Lebenstraum Weltumradlung


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Neuester Beitrag: 21.09.16 23:03
Eröffnet am:07.04.13 21:19von: weltumradlerAnzahl Beiträge:2.406
Neuester Beitrag:21.09.16 23:03von: CatalinaLeser gesamt:374.468
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6713 Postings, 5415 Tage weltumradler6.Tag, 107km (518km), Sa.11.03.2013

 
  
    #26
6
09.04.13 17:52
Nach getaner Arbeit habe ich mir heute das erste mal einen Campingplatz gegönnt, bisher hatte ich ja immer wild gezeltet. Das Verlangen nach einer warmen Dusche, im Gegensatz zur Katzenwäsche oder den Sprung in eines der kalten Gewässer, war einfach zu groß. Es ist schon verrückt wie sehr man die Kleinigkeiten des Lebens, welche zu Hause ja selbstverständlich sind, bei einer solchen Reise schätzen lernt, und ich bin ja erst am Anfang dieser.

Der heutige Tag war von unterschiedlichen Gefühlslagen geprägt. Zuerst einmal musste ich das Zelt heute morgen, aufgrund von Bodennebel, nass zusammenpacken. Eigentlich war es absehbar, dass es schön werden würde, doch zog ich es vor früh loszufahren. Kurze zeit später erreichte ich Chalamont bzw. Maximieux um danach die Rhone zu queren. Die Rhone war hier natürlich kein Rinnsal mehr und ich musste an den Indus, den Ganges, den Amazonas, den Nil oder den Mississippi denken, die allesamt ja auf meiner Planung standen.

Nach zahlreichen ups and downs erreichte ich dÌsle dÁbeur. Der Autoverkehr nahm zu und das fahren machte überhaupt keinen spaß mehr. Wie hoch ich heute war weiß ich nicht, doch aufgrund des Gefälles und des starken Rückenwindes musste ich auf den nächsten 20km so gut wie nicht treten.

Eigentlich wollte ich dann der D538 Richtung Beaurepaire folgen, doch hatte ich noch keinen Proviant für die Nächtigung. ich entschlossmich somit nach Vienne hineinzufahren und diese 4,5 km hatten es enorm in sich. Schweißtropfen vielen und strömen und nach dem Einkauf war mir klar, dass ich nicht wieder zurückradeln wollte.

dies hatte dann zur Folge, dass ich mich wieder auf der RN7 befand. Ich wählte somit den Weg des geringsten Widerstandes doch der Verkehr war ein Greuel.

Gruss Weltumradler  

6713 Postings, 5415 Tage weltumradler7. Tag, 136km (654km), So. 12.03.2013

 
  
    #27
5
09.04.13 18:26
Was war das heute nur schon wieder für ein Tag? Tag für Tag erreiche ich eine neue Königsetappe, heute immerhin schon knappe 140km, muss das denn sein?, weshalb dieser Stress? Bestimmt nicht aber eines habe ich in diesen Tagen on Tour bereits gelernt - oft kommt es anders als man denkt.

Angefangen hat es wohl damit, dass ich bereits gegen 9.00 Uhr losgefahren bin. Schuld an dieser Kilometerbolzerei war zum einen das erneut super Wetter, habe bereits einen leichen Sonnenbrand auf der Nase, und dieses stimuliert sichtlich, vor 10 Tagen hatten wir in Freiburg noch Schneeschauer......., und dann dieser abnormal starke Rückenwind. Bei meiner Frankreichtour vor Jahren hatte ich ja entlang des Rhonetals Gegenwind, dieses mal bläst er aus der anderen Richtung. Aufgrund des LKW-freien Sonntags genieße ich zudem diese "Stille", und wollte eigentlich bis Valence entlang der RN radeln.

Bei Tain-Hermitage versuchte ich auf eine Nebenstraße Richtung Romains zu gelangen, wie bereits geschrieben blieb es bei dem Versuch. Statt Rückenwind hätte ich für ca. 20km stärksten Seitenwind gehabt, zudem Steigungen die ich nicht mehr kannte....., sodass ich mich recht schnell zur Rückkehr Richtung RN entschloss - Wadenbeißer sehen anders aus.

Kurz vor Valence verließ ich dann die RN und folgte der O111 Richtung Crest. Extrem viele, in voller Blüte stehende Obstbäume säumten das Straßenbild. Es war eine wahre Blütenpracht mit weißen und rosaroten Blüten. ich überlegt mir ernsthaft Richtung Gap ? zu radeln, ca. 140km, doch hatte ich noch zu großen Respekt vor dem 1.180m hohen Col de Cabre. Auch hatte ich nur eine relativ schlechte Frankreichkarte dabei, der Maßstab betrug 1:600.000, also ging es dann doch weiter Richtung Montelimar, wieder entlang der RN - Entschlossenheit sieht anders aus.

Gruss Weltumradler  

6713 Postings, 5415 Tage weltumradler8. Tag, 93km (747km), Mo. 13.03.2013

 
  
    #28
6
09.04.13 19:00
Kurz vor 15.00 Uhr ist das Tageswerk fast vollbracht und ich gönne mir in dem Ort Carpentras einen Kaffee und lasse den Tag Revue passieren.

Ca. 10km ging es heute noch entlang der RN und bei Pierrelatte wechselte ich auf eine Nebenstraße. Heute habe ich mal wieder gespührt wie Gefährlich das Fahren aufgrund der LKW`s auf den Hauptstraßen eigentlich ist. Sobald einer dieser Brummis eng an einem vorbeifährt besteht die Gefahr, dass man durch den Sog ins Straucheln gerät. Zu beginn der Tour habe ich ja noch versucht gegenzusteuern doch aufgrund meines vollbeladenen Rades ist das Bike unstabil und beginnt zu "schwingen". Es ist besser, wohl aber auch gefährlicher die Sogwirkung in einem großen Bogen, also nicht ruckartig auszuweichen.

