital zu günstigen Bedingungen aufnehmen zu können, hieß es in der Einladung zur Hauptversammlung am 18. Juni. "Die angestrebte Ermächtigung soll es dem Unternehmen ermöglichen, von attraktiven Finanzierungsmöglichkeiten Gebrauch zu machen" hieß es. Die Laufzeit könnte bis zu 30 Jahre betragen. TUI will seine Verschuldung in diesem Jahr auf unter vier Milliarden Euro und bis Ende 2004 auf unter drei Milliarden Euro von 5,4 Milliarden Euro Ende 2002 senken. Für 2003 rechnet der Reisekonzern wegen der weiterhin schwachen Konjunktur, des Irak-Kriegs und der Lungenkrankheit SARS mit Gewinneinbußen bei der Touristik. Zur Reduzierung der Schulden soll mit 500 Millionen Euro der Verkauf des US-Handelsbereichs AMC beitragen.
Ein Widerstand dürfte bei 10 Euro sein. Wenn das gesamte Börsenumfeld kippt, dann sind Jahrestiefststände drin.
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Desaströse Buchungszahlen, wachsende Konkurrenz durch Billiganbieter und der überstürzte Abschied dreier Konzernvorstände: Für TUI-Chef Michael Frenzel geht’s jetzt ans Eingemachte
von Thomas Schmidtutz, Euro am Sonntag 19/03
Für TUI-Chef Michael Frenzel muss es auf der Bilanz-Pressekonferenz am vergangenen Mittwoch fast genauso gewesen sein wie auf der Internationalen Tourismus-Börse Mitte März in Berlin - nur viel schlimmer.
Wieder beantwortete Frenzel stundenlang quälende Journalisten-Fragen zu Branchenkrise, Irak-Krieg und Sparkurs des Konzerns. Aber auf der Messe konnte Frenzel noch einigermaßen ordentliche Zahlen vorweisen. Die Hannoveraner kamen zur Wintersaison mit einem Buchungsminus von einem Prozent noch einigermaßen glimpflich davon. Am Mittwoch blieb Frenzel nicht mal das. Im Gegenteil.
Es habe, stöhnte er, ab März einen „dramatischen Buchungsrückgang" gegeben. Um 15 Prozent lagen die Zahlen für den Sommer unter dem ohnehin schon schwachen Vorjahr. Im laufenden Jahr ließen sich diese Rückstände wohl kaum mehr wettmachen, warnte der TUI-Chef schon mal vor einem erneuten Gewinnrückgang. Unter Investoren sorgte die Ankündigung für Ausverkaufsstimmung. Um 15 Prozent ging’s für die TUI-Aktie von Mittwoch bis Freitag nach unten.
Bereits am Tag vor der Bilanz-Pressekonferenz gab’s schlechte Nachrichten für den „Hiob von der Leine": Drei von sieben Vorständen verlassen die TUI, der Vorstand wird auf vier Mitglieder verkleinert. Für das operative Geschäft sei künftig ein vierköpfiger Bereichsvorstand zuständig, wurde völlig überraschend mitgeteilt. Das Papier ging auf Talfahrt. Dem Umbau im größten Touristik-Konzern der Welt fallen mit Charles Gurassa und Ralf Corsten ausgerechnet die beiden Touristik-Experten zum Opfer. Außerdem wird der bislang für das Geschäftsfeld Logistik und Beteiligungen zuständige Helmut Stodieck zum Bereichsvorstand degradiert.
Unter Beobachtern sorgte der Vorstandsabbau für Entsetzen. Denn mit dem Kahlschlag ist der größte Geschäftsbereich Touristik nicht mehr im Zentralvorstand des Konzerns vertreten. „Ich war schockiert", sagt ein Analyst, der lieber ungenannt bleiben will. Zwar betonte Frenzel, die neue Führungsstruktur sei „keine Entscheidung gegen Personen oder für eine neue Strategie". Doch hinter vorgehaltener Hand ist von einem faustdicken Krach die Rede. Vor allem Ralf Corsten galt als Gegner des von Frenzel forcierten Einstiegs in das Billigsegment. Erst am Montag hatte der Konzern die eigens dafür neugeschaffene Billigmarke Discount Travel vorgestellt. Der am Freitag gestartete Anbieter soll künftig alle vorhandenen Konzernkapazitäten verkaufen, notfalls auch unter Einkaufspreis.
