menschenrecht religionshetze, blasphemie
Ein neuer Mythos wird kolportiert: «Unwissenheit über den Islam kann junge Menschen in den Extremismus treiben». Damit wird - faktenfrei - Religionspolitik betrieben zu Gunsten von schönfärberischem religiösem Halbwissen, das seinerseits zu einem Nährboden werden könnte für das, was man damit zu verhindern versucht....
MÜNCHEN. (hpd/bfg) Ein brutales Attentat erschüttert Paris und die gesamte freie Welt. Terroristen exekutieren Karikaturisten und Redakteure einer satirischen Zeitschrift, die sich immer wieder mit den Religionen angelegt haben. Allah sei so gerächt worden.
Natürlich bemühen sich alle Offiziellen den religiösen Hintergrund zu relativieren - Einzeltäter, fehlgeleitete Extremisten - aber wer seit Jahrhunderten Feuer und Schwert predigt, braucht sich eigentlich nicht zu wundern, wenn die Botschaft irgendwann ernst genommen wird. Die Religionen mit ihrem Alleinvertretungsanspruch können an sich nicht tolerant sein. Die göttlich offenbarte Wahrheit lässt keinen Nebenweg zu. Und das gilt für alle Glaubensrichtungen. Durch die Zeiten wurden Feuer, Schwert und Angst als Mittel benutzt um die Ungläubigen auf den rechten Weg zu bringen und jetzt ist dieser Wahnsinn wieder bei uns angekommen.
BfG München
Ungläubig schauen wir nach Paris und hoffen, dass die freie Gesellschaft keinen Schaden nehmen wird. Aber die Angst sich mit den Kirchen kritisch auseinanderzusetzen ist schon längst in den Köpfen fest verankert, freimütige Kritiker sind die Ausnahme und werden als intolerante gottlose Spinner verunglimpft oder totgeschwiegen. “Ohne Glaube ist kein Staat zu machen” scheint die gängige Devise. Es ist an der Zeit alternative Regeln für das menschliche Zusammenleben zu etablieren. Welche Werte halten die klein gewordene Welt unabhängig von religiösen Vorstellungen zusammen? Letztlich bleibt uns nur der Mensch in der erlebbaren Welt als Maßstab.
Hoffen wir, dass uns das Lachen nicht vergeht. Dafür lohnt es sich Aufzustehen. Nous sommes CHARLIE!
Noch überwiegen Fassungslosigkeit und Trauer über die Anschläge in Paris, die mit brutalem menschenverachtendem Fanatismus verübt wurden. Die Welt ist entsetzt. Alle sind CHARLIE.
So wichtig die Solidarität und die Sympathiebekundungen sind, kann man sich doch dem Eindruck nicht erwehren, dass auch viele falsche Freunde versuchen Kapital aus dem Schock zu schlagen. Todesstrafe hier, missverstandene Religionen da und alle Pressevertreter waren plötzlich mutig frech und kompromisslos kritisch. Da werden viele Krokodilstränen geweint. Langsam jedoch finden sich in den Medien Kommentare mit weiterem Blick.
Horizon Herausgeber Sebastian Loudon hat die Presse im Auge wenn es schreibt: “Wir sind nicht Charlie. Aber wir sollten vielleicht versuchen, mehr wie Charlie zu sein und die Freiheit, die wir so vehement für uns in Anspruch nehmen, auch tatsächlich nützen.”
Christian Schiffer vom BR schreibt: “Wenn über ein paar Tausend Jahre hinweg Gläubige verschiedener Religionen ihre Religion immer wieder dergestalt missverstehen, dass sie im Namen ihrer Religion andere Menschen umbringen, dann sollte man sich vielleicht mittelfristig auf weniger missverständliche Konzepte einigen.”
Oliver Kalkofe für Tele5 fragt: … “Warum ist dann aber die Religion seit Jahrtausenden der (zumindest vorgeschobene) Hauptgrund für die meisten Kriege, Morde und gewaltsamen Auseinandersetzungen auf der Welt? Warum wird der Glaube von allen Idioten für die Gewalt missbraucht? Dies richtet sich übrigens nicht allein gegen fanatische Islamisten – die Christen müssen sich da wahrlich nicht hinter anderen verstecken, ihre schlimmsten Verbrechen sind nur zum Glück etwas länger her.”
Leserbriefschreiber der SZ, Kommentatoren der TAZ und viele andere mehr blasen ins selbe Horn.
