Thread für Lieblingsgedichte


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Neuester Beitrag: 03.08.10 17:01
Eröffnet am:17.04.07 19:39von: ZwergnaseAnzahl Beiträge:155
Neuester Beitrag:03.08.10 17:01von: knetegirlLeser gesamt:5.775
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15372 Postings, 6300 Tage knetegirl#149

 
  
    #151
1
20.01.10 23:01
sry hab mich verklickt

wollt ein * interessant * geben ;-)  

179550 Postings, 8455 Tage GrinchKein Thema!

 
  
    #152
1
20.01.10 23:03

15372 Postings, 6300 Tage knetegirlLorbeer

 
  
    #153
20.01.10 23:04
Die Unsterblichkeit der Seele

Da steh' ich auf dem Hügel, und schau' umher,
  Wie alles auflebt, alles empor sich dehnt,
     Und Hain und Flur, und Tal, und Hügel
        Jauchzet im herrlichen Morgenstrahle.

O diese Nacht - da bebtet ihr, Schöpfungen!
  Da weckten nahe Donner die Schlummernde,
     Da schreckten im Gefilde grause
        Zackigte Blitze die stille Schatten.

Jetzt jauchzt die Erde, feiert im Perlenschmuck
  Den Sieg des Tages über das Graun der Nacht -
     Doch freut sich meine Seele schöner;
        Denn sie besiegt der Vernichtung Grauen.

Denn - o ihr Himmel! Adams Geschlechte sinds,
  Die diese Erd' im niedrigen Schoße trägt -
     O betet an, Geschlechte Adams!
        Jauchzet mit Engeln, Geschlechte Adams!

O ihr seid schön, ihr herrliche Schöpfungen!
  Geschmückt mit Perlen blitzet das Blumenfeld;
     Doch schöner ist des Menschen Seele,
        Wenn sie von euch sich zu Gott erhebet.

O, dich zu denken, die du aus Gottes Hand
  Erhaben über tausend Geschöpfe gingst,
     In deiner Klarheit dich zu denken,
        Wenn du zu Gott dich erhebst, o Seele!
______________

Ha! diese Eiche - strecket die stolze nicht
  Ihr Haupt empor, als stünde sie ewig so?
     Und drohte nicht Jehovas Donner,
        Niederzuschmettern die stolze Eiche?

Ha! diese Felsen - blicken die stolze nicht
  Hinab ins Tal, als blieben sie ewig so?
     Jahrhunderte - und an der Stelle
        Malmet der Wandrer zu Staub das Sandkorn.

Und meine Seele - wo ist dein Stachel, Tod?
  O beugt euch, Felsen! neiget euch ehrfurchtsvoll,
     Ihr stolze Eichen! - hörts und beugt euch!
        Ewig ist, ewig des Menschen Seele.

Mit grausem Zischen brauset der Sturm daher,
  Ich komme, spricht er, und das Gehölze kracht
     Und Türme wanken, Städte sinken,
        Länder zerschmettern, wenn ich ergrimme.

Doch - wandelt nicht in Schweigen der Winde Dräun?
  Macht nicht ein Tag die brausende atemlos?
     Ein Tag, ein Tag, an dem ein andrer
     Sturm der Verwesten Gebeine sammelt.

Zum Himmel schäumt und woget der Ozean
  In seinem Grimm, der Sonnen und Monde Heer
     Herab aus ihren Höh'n, die stolze,
        Niederzureißen in seine Tiefen.

Was bist du, Erde? hadert der Ozean,
  Was bist du? streck' ich nicht, wie die Fittige
     Aufs Reh der Adler, meine Arme
        Über die Schwächliche aus? Was bist du,

Wenn nicht zur Sonne segnend mein Hauch sich hebt,
  Zu tränken dich mit Regen und Morgentau?
     Und wann er sich erhebt, zu nahn in
        Mitternachtswolken, zu nahn mit Donnern,

Ha! bebst du nicht, Gebrechliche? bebst du nicht? -
  Und doch! vor jenem Tage verkriechet sich
     Das Meer, und seiner Wogen keine
        Tönt in die Jubel der Auferstehung.

Wie herrlich, Sonne! wandelst du nicht daher!
  Dein Kommen und dein Scheiden ist Widerschein
     Vom Thron des Ewigen; wie göttlich
        Blickst du herab auf die Menschenkinder.