Bis Bollenex für ich fast immer geradeaus, langweilig, entlang einer Autobahn. Danach kamen wunderschöne Weinanbaugebiete bis zu Carpentras. ich bin zwar kein Weinfachmann aber ich wurde das Gefühl nicht los, dass hier eine ganz besondere Sorte wächst. "Weinfelder" soweit das Auge reichte, dazwischen die Häuser der Weingutsbesitzer. Ihre überdimensional großen Werbeslogan waren ooftmals so orginell, dass ich manche von diesen fotografieren musste. Nachdem ich in den letzten beiden Tagen entlang Obstbaumplantagen gefahren bin sind es heute die Weinbaugüter. Das ganze Gebiet der Vaucluse ist von sanften Anstiegen bzw. Hügeln geprägt.

Was mir besonders aufgefallen ist, dass extrem niedrige Rebstöcke auf Kies gepflanzt wurden. So etwas hatte ich bisher noch nie gesehen. jeder Weinkenner wird mir wohl zustimmen, dass hier besondere Sorten wachsen müssen.

Eine besonders nette Geste hatte ich dann auch noch mit einem Franzosen in Bollenex. Ich wollte mir eine Telefonkarte besorgen doch waren die 50 FFr für die billigsten mir dann doch zu teuer. Ich ging dann auf eine Post um von einer Telefonzelle aus nach Hause anrufen zu können doch funktionierte dies nicht. Daraufhin schenkte mir der Herr seine Karte und ich hatte erstmals das Gefühl, als Radnomade etwas besonderes zu sein........ - nicht besseres, nur etwas anderes.

Später hatte der Anruf dann geklappt, und u.a. erfuhr ich, dass es nachts noch Frost hatte....... das Gespräch mit meiner Mutter verlief etwas traurig da sie meinte, dass ich jetzt doch schon 8 Tage fort sei. Ich antwortete nicht darauf dachte aber, dass es doch schon 8 Tage weniger bis zum nächsten Widersehen wären - in der Hoffnung, dass dieses sich recht lang herauszögern würde. Als Zeitplan für meine Weltumradlung hatte ich mir einen Zeitraum zwischen 3-5 Jahren eingeräumt, je nach Routenplanung.

Derzeit befinde ich mich aufgrund der Landschaft in einem kleinen Hoch, und bin echt gespannt wie ich reagieren werde, wenn es mal nicht so planmäßig verläuft.

Gruss Weltumradler  

36496 Postings, 7109 Tage Jutovon sowas träumt doch jeder

 
  
    #29
8
09.04.13 19:08
mal ausbrechen und los!
zu fuss, mit dem fahrrad ,der bahn, völlig egal.
in der heutigen zeit schon luxus,
wenn man sich sowas gönnen kann.
und der weg ins arbeitsleben/privatleben danach
stelle ich mir schwierig vor.
wenn ich hier nichts am arsch hätte,
würde ich ähnliches machen wollen.
gruss an weltumradler.  

6713 Postings, 5415 Tage weltumradler@juto

 
  
    #30
7
09.04.13 19:20
es ist schlicht die angst von vielen etwas außergewöhnliches zu machen. würde es nicht als ausbrechen bezeichnen denn viele welche ich unterwegs getroffen habe sind vor Problemen geflüchtet und haben diese mitgenommen - sie waren gar nicht frei für NEUES.

viele haben doch angst vor dem unbekannten und sind oftmals überrascht, dass es dann meistens anders kommt. was meinst du was ich für nen bollen in der hose hatte als ich in den Iran reinradelte - hier hört man doch immer noch die negativen Sachen. das positive ist zu uninteressant um es zu verkaufen. es interessiert doch keine sau über einen normalen flugzeugstart zu berichten - das flugzeug muss abstürzen dass es für die medien interessant ist.

bedenke eins,
die zeit die wir bis unserem ableben haben ist luxus, und diese wird von tag zu tag weniger... wir sollten nicht leben um zu träumen, sondern um unsere träume zu erleben - egal ob zu fuss, auf dem rad, dem bike oder im kanu. hab z.b. nen spanischen tontechniker kennengelernt der wollte mit seinem pferd nach Peking - alexander deem grossen folgen........

gruss weltumradler  

6713 Postings, 5415 Tage weltumradler9. Tag, 87km (834km), Di. 14.03.2013

 
  
    #31
8
09.04.13 19:54
Gestern habe ich noch berichtet wie toll und problemlos alles verläuft, und heute habe ich mein Erstes an der Backe. Was ist passiert?

Na nichts Dramatisches, aber mein Hinterrad hat nun doch seinen ersten 8ter. Vor meiner Tour hatte ich mir ja noch überlegt evtl. die Speichen verkleben zu lassen, doch sollte dann das Zentrieren schwerer fallen. Auch bin ich nicht dem Rat des Fahrradverkäufers gefolgt, erst einmal 500km zu radeln um es dann nachzentrieren zu lassen. Es fehlte mir einfach die Zeit hierzu, und mein Bike war ja neu. Aufgrund des "achterns..." habe ich mich nun entschlossen nicht Richtung Canyon du Verdon zu radeln, sondern schnellstmöglich ans Mittelmeer. Werde mir es dort evtl. auf einem Campingplatz gemütlich machen, einen Ruhetag einlegen um mein Rad zentrieren zu lassen.

