islamische Welt sätzt Dänemark unter Druck...
Seite 21 von 31 Neuester Beitrag: 12.10.06 21:17 | ||||
Eröffnet am: | 29.01.06 18:34 | von: börsenfüxlein | Anzahl Beiträge: | 761 |
Neuester Beitrag: | 12.10.06 21:17 | von: Hardstylister. | Leser gesamt: | 57.590 |
Forum: | Talk | Leser heute: | 20 | |
Bewertet mit: | ||||
Seite: < 1 | ... | 18 | 19 | 20 | | 22 | 23 | 24 | ... 31 > |
Wachsende Kluft zwischen Deutschen und Muslimen
Laut einer neuen Umfrage kippt die Einstellung der Deutschen gegenüber den Anhängern des Islams: Demnach fühlt sich mittlerweile jeder zweite Deutsche von Muslimen bedroht. Die Mehrheit hält allerdings auch nichts von Witzen über Gott und Religion.
Hamburg - Laut einer Forsa-Umfrage im Auftrag des Magazins "Stern" ist die Kluft zwischen Deutschen und hier lebenden Muslimen größer geworden. Hätten einen Monat nach den Anschlägen vom 11. September 2001 noch 54 Prozent geglaubt, dass es zu einem dauerhaften Konflikt zwischen den Weltreligionen kommen werde, sei die Zahl inzwischen auf 60 Prozent gestiegen. Zwar fühlten sich weiterhin nur wenige ausschließlich von Muslimen bedroht (13 Prozent).
Dafür empfänden jetzt 55 Prozent der Befragten die in Deutschland lebenden Muslime nicht allein als Bereicherung, sondern auch als Bedrohung. Im September 1995 lag der Wert den Angaben zufolge bei 40 Prozent. Der Anteil der Deutschen, die Angst vor dem Islam haben, stieg den Angaben zufolge binnen zweier Jahre von 35 auf 38 Prozent.
Karikaturen religiöser Figuren stießen bei der Mehrheit der Befragten auf Ablehnung. 62 Prozent gaben an, über Gott und Religion dürften keine Witze gemacht werden. "Vor allem Katholiken sprechen sich gegen jegliche Gotteslästerung aus (67 Prozent)", hieß es. Bei den Protestanten sind es den Angaben zufolge 62 Prozent. Unter den Konfessionslosen lehnen laut der Umfrage 51 Prozent der Befragten Karikaturen oder Witze auf Kosten einer Religion ab.
In einer gemeinsamen Erklärung haben 16 Verbände der in Deutschland lebenden Türken die gewalttätigen Reaktionen auf die in Dänemark veröffentlichten Karikaturen des Propheten Mohammed verurteilt. In der heute in Köln veröffentlichten Erklärung lehnen die islamischen Verbände, darunter Milli Görüs, der Islamrat und der Zentralrat der Muslime die Reaktionen auf die Karikaturen als unangemessen ab. Zugleich fordern sie aber auch einen respektvollen Umgang mit den religiösen Empfindungen gläubiger Muslime. Auch ein Karikaturen-Wettstreit sei "makaber", hieß es in Anspielung auf einen von einer iranischen Zeitung initiierten "Internationalen Karikaturen-Wettbewerb zum Holocaust".
Die Verbände wenden sich außerdem gegen den "Gesinnungstest" für Muslime in Baden-Württemberg und fordern, die von ihnen als verfassungswidrig angesehenen Fragebögen unverzüglich zurückzuziehen.
Paris (Reuters) - Ein französisches Satire-Magazin hat am Mittwoch die umstrittenen dänischen Mohammed-Karikaturen ebenfalls veröffentlicht und dies mit der Verteidigung der Meinungsfreiheit begründet.
Die Wochenzeitschrift "Charlie- Hebdo" druckte auf ihrer Titelseite eine neue Darstellung des Propheten, der sein Gesicht in den Händen vergräbt und dabei erklärt: "Es ist schwer, von Narren geliebt zu werden." Im Inneren des Heftes sind dann die zwölf ursprünglich in einer dänischen Zeitung veröffentlichen Zeichnungen zu sehen. Zudem befinden auf der Rückseite Karikaturen mit Motiven aus anderen Religionen, darunter zum Christentum und Judentum.
"Wenn Extremisten Demokratien in Grundsatzfragen Zugeständnisse abringen, ob durch Erpressung oder Terror, sind die Demokratien bald am Ende", erklärte Redakteur Philippe Val in einem Kommentar der Zeitschrift. Französische Moslemgruppen hatten vergeblich versucht, die Veröffentlichung der Karikaturen von einem Gericht verbieten zu lassen. Aus Kreisen der Redaktion verlautete, die Büros und einige der Mitarbeiter hätten Polizeischutz erhalten.
In zahlreichen moslemischen Staaten war es nach der Veröffentlichung der Karikaturen in der Zeitung "Jyllands-Posten" zu massiven Ausschreitungen gekommen. Auch am Mittwoch kamen in Afghanistan mindestens zwei Menschen ums leben. Im Islam sind Darstellungen des Religionsstifters verboten.
Vor drei Jahren habe er dem Blatt seine Jesus-Zeichnung angeboten, sagte der Karikaturist Christoffer Zieler der Nachrichtenagentur Reuters am Mittwoch. Der damals zuständige Redakteur habe sie aber abgelehnt, weil sich seiner Meinung nach dadurch die "Jyllands-Posten"-Leser beleidigt fühlen könnten. In der Karikatur nahm Zeiler das Thema der Auferstehung von Jesus aufs Korn. Der Redakteur sei nicht derselbe Journalist gewesen, der die Veröffentlichung der umstrittenen Mohammed-Karikaturen im September veranlasste, fügte Zieler hinzu.
"Jyllands-Posten" hatte als erstes europäisches Blatt die Karikaturen des Propheten Mohammed abgedruckt. Ihre Veröffentlichung in weiteren europäischen Zeitungen führte in den vergangenen Wochen zu gewaltsamen Protesten in zahlreichen moslemischen Ländern, bei denen inzwischen mehrere Menschen ums Leben kamen. Der zuständige "Jyllands-Posten"-Redakteur hatte sich nach den immer gewaltsameren Protesten für die Mohammed-Karikaturen entschuldigt. Gleichzeitig verteidigte er deren Abdruck unter Verweis auf die Meinungsfreiheit.