Der Wilde gafft mit zitternden Wimpern dich,
  O Heldin, an, von heiligen Ahndungen
     Durchbebt, verhüllt er schnell sein Haupt und
        Nennet dich Gott, und erbaut dir Tempel.

Und doch, o Sonne! endet dereinst dein Lauf,
  Verlischt an jenem Tage dein hehres Licht.
     Doch wirbelt sie an jenem Tage
        Rauchend die Himmel hindurch, und schmettert.

O du Entzücken meiner Unsterblichkeit!
  O kehre du Entzücken! du stärkest mich!
     Daß ich nicht sinke, in dem Graun der
        Großen Vernichtungen nicht versinke.

Wenn all dies anhebt - fühle dich ganz, o Mensch!
  Da wirst du jauchzen: Wo ist dein Stachel, Tod?
     Dann ewig ist sie - tönt es nach, ihr
        Harfen des Himmels, des Menschen Seele.

O Seele! jetzt schon bist du so wundervoll!
  Wer denkt dich aus? daß, wann du zu Gott dich nahst,
     Erhabne, mir im Auge blinket
        Deine Erhabenheit - daß du, Seele!

Wann auf die Flur das irdische Auge blickt,
  So süß, so himmlisch dann dich in mir erhebst -
     Wer sah, was Geist an Körper bindt, wer
        Lauschte die Sprache der Seele mit den

Verwesungen? - O Seele, schon jetzt bist du
  So groß, so himmlisch, wann du von Erdentand
     Und Menschendruck entlediget in
        Großen Momenten zu deinem Urstoff

Empor dich schwingst. Wie Schimmer Eloas Haupt
  Umschwebt der Umkreis deiner Gedanken dich,
     Wie Edens goldne Ströme reihen
        Deine Betrachtungen sich zusammen.

Und o! wie wirds einst werden, wann Erdentand
  Und Menschendruck auf ewig verschwunden ist,
     Wann ich an Gottes - Gottes Throne
        Bin, und die Klarheit des Höchsten schaue.

Und weg ihr Zweifel! quälendes Seelengift!
  Hinweg! der Seele Jubel ist Ewigkeit! -
     Und ist ers nicht, so mag noch heute
        Tod und Verderben des Lebens große

Gesetze niedertrümmern, so mag der Sohn
  In seinem Elend Vater und Mutterherz
     Durchbohren, mag ums Brot die Armut
        Tempel bestehlen, so mag das Mitleid

Zu Tigern fliehn, zu Schlangen Gerechtigkeit,
  Und Kannibalenrache des Kindes Brust
     Entflammen, und Banditentrug im
        Himmelsgewande der Unschuld wohnen.

Doch nein! der Seele Jubel ist Ewigkeit!
  Jehova sprachs! ihr Jubel ist Ewigkeit!
     Sein Wort ist ewig, wie sein Name,
        Ewig ist, ewig des Menschen Seele.

So singt ihn nach, ihr Menschengeschlechte! nach,
  Myriaden Seelen singet den Jubel nach -
     Ich glaube meinem Gott, und schau' in
        Himmelsentzückungen meine Größe.  

15372 Postings, 6300 Tage knetegirlHeine

 
  
    #154
20.01.10 23:12
Waldeinsamkeit
(gefällt mir sehr gut)

Wohl auf dem Haupt einen Kranz getragen;
Die Blumen glänzten wunderbar,
Ein Zauber in dem Kranze war.


Der schöne Kranz gefiel wohl allen,
Doch der ihn trug, hat manchem mißfallen;
Ich floh den gelben Menschenneid,
Ich floh in die grüne Waldeinsamkeit.

Im Wald, im Wald! da konnt ich führen
Ein freies Leben mit Geistern und Tieren;
Feen und Hochwild von stolzem Geweih,
Sie nahten sich mir ganz ohne Scheu.

Sie nahten sich mir ganz ohne Zagnis,
Sie wußten, das sei kein schreckliches Wagnis;
Daß ich kein Jäger, wußte das Reh,

Daß ich kein Vernunftmensch, wußte die Fee.
Von Feenbegünstigung plaudern nur Toren –
Doch wie die übrigen Honoratioren
Des Waldes mir huldreich gewesen, fürwahr,
Ich darf es bekennen offenbar.

