Herr Rüberg, seitdem Mitte 2007 das Geschäft mit Biogasanlagen drastisch eingebrochen war, hat sich bei Schmack Biogas einiges verändert. Können sie die wichtigsten Schritte noch einmal kurz skizzieren?
Werner Rüberg: Die Jahre 2007 und 2008 waren für uns und die gesamte Biogasbranche schwierig. Die lange Diskussion um die neuen gesetzlichen Rahmenbedingungen und die anhaltend hohen Agrarrohstoffpreise führten zu einer Zurückhaltung der Investoren und verursachten einen Investitionsstau. Nun haben sich die belastenden Faktoren aus dem Vorjahr ins Positive gedreht. Wir haben jetzt einen deutlich verbesserten gesetzlichen Förderrahmen durch das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG), die Gasnetzzugangsverordnung und das EE-Wärmegesetz, der für stabile Investitionsbedingungen sorgt. Ferner sind die Rohstoffpreise gegenüber den Höchstständen im Jahr 2008 um fast 50 Prozent gesunken.
Was hat Schmack selbst getan?
Wir haben uns in Deutschland weiter auf den Bau von großen Gaseinspeisungsanlagen konzentriert und hier unsere Kompetenzen stark ausgebaut – ohne das Landwirtschaftsgeschäft zu vernachlässigen. Unsere Anstrengungen in der Entwicklung des italienischen Marktes werden sich in 2009 auszahlen. Zudem bereiten wir den Markteintritt in weiteren europäischen Ländern vor. Der neue Vorstand der Schmack Biogas AG hat unter meinem Vorsitz ein Restrukturierungs- und Kostensenkungsprogramm auf den Weg gebracht, das jetzt konsequent umgesetzt wird. Auf dieser Basis und der gesicherten Finanzierung des Unternehmens, sind wir zuversichtlich unsere Ziele für 2009 zu erreichen.
Die Umstrukturierung soll 2009 den Turnaround bringen – können Sie das Ziel konkretisieren?
Wir rechnen in 2009 mit einer Verdoppelung des Umsatzes gegenüber 2008 und mit einem in etwa ausgeglichenen EBIT. Unsere Prognose lautet 140 bis 160 Millionen Euro Umsatz bei einem EBIT zwischen minus vier und plus vier Millionen Euro. Nach einem EBIT von rund minus 40 Millionen Euro in 2008 kommen wir mit der Sanierung unseres Unternehmens einen enormen Schritt nach vorne.
Woher rührt Ihre Zuversicht diesbezüglich?
Der Biogasmarkt in Deutschland könnte sich in 2009 im Vergleich zum Vorjahr nahezu verdoppeln und damit wieder das Niveau von 2007 erreichen. Wie bereits eingangs erwähnt, haben sich die Marktbedingungen ins Positive gedreht und der Investitionsstau wird sich auflösen. Beispiele hierfür sind die jüngsten Verkäufe von Gaseinspeisungsanlagen an RWE Innogy und an die E.ON Biogerdgas GmbH. Weitere Abschlüsse mit großen Versorgern und Investoren werden folgen. Aufgrund der verbesserten gesetzlichen Rahmenbedingungen für Kleinanlagen erwarten wir auch eine Umsatzsteigerung aus dem landwirtschaftlichen Bereich.
Und auch im Ausland rechnen wir mit einem Umsatzwachstum von rund 20 Millionen Euro. Unsere Umsatzziele sind weitgehend durch Auftragsbestand abgesichert. Die Verbesserung des EBIT gelingt zu jeweils einem Drittel aus der Steigerung des Umsatzes, durch unser Kostensenkungsprogramm und durch den Wegfall von Einmaleffekten aus der Restrukturierung.
Welchen Stellenwert haben Investoren und Energieversorger im Vergleich zu Landwirten beim Kundenstamm?
Der wieder anziehende landwirtschaftliche Markt sorgt für eine gute Grundauslastung des Unternehmens. Wir werden im nächsten Jahr dennoch etwa drei Viertel unseres Umsatzes mit Investoren und Energieversorgern machen. Hier werden insbesondere große Gaseinspeisungsanlagen eine wesentliche Rolle spielen.