Heute Nacht musste es auch nahe dem Gefrierpunkt gewesen sein, denn Raureif schmückte am Morgen die Gräser. Ich hatte somit wieder ein wenig Mühe mein Zelt einigermaßen trocken einzupacken. Gegen 9.45 Uhr bin ich dann losgeradelt um kurze Zeit später den Ort Cavaillon zu erreichen. Dort gönnte ich mir ein Frühstück mit sage und schreiben 5 Croissants.

Mittlerweile hatten sich die "Weinbauern" verabschiedet und abermals überwog die Landwirtschaft. für Abwechslung sorgten die Blicke Richtung Kalksteingebirge mit seinen bizarren Felsformationen.

Aufgrund meines achternden Hinterrades konnte ich die Landschaft jedoch nicht so genießen. Kurz nach Caderet hielt ich an und wollte es selbst reparieren. Ich holte mein Bikebüchlein raus um mich einzulesen was zu beachten sei. Es blieb beim Versuch, und schnell musste ich feststellen, dass ich hierzu 2 linke Hände hatte. Ich verfluchte meinen Beruf für Bürotätigkeiten, und wünschte mir mehr handwerkliche Fähigkeiten zu haben. wie sollte eine Weiterfahrt nur weitergehen? schoss es mir die ganze Zeit durch den Kopf. Ich wollte aus dem 8ter keinen 16er machen und entschloss mich die Reparatur von einem Fachmann machen zu lassen.

Außerdem muss ich bestimmt noch gewichtsmäßig abspecken, denn was wird erst sein, wenn ich mal tausende von km off road radle. Mit der Gewichtsreduzierung würde sich das Problem vermutlich nur nach hinten verschieben. Bis in die Türkei dürfte es ja keine Probleme geben was aber geschieht danach?

Im Moment bin ich ca. 8km außerhalb von Aix-en-Provence und folge der RN7 Richtung St. Raphael. Ob ich direkt dorthin fahren werde oder zuvor ans Mittelmeer weiß ich zum jetzigen Zeitpunkt nicht. Ich campe nahe eines kleines Baches und das "Duschen" war recht kühl.....

Gruß Weltumradler  

16 Postings, 4476 Tage MrScarface...

 
  
    #32
8
11.04.13 17:20
Hallo Weltumradler,
ich finds toll was du gemacht hast und auch dass du darüber hier schreibst.
Plane etwas ähnliches, allerdings zu Fuß und in nem bissel kleineren Umfang.
Zumindest ist das bisher der Plan, ursprünglich war der auch schon kleiner, also wer weiß was passiert bis im Juli wenn ich gehe.
Was mich interessieren würde:
-Wie hast du das ganze finanziert? Klar, mit Fahrrad und Zelten sind die Kosten überschaubar und damals war noch nicht alles so teuer wie heute, aber gerade 3 Jahre gehen doch auch in den Geldbeutel.
Hast du das alles vorher angespart?
-Fände es interessant zu wissen, was du letztendlich komplett ausgegeben hast für das Abenteuer deines Lebens.
-Was hat deine Familie/freunde dazu gesagt? Die Zahl derer, die das Verstehen ist gerade im engsten Familienkreis doch eher klein, wie fanden die das dass du einfach mal 3 Jahre wegbleibst?  

6713 Postings, 5415 Tage weltumradler10. Tag. 112km (946km), Mi. 15.03.2000

 
  
    #33
6
11.04.13 17:36
Nach äußerst schlafreicher Nacht, 11 Stunden!!!!!!, bin ich heute bereits gegen 8.00 Uhr losgefahren. Der Tag hatte einiges zu bieten......

Ursprünglich wollte ich ja durch das Landesinnere den direkten Weg nach St. Raphael fahren. Irgendwie verpasste ich jedoch die Abfahrt auf einer der zahllosen Kreisverkehre, und befand mich ungewollt auf den Weg zum Mittelmeer. War es die Hand Gottes, die mich lenkte? Das Hinterrad hörte sich bei den Abfahrten wahrlich nicht gut an, nein. das bike geriet bei Geschwindigkeiten ab 30-35 km/h komplett in Schwingungen. Ich hatte teilweise Angst die Kontrolle entsprechend zu verlieren.

In Aubagne teilte mir ein Polizist bzw. Passant mit, dass nach ca. 1km Richtung Marseille ein Bikeshop mit dem Namen Tamazzi käme. Ich entschloss mich dorthin zu fahren und erreichte es nach 4 km!!!!

In dem Shop selbst waren alleine 3 Monteure mit dem Zentrieren von Rädern beschäftigt, sodass ich frohen Mutes einem von denen mein Bike anvertraute. Mit meinem Vorhaben der Weltumradlung stand ich natürlich sofort im Mittelpunkt des Geschehens. Alles wurde liegen gelassen und man lauschte meinem Vorhaben - wer hier wohl die "Arbeitszeit" bezahlt?!...

Sofort wurde der Chefzentrieren auf mich angesetzt bzw. meinem Rad und schüttelte aufgrund meines Gepäckes den Kopf. So etwas hatte er anscheinend noch nicht gesehen. Der Grund meines 8ters war nicht das Hinteerrad sondern vielmehr der Mantel, dem das Gewicht zu schaffen machte, sprich er fing an zu eiern.... Dachte mir dann, dass dies bestimmt keine Werbung für den Marathon Schwalbe sei denn nach nicht einmal 900km hatte dieser den Geist aufgegeben. Ganze 2 Speichen wurden nachjustiert und ich kaufte einen neuen Mantel für stolze 120FFr. Für die Montage wurde nicht verlangt und selbstverständlich wurde das Trinkgeld auch abgelehnt. Nach dem Franzosen mit der EC Karte war dies die 2. gastfreundliche Begegnung während meiner Tour.

