AT&S - Wachstumsweg zu 80 Euro
"AT&S baut derzeit seinen Stammsitz im österreichischen Leoben massiv aus. Es fließen 500 Millionen Euro in ein Forschungs- und Entwicklungszentrum. Ob das Unternehmen in seiner Heimat weiter expandiert, lässt Vorstandschef Gerstenmayer indes offen: „Wir prüfen, ob wir im Rahmen des US-Chips-Act in Amerika investieren. Die Bedingungen dort sind inzwischen höchst attraktiv.“"
Und danke nochmal für die Links zur Short-Quote.
Aber allein der Satz: „Wir prüfen, ob wir im Rahmen des US-Chips-Act in Amerika investieren. Die Bedingungen dort sind inzwischen höchst attraktiv.“ zeigt, dass es bei AT&S offenbar aktuell rund läuft und der Markt mit seiner Bewertung wohl ziemlich daneben liegt.
Ein Unternehmen mit Auslastungssorgen würde wohl keine Zeit mit solchen Gedanken verschwenden.
Ja, schön, wenn man bereits jetzt, wo Kulim noch gar nicht produziert, schon weiter in die Zukunft denkt. Klar ist jedenfalls, dass China noch nicht "abbezahlt" und Kulim erst begonnen hat, die Positionen zu entwickeln, die später mal abbezahlt werden müssen. Auch wenn die Bedingungen in den USA attraktiv sein mögen - auch das wird nicht "gratis sein".
Der Börsenkurs gibt noch nicht mal Kulim wieder. Cicero hat bereits für China / Indien alleine € 80.- angesetzt und nachvollziehbar argumentiert. Da war von Kulim noch gar keine Rede.... Was ich damit sagen will ist, auf den Kurs kann man nicht wirklich vertrauen.
Bleibt die Dividende. Und das, was ich hier schon öfter vertreten habe. Nach China kommt Kulim (noch vor Abzahlung der Chinainvestition). Und danach das noch größere Investment in Kulim. Dem folgt dann ev. die USA usw.
Heißt, wenn wir (was gelegentlich angesprochen wird) mit der Dividende "warten" bis alle Schulden zurückbezahlt sind, wirds nie eine geben. Weil AT&S expandiert. Bloß der Börsenkurs nicht im selben Ausmaß.
Meine Meinung: Kulim JA. Vereinigte Staaten JA. Und falls die EU weiter attraktiv wird, dann auch hier JA...... Aber bitte auch mit dem EPS entsprechenden Dividenden - wobei ich für 30% plädiere.
Da es aktuell für die speziellen Produkte von AT&S weiterhin ein Verkäufermarkt zu sein scheint, gehe ich -wie bereits geschrieben - auch davon aus, dass - analog Kulim - die Abnehmer wesentliche Teile des Invests übernehmen würden. Dadurch sollten auch die Mittel für Dividenden zur Verfügung stehen...
Aktuell ist das alles doch sehr hypothetisch...
Auf Nachfrage der Analysten hat er bestätigt, dass dies ggfs. auch etwas Druck auf die Marge ausüben könnte. Allerdings scheint das im Moment alles nur schwer abzusehen zu sein. Man fährt auf Sicht. Intel hat im letzten Call gesagt, man erwarte ein Verlangsamen der Server-Chip Verkäufe, was sich damit deckt.
Vor diesem Hintergrund würde ich die US Überlegung nicht überbewerten. Ich denke das spiegelt einfach die unglaublich massiven Subventionen wieder, die die Biden-Regierung gerade für den Aufbau eines Chip-Ökosystems in den Staaten bezahlt.
In meinen Augen ist es wahrscheinlich, dass sich in diesem Umfeld ein Wettrennen um Subventionen ergeben wird, wo möglicherweise auch die Europäer dann gehörig nachlegen könnten.
