Rechtsradikale für Israel
Rechte in Belgien, Rumänien oder Italien gegen Antisemitismus, in Deutschland wäre dies undenkbar
Bei den belgischen Kommunalwahlen konnte der rechtsradikale Vlaams Blok mit fast 25 % der Wählerstimmen abermals einen Erfolg [1] verbuchen. Bei der Wähleranalyse gab es eine große Überraschung. Die flämischen Nationalisten mit Nazivergangenheit bekamen offenbar [2] auch Stimmen von Mitgliedern der großen jüdischen Gemeinde Antwerpens. Sie sahen im Vlaams Blok einen Verbündeten gegen die wachsende Moslemgemeinde in Belgien, die den Nahost-Konflikt für antiisraelische, teilweise auch offen antisemitische Propaganda nutzt.
Der belgische Soziologe Serge Govaert beschrieb in der aktuellen Le Monde diplomatique [3], wie die Rechtspartei Imagewerbung unter der jüdischen Bevölkerung betrieb. So haben in der letzten Zeit Abgeordnete des Vlaams Blok in Presseerklärungen den wachsende Antisemitismus weltweit verurteilt. Die beiden Antwerpener Vlaams Blok-Abgeordneten Gerolf Annemans und Guido Tastenhoye schrieben:
Bei den Juden Belgiens und vor allem im Antwerpener Diamantenviertel und den angrenzenden Straßen herrscht große Besorgnis wegen des zunehmenden Antisemitismus einer radikaler einheimischer Moslems (...), Juden werden in aller Öffentlichkeit belästigt (...), dies alles ist völlig inakzeptabel (...), Polizei und Justiz müssen hier mit aller gebotenen Schärfe reagieren.
Der Vlaams Blok versucht mit seiner Kampagne gegen Antisemitismus wie andere Ultrarechte auch, politische Seriosität zu erlangen. Oft steckt dahinter sogar ein antisemitisches Denkmuster. Weil die Rechten an die internationale Macht und den Einfluss der Juden glauben, hoffen sie mit Sympathieerklärungen für Juden auch weltweit anerkannt zu werden. Das ist sicher auch das Kalkül des Chefs der neofaschistischen Großrumänienpartei, Corneliu Vadim Tudor [4], der sich in letzter Zeit als großer Israelfreund geriert [5]. Bei den in diesem Herbst anstehenden Präsidentschaftswahlen will [6] Tudor rumänischer Staatschef werden. "Ich werde der erste christliche Präsident eines mit Israel verbrüderten Rumänien", kündigte er an. Er entschuldigte sich auch für seine offen antisemitischen Artikel, die noch vor einigen Jahren auch aus seiner Feder in der Parteipresse erschienen waren.
Auch der Chef der italienischen Mussolini-Erben Gianfranco Fini hat sich für die antisemitische Vergangenheit seiner Bewegung entschuldigt. Höhepunkt der öffentlich präsentierten Läuterung waren Besuche [7] Finis und anderer Parteimitglieder in Auschwitz und Israel. Heute gehören die geläuterten Mussolini-Erben zu den lautstärksten Kritikern des Antisemitismus in Italien. Im Visier haben sie dabei vor allem Globalisierungskritiker und Friedensbewegte.
Doch längst nicht allen Rechtsradikalen gelingt es, sich plötzlich als Freunde und Beschützer der Juden aufzuspielen. So hat sich der Chef der Front Nationale Le Pen in der letzten Zeit positiv zu Israels Ministerpräsident Scharon geäußert. Auch die Kampagne der FN gegen arabische Bewohner Frankreich hat am rechten Flügel der Jüdischen Gemeinde Anerkennung gefunden. Doch immer wieder hört man von Le Pen und seiner Umgebung antisemitische Töne [8]. Die Shoah wird als Episode der Geschichte verharmlost, Holocaust-Leugner werden verteidigt.
In Deutschlands rechter Szene wandelt man auf alten Pfaden. Mehr oder weniger subtiler Antisemitismus ist Bestandteil der unterschiedlichen rechten Gruppierungen. Wer in rechtskonservativen Kreisen positiv auf Israel Bezug nimmt, wird von der rechten Konkurrenz sofort heftig angegriffen. So wurde der Gründer der mittlerweile wieder untergegangenen Schillpartei, Ronald Schill, wegen seiner israelfreundlichen Haltung in der Presse der Deutschen Volksunion angefeindet. Im Land der Shoah ist gerade wegen Auschwitz [9] eine Rechte, die Israel lobt und den Antisemitismus geißelt, auf absehbare Zeit undenkbar.