Der Redakteur, der die Jesus-Karikatur Zieler zufolge ablehnte, arbeitet noch für "Jyllands-Posten". Er war für eine Stellungnahme jedoch zunächst nicht erreichbar.
http://www.zdf.de/ZDFmediathek/inhalt/17/...,3892465-6-wm_dsl,00.html
"Wir sollten nicht der Illusion Bushs verfallen"
Der Psychoanalytiker Horst-Eberhard Richter warnt davor, die islamische Welt im Karikatur-Streit weiter zu provozieren und zu demütigen. Im SPIEGEL-ONLINE-Interview erklärt er, warum ein Krieg gegen Iran längst nicht das Ende der Gewaltspirale wäre.
SPIEGEL ONLINE: Nach der Veröffentlichung von Mohammed-Karikaturen in westlichen Zeitungen, die den Propheten als Terroristen zeigen, wächst in der islamischen Welt der Hass und die Gewalt gegen den Westen. Haben wir es mit einem Zusammenprall der Kulturen zu tun, von dem Samuel Huntington sprach?
Richter: Bisher noch nicht. Aber es könnte so kommen, wenn man jetzt im Wettbewerb der Eskalierung, der gegenseitigen Beleidigungen, Kränkungen und Bedrohungen fortfährt, anstatt sich besser als in den letzten Jahren um Deeskalierung zu bemühen.
SPIEGEL ONLINE: Wie könnte diese Deeskalierung aussehen?
AFP
Ahmadinedschad: "Bushs Irakkrieg hat ihm geholfen"
Richter: Der Westen sollte alle Provokationen unterlassen, die Gefühle von Erniedrigung und Demütigung hervorrufen. Wir sollten die kulturelle Identität der islamischen Länder mehr achten. Das waren übrigens Ratschläge von Ex-Bundespräsident Rau.
SPIEGEL ONLINE: Zur Zeit gehen tausende Muslime auf die Barrikaden. Dialogbereitschaft sieht anders aus.
Richter: Wir kennen doch solche Temperamentsausbrüche in diesen Ländern. Wir sollten die Randale und den Vandalismus rasender Massen nicht mit der Verfassung der Mehrheiten gleichsetzen, die den Terrorismus genau so verabscheuen wie wir und sich mehr Besonnenheit wünschen. Darauf muß der Westen mehr eingehen.
SPIEGEL ONLINE: Als tieferen Grund für den Konflikt wird immer wieder angeführt, muslimische Gesellschaften seien voller Frustrierter. Leiden sie angesichts der westlichen Prosperität an einem Neid- oder Minderwertigkeitskomplex?
Richter: Natürlich erkennen die islamischen Völker die Armutskluft und ihre Entwicklungsrückstände. Aber deshalb brauchen sie eben Unterstützung und eine Partnerschaft auf gleicher Augenhöhe. Die Palästinenser stoppten die Intifada, als Rabin ihnen einen eigenen Staat versprach, und jetzt vorläufig wieder, als Scharon mit der Freigabe des Gaza-Streifens ihnen neue Hoffnung machte. Für die Muslime ist wichtig, als ebenbürtig anerkannt und gewürdigt zu werden. Aber die wachsende Armutskluft ist ein übergreifendes globales Problem, von dem die augenblickliche Kriegspolitik so stark ablenkt, dass man glauben möchte, das sei ihr eigentlicher heimlicher Zweck.
SPIEGEL ONLINE: Sie meinen, der aggressive Westen betreibe eine Eskalation der Gewalt?
Richter: Als Psychoanalytiker kann ich meinen Verdacht nicht unterdrücken, dass die Verschärfung der Konfrontation, insbesondere durch den Irakkrieg, nicht nur aus Versehen passiert ist. Was jetzt den Karikatur-Streit anbetrifft, so wussten doch alle, dass die Religion für die Muslime eine zentrale identitätsstiftende Rolle spielt, und dass das vielfache Nachdrucken der Karikatur, die Mohammed als Bomben-Terroristen zeigt, als trotzige Verhöhnung verstanden werden musste.
SPIEGEL ONLINE: Der pakistanische Schriftsteller Ibn Warraq, der sich vom Islam abgewandt hat, fordert, der Westen dürfe dem Druck aus der muslimischen Welt auf keinen Fall nachgeben. Er dürfe sich für den Abdruck der Karikaturen nicht entschuldigen, denn die Meinungsfreiheit sei das höchste Gut.
Richter: Die Meinungsfreiheit ist ein hohes Gut der Demokratie. Aber sie verlangt auch eine demokratische Reife der Menschen, die den Freiraum nicht zu religiösen Beleidigungen missbrauchen. Mit den Karikaturen haben die Verantwortlichen sich selbst entwürdigt, nicht etwa Zeugnis für ein höheres Demokratie-Niveau abgelegt.
SPIEGEL ONLINE: Jetzt gibt es auf islamischer Seite den Versuch der größten iranischen Zeitung, in einem Karikaturenwettbewerb den Holocaust zu verunglimpfen.
ZUR PERSON
DPA
Horst- Eberhard Richter, 82, ist einer der bedeutendsten deutschen Psychoanalytiker und Sozialphilosophen der Nachkriegsgeschichte. Er lebt in Gießen und ist dort publizistisch tätig. So ist er Mitherausgeber des "Jahrbuchs der Psychoanalyse". Zur Zeit arbeitet er an einem Werk über die Kreuzzüge, das im Sommer erscheinen soll. Zu seinen berühmtesten Büchern gehören "Der Gotteskomplex", "Alle redeten vom Frieden", "Umgang mit Angst", "Wer nicht leiden will, muss hassen: zur Epidemie der Gewalt".
Richter: Natürlich wird sich der Westen von dieser Beleidigungsspirale nicht einfangen lassen. Er sollte vielmehr alles versuchen, wieder ein Gesprächsniveau mit den islamischen Kräften, gerade auch in Iran, zu erreichen, die alles andere wollen, als die kulturelle Kluft in Richtung Kriegsgefahr noch weiter zu vertiefen. Es geht nicht darum, wer den anderen mit Beleidigungen tiefer verletzen kann, sondern darum, mit Hilfe vernünftiger Mehrheiten der Unfriedlichkeit entgegenzuwirken, so wie das zum Beispiel Israelis und Palästinenser in ihrem Fall überwiegend dringend wünschen.
