Thread für Lieblingsgedichte


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Neuester Beitrag: 03.08.10 17:01
Eröffnet am:17.04.07 19:39von: ZwergnaseAnzahl Beiträge:155
Neuester Beitrag:03.08.10 17:01von: knetegirlLeser gesamt:5.783
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2790 Postings, 6127 Tage Zombi 0815Genau kiiwii

 
  
    #126
1
15.03.08 22:38
Hier kannste dich schön austoben ohne andere zu belästigen.

Geile Sache  

129861 Postings, 7682 Tage kiiwiilauf mir nicht immer hinterher,das ist Belästigung

 
  
    #127
15.03.08 23:12

2790 Postings, 6127 Tage Zombi 0815Du kannst dich ja beschweren

 
  
    #128
1
15.03.08 23:17
Ich kenne mich da nicht so gut aus wie., aber du wirst schon einen Weg finden. Ausserdem habe ich heute eh unterdurchschnittlich wenig Post bekommen. Streng dich mal ein wenig an, oder soll ich traurig sein?  

15372 Postings, 6304 Tage knetegirlWorte

 
  
    #129
4
16.03.08 10:30
Sind Worte einfach Worte,
oder mehr als nur ein Wort ?

Mann sagt so vieles auf der Welt
-doch Worte sind es nur

Die Welt lebt stille weiter
auch ohne jedes Wort.

Mann sagt und meint es anderes,
der, der sie verstehen soll
hört nur die
Worte sprechen

Doch wie so oft meint mann es
anderswohl in Worten
nicht zu beschreiben..



geschrieben und gedichtet
by knetegirlie (@copyright)


 

129861 Postings, 7682 Tage kiiwiiWords

 
  
    #130
1
16.03.08 10:41

15372 Postings, 6304 Tage knetegirl#130,

 
  
    #131
16.03.08 12:56
das ist doch ein Gedichte Thread ;)

aber ich hab verstanden was #130 sing:

Reden is silber schweigen is Gold,
doch Gold wird zu silber,
schweigst du am falschen Ort ;)




(Fortsetzungserweiterung
geschrieben und gedichtet bei
knetegirl ;)  @copyright)


 

129861 Postings, 7682 Tage kiiwiiIn meiner Erinnrung erblühen

 
  
    #132
1
08.04.08 01:48
...
Die Bilder, die längst verwittert -
Was ist in deiner Stimme,
Das mich so tief erschüttert?

Sag nicht, daß du mich liebst!
Ich weiß, das Schönste auf Erden,
Der Frühling und die Liebe,
Es muß zuschanden werden.

Sag nicht, daß du mich liebst!
Und küsse nur und schweige,
Und lächle, wenn ich dir morgen
Die welken Rosen zeige.

(H.Heine)

129861 Postings, 7682 Tage kiiwiiIch lieb eine Blume,

 
  
    #133
1
15.04.08 22:50
..........doch weiß ich nicht welche;
Das macht mir Schmerz.
Ich schau in alle Blumenkelche,
Und such ein Herz.

Es duften die Blumen im Abendscheine,
Die Nachtigall schlägt.
Ich such ein Herz so schön wie das meine,
So schön bewegt.

Die Nachtigall schlägt, und ich verstehe
Den süßen Gesang;
Uns beiden ist so bang und wehe,
So weh und bang.

(H.Heine)

15372 Postings, 6304 Tage knetegirlvon Lisa Baumann

 
  
    #134
20.05.08 17:26
Silberweiss

... Der Himmel ist so blau - von meinen blauen Träumen ...
Mein Stöhnen schauert tief in blassen Birkenbäumen
Und meine weissen, wirren Phantasien
Entbrennen licht im bebenden Jasmin ...

Ich hab' das kühle Silberlicht so gerne
Und alles Blonde, Helle, Ewigferne,
Und wenn durch feuchte, blaugeträumte Weiten
Die weissen Wolken und die weissen Verse gleiten ...
 

15372 Postings, 6304 Tage knetegirlKaroline von Günderrode

 
  
    #135
20.05.08 17:31
(1780-1806)

Wandel und Treue
 
  Violetta
Ja, du bist treulos! Laß mich von dir eilen;
Gleich Fäden kannst du die Empfindung theilen.
Wen liebst du denn? Und wem gehörst du an?

