Potential ohne ENDE?
Die Gretchenfrage ist also - das hat Anti-Lemming m.E. richtig dargestellt- ob die Erlöse aus den SPS für die Entscheider in der Regierung mehr wert sind, als der Restanteil der Aktienwerte der Stämme (FNMA und FMCC) und die Summe aller JPS-Verbindlichkeiten (also je 25 bzw. 50 $ JPS). Den Verlust von 7,5 Billionen $ sehe Ich in der Rechnung allerdings nur, wenn alle beliehenen Immobilien in einer Krise als Restschuld nichts mehr wert sein sollten. Auch gehört diese Summe jetzt nicht der Regierung. Dieser Extremfall (alle Hypotheken sind wertlos) ist ausgeschlossen. Eine Übertragung dieser Substanzwerte auf eine neue Gesellschaft macht dann auch keinen Sinn.
Wenn Fannie und Freddie in der EU ihren Sitz hätten, würde ich nichts in diese Aktien investieren. Die Gefahr der Enteignung sehe ich hier als zu groß. Für die USA bin ich noch optimistisch, aber mit jedem weiteren Jahr werde ich diesbezüglich immer skeptischer. Nicht umsonst werden dort auch die Verbriefungsrechte von 50 $ (FNMAP, FMCCI u.ä) nur mit 2,50 $ bewertet - die überfällige Rückzahlung ist also für die Mehrheit der Anleger eher unwahrscheinlich (Ramsch-Niveau).
Sinn und Zweck der Transaktionen ist erstens, dass bei den Privatbanken dadurch Mittel freigesetzt werden, so dass sie noch mehr Hypokredite - z. B. private - vergeben können (also Stützung des Immokreditmarktes insgesamt). Und zweitens, dass die über FnF finanzierten Kredite - wegen der Staatsgarantie für die MBS - günstiger sind als die von Privatbanken und damit auch weniger betuchten Amis zu Immobilienbesitz verhelfen.
Die MBS verbleiben ja nicht im Besitz von FnF, sondern sie werden an Investoren verkauft. Bis 2008 hatte z. B. Chinas Zentralbank Unmengen von FnF-MBS in ihrer Bilanz, weil sie 0,5 % mehr Zinsen einbrachten als US-Staatsanleihen, aber wegen der Staatsgarantie als genauso sicher galten. Das einzige, was nach Verkauf der MBS bei FnF bleibt, ist die Haftung für deren Werterhalt. Sie haften als erste (mit ihrem 1st loss Aktionärskapital). Erst wenn das weg ist, zahlt die US-Regierung.
(Mit der 2008-Zwangsverwaltung und den folgenden getürkten DTA-Verlusten wurde solch eine fingierte FnF-Pleite von interessierten Kreisen (Paulson, Wall Street...) inszeniert, um FnF als lästige Konkurrenz zu beerdigen. Die US-Regierung besteht bis heute darauf, dass FnF 2008 ff. ohne die Regierungshilfen nicht überlebt hätten. Mit diesem Argument dürfte sie zu gegebener Zeit auch die SPS-Umwandlung in Stämme rechtfertigen, die im Zuge der Freilassung/KE im Raum steht. Bereits im Frühsommer 2020 hatte ich hier geschrieben, dass die "Abwicklung"/Beendigung der Zwangsverwaltung ähnlich wie bei einer Chapter-11-Pleite vonstatten gehen dürfte.)
Die von FnF erhobenen Gebühren für das MBS-"Schnüren" - die so genannten "G-fees" - sind übrigens stark erhöht worden, sie haben sich in den letzten Jahren in etwa verdoppelt. Das nützt den Privatbanken (und geschieht wohl auch auf deren Betreiben). Denn Privatbanken wie Wells Fargo vergeben ja auch teure private Immokredite (ohne die FnF-Verbriefung), und die privaten Kredite werden konkurrenzfähiger, wenn sich FnFs 30-Jahres-Hypotheken wegen höherer G-fees verteuern.
