BASF
Aber um Deine Frage zu würdigen. Als (Teil-) VWLer, der sich berufsbedingt mit einigen Märkten beschäftigt, treibt mich das auch um. Und bedenke, den Fehler hat die VWL lange gemacht, z.T. immer noch: Finanzmärkte sind mittlerweile Märkte, keine Hilfsmärke.
Sie sind genauso fundamental wie Ölmärkte, Getreidemärkte, Goldmärkte, der Markt für Möbel usw. Konsequenterweise müsste man damit die Entwicklung an den Kapitalmärkten und Börsen in Inflationsindices einbauen (weil Aktien im Grunde ein Nachfragegut sind) und dann würde wir auch sehen, dass wir schon inflationäre Tendenzen durch die Geldpolitik haben (Freundliche Grüße an die haifisch US Bäen und Sentiment Leute an dieser Stelle)
Die einfachste Antwort ist, mache Dir eine Risiko- Chancenscorecard, um die Szenarien einzuschätzen (also Themen, die in einer Periode das Wachstum steigern oder senken können mit ihrer Potentiellen Wirkung). Ich komme auf fünf herausragende Themen:
1.) Relativ unspektakulär: Wann und wie wird eine effektive Bekämpfung von Covid möglich: Best case Ende des Jahres, wenn die, erstaunlicherweise an den Börsen eher ignorierten, Fortschritte der Oxforder, im Moment imo die größte Hoffnung, sich bestätigen. Dann sehen wir mit all den Programmen 2021 schon einen nachhaltigen Rebound und dann sollte sich der Markt bestätigen. Das wäre das gesteckte V, was die Börsen im Moment zeichnen. Sollte sich das alles massiv zerschlagen und der Impfstoff nicht mal in 2021 kommen, dann wäre ich bei dem 2024 Szenario.
2.) Starke Covid Wellen. Wie China und Deutschland jetzt mit lokalen Ausbrüchen klar kommen, wird die nahe Zukunft gestallten. Ein größere Lokaler Lockdown ist Kursgift und könnte uns im DAX die Fünfstelligkeit kosten. Und es ist Gift für die fundamentale Erholung und wird es auch gen 2024 verschieben. Bei China/Asien und Europa bin zuversichtlich, Angst macht mir die USA. Dort haben sie es viel zu wenig im Griff.
3.) Staatskrisen: Wenn Afrika oder Südamerika danieder gehen, wird uns das auch Potential kosten. Auch hier gilt: Je früher ein Impfstoff kommt, desto besser ist es. Trotzdem ist das eine Erholungsbremser, selbst im Best Case. Bis auf wenige Ausnahmen hat man nicht das Gefühl, dass diese Länder es hin bekommen werden. In Brasilien und Venezuela könne es bis zum Bürgerkrieg gehen...
4.) Finanzkrise: Es wird spannend, wie mit Defaults, Immobilienverkäufe und Schuldenausfällen umgegangen wird. Gerade in der USA. Die Bazookas schießen, aber irgendwann muss der Preis gezahlt werden. Dafür muss ein schneller Rebound her, als Impfstoff. Ich gebe dem System Zeit bis Mitte 2021, dann spätestens kann es nicht mehr klappen. Möglicherweise vorher auch nicht, aber hohen Schuldenstände und aufgeblähte ZB Bilanzen sind nicht zwingend temporär unmöglich zu halten. Das hat in der Historie nun öfters geklappt, VWL ist (zum Glück) etwas komplexer, als hier gerne gemacht.
Was verkannt wird, ist, dass die Krise auch Chancen bietet: Digitalisierung, E-und ggf. H Mobilität (wobei ich bei der als Skeptiker an der Seitenlinie bleibe, Stichwort Netzwerkeffekte), Medizintechnik, Logistik, nachhaltiges Reisen. Ein konsequenter Umbau der Mobilität/Arbeitswelt/Logistik, der jetzt entsteht, hat durchaus eine Chance zum Multiplikator.