  Narziß
Es hat Natur mich also lieben lehren:
Dem Schönen werd' ich immer angehören
Und nimmer weich ich von der Schönheit Bahn.

  Violetta
So ist dein Lieben, wie dein Leben, wandern!
Von einem Schönen eilest du zum Andern,
Berauschest dich in seinem Taumelkelch,
Bis Neues schöner dir entgegen winket -

  Narziß
In höh'rem Reiz Betrachtung dann versinket
Wie Bienenlippen in der Blume Kelch.

  Violetta
Und traurig wird die Blume dann vergehen
Muß sie sich so von dir verlassen sehen!

  Narziß
O Nein! es hat die Sonne sie geküßt.
Die Sonne sank, und Abendnebel thauen.
Kann sie die Strahlende nicht mehr erschauen,
Wird ihre Nacht durch Sternenschein versüßt.
Sah sie den Tag nicht oft im Ost verglühen?
Sah sie die Nacht nicht thränend still entfliehen?
Und Tag und Nacht sind schöner doch als ich.
Doch flieht ein Tag, ein Andrer kehret wieder;
Stirbt eine Nacht, sinkt eine Neue nieder
Denn Tröstung gab Natur in jedem Schönen sich.

  Violetta
Was ist denn Liebe, hat sie kein Bestehen?

  Narziß
Die Liebe will nur wandlen, nicht vergehen;
Betrachten will sie alles Trefliche.
Hat sie dies Licht in einem Bild erkennet,
Eilt sie zu Andern, wo es schöner brennet,
Erjagen will sie das Vortrefliche.

  Violetta
So will ich deine Lieb' als Gast empfangen;
Da sie entfliehet wie ein satt Verlangen,
Vergönnt mein Herz Ihr keine Heimath mehr.

  Narziß
O sieh den Frühling! gleicht er nicht der Liebe?
Er lächelt wonnig, freundlich, und das trübe
Gewölk des Winters, niemand schaut es mehr!
Er ist nicht Gast, er herrscht in allen Dingen,
Er küßt sie Alle, und ein neues Ringen
Und Regen wird in allen Wesen wach.
Und dennoch reißt er sich aus Tellus Armen,
Auch andre Zonen soll sein Hauch erwarmen
Auch Andern bringt er neuen, schönen Tag.

  Violetta
Hast du die heil'ge Treue nie gekennet?

  Narziß
Mir ist nicht Treue, was ihr also nennet,
Mir ist nicht treulos was euch treulos ist! -
Wer den Moment des höchsten Lebens theilet;
Vergessend nicht, in Liebe selig weilet;
Beurtheilt noch, und noch berechnet, mißt;
Den nenn' ich treulos, ihm ist nicht zu trauen
Sein kalt Bewußtseyn wird dich klar durchschauen
Und deines Selbstvergessens Richter seyn.
Doch ich bin treu! Erfüllt vom Gegenstande
Dem ich mich gebe in der Liebe Bande
Wird Alles, wird mein ganzes Wesen seyn.

  Violetta
Giebt's keine Liebe denn, die dich bezwinge?

  Narziß
Ich liebe Menschen nicht, und nicht die Dinge,
Ihr Schönes nur, und bin mir so getreu.
Ja Untreu' an mir selbst wär andre Treue,
Bereitete mir Unmuth, Zwist und Reue,
Mir bleibt nur so die Neigung immer frei.
Die Harmonie der inneren Gestalten
Zerstören nie die ordnenden Gewalten,
Die für Verderbniß nur die Noth erfand. -
Drum laß mich, wie mich der Moment gebohren.
In ew'gen Kreisen drehen sich die Horen;
Die Sterne wandeln ohne festen Stand,
Der Bach enteilt der Quelle, kehrt nicht wieder
Der Strom des Lebens woget auf und nieder
Und reisset mich in seinen Wirbeln fort.
Sieh alles Leben! Es ist kein Bestehen,
Es ist ein ew'ges Wandern, Kommen, Gehen,
Lebend'ger Wandel! buntes, reges Streben!
O Strom! in dich ergießt sich all mein Leben!
Dir stürz ich zu! vergesse Land und Port!