Lassen wir uns also nicht vormachen. Die Scheren in den Köpfen sind allgegenwärtig und warum - so fragen wir uns - sollten sich die Kirchen als Medizin für Krankheiten präsentieren, die sie selbst hervorrufen?
Wenn eine Aussage Fehlinterpretationen zulässt, was muss dann verändert werden? Die Aussage oder die Interpretation?
Als Humanisten sind wir davon überzeugt, dass ein friedliches Zusammenleben auf der Basis menschlicher Werte möglich ist. Nicht wegen, sondern trotz Religion. Es gibt Moral jenseits der zehn Gebote und dem Koran. Als freie, soziale und vernunftbegabte Wesen müssen wir gegen Extremismus, Fanatismus und Intoleranz zusammenstehen. Grade in Zeiten von Charlie Hebdo und Pegida. Dazu brauchen wir keine göttliche Offenbarung.
Auf den Menschen kommt es an.
Während Politiker wie Christian Lindner (FDP) und selbst Kirchenrechtler wie Hans Michael Heinig von der EKD die Streichung des § 166 StrGB fordern, will die CSU das Gesetz verschärfen.
Die im "Blasphemie-Paragrafen" vorgesehene Höchststrafe von 3 Jahren Haft ist für Stephan Mayer, dem innenpolitischen Sprecher der Unionsfraktion, noch zu gering. Er will das Strafmaß verschärfen.
Als Reaktion auf die Forderungen der FDP und auch von säkularen Organisationen wie der Giordano Bruno Stiftung (GBS) und dem Bund für Geistesfreiheit (BfG) muss für ihn das Beschimpfen religiöser oder weltanschaulicher Bekenntnisse "selbstverständlich unter Strafe gestellt bleiben".
Andere Politiker - ebenfalls aus der CDU/CSU - wollen den Terroranschlag zum Anlass nehmen, die Vorratsdatenspeicherung in Deutschland einzuführen. Argumenten, dass eine solche Datensammlung den Anschlag von Paris nicht verhindern konnten, lassen sie nicht gelten.
"Die Antwort der CSU auf den Pariser Terroranschlag ist eine Kombination aus der raschen Rückkehr zur Vorratsdatenspeicherung, der Einführung härterer Gesetze und der Erweiterung der Befugnisse der Sicherheitsbehörden."
Die erste Ausgabe des Satiremagazins Charlie Hebdo nach dem Terroranschlag wird in diesen Tagen verkauft. Ägyptische Islamgelehrte haben das Titelblatt scharf kritisiert.
Ein weinender Allah, der sagt: "Alles ist vergeben", ist für die Islamgelehrten eine "ungerechtfertigte Provokation von 1,5 Milliarden Muslimen weltweit" und werde eine neue Welle des Hasses in der französischen und in westlichen Gesellschaften auslösen.
Für die maßgeblichen Gelehrten sei das "nicht förderlich für das Zusammenleben und den Dialog, um den Muslime sich bemühten." Einen Dialog, in dem man offenbar keinerlei Kritik äußern darf.
Ein neuer Mythos wird kolportiert: «Unwissenheit über den Islam kann junge Menschen in den Extremismus treiben». Damit wird - faktenfrei - Religionspolitik betrieben zu Gunsten von schönfärberischem religiösem Halbwissen, das seinerseits zu einem Nährboden werden könnte für das, was man damit zu verhindern versucht....
So nach dem Motto: "Wenn wir für eure Recht auf freie Meinungsäußerung auf die Straße gehen, dann schuldet ihr uns, dass ihr eure Meinung freiwillig nicht erneut äußert!!"
Es ist noch ein langer Weg, bis solche Muslime anfangen zu begreifen, was Meinungsfreiheit heißt. Man sollte nicht öffentlich aus politischer Korrektheit für etwas eintreten, was man doch offensichtlich ablehnt. Wenn jemand die Meinungsfreiheit ablehnt, soll er das klar sagen, wie die CSU das gerade tut (#378).
Da sieht man, wie diese "Ich bin Charlie" allzu leicht dahergesagt ist und am Ende nichts bedeutet.
Wo sie das Sagen haben, da darf keiner Zweifel äußern, geschweige denn, dass man den fairen Vergleich mehrerer Religionen plus Atheismus zulassen könnte.