Für FnF selbst und für den Kapitalaufbau sind die erhöhten G-Fees allerdings vorteilhaft, weil FnF nun bei gleichem Kreditvolumen doppelt so viel Gewinn erwirtschaften.
# 327: "Den Verlust von 7,5 Billionen $ sehe Ich in der Rechnung allerdings nur, wenn alle beliehenen Immobilien in einer Krise als Restschuld nichts mehr wert sein sollten."
Die MBS sind praktisch Pfandbriefe - und so lange die zig Millionen Häuser in USA, von denen FnF etwa die Hälfte (re-)finanziert haben, nicht wertlos werden, werden auch die MBS nicht wertlos. Sie könnten mMn schlimmstenfalls um vielleicht 30 % im Wert fallen, was dann einem Verlust von 2,25 Billionen $ entspräche, den die US-Regierung wegen ihrer MBS-Garantie bezahlen müsste (FnF gingen dann in "receivership" - Totalpleite - , und alle Aktien inkl. SPS würden wertlos).
Im Zuge des üblichen Wirtschaftszyklus aus Aufschwüngen und Rezessionen wird sich eine solche gravierende Schieflage ziemlich sicher NICHT einstellen, und es ist ja auch seit 1938, als Fannie gegründet wurde, nie zu einer solchen Schieflage gekommen.
Die aufgekommene hohe Inflation ist zwar eine Gefahr, weil sie Kredite verteuert und die Wohnungs- und Hausnachfrage hemmt (auch in D.). Aber in den 1980ern hat der US-Immomarkt selbst Leitzinsen von 20 % überstanden (wenn auch mit vielen Bankenpleiten in der Savings&Loans-Krise).
Ob die aktuelle Inflation dauerhaft bleibt, lässt sich schwer vorhersagen. Die Schattenschulden der Zentralbanken (aus QE) sind eine zusätzliche inflationäre Bedrohung, die es vor 2008 (außer in Japan) noch nicht gab.
Insgesamt halte ich die Totalpleite-Gefahr bei FnF allerdings für sehr gering (unter 1 % Wahrscheinlichkeit).
Ich bewundere eh Helmut, AL und dich, das ihr immer noch dabei seid und keine Verluste realisiert habt.
Wie gesagt, für mich ist das kein Investment mehr am Kapitalmarkt. Die Hoffnung ruht nur noch auf korrupte Politiker.
Guten Rutsch!
Ich kann jetzt nur hoffen, dass AL Recht behalten wird.
Allen nochmals alles Gute zum neuen Jahr.
Ich vertraue in erste Linie den Analysen von KThomp19 bei iHub, der juristisch extrem und in nahezu allen Details durchblickt und große Summen in die JPS investiert hat. Er hat wiederholt geschrieben, dass er "reich" würde, wenn seine Spekulation aufgeht. Er ist offenbar auch noch jung genug, dass er die Sache etliche Jahre aussitzen kann.
Gestern wurde Kthomp19 bei iHub (mal wieder) beschuldigt, ein Agent der US-Regierung zu sein, weil er in seinen Argumentationen immer wieder darauf hinweist, dass das Vorgehen der Regierung (bis auf den NWS) im Wesentlichen juristisch einwandfrei vonstatten ging. Regierung und FHFA haben aufgrund des HERA-Knebelvertrag eben (leider) ungeheure Rechte, was ihnen auch den achtlosen Umgang mit den Altaktionären ermöglicht.
Kthomp19 ist dabei vor allem Pragmatiker. Das Scotus-Urteil vom Juni 2020 war - nach der 5th circuit Steilvorlage - eine Ungeheuerlichkeit. Das sagt auch Kthomp selbst. Aber er nimmt die Scotus-Opinion nun eben als juristisch gegebenen Fakt hin und orientiert sich in seiner Investmentthese weiterhin nach den real vorherrschenden juristischen Bedingungen. Außerdem hält er sich an die typischen Erfahrungswerte bezüglich des Prozederes bei Restrukturierungen.
