TUI 2007: Erholung oder Zerschlagung?
(Wirtschafts-)Welt seit Abschluss des Deals noch um ein entscheidendes Quantum
verschlechtert. Das reizt einfach dazu, nachzukarten. Ich gehe aber davon aus,
dass die Gentlemen hier auf Granit beißen werden, denn die Fraktion der Gegner
eines Hapag-Verkaufs wird hier ein entscheidendes Wörtchen mitreden. Und Fren-
zel, der nie ein großer Freund des Verkaufs war, wird nun vielleicht das entschei-
dende Argument, den Verkauf doch noch platzen zu lassen, gratis frei Haus gelie-
fert.
Aber: so weit sind wir noch nicht. Ich glaube nicht, dass die Hamburg-Connection
den Deal platzen lassen wird. Für sie steht weit mehr auf dem Spiel, als ein paar
hundert Millionen.
die Möglichkeit dazu gibt, weiß nur, wer die Verträge genau kennt. Wir tun das nicht.
"Katastrophale Zahlen" im Dezember interessieren nicht. Ich gehe davon aus, dass
es im Dezember vermutlich überhaupt kein Geschäft gab. Wie ich ebenfalls schon
sagte, mache ich den Wert eines Unternehmens (ob Hapag oder ein anderes) nicht
daran fest, wie das Geschäft in irgendeinem Zeitfenster läuft. Auf die lange Sicht
kommt es an. Und da steht für mich fest, dass das Geschäft eines Tages wieder
brummen wird. Dann muss der gesamte Investitionsstau aufgearbeitet werden.
Das Geschäft machen dann die, die gut aufgestellt sind und die entsprechenden
Ressourcen zur Verfügung haben.
Kleines Einmaleins eines jeden Logistikers.
Du magst Recht haben, daß der Dezember uninteressant ist. Januar, Februar, März, April und die folgenden 20 Monate jedoch ganz sicher nicht.
ersten 2 Qs 2009 geht es weiter abwärts. Das weiß inzwischen jeder und das ist
auch weitgehend eingepreist.
Ich rede jetzt nicht (nur) von Hapag, sondern von ALLEN Unternehmen, ob an der
Börse oder nicht. Was jetzt angesagt ist, sind nicht Gewinne, sondern ÜBERLEBEN.
In einem halben...dreiviertel Jahr sieht man weiter. Ich gehe davon aus, dass dann
der Zug nach Süden zum Stocken kommt. Das wird bereits reichen, um die Köpfe
für eine neue Sicht der Dinge frei zu machen.
schlechter Dezember-Zahlen (wer hätte auch das geahnt?) den Kaufpreis in
seinem Sinne nachzubessern.
Da kann ich nur sagen: niederträchtig und abgefeimt und so gar nicht in hansea-
tischer Kaufmannstradition, wo das Wort noch etwas gilt. Dass die Zahlen nämlich
mies werden würden, haben alle Spatzen dieser Welt von den Dächern gepfiffen,
lange bevor es zum Deal kam. Die Konsortialen können sich nicht als ahnungslose
Deppen hinstellen, die von einer bösen Entwicklung heimtückisch überrumpelt
wurden. Nein, es sind alles Profis, bestens mit dem Geschäft vertraut. Und wenn
sie jetzt nachkarten, dann stinkt das gewaltig. Ich meine: dann haben die das
von vornherein eingeplant, um die verhassten Asiaten aus dem Feld zu schlagen.
Ich würde mich freuen, wenn Frenzel sich beinhart zeigen und auf Einhaltung des
Vertrags bestehen würde - nach Punkt und Komma. Oder eben den Vertrag platzen
lassen. Aber nachgeben: nein. - Wer der Liederlichkeit nachgibt, unterstützt sie.
Das sind zwar nur Gerüchte, klar, aber ehrlich gesagt: wem traust Du mehr Verhandlungsgeschick zu: Frenzel oder Kühne???
Ebenso wird auch explizit auf die Kaufsummen, Beteiligungen und Risiken das die neuen Eigentümer bei dem auch damals schon überhöhten Preis gewillt zu zahlen sind, deutlich hingewiesen.
Die Reihenfolge der Sprecher: Dr. Michael Frenzel, Axel Gedaschko (Wirtschaftssenator der Hansestadt Hamburg), Klaus-Michael Kühne, Dr. Christian Olearius und Dr. Wolfgang Peiner. Länge des Video 19:40 min.
Dr. Michael Frenzel: Ich freue mich Ihnen heute ein für alle Beteiligte gutes Ergebnis mitteilen zu können. Bei einer Gesamtbewertung von 4,45 Mrd. EURO hat sich dass so genannte Hamburger Konsortium in einem Bieterkampf durchsetzten können. Man achte auf den Wortlaut „Bieterkampf und Durchsetzten“. Ermöglicht wurde dieser Kauf auch durch die 1/3 Mehrheit von TUI an Hapag-Lloyd. Damit hat TUI bereits einen erheblichen Anteil bereits zum Verkauf beigetragen!
