Lohndumping schadet allen
Seite 1 von 3 Neuester Beitrag: 19.05.07 00:54 | ||||
Eröffnet am: | 15.05.07 14:33 | von: Dr.UdoBroem. | Anzahl Beiträge: | 61 |
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Der Wahnsinn nimmt seinen Lauf...
Lucas Zeise: Sinnlose Lohndrückerei Financial Times Deutschland 15.5.07
Der Telekom-Vorstand handelt mit seinen Sparmaßnahmen nicht einmal im Interesse der Aktionäre. René Obermann ist keinesfalls zur Stellen-Auslagerung gezwungen.
Es scheint unabwendbares Schicksal: René Obermann, den Schicksalsmächte vor ein paar Monaten zum Vorstandsvorsitzenden der Deutschen Telekom machten, sieht sich gezwungen, 50.000 Beschäftigte aus dem Unternehmen zu entfernen und sie in formal unabhängigen Tochtergesellschaften für weniger Geld länger arbeiten zu lassen.
In Wirklichkeit kann von Zwangsläufigkeit keine Rede sein. Der Ausgliederungsplan ist ein schlichter Versuch, durch Senkung der Personalkosten ein wenig mehr Gewinn herauszuholen. Der Hinweis, dass die Konkurrenten des Unternehmens ihre Angestellten bei schlechteren Arbeitsbedingungen oft schlechter entlohnen, trifft zwar zu. Es trifft auch zu, dass die Telekom laufend Festnetzkunden verliert. Bloß taugen diese Fakten nicht, um die Sparmaßnahmen zu begründen. Dass die Telekom Kunden verlieren sollte, war ein Ziel der Deregulierung des Sektors. Die Politik wollte kein Monopol mehr. Ein Teil der Kundschaft verabschiedet sich zudem überhaupt vom Festnetzanschluss - und da die Telekom auch im Mobilfunk in Deutschland Marktführer ist, greift sie dabei den größeren Teil der Gebühren aus der steigenden Mobiltelefoniererei selbst ab.
Grauenhaft schlechter Service
Manche Kunden wenden sich ab, weil der Service der Telekom so grauenhaft schlecht ist. Da leuchtet es schon gar nicht ein, warum das besser werden soll, wenn man dort Beschäftigte ausgliedert, demütigt und schlechter bezahlt.
Obermann argumentiert, die Konkurrenz könne ihm dank niedrigerer Löhne mit billigen Angeboten Kunden abjagen. Tatsächlich spielt diese Kostendifferenz nur eine Nebenrolle. Auch wenn sie ihre Angestellten besser bezahlen müssten, würden diese Unternehmen versuchen, durch Lockangebote Markteinteile zu erobern. Die Telekom wiederum ist nicht durch hohe Kosten daran gehindert, voll in den Preiswettbewerb zu gehen, sondern durch die Regulierungsbehörde: Der Marktführer darf aus Wettbewerbsgründen nicht mit Kampfpreisen die kleineren Anbieter kaputt konkurrieren.
Um welche Größenordnung geht es bei den geplanten Maßnahmen überhaupt? Ausgegliedert werden sollen 50.000 der im Inland Beschäftigten. Sie sollen im Schnitt zwei Stunden in der Woche länger arbeiten und neun Prozent weniger Lohn erhalten. Pro Beschäftigten könnte der Konzern, wenn alles glatt geht, damit im Jahr 10.000 Euro sparen. Das ergäbe in der Summe 500 Mio. Euro im Jahr. Das ist ein hübsches Sümmchen.
Für ein Unternehmen, das mehr als das Sechsfache dieses Betrags jährlich ausschüttet, ist die Behauptung allerdings kühn, diese Sparmaßnahmen seien zwingend. Die Telekom schüttet ohne Not mit 3,1 Mrd. Euro einen außergewöhnlich hohen Betrag aus. Sie preist diese Tatsache und die hohe Dividendenrendite der Aktie von über fünf Prozent in der Tat als besonders attraktiv an. Die Ausschüttung ist auch gemessen am Geschäftsvolumen sehr hoch. Sie macht fünf Prozent des Konzernumsatzes aus. Es besteht kein Zwang, ein so außergewöhnlich hohes Ausschüttungsniveau beizubehalten. Es dient offensichtlich der Befriedung der Aktionäre, die vom Aktienkurs enttäuscht sind.
