CTS Eventim setzt weiter auf Wachstum
Gelernt habe ich mal, dass man bei 15 einen guten Aktienpreis hat.
Also wäre die Aktie bei 21€ ein klarer Kauf.
Wenn man Wachstum und Digitalisierung mit reinkalkuliert, dann vielleicht noch bis 32€.
Jedoch basiert diese Betrachtung auf 2019, als knapp 60 Millionen verkaufte Ticktets und ausverkaufte Hallen mit eingepreist wurden.
Was im Moment abgeht ist Wahnsinn. Shop Apotheke war mir bei 40,- zu teuer, Netflix bei 100,-, Tesla bei 250,-
Niemals hätte ich an solche Kurse gedacht. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie diese Bewertungen halten.
Dennoch Vorsicht vor der Bärenfalle. Ich könnte mir gut vorstellen, dass hier ein Riesenverlust ausgewiesen wird und das Ding auf über 40 schießt.
Sollte es eine zweite Welle geben wie damals 1919 fangen Konzerte erst wieder im Frühjahr 2022 an.
WENN der Corona Virus verschwindet wie damals die spanische Grippe.
Wir haben heute nur den Vorteil, dass man die erste Welle relativ früh ernst genommen hatte.
Und vor dem Hintergrund der letzten Tage würde ich fast 100 Euro wetten, dass wir einen beschissenen Herbst bekommen werden.
Im 2. Quartal 2020 verringerte sich der Konzernumsatz im Vorjahresvergleich um 96,6 Prozent auf 13,9 Mio. Euro (VJ: 413,9 Mio. Euro). Das normalisierte EBITDA lag bei -16,2 Mio. Euro (VJ: 54,7 Mio. Euro).
Das komplette 1. Halbjahr 2020 im Vergleich zum entsprechenden Vorjahreszeitraum:
- Umsatz Ticketing: -55,8%
- Umsatz Live Entertainment: -77,2%
Quelle: https://www.ariva.de/news/...k-kosten-und-effizienzmassnahmen-8672878
Außerdem wurde ja gesagt, dass eine Kreditlinie gezogen wurde....
Kurzfristige Vermögenswerte: 1,1 Mrd. EUR
Kurzfristige Schulden: 1,2 Mrd. EUR
Und schon sieht es nicht mehr ganz so dolle aus.
Man hatte halt Glück, dass man die erhaltenen Anzahlungen in Höhe von 430 Mio. Euro für nicht erbrachte Leistungen dank der gesetzlichen Gutscheinlösung erstmal einbehalten darf. Sollen doch die doofen Kunden dafür bluten. Die werden in Zukunft sicherlich gerne wieder dafür gerade stehen wollen.
Ich halte zudem die "Umfrage" aus dem Geschäftsbericht für zweifelhaft; zumindest eine Aussage:
"Einer aktuellen Umfrage unter Kunden von CTS EVENTIM zufolge wollen 75 Prozent der Befragten binnen vier Monaten, nachdem die Corona-Einschränkungen aufgehoben wurden, wieder Live-Veranstaltungen besuchen. Mehr als 80 Prozent der Teilnehmer begrüßen die gesetzlich verankerte Gutschein-Lösung. Über 85 Prozent wollen die Gutscheine für eine andere als die ursprünglich geplante Veranstaltung einlösen. In der Erhebung sagten mehr als 90 Prozent der Befragten, dass sie Live-Unterhaltung und Konzerte vermissen."
Das halte ich für extrem unwahrscheinlich. Nicht nur mit Blick auf die seit Monaten anhaltende Kritik auf deren Facebook-Seite oder auf die Trustpilot-Bewertungen bis zu einem bestimmten Zeitpunkt, als die Stimmung aus heiterem Himmel plötzlich ins Positive kippte - sondern auch vom gesunden Menschenverstand aus. 80%! Das ist lächerlich! Keine Ahnung, welche Kunden dort befragt wurden.
Außerdem gelten diese Gutscheine AUSSCHLIESSLICH für den jeweiligen Veranstalter der entsprechenden Veranstaltung. Kann kann diese Gutscheine nicht für beliebige Konzerte einlösen. Warum sollte man so was gut finden?
CTS hat folgende Probleme.
- Knapp 97% Umsatzeinbruch in Q2
- Ein ähnliches Ergebnis ist für Q3 (leicht besser) zu erwarten
- Der Cashbestand mit einbehaltenem Ticketbestand ist ja mehr eine "Fake" als ein Argument. Zudem sind die kurzfristigen Verbindlichkeiten größer als die kurzfristigen Vermögenswerte
- Alle Konzerte die in 2020 nicht stattfinden konnten bzw. können, wurden bzw. werden ins Jahr 2021 und zum Teil schon in das Jahr 2022 verschoben. Das hat zur Folge das im Jahr 2021 (wenn Konzerte überhaupt möglich sein sollten) die Veranstaltungslocations schon nahezu vollständig ausgebucht sind. Nennenswertes neues Ticket- und Live-Entertainment Geschäft welches Geld bringt ist somit frühestens Mitte/Ende 2021 möglich (und das dann bereits für Veranstaltungen im Jahr 2021). Zudem dürften noch div. Veranstaltungen, die bisher nicht verschoben worden sind bzw. in den Herbst 20 / Anfang 21 verschoben worden sind (alles zwischen Oktober bis März/April) aufgrund der weiterhin nicht Erlaubnis zur Durchführung von Veranstaltungen im "normalen" Umfang erneut verschoben werden. Das dürfte dann auch schon deutlich in das Jahr 2022 hineingehen.