Klaus-Michael Kühne im Wortlaut: Zwar sieht die Seeschiffart wie die gesamte Weltwirtschaft sehr schwierigen Zeiten entgegen aber die Erfahrung lehrt, dass es auch immer wieder gute Zeiten geben kann....
Hallo, das sagt doch alles. Dem Käufer waren alle Risiken bekannt!, das ist unbestritten und nachweisbar – Dumm gelaufen eben.
Ich kann mir nicht vorstellen, dass ohne rechtliche Konsequenzen hier am Verkauf und Preis noch gerüttelt werden kann. Dies kann auch Frenzel nicht mehr ändern. Aufgrund der gemachten öffentlichen Aussagen, sind Kaufsumme und Beteiligungen ebenso festgezurrt, wie alles andere. Dass, wie fuzzi08 sagt Getöse, ist das Papier nicht Wert, auf dass es gedruckt wird. Rücktritt und Anpassungsklauseln sind unter diesen Umständen Nonsens.
Höchstens wird TUI dem Käufer etwas entgegen kommen, aber auf gutwill. Dies darf aber mit Sicherheit nicht zum Nachteil des Verkäufers sein, da m.E. nach sich dieser nach den veröffentlichten Aussagen aller Beteiligten sicherlich strafbar macht.
Übrigens, die Touristiksparte von TUI ist heute wohl für fast Null zu haben.
Der Käufer kann zwar nachverhandeln, dass kann Ihm keiner verbieten, er kann sicherlich den Kauf auch rauszögern, aber rechtlich halte ich alleine durch die Aussagen im Video auf der TUI Seite den Kauf für klar abschlossen, außer die Kartellbehörde würde hier noch reinspuken.
Ad hoc Mitteilung gemäß § 15 Wertpapierhandelsgesetz: Aufsichtsrat der TUI AG stimmt Verkauf der Hapag-Lloyd AG zu
Hannover, 12. Oktober 2008
Der Aufsichtsrat der TUI AG hat in seiner heutigen Sitzung dem Verkauf sämtlicher Anteile der Hapag-Lloyd AG an eine Tochtergesellschaft der Albert Ballin KG zu einem Unternehmenswert von 4,45 Milliarden Euro zugestimmt. Gleichzeitig stimmte der Aufsichtsrat dem Erwerb einer unternehmerischen Beteiligung von 33,33 Prozent für einen Kaufpreis von 700 Millionen Euro an der neuen Gesellschaft zu. Der Verkauf steht unter dem Vorbehalt der Zustimmung durch die Kartellbehörden.
Der Aufsichtsrat stimmt ferner zu, dass die Aktionäre der TUI AG nach Vollzug des Verkaufs eine angemessene Sonderdividende erhalten. Die Höhe der Ausschüttung für das Geschäftsjahr 2008 wird im Rahmen der Aufstellung des Jahresabschlusses festgelegt.
Ansonsten: ohne die Erlöse aus Hapag und vor allem die Entlastung der Bilanz (in der immer noch total überteuerte Käufe drinstehen, die vermutlich das Eigenkapital zersetzende Goodwill-Abschreibungen erfordern würden, da CP Ships in einer Weltwirtschaftskrise völlig neu bewertet werden müßte), wäre bei der TUI eh das totale Ende nah. Insofern wird man darauf angewiesen sein, daß die Käufer gut gelaunt bei der Stange bleiben.
Nochmal: wer Revue passieren läßt, was Frenzel in seiner Ära des Grauens zusammengekauft hat und welche Preise er dafür gezahlt hat, der sollte sich m.E. vor Rechnungen a'la "Tourismus ist im Moment fast gratis" hüten. Es gibt ernst zu nehmende Kritiker dieses Mannes, die seit längerem der Auffassung sind, daß ohne den Bilanzkünstler an seiner Seite schon längst LAST EXIT gewesen wäre.
Abschreibungen gegeben. Das war seinerzeit ein Riesenthema hier im Thread.
Wenn Frenzel klug ist, besorgt er jetzt den Rest, denn jetzt sind die Gewinne eh im
Eimer. Außerdem könnte er listigerweise einen günstigeen Basiseffekt konstruieren.
Was die durch die WW-krise bedingten Wertminderungen anbelangt, so glaube ich
kaum, dass wir hier zusätzliche Abschreibungen sehen werden, da dies ja ebenso
tausende andere Unternehmen beträfe. Das würde bedeuten, dass wegen irgend-
welcher blödsinniger Bilanzierungsvorschriften eine weitere Strafe quasi durch die
Hintertür hereinspaziert käme.