Sollte, was wenn ich mir die (Vektor-)Impfstoffforschung angucke, realistisch scheint, bis Mitte 2021 (best case früher) Corona zur normalen Krankheit degradiert sein, und weitere Black Swans vermieden werden (und ein zweiter Lockdown, da bin ich sehr vorsichtig optimistisch, aber kritisch am gucken), dürfte ab Mitte 2021 ordentlich Musik drin sein, wenn die Staaten einigermaßen investieren. Was bis dahin danieder ging, wird dann von jemanden anderen wieder aufgebaut ggf. besser: Tourismus, Restaurants, Geschäfte waren ja keine Luftnummer, ohne Corona und mit steigenden Einkommen und Erwerbsquoten wird auch das wieder hoch gehen und zu mehr Einkommen und Jobs führen. Und so wie die Börse durch so ein Momentum höher als vorher kommt, kann das durchaus auch die Wirtschaft schaffen. Daher meine BAseline: Wenn alles in einem normalen Rahmen läuft, sehen wir 2022 wieder gute Zahlen, best Case 2021, worse case 2024, dann mit zwischenzeitlich blutroten PnLs in unseren Depots. Keine Handlungsempfehlungen, reine persönliche Sicht.
Das große Risiko heißt USA und Trump. Die amerikanische Börse ist IMO partiell (auch hier gilt das nicht für alle Werte) überbewertet, die Anlegerstruktur kritisch, die Covid und Wirtschaftspolitik ein Desaster, der vor allem private Schulenstand zu hoch. Trump ist eine Katastrophe. Best Case wäre eine Abwahl von Trump, aber selbst dann könnte das aus der Richtung noch viel Ärger drohen.
Was mir aber als Aktionär, auch wenn ich gerne Dividenden kassiere, missfällt, ist, dass damit die Bilanz per Aktie negativ ist. Ich würde zumindest einen Freeze (oder wenn man unbeding Aristrokrat sein will, eine Miniabhebung von 1 ct) begrüßen, bis Gewinn/Aktie > Divi per Aktie ist. Ob man kürzen sollte, weiß ich nicht. Das kann, siehe Shell, einem übertrieben negativ ausgelegt, leider. Persönlich fand ich die Shell Entscheidung unternehmerisch richtig. Da bin ich z.B. auf der Kritikerseite bei BASF.
Was Unternehmensbewertungen betrifft da gebe ich dem einem User oben recht. Es gibt etliche deutsche blue Chips Unternehmen die meiner Meinung nach unterbewertet sind wie z.b. BMW oder Volkswagen. Daher kann ich es nicht ganz teilen dass die Aktien hoch bewertet sind. Hoch bis übertrieben bewertet sind die Tech Aktien, Wasserstoff Aktien und alles was eventuell in Zukunft Musik spielen könnte. Auch die US Aktien sind um einiges höher als die europäische bewertet. Habe neulich ein interessantes Gespräch bei Markus Koch verfolgt, darin waren sich die Gesprächspartner einig dass insbesondere deutsche Aktien gegenüber den US Werten ein besseres Chance Risiko haben.
Das Problem, siehe die Fronleichnam Kursbewegungen, ist, dass wir in Europa jeden US Sale Off voll mitbekommen, beim Hochgehen aber nur anteilig mitlaufen. Das führt zur absurden Situation, dass kurzfristig, auch durch die Jahresdividenden, deutsche Aktien eigentlich IMO ein suboptimales Risiko/Chancen Verhältnis haben. Langfristig sehe ich das anders. Bei den allermeisten deutschen Werten sehe ich nicht das Risiko, dass man sie nicht in Zukunft zum heutigen Kurs oder besser verkaufen kann, nicht als überragend hoch an. Immer unter dem Disclaimer, dass bekannte Fakten/Analysen alle stimmen und aus heutiger Sicht. Seit WDI muss man das ja leider wieder betonen. Aber Werte wie VW, BASF und co können eben leider durch das alles auch mal ein paar Monate sehr rot im Depot werden, zumindest vom jetzigen Niveau gerechnet, eben aufgrund der Dynamik der Märkte.