SPIEGEL ONLINE: Sind die derzeitigen politischen Führer in Orient und Okzident dazu in der Lage?
Richter: Beide Seiten können nur entweder gemeinsam auf eine Stufe höherer Zivilisierung aufsteigen oder gemeinsam auf ein Niveau primitiver Destruktivität zurückfallen. Der Irakkrieg sollte uns eine heilsame Lehre sein. Wir sollten nicht der Illusion George W. Bushs verfallen, mit überlegener Stärke das Böse ausrotten zu können. Auch der Ohnmächtigste behält immer noch genügend Macht, um den Rest Ohnmacht des Mächtigsten zu treffen. Als lebende Bomben sind radikale Muslime imstande, selbst den größten militärischen Vorsprung des Westens wett zu machen. Bushs Hoffnung, mit Krieg den Terrorismus auszulöschen, ist komplett gescheitert.
SPIEGEL ONLINE: Ist die islamische Welt überhaupt reif für Demokratie? Oder setzt Demokratie einen Säkularisierungsprozess voraus?
Richter: Iran war ein Beispiel für die Demokratisierung eines islamischen Landes. Schon nach dem Zweiten Weltkrieg hatte Iran eine funktionierende Demokratie mit Mossadegh als Premier. Doch weil der das Öl verstaatlichen wollte, haben ihn die Amerikaner mittels der CIA gestürzt und dem Volk Schah Reza Pachlevi vor die Nase gesetzt. Das war 1953. Den Älteren ist dies noch sehr präsent. Mit der damaligen Zerstörung der Demokratie haben die USA den antiamerikanischen Hass in Iran entzündet, der später zu der Mullah-Revolution führte und bis heute weiter wirkt.
SPIEGEL ONLINE: Heute sitzt in Iran ein Präsident namens Ahmadinedschad. Er zweifelt das Ausmaß der Judenvernichtung während des Zweiten Weltkriegs an, plant eine Holocaust-Konferenz und schickt Hasstiraden gen Israel. Ist er ernst zu nehmen oder ein Fall für die Psychiatrie?
Richter: Hätte sich der Westen in den letzten 20 Jahren mehr um die kritischen reformwilligen Kräfte in Iran gekümmert, wäre dieser unsägliche Ahmadinedschad kaum an die Macht gelangt. Geholfen hat ihm auch Bushs Irakkrieg, der das Feindbild USA wieder sehr erstarken ließ. Ich höre, dass nun viele im Lande nichts mehr wünschen, als ihn los zu werden, weil ihnen dämmert, welches Unheil er herauf zu beschwören droht. Aber dieser Prozess kann nur von innen kommen.
SPIEGEL ONLINE: Sehen Sie eine Möglichkeit, die interkulturellen Spannungen in der Gegenwart zu entschärfen?
Richter: Es ist die Gefahr, dass wir auf einen Irankrieg zusteuern, und dass dieser längst nicht das Ende der Gewaltszenarien sein wird. Im Mittelalter halfen Philosophie und Theologie, über den Schlachtfeldern der sieben Kreuzzüge eine hoffnungsverheißende Lehre auszubreiten. Die großen Denker Averroes (Muslim), Maimonides (Jude) und später Albertus Magnus (Christ) kamen auf die Idee, dass es nur eine einzige Vernunft gibt - heute würden wir vielleicht Wertewelt sagen. Diese ist allen monotheistischen Religionen gemein. Hinzu kommt dann die jeweils besondere Offenbarung. Johannes Paul II. hat daran angeknüpft, als er die Religionen in Assisi zum Friedensgebet versammelte und in Jerusalem an der Klagemauer gebetet und in Damaskus die Omajaden-Moschee besucht hat. Es wäre jetzt die Aufgabe der Intellektuellen aufzuzeigen, dass unser Geschlecht eine einzige Wertewelt der Humanität verbindet, die eine universale Kultur des Friedens nicht durch einen Sieg der einen über die anderen, sondern nur durch Fortschritt einer globalisierten Solidarisierung möglich macht.
Das Auge des Orkans
Aus Kairo berichtet Yassin Musharbash
Wegen der Mohammed-Karikaturen brennen Botschaften in Beirut und sterben Menschen in Afghanistan. In Kairo, dem Zentrum der arabischen Welt, gab es bisher keine Gewalt. Die Wut auf den Westen ist trotzdem enorm und wächst weiter - auch, weil kaum jemand die Karikaturen kennt.
Kairo - "Wenn hier jetzt ein Däne vorbeikäme", sagt Ali Said finster, holt zur Veranschaulichung schon einmal zu einer mächtigen Schlagbewegung aus - und bremst sich im letzten Moment: "dann würde ich ihn anschreien!" Anschreien, nicht schlagen; Protestieren, aber nicht gleich das Konsulat verwüsten; Boykottieren, aber keine Fahnen verbrennen: Der gerade noch im Zaum gehaltene Zorn des 21-jährigen Studenten Ali Said, der zwischen Orangenkisten und einer Schubkarre Lammkeulen in einer schäbigen Gasse von Kairos Altstadt steht, ist beispielhaft für das, was viele muslimische Ägypter fühlen. Sie sind wütend über die Veröffentlichung von Mohammed-Karikaturen - zuerst in der dänischen Zeitung "Jyllands-Posten" und dann in anderen europäischen Blättern.
REUTERS
Demonstranten in Kairo: Wütende Menschen gibt es genug
Eine "Entschuldigung an alle Muslime der Welt" fordert Ali deshalb. "Und selbst das wäre eigentlich nicht genug." Nur, "weil die Imame und Professoren das verbieten", habe es in der ägyptischen Hauptstadt bislang keine gewalttätigen Proteste wie in Beirut oder Damaskus gegeben, glaubt er. Dass er die inkriminierten Karikaturen gar nicht kennt, stört Ali nicht: "Vom Hörensagen" wisse er, dass der Prophet Mohammed darauf als Osama Bin Laden dargestellt werde.