Die genauen Richtlinien für diesen Fall (einer WW-krise) kenne ich nicht, aber ich
nehme an, dass es hier Sonder- und Übergangsregelungen gibt. Im übrigen hat der
Unternehmer fast alle Freiheiten, so viel oder so wenig abzuschreiben, wie er für
angmessen hält (weshalb es ja auch Goodwill heißt).
Es wäre aber sicher interessant, sich das Thema mal näher anzuschauen.
schreibungsvorschriften im Krisenfall, noch speziell etwas über TUI. Er bestätigt
aber das, was ich vermutet habe; nämlich dass wohl unzählige Unternehmen
betroffen sind. Mit am interessantesten ist der Hinweis auf die Prominenten unter
den Betroffenen, darunter ein SAP...
Ich gehe nach wie vor davon aus, dass das Problem halb so wild ist, wie im Habla
geschildert. Denn es kommt immer darauf, WANN ich bewerte. Und Zahlen sind
bekanntlich dehnbar.
TUI hat, wie ich früher bereits geschieben habe, interessante stille Reserven,
wobei ich nicht sagen kann, inwieweit sich die Situation in der Zwischenzeit ver-
ändert hat (ich verfolge das nicht mehr). Aber angenommen, es gibt noch welche,
dann dürften Abschreibungen nicht allzu dramatisch ausfallen; insbesondere des-
wegen nicht, weil TUI ja bereits vor zwei Jahren mit den Abschreibungen auf CP
begonnen hat. Welches Potenzial da aber noch schlummert, weiß ich aktuell nicht.
Frenzel wird in jedem Fall gut beraten sein, wenn er etwaige Abschreibungen im
schwärzesten Moment vornimmt, da es dann ohnehin niemand schert. Zu einem
echten Problem wird der Goodwill ohnehin nur dann, wenn das EK in Gefahr ist.
Also diese Abschreibungsproblematik ist wohl eher bei fast allen Unternehmen, besonders bei den Banken eben, von relevanter Bedeutung. Was aber heute keiner bedenkt, ist der gefallene Ölpreis. Der führt neben den Konjunkturpaketen aller Staaten mit an grenzender Sicherheit früher oder später zu einer erschreckenden Explosion der Weltkonjunktur. Das Geld was nun gedruckt wird, muss doch irgendwo hin. Und Gold alleine macht auch nicht glücklich, fährt nicht, wäscht nicht und Computert schon gar nicht nicht.
Sicherlich, sind in solchen Zeiten alle denkbaren Zenarien möglich und niemals ausgeschlossen.
Zu Frenzel selbst braucht man nichts mehr zu sagen. Er steht an erster Front mit Schrempp, als einer der größten Wertvernichter in den Unternehmensgeschichten. Nicht auszudenken, wenn der in die Wüste geschickt würde. Der Deal mit dem Verkauf von Hapag-Lloyd ist aber gerade noch rechtzeitig über die Bühne gegangen.
Übrigens, was ist denn aus dem Erzfeind Frenzels, dem Frederiksen geworden. Von dem hört man nix mehr. Und das bei den Verlusten!?
Dass das Hamburger Konsortium zu diesem Preis bei Hapag-Lloyd eingestiegen ist, hatte mir schon damals die Sprache verschlagen. War aber so gewollt, um im Grundatz Hamburg wirtschaftlich zu retten. Jetzt fadenscheinig davon zu reden, man wolle TUI nicht Sanieren (Was ja im Grunde genommen genau der andere Teil der Wahrheit ist) und deshalb Nachverhandlungen anstrebt oder betreibt, ist angesichts des gesamten Verkaufs und seiner großspurigen Reden aller Fraktionen und Mitstreiter kaum glaubhaft.
Vielmehr versuchen wohl einige Kreise in solchen wirtschaftlich schwierigen Zeiten, geziehlt Gerüchte zu streuen, jeder so wie es ihm beliebt, um den Verkäufer je nach Lage mehr oder weniger unter Druck zu setzten.
Ich glaube nicht, dass man den Käufer bei Laune halten muss, schaut man sich mal an, wer daran alle beteiligt ist. Vielmehr steckt das Eigeninteresse eher beim eigenen Drittel von Hapag-Lloyd. Deshalb wird TUI wohl eher mit dem Käufer, als gegen den Käufer ins Feld ziehen, und umgekehrt.
Aber mal was anderes. Ich versuche schon seit längerem, einen günstigen Urlaub bei TUI in der Nebensaison in unserem Lieblingshotel zu buchen. Keine Chance. Die Preise sind immer noch erheblich höher als vor 2 Jahren. Also Schnäppchen sehen anders aus.