Dass USA und Europa hier nicht koordiniert mit ihren Subventionen vorgehen, sondern gerade in einen Subventionswettbewerb eintreten, ist für unsere Gesellschaften in meinen Augen kein gutes Ergebnis. Für AT&S sind potenzielle weitere Subventionen (zusätzlich zum bestehenden IPCEI) natürlich zunächst mal gut.
Allerdings muss man hier auch die Kapazitäten im Auge behalten. Wenn jetzt Gott und die Welt subventionierte Substratwerke baut (man hat ja auch noch die fertige Struktur für ein mögliches Kulim II!), wird es irgendwann Überkapazitäten geben.
Am Ende lebt ein Unternehmen wie AT&S von der Knappheit des Angebots. Bei Nachfrageüberschüssen wie zuletzt verdient man sich dumm und dämlich; bei Angebotsüberschüssen kann man aber auch enorme Verluste machen.
Es bleibt spannend.
Die USA wollen unabhängig von China werden und holen sich Schlüsseltechnologie ins Land. Dafür nehmen die viel Geld in die Hand. EU ebenso (aber wie immer schaumgebremster...). Das wird wohl etwas dauern aber, so es gelingt, wird man wohl auch die dann heimische Produktion einsetzen. Notfalls wieder subventioniert. (Letzteres geht, wir stecken gerade ebenfalls einiges Geld in die Unabhängigkeit von Russland).
Dann sollte AT&S "vor Ort" sein, sonst produziert man in China und Kulim nur für den asiatischen Raum. Ist zwar auch kein kleiner Markt (der noch dazu expandiert), aber ohne USA (und EU) wird man die gesteckten Umsatzziele und auch die Position in der Branche nicht halten können, denke ich.
Es könnte also Hr. Gerstenmayer nicht "nur" darum gehen, dass die USA derzeit attraktiv subventionieren.
Sollte das zutreffen, baut AT&S derzeit eine möglicher Weise zu große Kapazität in Kulim und "muss" ein weiteres Werk in den USA ins Auge fassen. Samt Finanzierungsthematik, weils ja trotz Subvention nicht gratis wäre. Wobei die verkaufbaren Stückzahlen bei einem solchen Szenarium nicht viel höher wären als derzeit bei Vollauslastung von "nur" Kulim geplant.....
1. Für Kulim hat AT&S langfristige Abnahmeverträge (in Verbindung mit Beteiligungen der Abnehmer am Invest). Daher glaube ich eher nicht, dass hier selbst im Falle eines (temporären) Überangebotes an Substraten für Serverchips "enorme Verluste" drohen.
2. AT&S hat ein sehr professionelles und weitsichtiges Führungsteam. Ich gehe mal davon aus, dass hier genug Marktüberblick besteht, um die Chancen und Risiken für weitere Investitionen richtig abzuwägen.
@Handbuch: Möglicherweise interpretierst du die langfristigen Verträge zu optimistisch?
Herr Gerstenmayer hatte vor einem Jahr ja mal gesagt, dass man bis 2026 ausverkauft sei. Das erschien mir damals schon eine sehr merkwürdige Aussage, da Chipproduzenten normalerweise weder Mengen noch Preise dauerhaft fixieren selbst wenn sie Entry sponsorn wie hier.
Auf Anfrage eines Bekannten wurde bei AT&S IR damals sofort abgewiegelt, es sei etwas unglücklich formuliert gewesen von Herrn Gerstenmayer.
Das einzige was AT&S explizit gesagt hat, ist dass der Hauptkunde (Intel) langfristige Vorauszahlungen für erhebliche Abnahmemengen leistet.
Es wurde aber nie gesagt, dass Intel diese Mengen zu einem fixen Zeitpunkt abnehmen muss. Noch wurde gesagt, dass Intel hierfür Abnahmepreise fixiert hat.
Wie wir dem aktuellen Call entnehmen können, sind die Preise nach wie vor variabel und werden kurzfristig nach Marktbedingungen bestimmt. Die Verträge mit Intel scheinen AT&S daher nicht vor Preisschwankungen zu schützen.
