Culture Club
Seite 523 von 2530 Neuester Beitrag: 20.08.25 12:19 | ||||
Eröffnet am: | 22.09.12 21:13 | von: Fillorkill | Anzahl Beiträge: | 64.237 |
Neuester Beitrag: | 20.08.25 12:19 | von: Fillorkill | Leser gesamt: | 7.812.361 |
Forum: | Talk | Leser heute: | 4.672 | |
Bewertet mit: | ||||
Seite: < 1 | ... | 521 | 522 | | 524 | 525 | ... 2530 > |
http://www.normativeorders.net/de/forschung/...-1-natur-2-natur-geist
Mods : 'Die Weiterverbreitung von Inhalten, auch in Auszügen, für pädagogische, wissenschaftliche oder private Zwecke ist unter Angabe der Quelle gestattet, sofern an der entsprechenden Stelle nicht ausdrücklich anderes angegeben ist.'
.. Die Genese von Normativität/Subjektivität ist der Prozeß der Transformation eines natürlichen in ein normatives Wesen, genauer: der Prozeß der Transformation eines lebendigen in ein geistiges und autonomes Wesen. Normativität und Subjektivität in dieser Perspektive ihres Werdens zu betrachten, beschreibt eine genealogische Perspektive. Ihre Grundthese besagt, daß das Werden der Normativität ihr nicht äußerlich ist, sondern sie in ihrem Sein (ihrem Status, ihrer Verfassung) bestimmt.
Diese Perspektive soll in dem Projekt durch eine Untersuchung von Hegels Theorie des Geistes untersucht werden. Die grundlegende Einsicht von Hegels Philosophie des Geistes lautet, daß wir die Logik von Normativität und Subjektivität nur verstehen können, wenn wir ihre Seinsweise als gesellschaftliche verstehen: Normativität und Subjektivität sind sozial konstituiert.
Diese grundlegende sozialontologische Einsicht bezeichnet in Hegels Geistphilosophie jedoch nicht schon die Lösung, sondern erlaubt erst, das gestellte Problem in hinreichender Komplexität zu formulieren. Hegels grundlegende Einsicht lautet, daß – einerseits – Normativität und Subjektivität als sozial konstituiert begriffen werden müssen, daß ihnen – andererseits – als sozial konstituierten aber ein irreduzibles Moment zweiter Natur anhaftet, das im Gegensatz zu ihrer Normativität steht.
(1) Hegel arbeitet seine Theorie des Sozialen unter dem Titel „Sittlichkeit“ aus. Ein Grundzug dieser Theorie besteht in der These, daß das Soziale den Charakter einer „zweiten Natur“ annimmt. Wesentliche Attribute, die Hegel dem Sittlichen oder Sozialen zuspricht („Sein“, „Unmittelbarkeit“, naturhafte „Individualität“), haben die Kritik auf sich gezogen, daß Hegel hier ebenso das Reflexionsniveau des modernen Autonomiebegriffs wie überhaupt die intersubjektive Verfassung des Sozialen verfehle (exemplarisch: Habermas, Honneth, Theunissen).
Dagegen soll gezeigt werden, daß Hegels Begriff der zweiten Natur die spezifische Seinsweise des Sozialen als einer nicht-personalen Form der Herrschaft angemessen beschreibt. Der Begriff der zweiten Natur ist mithin zugleich eine sozialontologische und eine sozialkritische Kategorie: sozialontologisch, sofern es dem Sozialen wesentlich ist, eine zweite Natur zu sein; sozialkritisch, sofern die zweite Natur als anonyme Herrschaft einen mangelhaften Zustand bezeichnet.
(2) In systematischer Perspektive kommt es sodann darauf an zu klären, weshalb der als sozial konstituiert verstandene Geist den Charakter einer zweiten Natur annimmt. Darauf gibt Hegel die allgemeine Antwort, daß die Verkehrung des Geistes in eine zweite Natur seine Endlichkeit ausmache. Folgt man Hegel, so muß diese Antwort in zwei Registern entfaltet werden: a) genealogisch, in einer Theorie der Subjektwerdung; b) logisch oder vernunfttheoretisch, in einer Theorie praktischer Gründe.
a) In seiner Theorie des „subjektiven“ Geistes untersucht Hegel den grundlegenden Prozeß, in dem im Menschen als natürlichem Wesen vernünftige Fähigkeiten hervorgebracht werden. Diesen Prozeß versteht er (in Anknüpfung an die Diskussionen des 18. Jahrhunderts in Politik, Ästhetik und Pädagogik) als Subjektivierung durch Sozialisierung (und als Sozialisierung durch Subjektivierung).