Danach folgte ich der RN8 Richtung Toulon. Die Strecke war äußerst schön und gab mir wohl einen Eindruck davon, was mich in der Verdon Schlucht erwartet hätte. Von einer der kleinen Passhöhen sah ich dann das erste mal das Mittelmeer. Mich erfüllte es schon ein wenig mit Stolz alles bisherige aus eigener Muskelkraft bewältigt zu haben. Hoffentlich stehe ich ja erst am Anfang der Tour..... Bisher habe ich ja ganz "schön?" gebolzt aber erstes Ziel lag ja darin, schnellstmöglich ans Mittelmeer zu gelangen. Wir haben ja immer noch erst Mitte März.

Ursprünglich wollte ich die Stadtdurchfahrt von Toulon ja meiden, tat es aber dennoch, da ich jetzt schnellstmöglich ans Mittelmeer wollte. Die heutigen Anstiege hatten es in sich, doch war ich froh nicht habe schieben zu müssen.

Habe mein Zelt dann nahe eine Biotops aufgebaut, und die Frösche quakten mich in den Schlaf.....

Gruss Weltumradler  

6713 Postings, 5415 Tage weltumradlersorry über den lapsus der letzten posts...

 
  
    #34
2
11.04.13 17:37
beginn der tour war natürlich 2000 und nicht 2013......

gruss weltumradler  

6713 Postings, 5415 Tage weltumradler@mr scarface

 
  
    #35
8
11.04.13 18:08
möchte dich dazu ermutigen das zu tun was dein inneres dir sagt.

planerisch war ich auch, zumindest zu beginn meiner tour. als ich von freiburg aus losradelte, hatte ich meine ganze tour bereits geplant bis ich feststellte, dass dies voller nonsens ist. später lies ich mich fast ausschliesslich von meinen gefühlen leiten..... werde hierzu später jedoch im laufe meiner umwandlung vom kopf- zum bauchmenschen näher darauf eingehen.

budget lag bei 15US $ pro tag, enorm viel geld wenn man in drittländer unterwegs ist wo der tagesverdienst vielleicht zwischen 1-2 dollar liegt. du kannst unterwegs arbeiten gehen, doch das rechnet sich nur in den industrieländern oder eben zuvor ansparen. wenn es dir darum geht auch leute kennenzulernen kannst du auch in drittländern arbeiten - allerdings nimmst du dann auch evtl. einem einheimischen den arbeitsplatz weg. ist halt so ne gewissenssache. die ganze tour hat mich ca. 40.000 dm gekostet was heute in etwa 30.000 eus entsprechen würde. du siehst, gerademal nen mittelklassewagen.

im familien-/freundeskreis hatten es die wenigsten verstanden - niemand wusste ob man sich widersehen würde. es war schon ein konisches gefühl adieau zu sagen, wohl für alle seiten.

gruss weltumradler  

6713 Postings, 5415 Tage weltumradler11. Tag, 90km (1.036km), Do. 16.03.2000

 
  
    #36
4
11.04.13 18:55
Kurz vor 13.00 Uhr sitze ich in einer Pizzaria in Cavaliere und die Aussicht nach einem Campingplatz und ERHOLUNGSTAG schwinden. Nicht, dass ich keinen offenen hätte finden können, doch die Tatsache, dass ich mindestens weit über 100 FFr hätte zahlen müssen lassen vermuten, dass ich eine weitere Nacht wohl in der Pampa verbringen werde. Eigentlich hätte ich es ja ahnen müssen, dass 25 km vor St. Tropez nichts bezahlbares für meinen schmalen Geldbeutel aufzufinden wäre.

Wie weit ich heute noch fahren werde weiß ich nicht. Ich fühle mich am 11. Fahrtag richtig platt, und meine Beine schreien geradezu nach einer Pause. Meinem Körper müsste ich sichtlich mal einen Ruhetag  gönnen, doch will ich mich bei diesem auch wohl fühlen, und der Platz muss auch bezahlbar sein. Nach dem 2. Kaffee ging es dann weiter Richtung St. Tropez.

St. Tropez habe ich jedoch aufgrund von ca. 5 km Einbahnstraße links liegen lassen. Es folgten herrliche Küstenabschnitte und abermaliger Rückenwind wirkte wie Doping auf mich. Einen bezahlbaren Campingplatz fand ich natürlich nicht, und so verbringe ich heute bereits die 10. Nacht wild. Ich schlafe direkt am Meer, dieses mal jedoch oben ohne, d.h. ohne Zelt. Obwohl es leicht bewölkt ist hoffe ich auf eine trockene Nacht. Man braucht die Gendamerie ja nicht provozieren, auch will ich die weiße Gischt des Meeres sowie den nahenden Sonnenuntergang live erleben.

Morgen werde ich nun bis Trejus der RN98 folgen und muss mich dann entscheiden, ob ich durch`s Landesinnere nach Cannes (35km) oder der "welligen" Küstenstraße (42km) folgen soll.

Gruss Weltumradler  

6713 Postings, 5415 Tage weltumradler12. Tag, 123km (1.159km), Fr. 17.03.2000

 
  
    #37
3
11.04.13 19:37
Um 12.00 Uhr pausiere ich nach ca. 50 gefahrenen km kurz vor Cannes, und möchte mich vor der Stadtdurchfahrt wieder mit Kaffee dopen. Tour der leiden Fahrer dopen sich mit EPO, ich hingegen mit KOFFEE. Nicht nur erholen möchte ich mich, sondern auch vielmehr die Erinnerungen der heutigen Küstenlandschaft verarbeiten.