Ich denke auch nicht, dass Intel irgendwelche Mengen abnehmen wird, die sie nicht verbauen können. Wenn Intel keine Server-Chips verkauft, werden sie auch keine Substrate ordern.
Es steht zu hoffen, dass AT&S Mindestabnahmemengen verhandelt hat oder Take or Pay Klauseln (oder ähnliches) um diese Risiken zu adressieren. Aber jedenfalls hat man so etwas nicht veröffentlicht. Daher ist das in meinen Augen Spekulation.
Wir wissen nur, dass Intel kaufen will. Ob Intel kaufen kann, wird davon abhängen wie viel sie selbst an Chiplets verkaufen. Da müssen wir einfach hoffen, dass Intels Ramp-up von Sapphire Rapids auf Massenfertigung funktionieren wird. AT&S scheint angesichts der Guidance davon auszugehen das ist in meinen Augen erstmal ein gutes Zeichen.
Das Handelsblatt schreibt sogar von einem Produktionsausfall von 80% im November und 60-70% im Dezember.
https://www.handelsblatt.com/technik/it-internet/...all/28840348.html
Angesichts diese Situation ist der Kursverlauf der beiden Aktien (AT&S und Apple) fast schon positiv zu werten. Vor 2 Jahren, als die Apple-Abhängigkeit noch wesentlich größer war, wären die Auswirkungen aber auch noch weit massiver gewesen.
Ich denke die meisten iPhone Käufer haben eine eher geringe Wechselbereitschaft. Die warten geduldig, bis Apple lieferfähig ist, während Server-Käufer opportunistisch sind und zu einem Konkurrenten wechseln.
Hat Intel hier eigentlich überhaupt keine Kundenbindungsargumente bei den Server-Chips? Kann man beide Systeme einfach mischen in einer Serverfarm oder müsste der Betreiber einer solchen Farm komplett wechseln mit all seinen Chips? Basieren beide Systeme auf der selben Software?
Historisch gewachsen wurden Intel-Chips für Serveranwendungen immer bevorzugt. Dies lag u.a. auch daran, weil die Serversoftware auf Intel-Chips optimiert war. Der eine oder andere frühe Umsteiger hatte auch schon mal schlechte Erfahrungen mit AMD-Serverchips gemacht (was heute i.d.R. kein Thema mehr ist). Solche Erfahrungen legt man allerdings nicht so schnell ab.
Je größer der Performanceabstand zwischen Intel und seinen neuen Konkurrenten im Bereich Serverchips wurde, um so eher griffen (und greifen) die Anwender auch zur Konkurrenz. Wenn ich mich bei mittelständischen Hardwaredealern so umhöre, so allerdings diese tendieren auch heute bei Servern zu Intel.
https://www.thomas-krenn.com/
Mein letzter eigener Server (2021) hatte allerdings bereits auch ne AMD-CPU. Ausschlaggebend war dafür neben dem Preis vor allem der niedrigere Stromverbrauch bei vergleichbarer Leistung.
Ein Server besteht ja aus sehr vielen Komponenten und da hängt auch Software-seitig viel dran. Kern sind CPUs (central processing units), das sind die Chips, die Intel und AMD anbieten. Hinzu kommen Chips, die als "Booster" für besonders Rechenleistungs-intensive Workloads benutzt werden. Das sind sogenannte GPUs (graphics processing unit). Hier ist NVIDIA unangefochtener Marktführer. AMD bietet diese auch an, Intel ist hier ein relativer Neuling. Des weiteren werden z.B. diverse Chips für Netzwerk-Komponenten benötigt (von Unternehmen wie Broadcom). Und dann gibt es natürlich jede Menge Software (z.B. Virtualisierung von Firmen wie VWware und Betriebssysteme von Firmen wie Microsoft).