 

15372 Postings, 6304 Tage knetegirlauch ein supertoller Dichter: Friedrich Schiller

 
  
    #136
20.05.08 17:37
Die Hoffnung
Es reden und träumen die Menschen viel
Von besseren künftigen Tagen,
Nach einem glücklichen gold'nen Ziel
Sieht man sie rennen und jagen,
Die Welt wird alt und wieder jung,
Doch der Mensch hofft immer Verbesserung.

Die Hoffnung führt ihn in's Leben ein,
Sie umflattert den fröhlichen Knaben,
Den Jüngling bezaubert ihr Geisterschein,
Sie wird mit dem Greis nicht begraben;
Denn beschließt er im Grabe den müden Lauf,
Noch am Grabe pflanzt er die Hoffnung auf.

Es ist kein leerer schmeichelnder Wahn,
Erzeugt im Gehirne des Toren,
Im Herzen kündet es laut sich an:
Zu was Besserem sind wir geboren!
Und was die innere Stimme spricht,
Das täuscht die hoffende Seele nicht.

von Friedrich Schiller
 

15372 Postings, 6304 Tage knetegirlBreite und Tiefe

 
  
    #137
20.05.08 17:42
Es glänzen Viele in der Welt,
Sie wissen von allem zu sagen,
Und wo was reizet, und wo was gefällt,
Man kann es bei ihnen erfragen;
Man dächte, hört man sie reden laut,
Sie hätten wirklich erobert die Braut.

  Doch gehn sie aus der Welt ganz still,
Ihr Leben war verloren.
Wer etwas Treffliches leisten will,
Hätt' gern was Großes geboren,
Der sammle still und unerschlafft
Im kleinsten Punkte die höchste Kraft.

  Der Stamm erhebt sich in die Luft
Mit üppig prangenden Zweigen;
Die Blätter glänzen und hauchen Duft,
Doch können sie Früchte nicht zeugen;
Der Kern allein im schmalen Raum
Verbirgt den Stolz des Waldes, den Baum.

 

15372 Postings, 6304 Tage knetegirlSommertraum

 
  
    #138
20.05.08 17:47
Sommertraum

Golddurchflammte Ätherwogen,
Schwerer Äste grüne Bogen,
Süss verwob'ne Träumerei'n ...
Sommer, deine warmen Farben,
Helle Blumen, gold'ne Garben
Leuchten mir ins Herz hinein ...

In dem Wald, dem dämm'rig düstern,
Hörst du's rauschen, lispeln, flüstern,
Elfenmärchen - Duft und Schaum ...?
Blumenkinder nicken leise,
Lauschen fromm der alten Weise
Von des Waldes Sommertraum ...

Und der See, der windumfächelt
Lallend plätschert, sonnig lächelt,
Netzt das Schilf aus lauem Born ...
Rosen blühen am Gelände,
Rosenglut, wo ich mich wende,
Und im Herzen tief ein Dorn ...
 

15372 Postings, 6304 Tage knetegirlEiner nur ? (von Karoline Günderrode)

 
  
    #139
1
20.05.08 17:58
Einer nur  
 
Einer nur und Einer dienen
Das ermüdet meine Seele.
Rosen nur und immer Rosen -
Andere Blumen blühen noch bunter;
Wie die Bienen will ich schwärmen
Mich in Trauben Gluth berauschen,
In der Lilie Weiß mich kühlen,
Ruhen in der Nacht der Büsche.
. . . . . . . . . . . . . . . .
Wehe, wer mit engem Sinne
Einem, nur sich Einem weihet:
Schmachvoll rächt sich an dem Armen
Alles was er streng verschmähet!
Nicht zur Heimath wird die Weite,
Ungestaltet in die Ferne,
Aufgelöst in leeres Sehnen
Wird der Inhalt so des Lebens.
Schön ist was sich grenzt und g'nüget,
Treu um eines sich beweget
An dem Einen sich erneuet,
Wie des Pulses rege Schläge
Stets sich um das Herz bewegen,
Stets zum Herzen widerkehren
Stets am Herzen sich erneuen
Sich an seiner Gluth entzünden ...
 

15372 Postings, 6304 Tage knetegirlAch die liebe

 
  
    #140
14.11.09 23:27
sehnsucht holt mich ein..


15372 Postings, 6304 Tage knetegirlFranz Grillparzer (1791-1872)

 
  
    #141
20.01.10 22:44
Franz Grillparzer

Auf die Hände küsst die Achtung,
Freundschaft auf die offne Stirne,
Auf die Wange Wohlgefallen,
Selge Liebe auf den Mund;
Aufs geschlossne Aug die Sehnsucht,
In die hohle Hand Verlangen,
Arm und Nacken die Begierde,
Überall sonst hin Raserei.  