Ist diese Logik an sich schon pervers, so kommt in diesem Fall noch dazu, dass sie in sich nicht stimmig ist. Der Aktienkurs wird auch durch die Aussicht auf eine im nächsten Jahr um 500 Mio. Euro erhöhte Dividendenzahlung nicht in die Gänge kommen. Die gern wiederholte These von der unterbewerteten Telekom ist ohnehin nicht haltbar. Das Papier ist mit dem aktuellen Kurs von wenig unter 13 Euro fast mit dem 16-Fachen der in diesem Jahr erwarteten Gewinne bezahlt. Für ein Unternehmen, das in einem reifen Markt tätig ist und über kein nennenswertes Wachstumspotenzial verfügt, ist diese Bewertung sensationell hoch.
Anleger, die aufgrund der werblichen Anstrengungen verschiedener Bundesregierungen noch Telekom-Aktien im Depot haben, erinnern sich mit Wehmut an die Periode um die Jahrtausendwende. In dieser merkwürdigen Zeit wurden Telekomwerte mit mehr als dem hundertfachen Gewinn bezahlt. Das aber war schlicht kollektiver Wahnsinn, der bei Telekommunikations- und Internettiteln besonders absurde Blüten trieb.
Ende des Kurshöhenflugs
Es besteht heute kein Grund zur Annahme, die Telekom-Aktie könnte die Kurshöhenflüge von damals wiederholen. Auch durch die jetzt betriebene fantasielose Lohndrückerei wird der Aktienkurs nicht in Fahrt kommen.
Es liegt damit auch im Interesse der Aktionäre, dass der Vorstand der Telekom die sinnlose Lohndrückerei bald aufgibt. Den Beschäftigten, die jetzt streiken, und ihrer Gewerkschaft Verdi sollte die Allgemeinheit viel Erfolg wünschen. Denn es ist bekanntlich nicht die Telekom allein, die für immer schlechtere Arbeitsbedingungen bei immer mehr Arbeitnehmern steht. Ihre Taktik der Ausgliederung ist seit Jahren beliebt. Auf diesem Wege werden effizient alte Tarifverträge umgangen, werden die Gewerkschaften entmachtet und die Mitbestimmungsrechte der Betriebsräte ausgehebelt.
Wenn die Maßnahme des Vorstands bei der Telekom gelingt, begibt sich die gesamte Branche auf den Weg in die prekäre Beschäftigung. Immerhin ist bei diesem Post-Nachfolgeunternehmen die Gewerkschaft noch relativ stark, der Organisationsgrad noch hoch. In anderen Betrieben sieht es schlechter aus. Die Entwicklung zu weiter sinkenden Löhnen ist keineswegs vorgezeichnet. Sie lässt sich verhindern.
Die Bundesregierung zum Beispiel kann eigentlich kein Interesse an einem weiter sinkenden Lohnniveau in diesem Lande haben. Sie könnte entsprechend handeln. Einen Mindestlohn flächendeckend einzuführen wäre ein erster richtiger Schritt. Ein zweiter wäre, im Personalüberlassungsgesetz festzulegen, dass Zeitarbeiter den gleichen Lohn wie die Stammbelegschaft erhalten müssen. Schließlich könnte Staatssekretär Thomas Mirow als Vertreter des Großaktionärs Bund den Herrn Obermann sanft am Arm fassen und ihm den guten Rat geben, sich in puncto Lohndrückerei zu mäßigen.
Aus der FTD vom 15.05.2007
© 2007 Financial Times Deutschland
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Es genügt nicht, keine Gedanken zu haben, man muss auch unfähig sein, sie auszudrücken.
Ich denke an einem Lohndumping hat keiner Interesse. Dieses ist bei der Telekom sicher auch nicht der Fall. Der durchschnittliche Telekommitarbeiter verdient einfach viel mehr als es im Branchendurchschnitt üblich ist. Mit diesem Wettbewebsnachteil und der bestehenden Überfrachtung mit Mitarbeitern insgesamt hat die Telekom keine Chance im freien Wettbewerb.
Die Telekommitarbeiter sollen einfach nur auf ein Marktübliches Niveau gestutzt werden somit kann von Lohndumping keine Rede sein.