Das stimmt natürlich nicht. Aber Ali ist nicht der einzige, der sich von einem Fieber der Empörung hat anstecken lassen, das dem Anlass schon lange nicht mehr angemessen scheint - und in Wahrheit wohl eher eine tiefe Frustration über den Westen insgesamt zum Ausdruck bringt. Brennende Botschaften in Beirut und Damaskus, Massendemonstrationen im Jemen, Boykottaufrufe gegen Dänemark in Jordanien: Die Bilder aus der arabischen Welt schüren im Westen die Sorge, der viel beschworene "Kampf der Kulturen" sei nun wirklich ausgebrochen. Kairo ist das Zentrum dieser arabischen Welt. So wie New York eine Chiffre für "den Westen" ist, versinnbildlicht die ägyptische 16-Millionen-Metropole die "arabische Straße". Was hier gedacht, gesagt und getan wird, ist bedeutsam, dass in Kairo bislang keine Flammen loderten, deshalb beruhigend.
Vor den Gesandtschaften im hiesigen Botschaftsviertel stehen die Menschen bis jetzt nur Schlange, um Visa zu beantragen. Schon weil Regierung und Geistlichkeit sich gegen Gewalt aussprechen - anders, als etwa die syrische Regierung, braucht die ägyptische im Moment von keinen größeren inneren Schwierigkeiten abzulenken und begreift sich außer als Führungsmacht der arabischen auch als Partner der westlichen Welt. Aber ob Kairo das stille Auge eines ringsum tobenden Orkans bleibt, oder hier nur die Stille vor dem Sturm beobachtet werden kann, ist noch nicht endgültig entschieden. Wütende Menschen gibt es genug.
Irrtümer an jeder Ecke
Feisal zum Beispiel, ein Lkw-Fahrer, der in einem Teehaus in der Nähe des Innenministeriums Zeitung liest, ist mit der laschen Reaktion seiner Landsleute gar nicht einverstanden: "Ich wünschte, auch hier würden Botschaften brennen", sagt er. Der Prophet müsse beschützt, ein Zeichen gesetzt werden. Wenn die Regierung es zuließe, würden die Menschen sich ganz anders verhalten. Er selbst würde mitmachen. Schließlich sei der Prophet in den Karikaturen beim Geschlechtsverkehr mit Tieren gezeigt worden, sagt er entzürnt. Das stimmt natürlich ebenfalls nicht. Aber weil sich keine ägyptische Zeitung traut, die Bilder zu dokumentierten, grassieren solche Irrtümer an jeder Ecke.
Der Buchhändler Tariq Ibrahim etwa sitzt dem Gerücht auf, Mohammed sei von den dänischen Karikaturisten mit einem Schwert in der Hand abgebildet worden, mit dem er jemandem den Kopf abschneide. Entsprechend groß ist seine Empörung. Aber Tariq und seine Kollegen, die beim Morgenkaffee über die Bilder diskutieren, vertreten den entschieden gewaltfreien Flügel: "Genau das hat unser Prophet ja immer gefordert". Eine Entschuldigung müsse trotzdem her.
Gihan, die den benachbarten Buchladen betreibt, pflichtet Tariq bei. Bei ihr gibt es Bücher zu kaufen, die "Die Ankunft des Antichristen" und "Anzeichen für den nahenden Weltuntergang" heißen: Einfache islamische Theologie für die Massen. Auch ein Buch namens "Die Märtyrer unter den Propheten-Gefährten" gibt es - mit einem bunten Cover, auf dem die Männer sogar auf Kamelen reitend abgebildet sind. Allerdings: In den Mohammed-Biographien daneben fehlen bildliche Darstellungen. "Einen Propheten malt man nicht", sagt Tariq. "Basta."
Gihan steht derweil direkt neben einem Buch, auf dem sich eine Schlange aus einem Davidstern emporreckt: "Die Protokolle der Weisen von Zion", eine alte Fälschung und Manifest des Antisemitismus. Was würde sie antworten, wenn sich ein Jude dadurch beleidigt fühlte, dass das Buch dieses Cover trägt und hier vertrieben wird? Gihan kann die Gleichsetzung nicht nachvollziehen: "Das ist doch nur ein Buch!", sagt sie. "Aber eine Zeitung, die liest jeder. Die ist wie Wasser und Brot!" Dass der "Jyllands-Posten" es vielleicht gerne so hätte, diese Vision aber denkbar weit von der Wahrheit entfernt liegt, weiß hier niemand. Gihan hat an sich nichts gegen den Westen, am Goethe-Institut hat sie sogar Deutschkurse belegt. Aber dass hinter den Karikaturen ein Angriff gegen den Islam insgesamt steckt, davon geht sie aus.
Die "Weisen von Zion" an jeder Ecke
"Man darf nicht vergessen", versucht Mokhless Kotb die Aufregung zu erklären, "dass der Westen hier als Macht wahrgenommen wird, die mit Israel sympathisiert, doppelte Standards anlegt und den Irak angegriffen hat." Kotb ist Generalsekretär der Regierungskommission für Menschenrechte und residiert im Gebäude der regierenden Partei. Kotb gilt als islamischer Intellektueller. Als sein Projekt bezeichnet er "die Verbreitung der Kultur der Menschrechte", also eines neuen Verständnisses, das "über eine arabische Übersetzung der universellen Erklärung der Menschenrechte hinausgeht".
Kotb ist überzeugt, dass aus Kairo auch künftig keine gewalttätigen Unruhen vermeldet werden. "Ägypten hat kein Interesse daran, dass diese Sache weitergeht. Wir wollen keinen Kampf der Kulturen, wir haben Angst davor." Trotzdem: Die regierungsnahe Zeitung "Gumhurriya" rief heute zum Boykott gegen dänische Waren auf und veröffentlichte eine Liste von Firmen, die weiter von dort importieren.
Recht auf Respekt - und Respektlosigkeit
Kotbs Ausführungen bestätigen, dass im Kern der derzeit zu beobachtenden Auseinandersetzung nicht nur Bilder stehen - sondern auch die gesellschaftlichen und rechtlichen Rahmenbedingungen, unter denen sie publiziert wurden: "Wir sind auch für Meinungsfreiheit", sagt er, "aber gegen die Beleidigung von Religionen. Und diese Karikaturen sind vom Recht der freien Meinungsäußerung nicht gedeckt." Was im Westen als Widerspruch und inakzeptable Einmischung aufgefasst würde, wird bei Kotb zu einer notwendigen Einschränkung. Darum betrachtet er es auch als "katastrophalen Fehler", dass der dänische Premier Anders Fogh Rasmussen sich zu Beginn der Affäre nicht distanziert habe. Rasmussen hatte das abgelehnt mit der Begründung, er sei nicht für die Presse zuständig.