AT&S beliefert hier IC Substrate für CPUs. Die neuste Generation von Intel und AMD Chips ist hierbei nicht mehr ein separater Chip, sondern ein Package an Chiplets, welche es erlaubt, unterschiedliche Komponenten mit unterschiedlichen Geschwindigkeitsanforderungen parallel zu schalten. Das ist daher sehr sinnvoll, weil die Nanometer-Miniaturisierung für den CPU-Kern immer schwerer wird. TSMC ist hier in der Herstellung Vorreiter (sie produzieren u.a. für Apple, NVIDIA und eben auch AMD). Intel ist vertikal integriert und produziert seine Chips selbst, hat aber auch die größten Probleme mit der weiteren Miniaturisierung. Der Package-Ansatz wird es hierbei (meinem Verständnis nach) erlauben, dass nur der Core-CPU sehr klein sein muss, während andere Funktionalitäten und Workloads über Legacy-Designs angesprochen werden können. Dies senkt die Kosten und steigert die Leistung. Positiver Nebeneffekt: Der Ansatz benötigt wesentlich mehr Substrat zur Verbindung der einzelnen Chiplets.
Es gibt hier sicher einen großen Lock-In der Kunden in Bezug auf die Ökosysteme. Davon gibt es im wesentlichen drei im Server-Bereich: X86, ARM und RISC V. X86 ist das traditionelle Ökosystem von Intel. Diese Architektur wird auch an AMD lizenziert (durch Antitrust-Urteile aus den 1980er Jahren).
ARM ist die konkurrierende Architektur, die sich im Mobilbereich durchgesetzt hat (mit Apple, Qualcomm etc.). NVIDIA, Amazon, Google und andere bauen aber an neuen Data Center CPUs auf Basis der ARM Architektur. Dies ist eine sehr ernstzunehmende Gefahr für Intel. Allerdings hat man hier durchaus auch Schutz vor Wettbewerb dadurch, dass das ganze Ökosystem aus Software und Komponenten derzeit noch auf X86/Intel ausgestellt ist. Dies ist eine Markteintrittsbarriere für NVIDIA. Vermutlich ist es am Ende eine Frage des Geldes, ob NVIDIA und die Hyperscaler-Kunden (AWS, Microsoft Azure, Google Cloud) hier stark genug gegen Intel investieren.
RISC V ist eine neue Open Source Architektur aus den USA. Diese dringt langsam in den Markt ein durch US Chiphersteller für Spezialanwendungen. Sie könnte einen enormen Schub dadurch erhalten, dass China mit Tencent und Alibaba jetzt verstärkt Chips auf dieser Basis entwickeln will. Hintergrund ist das Embargo der USA. China will daher die eigene Chipentwicklung weitestgehend unabhängig von Embargo-Risiken vorantreiben. Insbesondere will man nicht von ARM-Lizenzen abhängig sein, die jederzeit entzogen werden könnten. (ARM's eigene China-Tochter war übrigens jahrelang abtrünnig und hat der Mutterfirma keinerlei Zugang zu den eigenen Räumen gegeben -- es ist eine wilde Story.)
Was ich daraus folgere ist folgendes: Intel hat durchaus eine echte Moat dadurch, dass momentan alle Hard- und Software auf X86 Systeme ausgerichtet ist. Das sind echte Netzwerk-Effekte. Allerdings schützt dies nicht vor Wettbewerb mit AMD, da diese dieselbe Architektur verwenden. Intelsw Chipdesigns sind besser als die von AMD. Allerdings produziert AMD bei TSMC, und die sind besser als die Foundries von Intel. Daher kann es da kurzfristig durchaus starke Verschiebungen der Marktanteile geben. Wenn Intel nicht lieferfähig ist, können die Chips durch AMD Chips ersetzt werden.
Mittelfristig wird Intel entweder die Kurve kriegen bei der Produktion, oder sie müssen eben auch auf Auftragsfertigung zurückgreifen für ihre besten Chips. Ausserdem wird AT&S mittelfristig AMD auch beliefern aus Kulim.
Die nachlassenden Covid Restriktionen in China könnten nun für Phantasie in der Aktie sorgen.