Ein wenig Realitätssinn bitte. Ein Telekom Mitarbeiter hat einen lockeren Job bei sehr guter Bezahlung. Ich habe einige ehemalige Studienkollegen die dort gelandet sind. Guter Lohn bei einer 34 Stunden Woche. Fast noch besser als bei den Beamten -die im übrigen auch vollkommen überbezahlt sind.
mfg
gamblelv
von daher wäre es doch die schlussfolgerung für lau zu arbeiten, dann sollten die preise auch gen null tendieren.
ahh neee - moment mal.... die menschen arbeiten ja nicht, weil sie sonst nichts zu tun hätten, sondern vorallem für geld. so wird es zumindest immer wieder behauptet. je mehr geld man verdient desto "wertvoller" und wichtiger ist man - ergo gilt es auch als anreiz mit den ellenbogen alle konkurrenten aus dem wege zu drängen um ein paar €mehr zu verdienen...
das funktioniert allerdings nur dann, wenn man den menschen vorgaukelt, sie könnten ihren status mit geld erkaufen.
allgemeine lohnsteigerungen laufen diesem prinzip natürlich zuwieder...
Unter Umständen steigert es die Motivation gute Leistung zu bringen.
Unmotivierte Beschäftigte können auch zu den Mitbewerbern der Telekom wechseln vielleicht steigert dies die Arbeitsfreude.
Sicherlich gibt es weiter gute Motivationssteigerer.
Die Telekom hat die alleinige Verantwortung für das Telefonnetz und hat vor ein paar Jahren von der Regulierungsbehörde die Preise vorgeschrieben bekommen.
Die Telekom reagiert nun darauf, indem sie 95 % der Angestellten die für die Netze zuständig sind entlässt und über Zeitarbeitsfirmen wieder einstellt.
man bedenke: tarifverträge sind eben auch dazu da um solche extremen lohnunterschiede zu nivellieren. nun stellt sich eine wesentliche frage - ist der branchendurchschnitt ein entscheidender indikator für eine "gerechte" lohnhöhe?
schwer zu sagen - aber sollten die löhne zumindest mehr oder weniger gleich sein, dann wäre es für die unternehmen sicherlich schwieriger einfach die lohnhöhe an der billigsten konkurrenz festzumachen, sondern vielleicht mal ihre produkte und dienstleistungen zu verbessern, damit die preise auch gerechtfertigt sind.
scheiß produkte rechtfertigen noch lange nicht eine perse reduzierung der löhne - vielleicht sollte man sich auch mal andere kostenstellen angucken.
werbung z.B. erscheint mir ein interessanter punkt zu sein - da offensichtlich trotz dauer telekom werbung die kunden abwandern.
also die bäcker argumentieren doch auch so - qualität setzt sich durch und der kunde ist bereits etwas mehr zu bezahlen wenn die leistung stimmt. tja - bei der telekom stimmt das produkt offensichtlich nicht - da wird auf lange sicht auch der lohnverzicht dem konzern nicht wirklich helfen....
zudem stellen sich die fragen:
- wer soll die motivation messen
- wie soll motivation definiert sein
- welche niveau der motivation definiert 100% und was muss dafür getan werden...
es ist aufgabe der fürhungskräfte motivation zu erzeugen - das ist nicht einfach und funktioniert meist über individuelle Bedürfnisse/Ziele.
gleichwohl ist es wohl schwierig das lohnniveau zu reduzieren, keine perspektiven zu geben (wo will die telekom eigentlich hin?), mehr zu fordern aber weniger dafür zu zahlen.
ich denke - da brauchen wir uns hier nicht alle in die tasche zu lügen - reduzierung des lohns bei gleichzeitiger erhöhung der arbeitszeit > also das ist wirklich total motivierend.
dazu kommt noch ein weiteres problem: 10% der unmotivierten rauswerfen - bedeutet auch, das ein objektiv normales motivationsniveau nicht wirklich erreicht werden muss. tatsächlich könnten die beschäftigten ein system entwickeln mit dem das motivationsniveau sogar in durchschnitt geringer wird.
irgendwelche quoten aufzustellen bedeutet eben nicht automatisch, dass diese immer kritiklos übertroffen werden, sondern dass es sowohl strategien gegben wird, vielleicht auf reduzierten niveau 13% motivation zu erreichen.