Der Küstenabschnitt von St. Raphael nach la Napoule war mit das schönste, was ich bisher in Frankreich durchfahren durfte. Zwar ging es abermals ständig bergauf/bergab doch die sandsteinartige Küstenlandschaft gewährte mir von Kurve zu Kurve immer wieder ein neues Panorama. Die Lichtverhältnisse waren ebenfalls optimal, kein Dunst weit und breit.

allerdings habe ich heute ein Warnzeichen meines Körpers, wohl aufgrund von Überanstrengung, signalisiert bekommen. Mein rechtes Knie spüre ich bereits seit 3 Tagen, bei einer kühlen, schattigen Abfahrt schmerzte es doch sehr. Mein Vorhaben, endlich mal einen Ruhetag auf einen Campingplatz verbringen zu können werde ich wohl begraben können, denn die Gegend Richtung Monaco wird ja nicht ärmer.

Überhaupt kommt es mir so vor, als ob hier ausschließlich gut betuchte leben würden. Mit dem nötigen Kleingeld könnte ich mir schon vorstellen, hier ein Häuschen zu bauen. Der weiche Stein lies sich von den Wellen im Laufe der Jahrhunderte zu "bunten" Gebilden formen.

Mensch Weltumradler, ausruhen sollst du dich und dein Knie schonen. Was habe ich heute nur wieder verbrochen. Verbrochen habe ich ja eigentlich nichts, aber dadurch, dass die ganze Gegend verbaut bzw. verplant war habe ich einfach keinen geeigneten Zelt-/Nächtigungsplatz gefunden. Insgesamt bin ich 7h20min. im Sattel gesessen und passierte nur zu Beginn einen Campingplatz. Ob in Cannes, Antibes oder dem von Millionären nur so "stinkenden" Monaco habe ich einfach keinen geeigneten Platz gefunden.

Nach Antibes ging es direkt nach Nizza, welches ich aber auch nur durchfahren habe. Nizza ist mit Sicherheit eine schöne Stadt doch ohne Hotel lässt sich dies wohl nur schlecht erkunden. Mit dem Rad hat man ja immer das ganze Gerödel am Vehikel, und so gehen Besichtigungen recht schlecht. Die ganzen Sachen will man ja nicht stundenlang unbeaufsichtigt lassen..... Kurz nach Nizza kam dann auch schon der Stadtstaat Monte Carlo bzw. Monaco welchen ich auch nur durchradelt habe.

In Menton wollte ich dann unbedingt auf einen Campingplatz, diese öffnen jedoch erst zum 01.04. Heute Nacht werde ich mit Sicherheit eine der unruhigsten erleben, denn ich nächtige mitten in der Stadt.....

Gruss Weltumradler  

36496 Postings, 7109 Tage Jutovor 20 jahren

 
  
    #38
12
11.04.13 19:43
habe ich mal interrail gemacht.
montecarlo und menton , sowie nizza war ich auch.
hatte dort in jugendherbergen günstig gewohnt.
lang ists her.
selbst die erinnerungen sind weg.
ich weiss nur , dass es für mich unbeschreiblich aufregegend war.
vielleicht auch, weil ich 4 wochen alleine reiste.
sowas kann man eh nur alleine machen, ein ego-trip halt.
bei dem man interessante menschen aus aller welt trifft.  

6713 Postings, 5415 Tage weltumradler@juto

 
  
    #39
7
11.04.13 19:59
du sagst es...... reisen alleine bzw. zu zweit oder gar in einer gruppe hat vor und nachteile.

der größte vorteil beim alleine reisen ist mit sicherheit, dass man so am besten mit der einheimischen bevölkerung in kontakt kommt. hier in europa oder der westlichen welt war mir dies nie so wichtig, da wir uns "westliche" doch alle irgendwie ähneln. interessant wird es in schwellen oder gar drittländer, die einfach eine andere lebensphilosophie haben. im buddhistischen/hinduistischen/islamischen raum stand z.b. immer die familie im vordergrund - what, you are not married......, während in der westlichen welt der leistungsgedanke zählt - how many km do you per day......

als radler wollte ich ursprünglich nicht alleine starten DOCH man braucht keine kompromisse eingehen, ist nur halb so oft krank, hat nur die hälfte an platten/pannen, kann pause machen wo man will u.s.w. im endeffekt ist es die einfachere art zu reisen/radlen,

DOCH

fehlt einem dann auch jemand sein erlebtes zu kommunizieren bzw. verarbeiten.


gruss weltumradler  

6713 Postings, 5415 Tage weltumradler13. Tag, 78km (1.237km), Sa. 18.03.2000

 
  
    #40
3
11.04.13 20:42
Obwohl es gerade erst 6.30 Uhr ist habe ich nicht besseres zu tun als Tagebuch zu schreiben. Die befürchtete unruhige Nacht blieb mir zwar erspart, entgegen meinen Befürchtungen konnte ich auf einer Parkbank sogar gut schlafen, doch wurde ich heute morgen durch das versprengte Nass des Rasensprengers unsanft geweckt. Jetzt weiß ich auch, weshalb das grün hier so grün ist.......

Im Moment geht übrigens die Sonne über dem Meer auf und ich bin echt gespannt, was so der 13. Tourtag bringen wird.

Gut eine Stunde später erkenne ich, wie eine touristische Stadt wie Menton erwacht. Überall wird geputzt und geschrubbt, die Leute kaufen ein Baguette bzw. bauen den Obstmarkt auf. Ich habe mir ein gutes Frühstück mit Croissants, Cafe aut Lait sowie ner Pizza gegönnt und sage danach

au revoir Frankreich

um wenige Minuten später in bella Italia zu sein.

Mittlerweile ist es 14.00Uhr und seit gut 1 Stunde sitze ich in Imperia fest. Was ist passiert. Wie damals in Neuseeland bin ich in ein Radrennen gelangt und die Strecken sprich Straßen waren gesperrt. Überrascht war ich dennoch, da es sich um den Frühjahrsklassiker Mailand San Remo handelte. Wenn ich gewusst hätte, dass das Rennen heute stattfindet, ich hätte mit Sicherheit hier irgendwo ein festes Domizil aufgesucht. Jetzt versuche ich noch auf eine Anhöhe zu kommen um das Rennen besser verfolgen zu können.