- Alle verschobenen Veranstaltungen basieren grundsätzlich darauf, dass ein Konzert mit normaler/ursprünglicher Kapazität stattfinden kann. Der Großteil dieser Veranstaltungen ist ja bereits mit Vorverkäufen aus dem Jahr 2019 und ist "gut" gebucht. Diese Konzerte kann man daher auch nicht einfach auf "Abstandsveranstaltungen" mit Hygienekonzept umstellen.
- Ein weiteres großes Problem liegt in den Gutscheinen, die an den jeweiligen Veranstalter gebunden sind. Bis auf die "großen Veranstalter" wie z.B. Semmel Concerts, Live Nation, etc. ist es äußerst unwahrscheinlich das beim gleichen Veranstalter eine Veranstaltung finde die ich mit dem Gutschein gerne besuchen möchte. Daraus resultiert das am 01.01.2022 ein Großteil der Verbraucher die ein Gutschein für eine abgesagte Veranstaltung erhalten haben, ihr Geld aus dem Gutschein als Auszahlung verlangen werden.
- Daraus resultiert folgendes weiteres Problem. Derzeit erstattet CTS Eventim , wenn der Veranstalter dies freigeben hat, den Kaufpreis der Tickets abzgl. der VVK-Gebühr, Systemgebühr, Versandgebühr, etc.! Dazu läuft meines Wissens auch ein Verfahren bei der Verbraucherzentrale, die diese Praxis als nicht korrekt ansehen.
Daraus könnte resultieren das Eventim die Gebühren (VVK, etc.) die Sie zum Beispiel bereits in 2019 vereinnahmt und verbucht haben, in 2020 oder 2021 wieder erstatten müssten. Das dürfte sich für den Fall eines Erfolges der Verbraucherzentrale massiv negativ auf das Ergebnis auswirken.
- Unabhängig davon wird allerdings ein Gutschein (Gutscheinlösung) über den kompletten Betrag (inkl. VVK-Gebühr, etc.) ausgestellt. Dieser Betrag muss dann bei Nichtinanspruchnahme des Gutscheins gemäß der Vereinbarung mit der Bundesregierung (also inkl. der vereinnahmten VVK-Gebühr aus dem 2019) erstattet werden. Nachzulesen auf der Website der Bundesregierung.
Die Liste ließ sich sicherlich noch um einige andere Aspekte/Punkte erweitern. An dieser Stelle möchte ich es allerdings vorerst dabei belassen.
Es ist auf jeden Fall ersichtlich, dass die Probleme für CTS Eventim erst noch richtig auf sie zukommen. Eine "gewisse Normalisierung" sehe ich vor dem Jahr 2023 auf jeden Fall nicht. CTS Eventim wird an Covid19 noch lange zu kämpfen haben.
Von daher ist der Kurs von derzeit ca. 34,00 und der milliardenschweren Bewertung für mich in keinster Weise nachvollziehbar. Spätestens mit anhaltender Pandemie und den nächsten Zahlen wird sich das mit Sicherheit auch noch geben.
40 Mio. Verlust im ersten Halbjahr 2020 bzw. im Q2 2020. Davon 21 Million Sonderabschreibung Barracuda. Danach Kostensenkungsmaßnahmen. Die Kurzarbeiterregelung ist vllt. ganz ganz wichtig für CTS Eventim. So scheinen sie nicht viel Geld zu verlieren.
822 Millionen Euro Cash werden genannt. Damit könnten die dann "Corona wie heute" vllt. noch 10 Jahre durchstehen, wenn die Kreditgeber nicht das Vertrauen verlieren. 1,2 Mrd Euro kurzfristige Verbindlichkeiten - davon 389 Millionen Kundenanzahlungen. 229 Millionen langfristige Schulden - davon 43 Millionen Kundenanzahlungen. Auf der Ausgabenseite sind 98 Millionen geflossen - die man aber im Zweifel nicht zurückbekommen wird.
Müssen Reisebüros nicht alles wieder erstatten? - Veranstalter nicht. Warum werden Veranstalter geschützt, aber kleine Reisebüros nicht? - Weil man wieder reisen darf und Veranstalter gar kein Geschäft mehr haben?
CTS Eventim sieht sich noch nicht im Bestand gefährdet. Und wenn es wieder unbegrenzt Veranstaltungen gibt, dann werden sie noch stärker sein als zuvor. Darauf scheint die Börse zu setzen und eben auf den Impfstoff in 2021 und das das dann alles und noch beser so sein wird wie zuvor.
Schwierig hier dann short zu gehen. "Die Börsen können länger irrational sein als man selbst liquide."
Wenn 2021 wieder Konzerte gemacht werden können, dann beginnt schon der Vorverkauf für 2022. Das es in der Bilanz immer einen beträchtlichen Vorlauf an Kundengelderb gibt, das ist immer so gewesen. Das ist aber auch z.B. bei Maschinenbauern nicht anders, bei denen bei Vertragsabschluss ein erheblicher Teil der Auftragssumme als Vorauszahlungen geleistet werden muss. Hier ist das durch die Vorauszahlung des gesamten Betrags maximiert. Oder in der Versicherungsbranche mit der Zahlung von Abschlussgebühren am Anfang. Usw.
Ein KGV von 134 für das Jahr 2021 ist verrückt.
Zumal das mit dem Gewinn von 0,26 / Aktie auch noch in den Sternen steht.
Dazu müsste zeitnah eine äußerst positive Entwicklung eintreten und Großveranstaltungen zu Beginn des nächsten Jahres wieder möglich werden.
Das wird wohl eher nicht klappen.
Aber wer auf den Zock steht, gerne kräftig zuschlagen! (2022 mit der Gutscheinauszahlung ist es dann vielleicht auch nur noch ein KGV von 100! )