"Die Kluft zwischen islamischer Welt und dem Westen ist größer als angenommen", lautet Kotbs Fazit. Die arabische Welt fühlt sich angegriffen, die Karikaturen sind der letzte Strohhalm, der dem Kamel den Rücken bricht. Neben dieser Täter-Opfer-Konstellation durchzieht aber noch eine andere Front die Auseinandersetzung: Das auf der einen Seite universal eingeforderte Recht auf Respekt kollidiert mit dem von der anderen Seite aggressiv vertretenen Anspruch auf Respektlosigkeit.
Die unabhängige Zeitung "al-Fagr" lotete heute aus, was in Ägypten möglich ist: Sie veröffentlichte eine ganze Serie Bilder, die allerdings nicht den Propheten Mohammed, wohl aber Jesus und den Kalifen und Mohammed-Schwiegersohn Ali zeigen. Die Quellen für diese Darstellungen sind solide genug, dass man dem Herausgeber Adil Hamude schwerlich einen Strick drehen kann; sie sind Büchern arabischer Christen und iranischer Schiiten entnommen. "Prophetenbilder: Die Christen verehren sie und die Muslime machten sie schon vor den Europäern", titelte er.
Bemerkenswert an Hamudes Begleittext war auch die nüchterne Feststellung, dass "es nicht wahr ist, dass die dänischen Zeitungen mit diesen Herabwürdigungen begonnen haben". Was sie gedruckt habe, komme einem "Tropfen im Meer gleich", schreibt Hamudeh - und verweist auf neuseeländische und britische Mohammed-Spottzeichnungen, die er im Internet gefunden habe. "Vielleicht waren die Bilder der 'Jyllands-Posten', die diese Krise ausgelöst haben, sogar weniger schlimm", fasst er zusammen.
Wie aus einem Jux-Foto ein Schmähbild wurde
Eine gefälschte Mohammed-Karikatur sorgt für neue Aufregung im Bilderstreit. Die Zeichnung, die den Propheten mit Schweinenase darstellen soll, ist ein verfremdetes Agenturfoto. Jetzt geraten dänische Muslime, die damit den angeblichen Islam-Hass in ihrem Land in der arabischen Welt dokumentieren wollten, ins Zwielicht.
Kopenhagen - Es war ein 43 Seiten starkes Dossier, mit dem sich eine Delegation dänischer Muslime im Winter 2005 auf die Reise in einige arabische Staaten machte, um den Hass auf Muslime in Dänemark zu belegen. Zum Inhalt der angeblich brisanten Dokumentation gehörten auch Zeichnungen und Bilder, die den "Propheten verunglimpfen", wie es in dem Papier hieß, darunter auch die zwölf Karikaturen, die bereits im September 2005 in der dänischen Tageszeitung "Jyllands Posten" erschienen waren. Allerdings: Die Gruppe um den Prediger Abu Laban fügte auch weitere Schmähbilder hinzu, die zuvor nirgends veröffentlicht wurden, aber noch geschmackloser waren.
AP
Jährlicher Wettbewerb im Schweinequieken in Trie-sur-Baise: Teilnehmer Jaques Barrot
Eines der Bilder, die die damit konfrontierten islamischen Würdenträger in den bereisten Staaten, unter anderem den Obermufti von Ägypten, empörten, sollte den Propheten Mohammed mit Schweineohren und -nase zeigen. Die Mitglieder der Delegation hatten erklärt, die Extra-Zeichnungen seien ihnen von anderen Muslimen zugeschickt worden. Doch jetzt kam heraus: Hinter der vermeintlich geschmacklosen Darstellung des Propheten im Zusammenhang mit dem für Muslime unreinen Tier verbirgt sich im Original ein harmloses Foto.
Dänische Medien haben ein Agenturfoto des französischen Automechaniker und Hobbykomiker Jacques Marrot als Vorlage ausgemacht. Wie die dänische Zeitung "Ekstra Bladet" berichtet, hatte sich Marrot im letzten Sommer mit aufgesetzter Nase und Ohren bei einer Jux-Meisterschaft im Schweinequieken in französischen Trie-sur-Baise ablichten lassen.
Verfremdetes Barrot-Bild: Screenshot der Website www.neandernews.com
Später war das Bild eines Agenturfotografen der AP in leicht verfremdeter Form wieder aufgetaucht, eben in jenem Dossier, dass die dänischen Imame bei ihrer Reise durch arabische Länder als Beispiel für beleidigende Darstellungen des Propheten voregten.
Der Kopenhagener Imam Ahmed Akkari, der die Delegation seinerzeit mit anführte, sagte zur "Enthüllung" der Boulevardzeitung, das Bild sei dänischen Muslimen in höhnischer Absicht anonym als Mohammed-Darstellung zugeschickt worden, was nichts mit der Identität der abgebildeten Person zu tun habe. "Ekstra Bladet" meinte dagegen, dass die Imame nun "entlarvt" seien.
phw/dpa
Bush fordert Ende der Gewalt
König Abdullah von Jordanien und US-Präsident George W. Bush haben im Karikatur-Streit zu einem Ende der Gewalt aufgerufen. Proteste, die zu Todesopfern und Zerstörung führten, seien nicht akzeptabel, sagte der jordanische Monarch bei einem Gespräch mit Bush in Washington.
Zugleich müsse unabhängig von der Pressefreiheit alles verurteilt werden, das den Propheten Mohammed verunglimpfe oder die Empfindlichkeiten der Muslime angreife, so Abdullah. Bush forderte alle Regierungen auf, die Gewalt zu stoppen sowie Leben und Eigentum zu schützen. Die USA glaubten an eine freie Presse. "Mit der Freiheit kommt aber die Verantwortung, anderen gegenüber fürsorglich zu sein", sagte Bush.
Gegen die in zahlreichen europäischen Zeitungen veröffentlichten Karikaturen wird in moslemischen Ländern seit Tagen gewaltsam protestiert. Dabei kamen allein in Afghanistan mindestens zehn Menschen ums Leben.
Schäuble will Dialog ausbauen
Die Bundesregierung verständigte sich darauf, die deutschen Kontakte in die arabische Welt weiter mit dem Ziel der Deeskalation zu nutzen. Wirtschaftssanktionen gegen den Iran lehnt die Bundesregierung ab. Innenminister Wolfgang Schäuble (CDU) will den Dialog mit den Muslimen ausbauen.