Und ich teile die Meinung, dass wir eine sehr selektive Übertreibung sehen. Gewisse Sektoren (Wasserstoff) sind stark gehypt, aber schon beim Tech (selbst bei den US Werten) kann man Werte mit sehr gutem Potential sehen, die nicht überbewertet sind und relativ zum Rest teilweise lächerlich wenig gestiegen sind. Und teilweise, so spitz muss man es formulieren, nur, weil sie und ggf. das Geschäftsfeld der Hypeaffine Kleinanleger nicht kennt. Das Problem ist, solange dieser partielle Hype so bleibt, sinkt ggf. sogar die Nachfrage nach diesen Werte, weil, wie oben gesagt, diese beim Sale Off genauso crashen. Es kann also sein, dass die Spanne auch unter den Aktien und bei den US Aktien und den europäischen Aktien immer krasser wird. Außer irgendein Börseninfluencer schreibt den US Kleinaktionären in einem Tweet, dass man jetzt in den "undervalued german market" gehen muss.
Was die Autoindustrie betrifft: Ich habe mich vor kurzem von BMW getrennt (59 Euro), weil meiner Meinung nach bereits der faire Wert erreicht ist. Da sehe ich bei einigen Zulieferern der Autoindustrie wesentlich mehr Potential als bei den großen Marken. Sollte BMW demnächst nach unten korrigieren, denke so Kurse um die 50 Euro sollten nochmal kommen, dann bin ich wohl wieder dabei. Langfristig kann man wahrscheinlich wieder mit Kursen über 70 Euro rechnen. Aber wer weiß das schon, vielleicht pusht Mavericks Geldschwemme schon bald auf 80 Euro....
Moderation
Zeitpunkt: 22.06.20 11:03
Aktion: Löschung des Beitrages
Kommentar: Moderation auf Wunsch des Verfassers
Zeitpunkt: 22.06.20 11:03
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Kommentar: Moderation auf Wunsch des Verfassers
Davor war ich in AMD investiert, und da war es in dem Forum gang und gäbe dass man sich allerlei Informationen ausgetauscht hatte . Bei einigen BASF Aktionäre scheint die deutsche Tugend immer noch seine Wirkung zu haben.
Insofern muss man sich auch gedanklich mehr davon lösen inwieweit sich nun die chemiebranche erholt. Die Märkte werden immer technischer, immer unabhängiger vom Fundamentalen.
Eigentlich sind Krisen immer gut für die Grossen der jeweiligen Branchen. Weil die Kleinen erwischt es zuerst, dadurch werden Marktanteile frei. Und BASF ist Weltmarktführer. Also gehe ich davon aus, dass die 50€ Marke sicherlich nochmal gestestet wird, aber dann erneut gen 58€ geht. Diese AMrke wird dann nacheinigem Hin und Herr auch Übersprungen werden und dann gehts gegen 70€.
Man muss bedenken, dass selbt 70€ noch 30% unter dem ATH liegen welches übrigens erst vor 2 Jahren erreicht wurde. d.h. da ist noch viele Potential nach oben wenn die Branchenrotation erst einmal einsetzt.
Mal schauen was das viele gedruckte Geld ausrichtet.
Oder trollen alles voll, weil sie mit ihren Verlusten nicht zurecht kommen...diese Heulsusen.
Z.B. Weltenbummler
Besonders die Q2-Zahlen dürften schwach ausfallen, das haben Management und Analysten in den letzten Wochen ja bereits mehrfach angedeutet.
Zwar dürfte dies den meisten Anlegern auch bewusst sein. Wenn man die Zahlen jedoch schwarz auf weiß zu sehen bekommt, dürfte die Tragweite so manchem erst so richtig klar werden.
Bin daher der Meinung, die Aktie ist auf dem aktuellen Kursniveau kein Titel, den man sich jetzt unbedingt ins Depot legen muss, hier kann es in nächster Zeit durchaus nochmal deutlicher nach unten gehen. Bei 40-45 sähe die Sache schon wieder anders aus, aber da sind wir momentan (noch) nicht.
bin noch nicht so tief in derMaterie bei BASF.
Welche Rolle spielt hier die Ölpreisentwicklung?
Das Ölgeschäfft ist doch eine tragende Säule des Unternehmens.