Culture Club
Seite 527 von 2530 Neuester Beitrag: 20.08.25 12:19 | ||||
Eröffnet am: | 22.09.12 21:13 | von: Fillorkill | Anzahl Beiträge: | 64.237 |
Neuester Beitrag: | 20.08.25 12:19 | von: Fillorkill | Leser gesamt: | 7.814.529 |
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Liebe Grüße
:-)
"Frag mal einen Juden."
Die Übertragbarkeit bezog sich leicht erkennbarer Weise auf die Argumentation aus Ladys Post #145 und nicht auf den Holocaust. Du Schwachkopf!
"ist die Existenzangst völlig in den Hintergrund getreten. Das Bedürfnis nach Kontakt trat in den Vordergrund und dominiert nun. Da ihre Eltern aber noch in dem Zwiespalt von Existenzangst im Hintergrund und Kontaktbedürfnis im Vordergrund groß geworden sind und da ihr Kontaktbedürfnis von Seiten ihrer Eltern nicht gestillt wurde, verschob sich die Bedürftigkeit ihrer Kinder – also der Enkel der Kriegsgeneration - hin zum Konsum.
Denn das Grundbedürfnis nach erfüllendem Kontakt wurde von Versorgung in Verwöhnung pervertiert: „Meinem Kind soll es besser gehen als mir.“ In dieser Falle befinden sich jetzt die Enkel, denn die Möglichkeiten der Rundumversorgung des übermächtigen „Vaters“ Staat sind durch die Fehlplanungen der Kriegsgeneration und ihrer Kinder am Ende. Nun werden die maßlos verwöhnten Enkel der Kriegsgeneration wieder von der Existenzangst der Großeltern ohne Vorwarnung eingeholt. "
Weil der erworbene instrumentelle Umgang mit den eigenen Gefühlen auch die Dominante in sozialen Beziehungen, insbesondere zu den eigenen Kindern bildet, werden neben manchen persönlichen Macken eben auch kollektive Erfahrungen vererbt. Freilich nicht als 1:1 Kopie, sondern als Hypothek, an der sich die Nachkommen abzuarbeiten haben. Was notwendig umso schwerer fällt, je weniger Tageslicht auf diesen Vorgang fallen kann.
Qualitativ nichts wesentlich anderes gilt in der Weitergabe kollektiver Schuld. Jeder der die Probleme der heute 50-Jährigen mit einschlägig vorbelasteter Familiengeschichte kennt, wird sie in den von Sabine Bode gesammelten Fallgeschichten wieder finden. Jeder der wie Fill über Erfahrung mit der Kriegsgeneration sammeln kann weiss, dass diese NS-Zeit, Holocaust und Krieg als 'Non-Event' beschreiben, über den zu sprechen kein Bedarf herrsche.
Damit dies geht, müssen Gefühle regelrecht abgeklemmt werden, die dann in allerlei psychischen Deformationen bis hin zu Demenz ein unbeaufsichtigtes Eigenleben führen. Solche Deformationen gibt es als individuelles Lebensschicksal überall, aber die hier behandelten sind kollektiver Natur, weisen also typische Gemeinsamkeiten auf. Das Wie dieses Prozesses ist deshalb Gegenstand der Diskussion, nicht das Ob.
...Doch die »Herrenrasse« verlor einen totalen Krieg total, die gewaltigen Eroberungs- und Ausrottungsprogramme scheiterten; es siegten die »Schwächlinge«, die »Untermenschen«, die »Minderwertigen«. Alle diese Erkenntnisse hätten zu einer kollektiven Depression führen müssen, zu einer Trauer um den geliebten Führer, und zu Reue, Selbstvorwürfen und Verzweiflung um die Verbrechen, die das Kollektiv begangen und geduldet hat. Das alles geschah nicht.
..Die Autoren können das verstehen: Die Abwehr der Trauer sei ein Notfall-Vorgang, »die dem biologischen Schutz des Lebens sehr nahe kommt« (S. 35). Der Zusammenbruch des Ich-Ideals bedeute eine völlige Entwertung des Ich. Dem eigentlich zu erwartenden seelischen Zusammenbruch wird entgangen, indem alle affektiven Brücken zur Vergangenheit Mitte 1945 schlagartig abgebrochen wurden. Auf die erhoffte »Endlösung« folgte ein zunächst entbehrungsreicher, aber normaler Alltag; der Nazismus sei damit »entwirklicht« worden. Der Nationalsozialismus blieb somit ein Traum, kein Albtraum...
Kinder sind ja von Natur aus neugierig und feinsinnig, vielleicht gerade weil sie noch nicht so viel Erfahrungswissen angesammelt haben und noch mit einem natürlichen Sinn für Gerechtigkeit ausgestattet sind.
Sie wurden mit dem "Tabu"-Thema Nationalsozialismus nur mittelbar konfrontiert,
die Erwachsenen redeten im privaten Kreis aber darüber, oftmals ablehnend - möglicherweise war das aber auch schon damals nur einer politischen Korrektness geschuldet - mit aber ganz vielen Rechtfertigungsversuchen und es " war ja auch nicht alles schlecht" Gerede.