Wer schlecht bezahlt wird und unter schlechten Arbeitsbedingungen leidet, wird den Betrieb durch Demotivation(Stichwort "Innere Kündigung")wesentlich mehr kosten, als man durch die Maßnahmen eingespart.
©
Es genügt nicht, keine Gedanken zu haben, man muss auch unfähig sein, sie auszudrücken.
Lohndumping? Telekom Service Mitarbeiter, ja genau diese, die Ihr an der Strippe habt wenn ihr ein Problem habt, die dann stehts sagen, hierfür ist t-online oder t-com zuständig ich kann Ihnen nicht helfen...
Verdienen im Schnitt 35.000 € / Jahr im Vergleich der selbe Service Mitarbeiter bei Freenet kommt auf ca. 25.000 € / Jahr.
Obermann macht das komplett richtig, entweder weniger Geld mehr arbeiten oder weg damit, es ist so. Der Markt gibt den Preis vor, die Dt. Post hat´s vorgemacht, Beamte raus, leistungsfähige, junge rein ... Top Unternehmen... wenn das die Dt. Telekom jetzt schafft (wohl auch abhänig von der Politik) könnte ich mir echt vorstellen paar Aktien bzw. Zertifikate zu kaufen...
Obermann muss jetzt knallhart das Programm durchziehen und niemanden mehr mitziehen was zu genüge getan wurde. Weg vom sozialen hin zum marktwirtschaftl. -> dann wird´s auch wieder sozial weil das Unternehmen profitabel sein wird und viele Menschen immer noch ihre Brötchen dort verdienen und evtl. glücklicher sind, wenn´s den Unternehmen gut geht!!
Gruß
nuessa
die Beamten haben eh nichts zu tun; sitzen nur rum und verursachen Kosten.
Einer Bekannten von mir, konnte die Telekom nach dem Mutterschaftsurlaub keine Vollzeitstelle mehr anbieten; sie ist aber verbeamtet;
der Deal:
die Telekom zahlt ihr 50% ihres Gehalts, wenn sie nicht mehr arbeiten kommt.
Tolle Diskussionskultur. So macht das Spaß-
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Es genügt nicht, keine Gedanken zu haben, man muss auch unfähig sein, sie auszudrücken.
Das eine stammt aus Arbeit, dass andere durch Eigentum!
Zur Motivation:
Statt Urlaubs- oder Weihnachtsgeld sollte die Telekom Aktien ausstellen, so hätten die auch was von der Dividende?
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Es genügt nicht, keine Gedanken zu haben, man muss auch unfähig sein, sie auszudrücken.
Hält die PDS seit kurzen die Mehrheit an Financial Times Deutschland?
Liest sich so ...
Gruß
nuessa
Und sie liegen oft genug richtig damit.
Während z.B. in sämtlichen Medien Deutschland schlecht geredet wurde(Stichwort Prof.Sinn) und der Patient als komatös oder doch zumindest als unheilbar geschwächt klassifiziert wurde, argumentierte die ftd schon lange dagegen.
Und wer hat nu recht behalten?
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Es genügt nicht, keine Gedanken zu haben, man muss auch unfähig sein, sie auszudrücken.
Die Löhne in einer Abwärtsspirale immer weiter nach unten zu drücken, ist mit Sicherheit der falsche Weg. Man gibt damit seine Vorteile auf, ohne etwas zu gewinnen - denn es wird immer einen Standort geben, wo billiger produziert oder gearbeitet wird.
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Es genügt nicht, keine Gedanken zu haben, man muss auch unfähig sein, sie auszudrücken.
Eine dt. Telekom, die Werte schafft, bei denen 20 % weniger Mitarbeiter arbeiten als jetzt - dafür die Mitarbeiter zufrieden sind, die Kunden auch
oder eine Telekom, die Du Jahr für Jahr mit Deinen Steuern (vorzeitigen Ruhestand etc.) mit finanzierst, die keine nachhaltigen Werte schafft und den Wettbewerb total verschlafen hat, schließl. für 8 € Aktien übernommen wird und 70 % der Arbeitsplätze fallen in Deutschland weg.
Gruß
nuessa
Zum anderen lässt sich durch Einsatz moderner Technologien und durch Mitarbeiterschulung die Effizienz durchaus weiter steigern und damit auch ein höheres Lohnniveau realisieren.
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Es genügt nicht, keine Gedanken zu haben, man muss auch unfähig sein, sie auszudrücken.