Die Vereinten Nationen, die Europäische Union und die Organisation der Islamischen Konferenz (OIC) hatten zuvor Muslime in aller Welt zur Ruhe aufgerufen. In einer gemeinsamen Erklärung in New York äußerten UN-Generalsekretär Kofi Annan, der OIC-Generalsekretär Ekmeleddin Ihsanoglu und der EU-Außenbeauftragte Javier Solana Verständnis für den Ärger über "diese beleidigenden Karikaturen". Die jüngsten Gewaltakte gingen jedoch über die Grenzen eines friedlichen Protests hinaus.
Proteste zentral gesteuert?
Die USA und andere Länder prüfen unterdessen, ob die oft gewaltsamen Proteste in den verschiedenen Ländern zentral gesteuert werden. Man gehe der Frage nach, ob es zwischen den vielen Demonstrationen von Nahost über Afghanistan und Bangladesch bis Indonesien eine Verbindung und eine Infrastruktur gebe, sagte ein US-Militärsprecher, Oberst James Yonts, in Afghanistan. Beweise für eine Beteiligung von Organisationen wie den Taliban oder dem Terrornetzwerk Al Kaida gebe es derzeit nicht.
Marsch auf US-Stützpunkt in Afghanistan
Am Mittwoch eröffneten Polizisten in der südafghanischen Stadt Kalat das Feuer, als mehrere hundert Demonstranten auf einen US-Stützpunkt zumarschierten. Dabei wurden nach Polizeiangaben vier Menschen tödlich getroffen. Elf Demonstranten erlitten Schussverletzungen, acht Polizisten und ein Soldat wurden von Steinen getroffen. Die aufgebrachte Menschenmenge gelangte danach auf einer anderen Straße vor den US-Stützpunkt. Dort setzten sie Augenzeugen zufolge drei Tankfahrzeuge in Brand. US-Soldaten gaben Warnschüsse ab.
Der afghanische Ulama-Rat, die höchste Vereinigung der muslimischen Geistlichen des Landes, rief im Rundfunk zur Beendigung der Proteste auf. "Wir verurteilen die Zeichnungen, aber dies rechtfertigt keine Gewalt", sagte der Geistliche Mohammed Usman. Dies schade nur dem Ansehen des Islams.
Krawalle in Hebron
In Hebron im Westjordanland griffen etwa 300 meist jugendliche Palästinenser den Sitz der internationalen Beobachtermission (TIPH) an. Sie warfen Fensterscheiben ein und versuchten, eines der Gebäude in Brand zu setzen. Dabei riefen sie: "Dänemark raus aus Hebron".
In der Zentrale der TIPH (Temporary International Presence in Hebron) befanden sich zu diesem Zeitpunkt rund 60 Personen. Die Beobachtermission dient als Puffer zwischen der palästinensischen Bevölkerung und jüdischen Siedlern in der Stadt. Elf dänische Beobachter seien bereits bei Beginn der Proteste gegen die Karikaturen abgezogen worden, sagte TIPH-Sprecherin Gunhild Forselv.
Auch in der iranischen Hauptstadt Teheran gab es erneut Ausschreitungen. Demonstranten zogen vor die britische Botschaft und warfen Steine.
„Allah ist groß“ rief der junge Mann, als er am Sonntag das Kirchenportal öffnete und den betenden Priester in Zivilkleidung mit zwei Schüssen niederknallte. „Er trat nicht in die Kirche ein, streckte seine Hand zwischen die Türflügel und schoss,“ berichteten Augenzeugen. Der mutmaßliche Mörder war anhand der Aussagen bald gefunden. Als die Leiche des 60-jährigen italienischen Pfarrers am Dienstag mit einer Hercules C-130 am römischen Flughafen Ciampino landete, soll Ouza Akdil bereits gestanden haben. Bei ihm fand man die Tatwaffe und als Motiv des Mordes gab er offenbar die Bestürzung über die Mohammed-Karikaturen in Europa an. Sein kleiner zehnjähriger Bruder wartete laut Augenzeugen während der Hinrichtung von Don Andrea wenige Meter entfernt draußen.
Wurde bedroht und beschimpft
Tiefe Trauer herrscht im Vatikan, wo man die zunehmende Gewalt und Morde an christlichen Gläubigen und Geistlichen beklagt. Don Andrea war seit 2000 in der türkischen Hafenstadt Trabzon, einen „Helden“ nannte ihn der Chef der italienischen Bischofskonferenz Kardinal Camillo Ruini. Mehrere Male wurde der Priester am Telefon bedroht, auf der Straße beschimpft, das Ziegeldach der Kirche mit Steinen beworfen, die Sprechanlage seiner Wohnung in Brand gesetzt.
Ein Dorn im Auge soll er nicht nur fanatischen Moslems, sondern auch der lokalen Mafia gewesen sein, die russische Prostituierte in der Hafenstadt am Schwarzen Meer kontrollierte. Nicht ausgeschlossen wird, dass kriminelle Bosse den Jungen – der Kontakte zur Malavita des Mädchenhandels gehabt haben soll – schickten und ihm davor als Ablenkungsmanöver den Kampfspruch zum Mord diktierten: „Allah ist groß.“ „Das wäre auch keine beruhigende Variante,“ sagt ein guter Freund von Don Andrea in Rom.
Sorge vor Papst-Reise in die Türkei
Der „kleine Agca“ – wie Akdil als Bewunderer des Papstattentäters Ali Agca bereits getauft wurde, besorgt Ermittler in der Türkei und Vatikanmitarbeiter. Der Rummel um Agca, der 1981 Papst Johannes Paul II. auf dem Petersplatz in Rom schwer verletzte, 2000 in Italien begnadigt wurde und vor wenigen Wochen kurzfristig aus dem Gefängnis in Istanbul entlassen wurde, könnte Eiferer zur Nachahmung animieren, zitiert die römische Zeitung „La Repubblica“ türkische Ermittler. Die Sorge im Vatikan betrifft auch die für den Herbst geplante Reise von Papst Benedikt XVI. in die Türkei. Unisono aber heißt die Devise in Kirchenkreisen, der Pontifex müsse an dem Besuch festhalten, denn der Dialog mit dem moderaten Islam sei mehr denn je dringend nötig.