Aus objektiven Medien erfuhr man aber vereinzelt nebenbei und spätestens in der Schule und im Idealfall von einem echten Zeitzeugen, der aktiv im Widerstand war, was wirklich an Grausamkeiten stattgefunden hat und durch nichts zu rechtfertigen oder zu relativieren war.
Dass dies nicht ohne Spuren in den Köpfen der Kinder blieb, ist klar,
wenn man von den Personen, denen man als Vorbilder , Eltern oder einfach nur weil sie erwachsen waren Vertrauen entgegenbrachte, so hinters Licht geführt und belogen wurde und gerade diese Leute einen zu Ehrlichkeit und Gerechtigkeitssinn erziehen wollten und sie dabei Strenge bis hin zur körperlichen Gewaltanwendung gegen Kinder schon bei geringsten Verfehlungen - wenn sie es überhaupt heutiger Sicht welche waren - einsetzten,
ihre eigenen Fehler bis hin zu Verbrechen in der Nazizeit aber folgenlos blieben
oder das ausdrückliche Bestreiten von Naziverbrechen im Nachkriegsdeutschland oder auch nur konkludente Beschönigen dieser Zeit als moralisch hinnehmbar und regelkonform war.
da diese , obgleich feinsinnig im Gespür, nicht über solch spezifisches Wissen verfügen
und zu einer psyhoanalytischen Diagnose nicht fähig sind, ihre Erkenntnis erfolgen über die unmittelbare Wahrnehmung unter Ausschluss wissenschaftlicher Erfahrungen.
Für den Großteil der Deutschen wurde das " fundamentale Misstrauen " aber nicht
durch den Beweis der Naziverbrechen ausgelöst, sondern allein dadurch ein Verlierer zu sein, den zweiten Weltkrieg verloren zu haben,
mag dies auch objektiv gesehen, ein Riesenglück gewesen sein.
Kein Schild wies darauf hin, - und auf keiner Karte war er eingetragen, und keiner der Einheimischen hatte mir gegenüber je darüber gesprochen.
Über das Net geforscht, wurde ich dennoch schnell fündig; Dass in einem Nachbarort während des "Dritten Reiches" eine "Einrichtung" damals vorhanden war, war allgemein bekannt und auch mir nicht verborgen geblieben. Wie viele Nebeneinrichtungen allerdings und geradezu ein flächendeckendes Netzwerk etabliert wurde, hingegen nicht:
Es gab bereits Publikationen hierüber, - es war bereits geforscht worden, und die Greuel des Nationalsozialismus werden heute thematisiert, - im Gegensatz zu meiner Jugend, in der solches als unmöglich wahrgenommen wurde.
Im folgenden nun einige Links zu o. a. Thematik und meiner "Entdeckung": ich gehe davon aus, dass das Gelesene dann für sich selber sprechen wird....
http://www.bildungswerk-irsee.de/stat/inhalt_pl_geschichte.html
http://www.br.de/nachrichten/schwaben/inhalt/ernst-lossa-108.html
"Im Nazi-Deutschland ist Euthanasie bittere Realität – wer nicht der nationalsozialistischen Rassenideologie entspricht, wird in Heimen weggesperrt, in denen systematische Tötung an der Tagesordnung ist.
So soll es auch dem 13 Jahre alten Ernst Lossa (Ivo Pietzcker) ergehen, der als Kind fahrender Händler als „Zigeuner“ gilt. Der aufgeweckte und rebellische Junge hat einige Zeit in verschiedenen Heimen verbracht, wo er schließlich als nicht erziehbar eingestuft wurde. Daraufhin landet er in einer von Dr. Walter Veithausen (Sebastian Koch) geleiteten Nervenheilanstalt, in der ihm schon wenig später klar wird, dass dort Menschen getötet werden. Auch Ernst erwartet
http://www.filmstarts.de/kritiken/238753.html
דירערלאה קויפבויערן – כבוד זייער אנדענקען
Und fast gleichlautend in deutscher Sprache:
„Bruder-Grab von 472 jüdischen Häftlingsopfern des nazischen lagers Riederloh" . es gab Riederloh I und Riederloh II.....und weitere.
Zusammenfassung für "Schnellleser":
https://de.wikipedia.org/wiki/Ernst_Lossa
Heute ist der o.a. Friedhof bereits hergerichtet und für die Öffentlichkeit zugänglich.
"Was mich nicht mehr losgelassen hat, war das Bild vom Ernst Lossa. Dieser Blick von dem Jungen verrät so viel von seiner Haltung und immer wenn ich dachte, wir kriegen das nicht hin, dann war das ein Blick auf dieses Foto und ich war wieder mit großem Feuer dabei."
Ulrich Limmer, Filmproduzent
.
(wdh)
http://www.br.de/nachrichten/schwaben/inhalt/ernst-lossa-108.html
In immer wiederkehrenden Erzählungen beschrieb meine Mutter ihr NS-Trauma. Es handelt von der Stunde 0, in der übernacht die komplette Erwachsenenwelt eine 180° Schleife vollzog - ohne je darüber ein Wort zu verlieren und mit dem Gestus, als sei dies die normalste Sache der Welt.