15372 Postings, 6304 Tage knetegirlUnd von wem is das ?

 
  
    #142
20.01.10 22:45
Gefunden

Ich ging im Walde
So für mich hin,
Und nichts zu suchen,
Das war mein Sinn.

Im Schatten sah ich
Ein Blümchen stehn,
Wie Sterne leuchtend,
Wie Äuglein schön.

Ich wollt' es brechen,
Da sagt' es fein:
Soll ich zum Welken
Gebrochen sein?

Ich grub's mit allen
Den Würzlein aus,
Zum Garten trug ich's
Am hübschen Haus.

Und pflanzt es wieder
Am stillen Ort;
Nun zweigt es immer
Und blüht so fort.  

15372 Postings, 6304 Tage knetegirlMartin Luther

 
  
    #143
20.01.10 22:47
Martin Luther (1483-1546)

Das größte Haus ist eng...

Das größte Haus ist eng,
das kleinste Haus ist weit,
wenn dort ein Gedräng
und hier Zufriedenheit.  

15372 Postings, 6304 Tage knetegirlGotthold Ephraim lessing

 
  
    #144
20.01.10 22:49
Gotthold Ephraim Lessing (1729-1781)

Die große Welt

Die Waage gleicht der großen Welt -
Das Leichte steigt, das Schwere fällt.  

13396 Postings, 6490 Tage cv80...

 
  
    #145
1
20.01.10 22:52
Drei Drillinge im Mutterleib,
spielten Skat zum Zeitvertreib.
Plötzlich kracht es in der Spalte,
Karten weg - jetzt kommt der Alte!

;-)

15372 Postings, 6304 Tage knetegirlMatthias Claudius

 
  
    #146
20.01.10 22:53
Matthias Claudius (1740-1815)

Die Sternseherin Lise

Ich sehe oft um Mitternacht,
Wenn ich mein Werk getan
Und niemand mehr im Hause wacht,
Die Stern' am Himmel an.

Sie gehn da, hin und her zerstreut
Als Lämmer auf der Flur;
In Rudeln auch, und aufgereiht
Wie Perlen an der Schnur.

Und funkeln alle weit und breit
Und funkeln rein und schön;
Ich seh’ die große Herrlichkeit
Und kann mich satt nicht sehn ...

Dann saget unterm Himmelszelt
Mein Herz mir in der Brust:
“Es gibt was Bessers in der Welt
Als all ihr Schmerz und Lust.“

Ich werf mich auf mein Lager hin,
Und liege lange wach,
Und suche es in meinem Sinn:
Und sehne mich darnach.  

15372 Postings, 6304 Tage knetegirlAugust Kopisch

 
  
    #147
20.01.10 22:56
August Kopisch (1799-1853)

Dummheit

Wer nur der Weisheit nachgespürt, den halt’ ich noch für keinen Mann:
Doch wer die Dummheit ausstudiert, den seh ich für was Rechtes an!
Der Weisen Tun errät man leicht: man sieht da noch wann, wie, warum;
Bei Dummen kuckt man sich umsonst nach allen diesen Sachen um.
Der Dummheit Weg ist wunderbar; niemals erkennet man den Grund,
Und fänd’ ihn einer richtig aus, so tät er aller Funde Fund!
Denn Dummheit ist die größte Macht, sie führt Heere stärkstes an;
Ich glaube, dass sie nie ein Held bekämpfen und besiegen kann.  

15372 Postings, 6304 Tage knetegirlRingelnatz

 
  
    #148
20.01.10 22:57
Joachim Ringelnatz (1883-1934)

Der letzte Weg

"Ich gehe ins Wasser," sagte sie leis,
"Ade!
Du hast es gut mit mir gemeint.
So weiß ich einen, der um mich weint.
Hab Dank!"
Ich aber sah ihr tiefes Weh
Und küsste sie, die arm und krank,
Und sagte: "Geh!"  