Kurz vor 20.00 Uhr lasse ich den Rest de heutigen Tages revue passieren. Auf der Passhöhe lernte ich ein kanadische Radlerpärchen kenn, welches derzeit in Deutschland arbeitet und unterwegs nach Spanien ist. Schade, dass wir nicht die gleiche Richtung hatten denn sonst wäre ich wohl gerne ein Stückchen mit ihnen zusammen gefahren. Zu erzählen hatten wir uns jedenfalls viel.

Irgendwann kamen dann auch die Männer den Pass hinaufgespurtet, und es war schon beeindruckend wie schnell diese Profis unterwegs waren. In den Nachrichten habe ich dann erfahren, dass Eric Zabel das Rennen gewonnen hatte.

Heute werde ich nun endlich auf einem Campingplatz bei Marina di Andorra übernachten und habe morgen meinen ERSTEN Ruhetag.....

Gruss Weltumradler  

4506 Postings, 8738 Tage verdiTolles Tagebuch, Weltumradler.

 
  
    #41
8
11.04.13 22:48
Freue mich auf den weiteren Weg. Frankreich kenne ich gut, bin
oft in der Provence, speziell Vaucluse. In Carpentras war ich erst
vor ein paar Tagen. Wein heißt in der Gegend i.d.R. Cote du Rhone mit
ggf. AOC-Dörfern. Bekanntes Wein-Dorf bei Orange ist Chateauneuf
du Pape.;-) Ich besuche dort immer Chateau Rayas, ein bekanntes Gut.;-)
Du hast noch den Mont Ventoux vergessen zu erwähnen. Den hast Du links
liegenlassen.;-)
Franz. Cote d'Azur kenne ich auch gut, anschließend kommt ja die Riviera bis
Genua...

Übrigens: 2000 war die Radrennen-Welt noch i.O. Alle haben gedopt und keinen
hat's interessiert.;-)  

16 Postings, 4476 Tage MrScarfacebzgl. #35

 
  
    #42
6
12.04.13 10:26
Du sagst es, die ganze Planung versetzt einem nur unnötig in Stress, das habe ich schon bei diversen Urlaubs-rundreisen gemerkt.
Ich plane auch nur das Ankommen und danach ganz grob die Richtung, die Details ergeben sich dann.

Wie hast du das mit deinem Budget genau gehandhabt? Mit $15 pro Tag für Verpflegung lebt man in Asien wie die Made im Speck, aber hier in West-Europa kann ich mir nur schwer vorstellen dass man da gut durchkommt.
Mir fehlen die Preisvergleiche von vor 13 Jahren, damals war ich noch zu jung um etwas selber zu zahlen, kann daher nur die heutigen Preise her nehmen. Aber wenn du von einem Kaffee und 2 Crossaints zum Frühstück schreibst, wären wir heute je nach Region in Europa schonmal bei der Hälfte deines Tagesbudgets angelangt.
Hast du das Budget strikt eingehalten oder haste das nicht so eng gesehen weil du später in anderen Ländern noch genug sparen kannst?  

6713 Postings, 5415 Tage weltumradlermrscarface

 
  
    #43
3
12.04.13 15:43
planen ist zwar auch ne schöne urlaubsvorbereitung, doch je mehr man sich mit irgendetwas beschäftigt desto enttäuschter kann man auch werden. man fährt so mit ner gewissen erwartungshaltung wohin, meistens ist diese entsprechend hoch und somit kann man eigentlich nur enttäuscht werden. deshalb finde ich treiben lassen einfach erholsamer, kommt aber auf den typen an.

mein budget lag nicht exakt bei 15 US$ pro tag sondern 1.000 dm pro monat. diese kalkulation beinhaltete allerdings auch eine Krankenkassen Versicherung sowie die nötigen flüge. ein tretboot über die meere wäre dann doch des guten zuviel gewesen......

das meiste geld habe ich übrigens nicht für Übernachtungen ausgegeben, nein vermutlich für getränke.... obwohl ich einen wasserfilter dabei hatte habe ich mir in den meisten ländern das trinkwasser gekauft, das war eben luxus pur. an extremen fahrtagen waren dies so 10-13 liter..........

die ausgaben erfolgten dann nach lust und laune, in Europa war ich jedoch geizig..... habe leute getroffen, die waren stolz mit 5 US$ unterwegs zu sein, ging auch.

gruss weltumradler  

15491 Postings, 9216 Tage preiswenn du auf dem rückweg an marburg vorbeikommst ,

 
  
    #44
7
12.04.13 16:01
würde ich dir gerne ein kostenloses hotelzimmer anbieten .
wenn du mal warm duschen möchtest ( natürlich mit Pellets augeheizt )  

6713 Postings, 5415 Tage weltumradler14. Tag, Ruhetag 0km (1.237km), So. 19.03.2000

 
  
    #45
5
12.04.13 16:20
Heute nun, am 14.!!!! Tourtag gönne ich mir seit Beginn den ersten Ruhetag doch bin ich mehr wie genervt. Grund hierfür waren Krawalle in der Nacht, sodaß ich max. 2-3 Stunden geschlafen haben. Ich war mehr als gerädert als ich am Morgen aufgestanden bin.