Corsten, der mit über 30 Jahren Branchenerfahrung als Doyen der deutschen Touristik gilt, sah jedoch offenbar Gefahren für das Qualitäts-Image der TUI. Zwar hat Frenzel den ausgewiesenen Hotelfachmann jetzt mit einem Beratervertrag ausgestattet. Aber die Konzernstrategie wird Corsten so wohl kaum noch beeinflussen können.
Mit dem gewonnenen Machtkampf ist Frenzel nun uneingeschränkter Herrscher im roten Ferienreich - und trägt die Verantwortung für die weitere Entwicklung der TUI allein. Fehler kann er sich nicht leisten. Denn sonst könnte es auch für ihn eng werden. Das Umfeld ist denkbar schwierig. Die Reisebranche steckt in der tiefsten Krise ihrer Geschichte. Nach Jahren ungebremsten Wachstums müssen sich die Reiseanbieter erstmals in einem schrumpfenden Markt zurechtfinden. Ausgelöst von der Terrorangst nach dem 11. September, dem Irak-Krieg und der flauen Konjunktur, sitzt bei vielen Verbrauchern das Geld selbst fürs Reisen nicht mehr so locker. Jetzt drückt auch noch die Lungenseuche SARS aufs Geschäft. Dabei galt Asien als Wachstumshoffnung der Branche.
Schon seit längerem droht laut Frenzel die Aldisierung der Branche. Mit immer größeren Preisabschlägen versuchen die Anbieter, ihre Flugsitze und Hotelbetten loszuschlagen. Das verdirbt die Margen - und erzieht die Kunden zur Schnäppchenjagd. Verschärft wird die Lage durch den Trend zu späteren Buchungen. Vor ein paar Jahren waren im Februar rund die Hälfte aller Reisen für die Sommersaison verkauft. Jetzt buchen 60 Prozent der Kunden acht Wochen vor Urlaubsantritt. Eine vernünftige Planung und Auslastung ihrer Kapazitäten wird für die Reiseanbieter damit immer schwieriger.
Dem Spätbucher-Trend und der grassierenden Schnäppchenjagd will Frenzel mit einem Ausbau der Discount-Schiene begegnen. Neben Discount Travel hat der Konzern unlängst seine Billig-Airline Hapag-Lloyd Express an den Start geschickt. Zudem will die TUI ein Hotelportal im Web einrichten. Allerdings bezweifeln Analysten, ob Frenzel die richtige Strategie hat. „Man wird abwarten müssen, ob Frenzel den Spagat zwischen den Billigangeboten und der höherwertigen Marke TUI schafft", sagt etwa Alexander Kachler vom Münchner Bankhaus Merck Finck & Co. Auch die Abverkaufsmarke Discount Travel sorgt nicht eben für Begeisterung: „Wenn die TUI, wie angekündigt, 300000 Reisen pro Jahr über Discount Travel verkauft, bringt das vielleicht 50 Millionen Euro in die Kasse. Das ist allenfalls ein Tropfen auf den heißen Stein", sagt Christian Obst, Analyst bei der HypoVereinsbank (HVB).
Immerhin: Für den überfälligen Schuldenabbau gibt es Lob. Bis Ende 2004 will Frenzel die Verschuldung unter drei Milliarden Euro drücken. „Das ist ambitioniert, aber realistisch", urteilt Kachler. Nach den Plänen will Frenzel die britische-Tochter AMC verkaufen. Auch beim Logistik-Spezialisten VTG Lehnkering will Frenzel Teile wie die Straßenspedition losschlagen. Außerdem verschärft der Konzern sein Sparprogramm. Bis Ende 2004 sollen die Kosten um 360 Millionen Euro sinken.
Aber „wann die TUI wieder richtig auskömmliche Renditen erwirtschaftet, steht derzeit in den Sternen", sagt Christian Obst. Anleger sollten daher nach dem Zwischenspurt seit dem Ende des Irakkriegs Gewinne mitnehmen. Derzeit spricht nur die hohe Dividende von 0,77 Euro für TUI. Vielleicht reicht der Gewinn ja auch für einen günstigen Traumurlaub: „In diesem Sommer", erwartet Analyst Alexander Kachler, „wird es einen Preiskrieg geben wie noch nie." Dann haben wenigstens TUI-Kunden schöne Ferien. Michael Frenzel kann davon einstweilen wohl nur träumen.
Wertpapiere des Artikels:
TUI AG O.N.
w:o/shm Autor: , 07:49 11.05.03