KThomps Argumente sind wesentlich treffsicherer und kenntnisreicher als z B die von Glen Bradford (GB), und er belegt sie stets genau mit zitierten oder verlinkten Gesetzen bzw. Schriftstücken. In vielen Punkten überschneiden sich die Argumente von Kthomp und Bradford allerdings. KThomp argumentiert bloß wesentlich präziser und logischer, von GB kommt viel "Wischiwaschi".
Beide gehen realistisch davon aus, dass die Regierung an ihrer Pleitelüge aus 2008 dauerhaft festhalten wird und sich auch nicht von den Gerichten davon abbringen lassen wird. Eher bringt die Regierung den Gerichten bei, was wunschgemäß "geurteilt" werden soll ;-)
Das heißt es gibt bei KThomp und GB nicht - die auch hier im Thread lange verbreitete - Hoffnung auf "späte Gerechtigkeit". Vor allem KThomp geht davon aus, dass die US-Regierung den Aktionären, wie schon beim NWS, mit allen juristischen Mitteln Schaden zufügen will, und dass sie mit Klauen und Zehen gerichtlich - zum eigenen Vorteil - für "Ungerechtigkeit" kämpft. Und dass sie auch weitgehend damit durchkommen wird. Ziel der Regierung ist, von der Zwangsverwaltung und einer späteren Freilassung/KE maximal zu profitieren.
Deshalb halten Kthomp und GB die Vorzugsaktien (JPS), die nicht verwässert werden können und vorrangig vor den Stammaktien sind - insbesondere bei der anstehenden Restrukturierung (= KE/Freilassung), bei der ähnlich wie bei einer Chapter-11 vorgegangen werden dürfte. D.h. die größten Loser werden die Stammaktionäre sein.
Das ist auch der (nachvollziehbare) Grund, warum KThomp und Bradford bei iHub von den "Für-Gerechtigkeit-Kämpfern" oft angefeindet werden. Moralisch sind zweifellos letztere im Recht. Aber Recht haben und Recht bekommen sind eben zweierlei Dinge. Und Geld verdienen meist jene, die mit den Wölfen heulen, was im Falle von FnF die JPS-Halter sind.
Das Ziel von KThomp ist deshalb auch nicht "späte Gerechtigkeit", sondern er will mit seiner Investition in die JPS möglichst viel Geld verdienen. Er hat, wie Bradford, die maßgeblichen Urteil gelesen, Prozesse verfolgt und auf Basis dessen seine JPS-Investmentthese entwickelt. Ich habe seine Argumente überprüft und kann in ihnen bislang keine gravierenden Unstimmigkeiten oder Widersprüche finden.
Dass ein Obercrack wie KThomp sein enormes Wissen bei iHub der Allgemeinheit zur Verfügung stellt, gefällt mir ziemlich gut. Ich vertraue ihm - der selber viel "skin in the game" hat - weit mehr als irgendwelchen hergelaufenen Analysten, die in Newslettern aus obskuren Gründen irgendwelche OTC-Aktien oder Pennystocks empfehlen, was in 99 % der Fälle in die Hose geht.
Mit JPS meinst du wahrscheinlich die FNMAS? Nach urteilsnennung rechnest du das die FNMAS auf 25 usd steigen müssten. Kannst du hierfür , auch wenn es schwer ist, einem zeitlichen Rahmen nennen? Die Fnmas stehen ja auch nur noch bei 2,28 und Grad.
Das 'Gebetsmühlenartige' lässt Lemminge in eine Richtung rennen. Warum also nicht mal als Antilemming dagegenhalten? Fully hat uns Lemminge alle auch in eine Richtung getrieben und an der Ziellinie sind wir dann alle ganz tief gefallen und der gepriesene Lemmingsanführer wart nie wieder gesehen (Vater hatte Corona und er musste schnell weg). Seitdem wird hier immer und immer wieder hier mit logischen Fakten erklärt wie schlecht diese Aktie ist. Fully hatte aber auch immer logische Fakten.