In der römischen Kurie sorgt man sich um die christlichen Gläubigen in moslemischen Ländern, um zunehmende Gewalt gegen Priester und Missionare. 24 katholische Geistliche wurden nach Angaben der Vatikan nahen Nachrichtenagentur Fides 2005 getötet. Die freie Religionsausübung ist für christliche Gemeinschaften in moslemischen Ländern ein Tabu. „Im Sudan werden Bürger zwangskonvertiert, in Saudi-Arabien ist das Zusammentreffen für Christen gefährlich", klagt der ägyptische Jesuitenpater und Universitätsdozent Salim Kalil Samir. „Intoleranz nimmt zu,“ urteilt er und mahnt gleichzeitig Europa zum Respekt vor der islamischen Religion.
„Wirf dich zu Boden“
Vor seinem gewaltsamen Tod in der kleinen Kirche Sankt Maria von Trabzon hat Don Andrea vermutlich die ausgestreckte Hand mit der Pistole gesehen und geahnt, dass sein Leben in Gefahr war. „Wirf dich zu Boden,“ hatte er dem Mann zugerufen, der mit ihm betete. Der apostolische Nuntius in der Türkei, Antonio Lucibello, lamentierte: „Ich muss einen kühlen Kopf bewahren.“ Er habe Schlimmeres erlebt. Monsignor Lucibello meint aber auch: „Ich bin überzeugt, dass hinter dem Verbrechen ein Regisseur steckt.“
Die Grünen werben weiter für eine rechtliche Gleichstellung des Islam in Deutschland. Der Parlamentarische Geschäftsführer der Grünen-Fraktion im Bundestag, Volker Beck, plädierte am Mittwoch in Berlin für die Anerkennung muslimischer Gemeinschaften als Körperschaften öffentlichen Rechts. Er verwies darauf, dass neben den großen christlichen Kirchen auch „Kleinstgemeinschaften“ diesen Status inne hätten, während zugleich mehrere Millionen Muslime in der Bundesrepublik leben.
Beck mahnt „intensiven Dialog“ an
Mit Blick auf die umstrittenen Mohammed-Karikaturen betonte der Grünen-Politiker den hohen Rang sowohl der Meinungs- und Presse- als auch der Glaubensfreiheit. Zur Glaubensfreiheit gehöre aber auch die Anerkennung als Glaubensgemeinschaft. Beck mahnte einen intensiven Dialog mit den muslimischen Organisationen in Deutschland an. Dies sei auch deshalb von Bedeutung, weil diese westliche Wertvorstellungen in der islamischen Welt vermitteln könnten.
Der französische Präsident Jacques Chirac hat heute die Provokation der "Leidenschaften" gläubiger Moslems im Karikaturen-Streit verurteilt. Zuvor hatte das Pariser Satireblatt "Charlie Hebdo" die dänischen Karikaturen nachgedruckt und mit zahlreichen eigenen Beiträgen angereichert. Die "Canard enchaine" druckte ebenfalls satirische Seitenhiebe auf den Cartoon-Streit.
"Es muss alles vermieden werden, was die Überzeugungen anderer, besonders die religiösen Überzeugungen, verletzen kann", sagte Chirac im Kabinett. "Die Meinungsfreiheit muss im Geiste der Verantwortung ausgeübt werden. Ich verurteile alle offensichtlichen Provokationen, die geeignet sind, gefährliche Leidenschaften zu entfachen."
Die aktuelle Ausgabe von "Charlie Hebdo" war heute nach wenigen Stunden ausverkauft. Moslemverbände hatten vergeblich versucht, die Auslieferung juristisch zu stoppen.
Die Randalierer zerstörten mehrere Fensterscheiben der Botschaft. Sie riefen "Tod für Großbritannien" und "Wir sind bereit, unser Leben für Prophet Mohammed zu opfern". Einige von ihnen versuchten, die Botschaft zu stürmen, Polizisten hinderten sie aber daran. "Wir sind hier, um gegen die Rolle von Großbritannien bei der Einschaltung des UN-Sicherheitsrates zu protestieren. Wir müssen unser Recht auf Atom-Technologie wahren", rief ein 32-jähriger Demonstrant.
In Teheran war es in den vergangenen Tagen bereits vor der dänischen und der norwegischen Botschaft zu Ausschreitungen gekommen. Der Abdruck der umstrittenen Karikaturen hat bei Moslems weltweit zu Protesten geführt. In mehren Ländern kamen dabei Menschen ums Leben.
"Jyllands-Posten" erwägt Abdruck der Holocaust-Karikaturen
Dänische Reaktion auf die Retourkutsche aus Teheran: "Jyllands Posten" erwägt den Abdruck von Karikaturen zum Holocaust, für den eine iranische Zeitung einen Wettbewerb ausgerufen hat. Die Zeichner der zwölf Mohammed-Darstellungen stehen indes wegen Morddrohungen unter Polizeischutz.
Frankfurt am Main/Kopenhagen/Wien - Die Redaktion der dänischen Zeitung erwäge eine Veröffentlichung auch der Holocaust-Zeichnungen, "aber wir werden keine Entscheidung treffen, bevor wir sie nicht gesehen haben", sagte Kulturredakteur Flemming Rose heute. Eine solche Veröffentlichung sei aber keinesfalls als Zeichen der Reue zu interpretieren, sondern diene der Dokumentation, "damit unsere Leser sich selbst ihre Meinung bilden können." Die Teheraner Zeitung "Hamschahri" will mit dem Abdruck von Holocaust-Karikaturen nach eigenen Angaben die Grenzen der Pressefreiheit aufzeigen.
Der EU-Ratsvorsitzende und österreichische Bundeskanzler Wolfgang Schüssel zeigte sich erschüttert über den iranischen Wettbewerb zu den Holocaust-Karikaturen als Vergeltung für die umstrittenen Mohammed-Bilder. Schüssel rief alle Beteiligten dazu auf, die "Spirale der gegenseitigen Provokationen und Beleidigungen zu beenden. Weder "herabwürdigende Karikaturen über Mohammed noch das Leugnen des Holocaust oder beschämende Witze über den Holocaust" passten in eine Welt, in der das Zusammenleben der Kulturen und Religionen von gegenseitigem Respekt geprägt sein sollte, mahnte der EU-Ratspräsident: "Wir wollen keinen 'Clash of Cultures', sondern den Frieden zwischen den unterschiedlichen Kulturen."