Wie haben mich lieblich die Elfen umflattert!
Ein luftiges Völkchen! das plaudert und schnattert!
Ein bißchen stechend ist der Blick,
Verheißend ein süßes, doch tödliches Glück.


Ergötzten mich mit Maitanz und Maispiel,
Erzählten mir Hofgeschichten zum Beispiel:
Die skandalose Chronika
Der Königin Titania.

Saß ich am Bache, so tauchten und sprangen
Hervor aus der Flut, mit ihrem langen
Silberschleier und flatterndem Haar,
Die Wasserbacchanten, die Nixenschar.


Sie schlugen die Zither, sie spielten auf Geigen,
Das war der famose Nixenreigen;
Die Posituren, die Melodei,
War klingende, springende Raserei.


Jedoch zuzeiten waren sie minder
Tobsüchtig gelaunt, die schönen Kinder;
Zu meinen Füßen lagerten sie,
Das Köpfchen gestützt auf meinem Knie.


Tällerten, trillerten welsche Romanzen,
Zum Beispiel das Lied von den drei Pomeranzen
Sangen auch wohl ein Lobgedicht
Auf mich und mein nobeles Menschengesicht.


Sie unterbrachen manchmal das Gesinge
Lautlachend, und frugen bedenkliche Dinge,
Zum Beispiel: »Sag uns, zu welchem Behuf
Der liebe Gott den Menschen schuf?


Hat eine unsterbliche Seele ein jeder
Von euch? Ist diese Seele von Leder
Oder von steifer Leinwand? Warum
Sind eure Leute meistens so dumm?«


Was ich zur Antwort gab, verhehle
Ich hier, doch meine unsterbliche Seele,
Glaubt mir's, ward nie davon verletzt,
Was eine kleine Nixe geschwätzt.


Anmutig und schalkhaft sind Nixen und Elfen;
Nicht so die Erdgeister, sie dienen und helfen
Treuherzig den Menschen. Ich liebte zumeist
Die, welche man Wichtelmännchen heißt.


Sie tragen Rotmäntelchen, lang und bauschig,
Die Miene ist ehrlich, doch bang und lauschig;
Ich ließ nicht merken, daß ich entdeckt,
Warum sie so ängstlich die Füße versteckt.


Sie haben nämlich Entenfüße
Und bilden sich ein, daß niemand es wisse.
Das ist eine tiefgeheime Wund',
Worüber ich nimmermehr spötteln kunnt.


Ach Himmel! wir alle, gleich jenen Zwergen,
Wir haben ja alle etwas zu verbergen;
Kein Christenmensch, wähnen wir, hätte entdeckt,
Wo unser Entenfüßchen steckt.


Niemals verkehrt ich mit Salamandern,
Und über ihr Treiben erfuhr ich von andern
Waldgeistern sehr wenig. Sie huschten mir scheu
Des Nachts wie leuchtende Schatten vorbei.


Sind spindeldürre, von Kindeslänge,
Höschen und Wämschen anliegend enge,
Von Scharlachfarbe, goldgestickt;
Das Antlitz kränklich, vergilbt und bedrückt.


Ein güldnes Krönlein, gespickt mit Rubinen,
Trägt auf dem Köpfchen ein jeder von ihnen;
Ein jeder von ihnen bildet sich ein,
Ein absoluter König zu sein.


Daß sie im Feuer nicht verbrennen,
Ist freilich ein Kunststück, ich will es bekennen;
Jedoch der unentzündbare Wicht,
Ein wahrer Feuergeist ist er nicht.


Die klügsten Waldgeister sind die Alräunchen,
Langbärtige Männlein mit kurzen Beinchen,
Ein fingerlanges Greisengeschlecht;
Woher sie stammen, man weiß es nicht recht.


Wenn sie im Mondschein kopfüber purzeln,
Das mahnt bedenklich an Pissewurzeln;
Doch da sie mir nur Gutes getan,
So geht mich nichts ihr Ursprung an.


Sie lehrten mir kleine Hexereien,
Feuer besprechen, Vögel beschreien,
Auch pflücken in der Johannisnacht
Das Kräutlein, das unsichtbar macht.


Sie lehrten mich Sterne und Zeichen deuten,
Sattellos auf dem Winde reiten,
Auch Runensprüche, womit man ruft
Die Toten hervor aus ihrer Gruft.


Sie haben mir auch den Pfiff gelehrt,
Wie man den Vogel Specht betört
Und ihm die Springwurz abgewinnt,
Die anzeigt, wo Schätze verborgen sind.