Links
[1] http://news.ft.com/servlet/...T/FullStory&c=StoryFT&cid=1086940218279
[2] http://www.fr-aktuell.de/uebersicht/alle_dossiers/...isse/?cnt=453724
[3] http://www.taz.de/pt/2004/06/11.nf/mondeIndex
[4] http://lexikon.idgr.de/t/t_u/tudor-corneliu-vadim/...rneliu-vadim.php
[5] http://www.taz.de/pt/2004/01/24/a0111.nf/text
[6] http://www.romare.ro/partid/presedinte/presedinte.html
[7] http://www.klick-nach-rechts.de/ticker/2003/12/italien.htm
[8] http://www.idgr.de/texte/rechtsextremismus/...ch/front-national-2.php
[9] http://www.unrast-verlag.de/unrast,2,141,5.html
Telepolis Artikel-URL: http://www.telepolis.de/deutsch/inhalt/co/17674/1.html
Ich habe mir sagen lassen, dass es viele Leute gibt, die am Stuhl der Demokratie sägen. Ironischerweise sind sie genauso vielfältig wie die systemkonformen Kräfte.
Im übrigen sollte es jedem frei stehen, auch die Juden kritisch zu sehen, solange er sie nicht verunglimpft. Blauäugigkeit ist IMMER und bei allen Gruppen fehl am Platz.
So ein Blödsinn! So ein abgrundtiefer Blödsinn! Finkelstein tischt lauter Halbwahrheiten auf und ist mehr als einmal in Gefahr, den Holocaust durch den Vergleich mit den Verbrechen anderer zu relativieren.
Zitat: "Und schon lange vor Erscheinen der deutschen Ausgabe wurden in Deutschland Befürchtungen laut, Finkelsteins Buch werde vor allem Beifall von der politischen Rechten bekommen und antisemitischen Strömungen Vorschub leisten."
Dem ist wohl nichts mehr hinzuzufügen. "Finkelstein ein Märtyrer für die Wahrheit." - *lol*
In den 3 Monaten, die ich hier bin, habe ich bei ARIVA keinen Linksextremisten oder Islamisten, aber mindestens ein Dutzend (nach der Anzahl der IDs) Rechtsextremisten getroffen bzw. gelesen.
Aber Du kannst mir gerne Gegenbeispiele nennen.
Demnach müsste ich mich jetzt selbst als Gegenbeispiel benennen.
Im übrigen gibt es wegen der PDS im linken Bereich eine Brachwasserzone, in der nicht sauber getrennt werden kann.
Bei den Islamisten wiederum fehlt auch eine klare Abgrenzung, obwohl es viele Leute gibt, die sich als nützliche Idioten verdingen (z.B. Wessimurks).
Jeder kann hier unter dem Deckmantel des Multi-Kulti eine Lanze für den Islam brechen.
Auch hier wird clever und subtil auf der Tastatur gespielt.
Deine Frage, ob Juden oder Moslems das größere Übel sind, enttarnt dich weit genug. Deine Einstellung zu Türken ist sowieso bekannt. Also wieso wehrst du dich gegen die Bezeichnungen, wenn du doch alles dafür tust, um so genannt zu werden.
Übrigens, meine Birne, die ihr mir einschlagen wolltet, habe ich noch. Wie siehts mit deiner aus? Falls noch vorhanden, dann benutze sie endlich zum denken und nicht nur als Halsabdeckung.
Bezeichnend ist übrigens, dass meine Einstellung zu Türken sogar von vielen anderen Ausländern geteilt wird, vor allem von Schwarzen und von Osteuropäern.
Diese "Relativierung" muss für einen Juden wahrhaft unerträglich sein.
Hätte ein Salomon Korn sonst demonstrativ den Saal bei der Eröffnungsrede der Leipziger Buchmesse verlassen, als die baltische Rednerin unerhörterweise von den Verbrechen des Stalinismus sprach?
Das will einfach nicht in meinen Kopf, dass es nur dieses eine Verbrechen gegeben haben soll.
Oder besser "darf"?
Gruß
Rheumax
Diese Frage bedeutet für mich ins Einfache übersetzt: Treuherzchen, ich sehe einen gewissen Antisemitismus bei dir, den ich zwar nachvollziehen aber nicht öffentlich gutheißen kann, deswegen konzentriere dich lieber auf die Moslems, die sind noch schlimmer, und auf die können wir noch ungehemmter einschlagen, da stört nämlich keine Geschichte, eher im Gegenteil.
Genau so kommt das rüber, und dein Folgeposting, wo du Treuherz weitestgehend zustimmst, belegt diese Ansicht.