BERLIN. (hpd/rdf) Ein Artikel von Sam Harris aus dem September 2012 wurde in diesen Tagen noch einmal aktuell. Er schreib diesen Text, als es wegen des Videos “Unschuld der Muslime” zu wütenden Protesten und Angriffen auf Botschaften durch Islamisten kam. Angesichts von Reaktionen, die nach den Terroranschlägen von Paris nach mehr Toleranz für und Rücksicht auf Religionen rufen oder gar eine Verschärfung des Blasphemie-Gesetzes fordern, hat die Richard Dawkins Foundation (RDF) den Artikel übersetzt und online gestellt.
BONN. (hpd) “Gott” ist eine Hypothese, die bei der Erklärung der Welt, des Lebens und des Menschen unnötig ist – schon deshalb, weil sie ja nichts erklärt. Alle Versuche, einen “Gott” zu beschreiben, sind leicht als reine Spekulation zu erkennen, auf die sich bestimmte Menschengruppen geeinigt haben – oft unter dem Einfluss eines der ungezählten, charismatischen “Religionsstifter”.
In der menschlichen Entwicklungsgeschichte dürfte der Glaube an Geister und Götter mit der Evolution des Hirns entstanden sein, das einigen Primaten einen Vorteil verschaffte...
BERLIN. (hpd) Spiritualität ohne Gott und mystische Erlebnisse ohne die Erfahrung einer göttlichen Wirklichkeit sind für den gemeinen Menschen und vor allem für den gemeinen Atheisten immer noch schlichtweg undenkbar. Spiritualität ohne Religiosität wird rundherum verneint, ja für nachgerade absurd gehalten, zumindest irgendein esoterisches Interesse hinter solchen Positionen vermutet.
etwas älter der artikel dennoch interessant
Die Ermordung von Karikaturisten oder Satirikern wird dann zwar pflichtgemäß bedauert, es findet sich aber immer jemand, der meint, darauf hinweisen zu müssen, dass solche Taten ja nicht passieren würden, wenn die „religiösen Gefühle“ von anderen Menschen nicht verletzt würden. Klingt irgendwie nach „selber schuld“. Was musst Du den bissigen Hund auch zanken, Kind? Allerdings sind diese Mörder keine bissigen Hunde, die irgendwelchen kranken Reflexe folgen, sondern verantwortlich handelnde Menschen, für deren Taten es zwar Erklärungen, jedoch keine Rechtfertigungen geben kann. Und die Religion gerne als Vorwand missbrauchen.
2012 wurden der amerikanische Botschafter in Libyen und drei seiner Mitarbeiter ermordet. Angeblich wegen eines beschissen gemachten Mohammed-Videos. Nicht, dass der Botschafter und seine Mitarbeiter selbst unter die Filmschaffenden gegangen wären; so genau nehmen die Empörten das ja nicht. Die rächten ja häufig weit ab vom Schuss.
In Paris traf es bekanntlich auch nicht nur die Karikaturisten von „Charlie Hebdo“. Nein, es traf weitere Mitarbeiter, Polizisten und mit den Karikaturen überhaupt nicht in Verbindung stehende Juden.....
Kacem El Ghazzali
https://www.facebook.com/KacemOfficialPage?fref=nf
The International Humanist and Ethical Union in coalition with the European Humanist Federation (EHF) has announced a new, unified campaign against "blasphemy" laws worldwide.
Denn sollte – was Gott verhüten möge – eines Tages die Diffamierung der Religion ein Straftatbestand werden, müsste noch immer definiert werden, wo der Tatbestand anfängt und wo er aufhört. Schon heute soll es Menschen geben, die sich in ihren religiösen Gefühlen verletzt fühlen, weil ihren Kindern separate Gebetsräume in Schulen verweigert werden. Oder weil sie mit einem Kopftuch nicht als Krankenschwester arbeiten dürfen. Oder weil in Kantinen Schweinefleisch angeboten wird. Auf solche Empfindlichkeiten kann man Rücksicht nehmen, man muss nur wissen, was man damit aufgibt: die säkulare Gesellschaft. Auch die Annahme, man würde damit die Integration erleichtern, ist mehr als irrig. Zumal uns immer wieder versichert wird, die Integrationsverweigerung habe keine religiösen Ursachen, sie sei vielmehr ein kulturelles und soziales Problem.
Diesmal sind nicht die Juden unser Unglück, auch nicht die Pfaffen und die Muslime. Es sind wieder die Juristen.
Überdies stellt sich die Frage, warum der angebliche Gott so schlapp ist und sich nicht selbst gegen eine Beleidigung wehren kann. Schon ein Ding: Um den Allmächtigen zu schützen, soll irgendeine Nase vom Amtsgericht tätig werden. Kann wohl nicht so allmächtig sein.