Die Muslim-Organisation Arab-European League (AEL) mit Sitz im belgischen Antwerpen hatte zuvor auf ihrer Website Karikaturen im Zusammenhang mit dem Holocaust veröffentlicht. Eine Zeichnung zeigt Adolf Hitler im Bett mit Anne Frank, eine weitere äußert Zweifel an der Zahl der in Auschwitz ermordeten. "Nach den Lektionen, die Arabern und Muslime von den Europäern über freie Meinungsäußerung und Toleranz erteilt wurden, hat sich AEL entschlossen, in das Cartoon-Geschäft einzusteigen und unser Recht auf künstlerische Freiheit zu nutzen", hieß es auf der Website.
"Alles aus der Spur gelaufen"
Einer der zwölf Karikaturisten, die für "Jyllands-Posten" die Mohammed-Bilder angefertigt hatten, äußerte sich in einem Interview bestürzt über Morddrohungen, die gegen ihn und die anderen Zeichner ausgesprochen worden seien. Es sei "alles aus der Spur gelaufen", sagte er der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung". Inzwischen gehe es nicht mehr um Religion, sondern um Politik. Er und seine Mitzeichner hätten niemanden verletzen wollen, aber "wir Dänen sind ja naiv und wissen wenig von der Welt und vom Islam", so wie auch die islamische Welt offenbar wenig von Dänemark wisse.
Gegen den "Wahnsinn", der aus den Bildern inzwischen erwachsen sei, könne sein kleines Land nicht ankämpfen, sagte der Zeichner, der wie seine elf Kollegen mit dem Tod bedroht wird und unter Polizeischutz steht. Die Todesdrohung gegen ihn sei "direkt aus Mekka" gekommen, sie habe die Namen aller zwölf Zeichner und des bei der "Jyllands-Posten" verantwortlichen Kulturredakteurs aufgeführt, sagte der Karikaturist, der aufgrund seiner Gefährdung anonym bleiben muss. Eine andere Morddrohung stamme von einer pakistanischen Jugendorganisation.
Einige der Zeichner bedauerten, dass ihre Bilder nun "tausendfach" im Fernsehen und anderen Medien auftauchten, das nehme zwar Druck von der Zeitung, erhöhe aber die Gefahr für sie. Die Karikaturisten haben inzwischen einen Fonds gegründet, der bei den zahlreichen Medien, die ihre Bilder vervielfältigt haben, Honorare eintreiben soll. Mit den Geldern wollen sie einen Preis für Meinungsfreiheit stiften.
Die Internet-Redaktion der "Jyllands-Posten" teilte unterdessen mit, dass sich seit der weltweiten Eskalation des Streits um die Karikaturen die Besuche auf den Internetseiten der Zeitung vervierfacht hätten. Vom 30. Januar bis zum 6. Februar sei die Zahl der Klicks von 340.000 auf 1.335.000 gestiegen, sagte der Leiter der Redaktion. Ein englischer Brief von Chefredakteur Carsten Juste, der die Gründe für die Veröffentlichung der Karikaturen erläutert, sei allein 300.000 Mal geöffnet worden.
Gemäßigte Muslime in Dänemark wollen nach eigenen Angaben in arabischen Ländern für ihre skandinavische Heimat werben. Mit ganzseitigen Anzeigen in Zeitungen mehrerer islamischer Länder sollten ein positives Image von Dänemark vermittelt und "auf angemessene Weise" die Hintergründe der Veröffentlichung der Karikaturen vermittelt werden, teilte das kürzlich gegründete "Komitee gemäßigter Muslime" mit.
Anders ist dieser unüberlegte Aufruf nicht zu verstehen. Wie kann man denn so weltfremd sein?
MfG/Johannah
Meine Zurückhaltung in vielen Dingen und meine Einstellung gegenüber der islamischen Welt, hat sich nach diesem Video grundlegend geändert. Insofern hatte der Streit um die "Mohammed-Karikaturen" auch seine gute Seite, denn dadurch ist deren Hass und die Hetze tatsächlich einmal an die Oberfläche gespült worden, und Träumer wie ich wachen endlich auf.
Ciao!
PS "Wer Respekt verlangt, sollte ihn zollen." Ack! Wer keinen Respekt gewährt, dem wird auch nicht mit Respekt begegnet!
__________________________________________________
DANSKA ARIVA!
Zombi
Ciao!
__________________________________________________
KITA ARIVA!
Your remember? Willst Du nicht meiner Meinung sein, sieh zu das Du einen Stahlhelm aufhast. Ihr seid echt niedlich, darf man Euch auch streicheln??
Sachdienliche Hinweise oder Lösungs-Vorschläge zur Sache willkommen...
Verrate mir bitte, welchen Helm ich aufziehen muß um wegen der o.g. Behauptung nicht in deine Kritik zu geraten.
Danke.
MfG/Johannah
Wie wär´s mal mit etwas "Differenzierung und Selbstreflexion"?
Meine Zurückhaltung in vielen Dingen und meine Einstellung gegenüber der islamischen Welt, hat sich nach diesem Video grundlegend geändert. Insofern hatte der Streit um die "Mohammed-Karikaturen" auch seine gute Seite, denn dadurch ist deren Hass und die Hetze tatsächlich einmal an die Oberfläche gespült worden, und Träumer wie ich wachen endlich auf.
Aber dich interessiert ja das alles nicht, dir geht es doch nur darum, die eine Seite zu sehen, die andere blendest du aus. Es macht keinen Sinn, mit dir darüber weiter diskutieren zu wollen, es ist einfach zwecklos.
Ciao!
__________________________________________________
DANSKA ARIVA!
Wass soll den daß mit "Differenzierung und Selbstreflexion"? Das klingt für mich nach einem bis zum Knochen abgelutschten Spruch von Leuten, die Ihre Fehleinschätzungen der letzten Jahrzehnte immer noch nicht eingestehen wollen.
MfG/Johannah
http://www.computerworld.dk/art/32601?a=block&i=31
http://www.zone-h.org/en/news/read/id=205987
"Respect Our Prophet Mohammed (Peace Be Upon Him) Or U Will See True Muslims Anger".