Was war geschehen?! Mindestens 10-15 Jugendliche haben die ganze Nacht über Randale auf dem Campingplatz gemacht und niemanden schien dies zu stören, bis auf Weltumradler. Es kann ja nicht sein, dass kein anderer auf dem Campingplatz war doch waren die Anwesenden dies wohl gewohnt..... Entweder wurde heute Nacht 2 mal auf dem Campingplatz geschossen, oder es waren doch nur Böller. Ich traute mich jedenfalls nicht aus dem Zelt um für Ruhe zu sorgen.

Trotz dieser Missstände hat das Timing gestimmt, denn es regnete mehrere Stunden und es war ein beruhigendes Gefühl am Morgen nicht losradeln "zu müssen". Eigentlich wollte ich heute mal einen Grosswaschtag einlegen, doch aufgrund des trüben Wetters wird wohl nichts daraus. Bikepflege ist auch nicht nötig, denn bisher bin ich ja fast ausschließlich bei trockenem Wetter auf Asphalt gefahren.

Das Einzigste was mir derzeit ein wenig Sorgen macht ist das rechte Knie. Gestern habe ich mit dem Schmieren begonnen und hoffe, dass es nicht chronisch wird. Dies wäre mit Sicherheit das Ende der Tour wobei ich doch erst am Anfang stehe......

Nach 2 Wochen "Weltumradeln" habe ich heute mittag dann mit dem sog. Entbehrlichkeitscheck begonnen. Ich entsorgte Ersatzklamotten mit ca. 3-4 kg Gewicht, und schenkte diese dem Campingpersonal. Werde mir notfalls diverse Kleidung in den jeweiligen Ländern kaufen, wird wohl auch wesentlich billiger sein als bei uns. Allein die 3 Paar Schuhe, Radlerschuhe, Sandalen und Bergschuhe sind recht schwer, doch entschloss ich mich diese weiter mitzunehmen. Am ehesten könnte ich wohl auf die Bergschuhe verzichten, doch will ich ja auch ins Himalaya.......

Gruss Weltumradler  

6713 Postings, 5415 Tage weltumradlerdanke preis für dein angebot

 
  
    #46
2
12.04.13 16:24
tourbeginn ist allerdings schon 13 jahre her....

gruss weltumradler  

6713 Postings, 5415 Tage weltumradler15. Tag, 69km (1.306km), Mo. 20.03.2000

 
  
    #47
4
12.04.13 16:56
Heute Nacht hatte ich fast eine schlafreiche, leider nur fast. Gegen 5.00 Uhr zog ein Gewitter auf und es begann zu stürmen. Es begann recht heftig zu regnen, und dieser Zustand dauerte immerhin 4 Stunden. Aufgrund der Tatsache, dass ich meine Zelt auf Kies aufgebaut hatte, konnte ich den Überwurf nicht entsprechend abspannen - Greenhorn eben.... die Folge war ein Aufliegen den Aussen-auf das Innenzelt, und bald befand ich mich in einer Tropfsteinhöhle.

Aufgrund des ungewissen Wetters habe ich mir am Morgen erst einmal einen Capuccino gegönnt und eine Bildzeitung gekauft. Die Freiburger haben gegen meinen HSV verloren, obwohl ich in diesem Spiel sogar für meine Heimatstadt war. Sie sind jetzt jedoch nur noch ein Punkt vor Frankfurt und in akuter Abstiegsgefahr..... - shit happens.

Trotz des unsicheren Wetters bin ich dann immerhin noch 4 Stunden im Sattel gesessen und war nun auf dem Weg zum Herzen des Golf von Genua, also der gleichlautenden Stadt. Bei Albisola Marina fand ich einen schönen Strandabschnitt und obwohl die SS1, die Hauptstrasse heisst nun mal so, gerade einmal knappe 100 Meter entfernt ist hört man aufgrund der Gischt keinen Autoverkehr. Aufgrund des besser werdenden Wetters werde also mal wieder eine Nacht oben ohne - sprich Zelt - verbringen. Bis Genua sind es noch ca. 40km. Dem Knie geht es auch besser, und anscheinend hat ihm der Ruhetag gut getan.

Gruss Weltumradler  

6713 Postings, 5415 Tage weltumradler16. Tag, 92km (1.398km), Di. 21.03.2000

 
  
    #48
4
12.04.13 17:43
Es ist gerademal 9.00, bin "bereits" 11 km gefahren und dope mich abermals mit einem Cappuchino. Bis auf die Campingplätze wird nun alles doch ein wenig billiger.

So langsam aber sicher fange ich an, mich nicht mir ganz so sehr unter Druck zu setzen, wollte halt schnell ans Mittelmeer, und lasse mir für die Abschnitte, Tagesabläufe auch mehr Zeit als zu Beginn der Tour. So ca. 1 1/2 Stunden mehr Tageslicht habe ich und dies lässt auch den Spielraum größer werden. Gestartet wird ja mittlerweile auch schon zwischen 8-9.00 Uhr.

Das Wetter ist heute wieder vom Allerfeinsten, doch dürfte es 3-4 Grad kälter sein als in Frankreich. In ca. 2 Stunden möchte ich Genua erreichen, den für lange Zeit nördlichsten Punkt meiner Tour. Habe schon ein wenig Bammel vor der Stadtdurchfahrt, denn während meiner Dubrovnik / Italien Tour vor Jahren war diese ein Greuel für mich. Nach Genua geht es ja bekanntlich ausschließlich Richtung Süden oder Osten.

Die Stadtdurchfahrt durch Genua empfand ich dieses mal nicht so nervend, doch danach ging der Punk ab. Anstiege bzw. Abfahrten folgten in regelmäßigen Abständen und auf einer Abfahrt erreichte ich immerhin stolze 55,4 km/h., der Tagesdurchschnitt betrug lediglich 15,3 km/h. Das Interessanteste heute war mit Sicherheit die Durchfahrt durch den Parco Regionale di Portofino, die Blicke richteten sich aber auch ständig Richtung Golf von Genua.