Die Worte, die man beim Schätzegraben
Hinmurmelt, lehrten sie mich, sie haben
Mir alles expliziert – umsunst!
Hab nie begriffen die Schatzgräberkunst.


Wohl hatt ich derselben nicht nötig dermalen,
Ich brauchte wenig, und konnt es bezahlen,
Besaß auch in Spanien manch luftiges Schloß,
Wovon ich die Revenuen genoß.


Oh, schöne Zeit! wo voller Geigen
Der Himmel hing, wo Elfenreigen
Und Nixentanz und Koboldscherz
Umgaukelt mein märchentrunkenes Herz!


Oh, schöne Zeit! wo sich zu grünen
Triumphespforten zu wölben schienen
Die Bäume des Waldes – ich ging einher,
Bekränzt, als ob ich der Sieger wär!


Die schöne Zeit, sie ist verschlendert,
Und alles hat sich seitdem verändert,
Und ach! mir ist der Kranz geraubt,
Den ich getragen auf meinem Haupt.


Der Kranz ist mir vom Haupt genommen,
Ich weiß es nicht, wie es gekommen;
Doch seit der schöne Kranz mir fehlt,
Ist meine Seele wie entseelt.


Es glotzen mich an unheimlich blöde
Die Larven der Welt! Der Himmel ist öde,
Ein blauer Kirchhof, entgöttert und stumm.
Ich gehe gebückt im Wald herum.


Im Walde sind die Elfen verschwunden,
Jagdhörner hör ich, Gekläffe von Hunden;
Im Dickicht ist das Reh versteckt,
Das tränend seine Wunden leckt.


Wo sind die Alräunchen? Ich glaube, sie halten
Sich ängstlich verborgen in Felsenspalten.
Ihr kleinen Freunde, ich komme zurück,
Doch ohne Kranz und ohne Glück.


Wo ist die Fee mit dem langen Goldhaar,
Die erste Schönheit, die mir hold war?
Der Eichenbaum, worin sie gehaust,
Steht traurig entlaubt, vom Winde zerzaust.


Der Bach rauscht trostlos gleich dem Styxe;
Am einsamen Ufer sitzt eine Nixe,
Todblaß und stumm, wie 'n Bild von Stein,
Scheint tief in Kummer versunken zu sein.


Mitleidig tret ich zu ihr heran –
Da fährt sie auf und schaut mich an,
Und sie entflieht mit entsetzten Mienen,
Als sei ihr ein Gespenst erschienen.  

15372 Postings, 6300 Tage knetegirlDer Schatzgräber

 
  
    #155
1
03.08.10 17:01
Arm am Beutel, krank am Herzen,
Schleppt' ich meine langen Tage.
"Armut ist die größte Plage,
Reichtum ist das höchste Gut!"
Und zu enden meine Schmerzen,
Ging ich, einen Schatz zu graben.
"Meine Seele sollst du haben!"
Schrieb ich hin mit eignem Blut.

Und so zog ich Kreis um Kreise,
Stellte wunderbare Flammen,
Kraut und Knochenwerk zusammen:
Die Beschwörung war vollbracht.
Und auf die gelernte Weise
Grub ich nach dem alten Schatze
Auf dem angezeigten Platze:
Schwarz und stürmisch war die Nacht.

Und ich sah ein Licht von weiten,
Und es kam gleich einem Sterne
Hinten aus der fernsten Ferne,
Eben als es zwölfe schlug.
Und da galt kein Vorbereiten.
Heller ward's mit einem Male
Von dem Glanz der vollen Schale,
Die ein schöner Knabe trug.

Holde Augen sah ich blinken
Unter dichtem Blumenkranze;
In des Trankes Himmelsglanze
Trat er in den Kreis herein.
Und er hieß mich freundlich trinken;
Und ich dacht': "Es kann der Knabe
Mit der schönen, lichten Gabe
Wahrlich nicht der Böse sein."

"Trinke Mut des reinen Lebens!
Dann verstehst du die Belehrung,
Kommst, mit ängstlicher Beschwörung,
Nicht zurück an diesen Ort.
Grabe hier nicht mehr vergebens.
Tages Arbeit! Abends Gäste!
Saure Wochen! Frohe Feste!
Sei dein künftig Zauberwort."  

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