Dabei ist entscheidend, daß dieser Prozeß, in dem der subjektive Geist sich bildet, einen natürlichen Anfang hat, der ihn ebenso erst ermöglicht wie in permanenter Spannung zu ihm steht. Es soll versucht werden zu zeigen, daß Hegel diesen Bildungsprozeß des Geistes aus Natur nicht teleologisch, als Aufhebung, versteht, sondern – wie man im Rückblick auf Herder und im Vorblick auf Nietzsche und Freud sagen kann – genealogisch: als eine Entzweiung von (erster) Natur und Geist im Subjekt, die unversöhnt bleibt. Das ist zugleich das genealogische Argument dafür, daß der Geist im Menschen die Form einer zweiten Natur annehmen muß: weil er im dauerhaften Gegensatz zu seiner inneren Natur steht.
b) In seiner Theorie des „objektiven“ Geistes behauptet Hegel, daß Gesetze den Charakter des „Seins“, also praktische Gründe in letzter Instanz den Charakter einer selbst nicht begründbaren Gewißheit haben; das ist der vernunfttheoretische Sinn des Begriffs der „zweiten Natur“. Um diese These zu verstehen, muß sie zunächst von der hermeneutisch-phänomenologischen Einsicht unterschieden werden, daß alle explizite, reflexive Artikulation praktischer Überzeugungen in einem „Horizont“ von Implizitem steht. Denn das Implizite kann prinzipiell expliziert und reflexiv eingeholt werden.
Wenn Hegel jedoch davon spricht, daß praktische Gründe ein Moment des „Unbewußten“ enthalten, scheint diese reflexive Aneignung (im objektiven oder sozial verfaßten Geist) ausgeschlossen: Die Identitäten und damit auch die Gründe praktischer Subjekte haben ein unauflösbar imaginäres Moment. – Eine für das Projekt entscheidende Frage ist es, wie sich diese These begründen läßt. Genauer gesagt lautet die Frage, ob es für diese These ein eigenständiges vernunfttheoretisches Argument gibt oder ob sie sich ausschließlich als eine Konsequenz aus der genealogischen Theorie des Subjekts (siehe 2a) verstehen läßt.
(3) Damit stellt sich schließlich die Frage nach der Freiheit neu. Denn wenn „zweite Natur“ eine Wesensbestimmung des Sozialen und zugleich einen mangelhaften Zustand der Herrschaft, also der Unfreiheit bezeichnet – dann kann es im Sozialen kein „Reich“ verwirklichter Freiheit geben. Freiheit bleibt vielmehr wesentlich der Prozeß ihrer (Selbst-) Hervorbringung aus der und gegen die zweite Natur des Sozialen. Oder Freiheit bleibt wesentlich Befreiung. Der sozial konstituierte Geist muß als die Szene begriffen werden, auf der ebenso Freiheit wie Normativität immer erst und noch aus ihrer wesentlichen Erscheinung als zweiter Natur hervorgehen bzw. hervorgebracht werden müssen. Diese Selbsthervorbringung von Freiheit und Gesetz zugleich gegen die zweite Natur des Sozialen zu verstehen, verlangt, das Zusammenspiel einer ästhetischen mit einer politischen Dimension im Begriff der Befreiung zu entfalten: ästhetisch, weil es um das Verhältnis des Geistes zur inneren Natur geht; politisch, weil es um die Durchbrechung der anonymen Herrschaft der zweiten Natur geht.
Oben ein besonders nettes Pic.
Hier als Add-In: I won´t run away....
https://de.wikipedia.org/wiki/Jean-Luc_Godard
Jean-Luc Godard (* 3. Dezember 1930 in Paris) ist ein französisch-schweizerischer Regisseur und Drehbuchautor. Er zählt zu den einflussreichsten Filmregisseuren der 1960er Jahre.
Godard ist heute noch filmisch tätig. Seine avantgardistischen Werke haben es in der zunehmend von kommerziellen Multiplex-Kinos geprägten Kinolandschaft jedoch schwer, in ein Programm aufgenommen zu werden.
L. Caution, Detektiv, kommt in die futuristische Stadt Alphaville, um nach dem vermissten Agenten Henry Dickson zu suchen.
Die ganze Stadt steht unter der Kontrolle von Professor von Brown und wird von einem Computersystem namens "Alpha 60" dominiert. Liebe, Dichtung und Gefühle sind verfemt. Diese Ächtung führt zu einer unmenschlichen und entfremdeten Gesellschaft.....
.