Einzig mein Bauchgefühl sagt, ich antilemmige diesmal ;-)
Ich wünsche Euch allen und speziell den alten Fullymitstreitern ein erfolgreiches 2023 und uns eine baldige Erlösung mit etwas Happyend ;-)
Ansonsten bin ich - meinem Nick "Anti Lemming" gerecht werdend -, in der Tat ein überzeugter Antizykliker, der gern Panik kauft (und Euphorie verkauft). D.h. wenn ich die Stämme im Depot hätte, würde ich jetzt - am 10-Jahres Tief - niemals auf die Idee kommen, einen Panikverkauf zu veranstalten.
Hier eine Liste der gängigsten Aktien von Fannie und Freddie:
https://finance.yahoo.com/quotes/...j,fnmas,fnmat,fnmfm,fnmfn/view/v1
Die beiden ersten in der Liste sind die Stammaktien, die anderen sind die Vorzugsaktien bzw. JPS, die teils sehr dünn gehandelt werden (einige tagelang überhaupt nicht).
Die SPS haben einen Nominalwert von 191 Mrd. $ und stehen damit auch in der kombinierten Bilanz von FnF.
Alle 36 JPS haben ingesamt einen Nominalwert von 33 Mrd. $ und stehen damit auch in der kombinierten Bilanz von FnF.
Bei den Stammaktien zählt nur der Marktwert.
Von FNMA gibt es 1,2 Mrd. Stücke mit einer MK von aktuell 0,42 Mrd. $
Von FMCC gibt es 650 Mio. Stücke mit einer MK von aktuell 0,23 Mrd. $
Der Zahlenvergleich zeigt, welche "Übermacht" die SPS der Regierung allein schon in den Bilanzen haben.
Manche hier warten auf 12 Cents, aber die werden wohl nicht kommen, jedenfalls nicht vor einer SPS-in-Stammaktien-Umwandlung.
(Nur zur Info: Wenn ich die Stammaktien "bashen" wollte, hätte ich das sicherlich nicht geschrieben. Als ich vor 1,5 Jahren bei Kursen über 2 Dollar zur Vorsicht riet, lag ich hingegen richtig.)
Niemand unterstellt hier ein Bashen. Eine Privatperson, die so ein Fachwissen hat, die nachweislich in 2007 (und evtl schon eher) den Finanzcrash 2008 schon kommen sehen hat (ich ziehe meinen Hut!) meint es ganz sicher hier nur gut mit uns.
Wenn die Rechnung am Ende auf dem Tisch liegt, krieche ich entweder ganz still unter der Tür durch (und wollte es mal wieder besser wissen), oder wir sehen uns freudestrahlend in Stuttgart.
Ein Verkauf bei 60, 35, 12 oder 7 Cent macht für mich keinen Sinn, ich kaufe auch lieber die, die jetzt hingeschmissen werden.
>>barfuß oder Lackschuh...<<
Amen.
Fannie hat derzeit eine Market-Cap von 400mio, liegt fast am Allzeit-Tief. Es reicht ein Gerücht um die Aktie wieder auf 1$ zu sehen, oder sogar Zwei oder Drei Dollar.
Bin für 2023 gut eingedeckt und bin gespannt was alles kommt.
Guten Rutsch euch allen und viel Erfolg im neuen Börsenjahr.
Steigt der Kurs hingegen nicht und fällt weiter, dann war es stattdessen der berühmt-berüchtigte "Griff ins fallende Messer". Oder ein prozyklischer Einstieg in eine Verlustposition.
Der Kunst der Turnaround-Spekulation besteht darin, diejenigen Aktien zu finden, bei denen der erhoffte Turnaround auch tatsächlich stattfindet.