179550 Postings, 8459 Tage GrinchEdgar Allen Poe...

 
  
    #149
1
20.01.10 22:58

Der Rabe

Einst, um eine Mittnacht graulich, da ich trübe sann und traulich
müde über manchem alten Folio lang vergess'ner Lehr'-
da der Schlaf schon kam gekrochen, scholl auf einmal leis ein Pochen,
gleichwie wenn ein Fingerknochen pochte, von der Türe her.
"'s ist Besuch wohl", murrt' ich, "was da pocht so knöchern zu mir her -

das allein - nichts weiter mehr.

 

Ah, ich kann's genau bestimmen: im Dezember war's, dem grimmen,
und der Kohlen matt Verglimmen schuf ein Geisterlicht so leer.
Brünstig wünscht' ich mir den Morgen;- hatt' umsonst versucht zu borgen
von den Büchern Trost dem Sorgen, ob Lenor' wohl selig wär'-
ob Lenor', die ich verloren, bei den Engeln selig wär'-

bei den Engeln - hier nicht mehr.

 

Und das seidig triste Drängen in den purpurnen Behängen
füllt', durchwühlt' mich mit Beengen, wie ich's nie gefühlt vorher;
also daß ich den wie tollen Herzensschlag mußt' wiederholen:
"'s ist Besuch nur, der ohn' Grollen mahnt, daß Einlaß er begehr'-
nur ein später Gast, der friedlich mahnt, daß Einlaß er begehr':-

ja, nur das - nichts weiter mehr."

 

Augenblicklich schwand mein Bangen, und so sprach ich unbefangen:
"Gleich, mein Herr - gleich, meine Dame - um Vergebung bitt' ich sehr;
just ein Nickerchen ich machte, und Ihr Klopfen klang so sachte,
daß ich kaum davon erwachte, sachte von der Türe her -
doch nun tretet ein!" - und damit riß weit auf die Tür ich - leer!

Dunkel dort - nichts weiter mehr.

 

Tief ins Dunkel späht' ich lange, zweifelnd, wieder seltsam bange,
Träume träumend, wie kein sterblich Hirn sie träumte je vorher;
doch die Stille gab kein Zeichen; nur ein Wort ließ hin sie streichen
durch die Nacht, das mich erbleichen ließ: das Wort "Lenor'?" so schwer -
selber sprach ich's, und ein Echo murmelte's zurück so schwer:

nur "Lenor'!" - nichts weiter mehr.

 

Da ich nun zurück mich wandte und mein Herz wie Feuer brannte,
hört' ich abermals ein Pochen, etwas lauter denn vorher.
"Ah, gewiß", so sprach ich bitter, "liegt's an meinem Fenstergitter;
Schaden tat ihm das Gewitter jüngst - ja, so ich's mir erklär';-
schweig denn still, mein Herze, lass mich nachsehn, daß ich's mir erklär':-

's ist der Wind - nichts weiter mehr!"

 

Auf warf ich das Fenstergatter, als herein mit viel Geflatter
schritt ein stattlich stolzer Rabe wie aus Sagenzeiten her;
Grüßen lag ihm nicht im Sinne; keinen Blick lang hielt er inne;
mit hochherrschaftlicher Miene flog empor zur Türe er -
setzt' sich auf die Pallas-Büste überm Türgesims dort - er

flog und saß - nichts weiter mehr.

 

Doch dies ebenholzne Wesen ließ mein Bangen rasch genesen,
ließ mich lächeln ob der Miene, die es macht' so ernst und hehr:
"Ward dir auch kein Kamm zur Gabe", sprach ich, "so doch stolz Gehabe,
grauslich grimmer alter Rabe, Wanderer aus nächtger Sphär'-
sag, welch hohen Namen gab man dir in Plutos nächtger Sphär'?"

Sprach der Rabe, "Nimmermehr."

 

Staunend hört' dies rauhe Klingen ich dem Schnabel sich entringen,
ob die Antwort schon nicht eben sinnvoll und bedeutungsschwer;
denn wir dürfen wohl gestehen, daß es keinem noch geschehen,
solch ein Tier bei sich zu sehen, das vom Türgesimse her -
das von einer Marmor-Büste überm Türgesimse her

sprach, es heiße "Nimmermehr."

 

Doch der droben einsam ragte und dies eine Wort nur sagte,
gleich als schütte seine Seele aus in diesem Worte er,
keine Silbe sonst entriß sich seinem düstren Innern, bis ich
seufzte: "Mancher Freund verließ mich früher schon ohn' Wiederkehr -
morgen wird er mich verlassen, wie mein Glück - ohn' Wiederkehr."