Genächtigt wird heute auf einem Granitstein direkt am Meer, und soeben habe ich mir die 3. Tollwutimpfung selber injiziert. Aufgrund des wärmer werdenden Wetters mußte ich dies tun, denn das Mittel sollte normal bei Kühlschranktemperatur gekühlt werden. Aufgrund des zeitlichen Abstandes der 3 Impfungen reichte mir dies nicht mehr während meiner Vorbereitung und somit musste ich mir den 3. Schuss selber setzen. Um Hemmungen abzubauen trank ich zuvor jedoch ein Bier......

Gegen Tollwut habe ich mich übrigens nur deshalb impfen lassen, da ich doch gehörigen Respekt vor den Straßenhunden habe. Diese verteidigen ihr Revier, natürlich auch gegenüber Radfahrern. Hatte bereits einige kleinere Begegnungen in Frankreich, doch werden diese in südlicheren Gefilden sicherlich zunehmen.

Gruss Weltumradler  

6713 Postings, 5415 Tage weltumradler17. Tag, 93km (1.491km), Mi. 22.03.2000

 
  
    #49
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12.04.13 23:32
Kurz nach 12.00 stärke ich mich mit einem der unvergleichbaren ital. Cappuchino und dies habe ich auch bitter nötig. So platt wie heute war ich wohl noch nicht während meiner Weltumradlung. Bin gerademal 38km geradelt und hatte zudem gut geschlafen.

Diese war bisher allerdings mal wieder eine der Feinsten, Praktisch ohne nennenswerten Autoverkehr bin ich durch den Parco Regionale della Cinque Torre geradelt und hörte statt des Autolärms gar die Vögel zwitschern. Würde gerne campen, aber die Plätze sind einfach zu teuer.

Mit dem Psado la Baracco (615 Hm) habe ich auch heute meinen ersten, wenn auch extrem niedrigen Pass gemeistert. Ohne Pause wäre ich jedoch nicht hoch gekommen.... Zum Frühstück gab es 2 Bananen, Käse mit Brot, Crapefruitsaft zum Trinken sowie ne Tafel Schokolade...... Biker sind halt Energie"fresser"....

Es ist extrem warm, vielleicht der wärmste Tag seit meinem Aufbruch und bis La Spezia sind es gerade mal läppische 20 km. jetzt habe ich die Wahl entweder vor dem Ort zu nächtigen oder diesen zu passieren. abwarten und nen Cappucino im Cafe trinken ist angesagt.

Nun ja, nachdem es bis La Spezia fast ausschließlich bergab ging, bis auf 2 kleinere Anstiege, bin ich natürlich weitergeradelt bis Massa. Eigentlich wollte ich ja den Küstenabschnitt wählen doch hatte ich diesen verpasst. So hatte mich der Autoverkehr wieder und die Radlerei machte überhaupt keinen spass.

Heute werde ich wohl auf einer Marmorplatte nächtigen, gestern war es ein Granitblock und was kommt morgen? Habe mich heute entschlossen in einem "Steinbruch" zu nächtigen um so weg vom Schuss zu sein....

Gruss Weltumradler  

6713 Postings, 5415 Tage weltumradler18. Tag, 98km (1.589km), Do. 23.03.2000

 
  
    #50
4
13.04.13 08:25
Bereits gegen 11.00 Uhr habe ich Pisa erreicht und habe mich als erstes mit Wasser und Mandarinen gestärkt. Auf den üblichen Capucino habe ich verzichtet, denn heute Morgen habe ich erstmalig meinen Bentinkocher eingeweiht. Ich wollte diesen so lange wie möglich ungebraucht lassen, da er auf meiner weiteren Reise bestimmt unentbehrlich werden sollte.

Hier in Pisa scheint die Zeit stehen geblieben zu sein, und es kommt mir genauso vor wie damals, bei meiner Jugoslawien/Italien Radtour. Der schiefe Turm wirkt ein wenig schiefer und er beeindruckt mich auch beim 2. Besuch. Es ist schon ein Wunder, dass ein gefesseltes wie der Turm noch steht. Allein beim Hochlaufen würden einige wohl schwindelig werden. Eigentlich ist er die erste Sehenswürdigkeit, die ich überhaupt gezielt angesteuert habe. Europa interessiert mich nicht so sehr, hier bin ich ja aufgewachsen, auch bevorzuge ich ja bekanntlich schöne Landstrichen gegenüber den Städten.

Im Moment lausche ich einem Orgelspieler und genieße einfach das Treiben auf den Plätzen, auch wenn recht wenig Touristen unterwegs sind. Das meiste sind italienische Jugendliche, wohl Klassenausflüge.

Von Massa aus bin ich übrigens 8km Richtung Beach gefahren und habe so die SS1 für ca. 15km verlassen können. Der Autoverkehr nervt nach wie vor und ob das einatmen der Abgase Gesund ist bezweifle ich schon ein wenig. Hier muss ich durch und ich denke, dass es ab Griechenland peau a peau weniger werden wird. Kurzfristig hatte ich mir ja auch überlegt Richtung Florenz zu radeln um nach Siena abzubiegen, in beiden Städten war ich jedoch ja auch schon.

So ging es auf einem kleinen Umweg nach Marina di Pisa doch die 18.000 Lire für eine Nacht waren mir dann doch wieder zu viel. Aus einem fast Relaxtag wurde somit wieder mal ein reiner Fahrtag. Über Livorno ging es in das Örtchen Quercianella wo ich in einem kleinen Waldstück übernachte. Ausser einem wohl wilden Hund hat mich keiner gesehen, dieser jedoch war sichtlich verängstigt.

Gruss Weltumradler  

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