Welche Faktoren beeinflussen das Biogasgeschäft maßgeblich – welche Absicherungsmaßnahmen hat Schmack getroffen?
Das wichtigste für unseren Kunden ist die Rentabilität unserer Biogasanlagen. Als Technologie- und Leistungsführer haben wir in den letzten Jahren stark in die Bereiche Gaseinspeisung, Projektentwicklung, Mikrobiologie und Einsatzstoffflexibilität investiert und uns damit einen nachhaltigen Wettbewerbsvorteil erarbeitet.
Wie steht es um die weitere Internationalisierung?
Der Anteil des Auslandsgeschäfts wird in 2009 rund 20 Prozent betragen, wobei Italien den Schwerpunkt unserer Auslandsaktivitäten darstellt. Daneben sind weitere Projekte in Großbritannien, Frankreich und Osteuropa in der Entwicklung. Der Anteil des Auslandsgeschäftes wird in den nächsten Jahren deutlich zunehmen.
Wie zufrieden sind Sie mit der Platzierung der jüngsten Kapitalerhöhung – von den angebotenen knapp drei Millionen neue Stammaktien ohne Nennbetrag wurden ja nur etwa zwei Drittel gezeichnet, große Teile davon vom Management selbst.
Aus der Sicht der Aktionäre ist es durchaus verständlich, daß sich viele nicht an der Kapitalerhöhung beteiligt haben. Schließlich haben wir durch den Kurseinbruch in 2007 einiges an Vertrauen verloren, das wir erst wieder zurückgewinnen müssen. Und dennoch sind wir zufrieden, da die Finanzierung des Unternehmens durch die Kapitalerhöhung und den mit den Banken vereinbarten Kreditrahmen jetzt gesichert ist. Wenn sich das Management – und im übrigen auch viele Mitarbeiter an der jüngsten Kapitalerhöhung beteiligen, zeigt das doch nur, daß wir alle an den Erfolg unseres Unternehmens glauben.
Verbessert die Kapitalspritze die Situation gegenüber den Banken? Was soll mit den Einnahmen geschehen?
Die Kapitalerhöhung ist Teil eines Gesamtfinanzierungspaketes, das wir gemeinsam mit unseren Banken erarbeitet haben. Der Mittelzufluß dient der Working-Capital Finanzierung des Projektgeschäfts mit großen Gaseinspeisungsanlagen.
Welche Zukunft hat die Einspeisung von Bioerdgas?
Was das Potenzial der Biogaseinspeisung betrifft, könnten wir in Deutschland mit der Nutzung von etwa 12 Prozent der landwirtschaftlichen Nutzfläche die Hälfte der russischen Erdgasimporte durch Biogas ersetzen. Schon heute ist die Verfügbarkeit von Biogas ein wichtiges strategisches Thema bei allen großen deutschen Energieversorgungsunternehmen. Aber auch im Ausland wird die Biogaseinspeisung in Zukunft eine wichtige Rolle spielen.
Welche Argumente sprechen aus Ihrer Sicht für eine Investition in Aktien von Schmack Biogas?
Unter anderem, dass ohne Biogas die Klimaschutzziele der Bundesregierung nicht erreichbar sind und der gesetzliche Rahmen dafür nun geschaffen ist. Biogas hat zudem das Potenzial, Deutschland und Europa von russischen Erdgasimporten unabhängiger zu machen – und Schmack ist Marktführer im Segment für Gaseinspeisungsanlagen. Last but not least wird das aufgelegte Kostenreduktionsprogramm 2009 seine volle Wirkung zeigen und der Turnaround beim EBIT erreicht.
Fazit: Der Rahmen stimmt
In der Tat haben sich die Rahmenbedingungen für Schmack deutlich verbessert. Ob der Weg in die Gewinnzone wie erwartet verläuft, bleibt jedoch abzuwarten. Zumindest vorerst dürften daher lediglich gelegentliche News, wie neue Auftragseingänge, für spontane Kurskapriolen sorgen.