Von einer differenzierten und evtl kritischen Einstellung gegenüber Juden auf eine allgemeine Judenfeindlichkeit schliessen zu wollen, ist ein wenig gewagt.
Mit der Gegenüberstellung der Hollywood-Juden aus den USA und Friedmann einerseits und den Holocaust-Überlebenden andererseits habe ich alles gesagt. Eine Abwehrhaltung rufen bei mir nur die Friedmänner hervor.
Nun gibt es zwei Möglichkeiten, diesen Widerspruch aufzulösen: Entweder Schill und seine Partei waren politisch gar nicht rechts, obwohl das auch hier im Board von Vertretern der linken Fraktion immer wieder unterstellt wurde. Oder die Ausgangsthese von Peter Nowak ist schlicht falsch. Denn wenn man Schill doch als rechts einstufen will, dann zeigt dieses Beispiel doch, dass rechtskonservative Parteien ohne antisemtische Attitude auch in Deutschland sehr wohl möglich sind.
J.R.
War er ja auch nicht, er war nur ein bisschen sehr zu, na, nennen wir es mal "ichbezogen".
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"Der Vlaams Blok versucht mit seiner Kampagne gegen Antisemitismus wie andere Ultrarechte auch, politische Seriosität zu erlangen. Oft steckt dahinter sogar ein antisemitisches Denkmuster. Weil die Rechten an die internationale Macht und den Einfluss der Juden glauben, hoffen sie mit Sympathieerklärungen für Juden auch weltweit anerkannt zu werden."
Wie gut das klappt, wenn verschiedene Kulturen und Religionen zusammenleben wollen, kennt man aus der jüngsten Geschichte und der Gegenwart: Jugoslawien,Israel/Palästinenser, Indien usw.
Mit solchen verblödeten Ansichten á la Rheumax oder Tyler und Genossen werden sich die Probleme nicht lösen lassen.
Erzählt euer Multikulti-Gefasel doch mal einem Islamisten und zwar so dass ihr beabsichtigt, eure westlichen Vorstellungen in dessen Heimat auszuleben.
Wenn ihr das vor Ort tun würdet, wäre man euch Dummschwätzer endlich los.
Es geht hier um das Gro der hierlebenden Muslime, die mit ihrem Glauben keinerlei politische oder gar radikale Absichten verbinden. Es leben in Deutschland ca. 3 Mio. Muslime. Über 99% davon sind keine Islamisten (s. Verfassungsschutz).
Mitdenken und nicht aneinander vorbeireden !
Also, es geht nicht um das Miteinander mit Hasspredigern und gewaltbereiter Islamisten !!!
So ein Stuss wie "verblödete Ansichten ... Multikulti-Gefasel" führt nur zu einer Abgrenzung der liberalen Muslime. Und was das für Auswirkungen haben kann, möchte ich mir niht vorstellen. Ignorieren oder verbieten lässt sich der neue Islamismus nicht mehr. Er kann nur argumentativ bezwungen werden und nur mit der Unterstützung der gemässigten Muslime.
Der ganze Satz:
"Finkelstein tischt lauter Halbwahrheiten auf und ist mehr als einmal in Gefahr, den Holocaust durch den Vergleich mit den Verbrechen anderer zu relativieren."
Ich bezog mich auf Finkelstein, dem ich absolut keine Sympathie entgegenbringe, das darf ich doch? Du kannst ihn auch gerne lieb haben, respektiere ich!
"Diese "Relativierung" muss für einen Juden wahrhaft unerträglich sein.
Hätte ein Salomon Korn sonst demonstrativ den Saal bei der Eröffnungsrede der Leipziger Buchmesse verlassen, als die baltische Rednerin unerhörterweise von den Verbrechen des Stalinismus sprach?
Das will einfach nicht in meinen Kopf, dass es nur dieses eine Verbrechen gegeben haben soll.
Oder besser "darf"?"
Nee, ist nicht unerträglich; es kommt immer darauf an, in welchem Kontext das Ganze erörtert wird und ob die Diskutanten bereit sind, sachlich zu argumentieren oder ob man z. B. versucht, einen "Finkelstein als Märtyrer für die Wahrheit" zu verkaufen.
Die Reaktion von Salomon Korn zu bewerten, ist nicht einfach, da ich seine Beweggründe nicht kenne und wie die Veranstaltung im Einzelnen abgelaufen ist, müsste ich erst noch googeln.
bye-bye
PS Eines haben wir anscheinend gemeinsam: A0123456: "Mit solchen verblödeten Ansichten á la Rheumax oder Tyler und Genossen werden sich die Probleme nicht lösen lassen." Aber wen interessiert schon das Geschwätz von einem A00...? ;-)