Doch da sprach er, "Nimmermehr!"

Einen Augenblick erblassend ob der Antwort, die so passend,
sagt' ich, "Fraglos ist dies alles, was das Tier gelernt bisher:
's war bei einem Herrn in Pflege, den so tief des Schicksals Schläge
trafen, daß all seine Wege schloß dies eine Wort so schwer -
daß' all seiner Hoffnung Lieder als Refrain beschloß so schwer

dies "Nimmer - nimmermehr."

 

Doch was Trübes ich auch dachte, dieses Tier mich lächeln machte,
immer noch, und also rollt' ich stracks mir einen Sessel her
und ließ die Gedanken fliehen, reihte wilde Theorien,
Phantasie an Phantasien: wie's wohl zu verstehen wär'-
wie dies grimme, ominöse Wesen zu verstehen wär',

wenn es krächzte "Nimmermehr."

 

Dieses zu erraten, saß ich wortlos vor dem Tier, doch fraß sich
mir sein Blick ins tiefste Innre nun, als ob er Feuer wär';
brütend über Ungewissem legt' ich, hin und her gerissen,
meinen Kopf aufs samtne Kissen, das ihr Haupt einst drückte hehr -
auf das violette Kissen, das ihr Haupt einst drückte hehr,

doch nun, ach! drückt nimmermehr!

 

Da auf einmal füllten Düfte, dünkt' mich, weihrauchgleich die Lüfte,
und seraphner Schritte Klingen drang vom Estrich zu mir her.
"Ärmster", rief ich, "sieh, Gott sendet seine Engel dir und spendet
Nepenthes, worinnen endet nun Lenor's Gedächtnis schwer;-
trink das freundliche Vergessen, das bald tilgt, was in dir schwer!"

Sprach der Rabe, "Nimmermehr."

 

"Ah, du prophezeist ohn' Zweifel, Höllenbrut! Ob Tier, ob Teufel -
ob dich der Versucher sandte, ob ein Sturm dich ließ hierher,
trostlos, doch ganz ohne Bangen, in dies öde Land gelangen,
in dies Haus, von Graun umpfangen,- sag's mir ehrlich, bitt' dich sehr -
gibt es - gibt's in Gilead Balsam?- sag's mir - sag mir, bitt' dich sehr!"

Sprach der Rabe, "Nimmermehr."

 

"Ah! dann nimm den letzten Zweifel, Höllenbrut - ob Tier, ob Teufel!
Bei dem Himmel, der hoch über uns sich wölbt - bei Gottes Ehr'-
künd mir: wird es denn geschehen, daß ich einst in Edens Höhen
darf ein Mädchen wiedersehen, selig in der Engel Heer -
darf Lenor', die ich verloren, sehen in der Engel Heer?"

Sprach der Rabe, "Nimmermehr."

 

"Sei denn dies dein Abschiedszeichen", schrie ich, "Unhold ohnegleichen!
Hebe dich hinweg und kehre stracks zurück in Plutos Sphär'!
Keiner einz'gen Feder Schwärze bleibe hier, dem finstern Scherze
Zeugnis! Laß mit meinem Schmerze mich allein!- hinweg dich scher!
Friß nicht länger mir am Leben! Pack dich! Fort! Hinweg dich scher!"

Sprach der Rabe, "Nimmermehr."

 

Und der Rabe rührt' sich nimmer, sitzt noch immer, sitzt noch immer
auf der bleichen Pallas-Büste überm Türsims wie vorher;
und in seinen Augenhöhlen eines Dämons Träume schwelen,
und das Licht wirft seinen scheelen Schatten auf den Estrich schwer;
und es hebt sich aus dem Schatten auf dem Estrich dumpf und schwer

meine Seele - nimmermehr.

 

Nix kannst du!

15372 Postings, 6304 Tage knetegirlHeine

 
  
    #150
20.01.10 22:58
Heinrich Heine (1797-1856)

Das Fräulein stand am Meere...

Das Fräulein stand am Meere
Und seufzte lang und bang,
Es rührte sie so sehre
Der Sonnenuntergang.

"Mein Fräulein! sein Sie munter,
Das ist ein altes Stück;
Hier vorne geht sie unter
Und kehrt von hinten zurück."  

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