Deshalb wird TUI wohl eher mit dem Käufer, als gegen den Käufer ins Feld ziehen.."
erschließt sich mir nicht. Zwar bekäme man das eigene Drittel billiger, wenn die an-
deren drei Drittel billiger kämen. Aber diese Schlussfolgerung wäre ja ein Gimmick.
Ebenso könnte man sagen: am besten billigsten bekäme TUI ihr Drittel, wenn sie
den Kaufpreis auf Null setzten...;-))
Gut, dass Du auf Frederiksen zu sprechen gekommen bist. Das würde mich auch
brennend interessieren, was aus dessen lauter Klappe geworden ist.
Ansonsten finde ich Dein Urteil zutreffend und ausgewogen.
Wenn TUI aber 1/3 an Hapag-Lloyd hält, was sollten sie dann davon haben, wenn deren Wert, oder finanzieller Rahmen morsch ist? 700.000 EUR sind ja auch keine Summe, die man mal soeben in den Sand setzen möchte. Also werden beide Parteien, Käufer und Verkäufer ein Interesse daran haben, die neue Gesellschaft entsprechend aufzupudern. Das die Käufergruppe allerdings ein recht auf irgendwelche Nachbesserungen wegen der neingebrochenen Konjunktur oder sonstigem Schnick schnach hat, schließe ich aus. Wer solch eine Transaktion ausführt, lässt die Bücher schon genau prüfen bevor er vollmundig aus allen Rohren den Kauf verkündet. Dass glaubst Du doch, oder?
Bei Frederiksen hätte ich wetten können, das der bei den Kursen mit Frenzel kurzen Prozess macht. Aber wer weis heute schon bei börsennotierten Unternehmen, welches Spiel da gespielt wird? Schau Dir Mobilcom Schmidts Urteil an. Die brauchen sich an nichts zu halten, an gar nichts.
Fredriksen hat keine Mehrheit, er wollte wahrscheinlich Hapag nach einem Spin-Off sukzessive unter Kontrolle bekommen und hat gegen Frenzel den Kürzeren gezogen. Wahrscheinlich war ihm vor Beginn seiner nicht allzu durchdachten Aktionen (Frenzel hat immer für Mehrheiten gesorgt, er hätte also schon noch ein paar Tausender mehr locker machen müssen) auch gar nicht klar, daß es sich bei Hapag um ein Politikum handelt, das man sich anno 2007/2008 nicht mehr wie einst Mannesmann ruck zuck über die Börse unter den Nagel reißen kann.
Skrulli, als TUI-Travel Aktionär freut mich, daß die Buchungslage gut ist. Als Ehemann einer TUI-Aktionärin befürchte ich aber, daß es bei der TUI im Moment nicht um TUI Travel geht.
Im Ernst: die Frachtraten von Hapag sollen einem Handelsblattbericht um bis zu 90 % (!!!!!) gefallen sein, was das Konsortium demnächst in sehr große Schwierigkeiten bringen und zur Zufuhr frischen Geldes zwingen könnte. Geld gibt derzeit von den Banken aber kaum bzw. nur zu sehr ungünstigen Konditionenen.
Die Frage lautet also: wer wird die Zeche bezahlen?
der Schaefflerin nehmen. Die hat vorgemacht, was ein Wort ist. Und sie wird
auch wissen, warum sie heute zum (teueren) Preis von gestern gekauft hat.
Ich darf wohl unterstellen, dass das Auto-Zuliefergeschäft mindestens ebenso
unter die (Conti-bereiften) Räder gekommen ist wie die Frachtbranche.
Was man so lesen kann: Schaefflers sind, streng genommen, fast pleite, können aber trotzdem noch. Schön, hoffentlich ein Vorbild, nicht nur für TUI/Hapag, sondern - für die ganze Welt.
Yes - we can.
falls hätten ihr ihre Banken (sie hat ja fast alle großen Adressen der Welt um sich
versammelt) wohl kaum ihre Knete aufgedrängt.
Persönlicher Reichtum und Kapitalbedarf zu einer der größten Übernahmen der
letzten Zeit sind zwei Paar Stiefel.
Ich war mit einer relativ großen Conti-Position selbst betroffen und habe meine
Stücke erst nachträglich angedient. Bis zuletzt (es waren Monate) habe ich gebib-
bert, ob sie wirklich Wort hält und annimmt. Es war schon beeindruckend, wie sie
dann ungerührt zu 75 EURO angenommen hat, obwohl sich der Kurs in der Zwi-
schenzeit halbiert hatte. Und das Kurioseste: sie hat einen Großteil der Stücke gar
nicht benötigt. Was die jetzt damit macht und wo die gelandet sind, weiß der Geier.
Nur in einem bin ich mir bei der Schaeffler ganz gewiss: die wusste genau, warum
sie das tat.
Womit wir wieder bei der Hamburg-Connection wären: die weiß es auch genau.
Da kannst Du Gift drauf nehmen.