Indus - Substanz mit Phantasie
Indus muss offensichtlich Firmenwertabschreibungsbedarf von knapp 7 Mio Euro vornehmen und muss (auch) deshalb die Ergebnisprognose noch einmal nach unten anpassen. Nun erwartet man ein EBIT von mindestens 115 Mio Euro (bisher mindestens 125 Mio Euro).
Alles in allem natürlich ärgerlich - aber es war ja auch eigentlich nicht wirklich zu erwarten, dass Indus ungeschoren durch die Wirtschaftskrise kommt. Ärgerlich ist sicher auch, dass Indus in diesem Jahr gleich zweimal die Prognose zurücknehmen musste. Aber sicher ist auch das der im Laufe des Jahres noch einmal eingetrübten Konjunktur zu verdanken.
Dennoch wäre es sicher schlauer, wenn man für 2025 etwas vorsichtiger an die Prognose herangeht und bestenfalls dann positiv überrascht.
Unterm Strich würde ein EBIT von 115 Mio Euro rein rechnerisch zu einem EpS von etwa 2,35 Euro führen. Deutlich weniger als ich Anfang des Jahres gedacht habe - aber der Kurs der Aktie liegt ja auch deutlich unter meiner Vermutung von Anfang des Jahres.
Ich bin mal gespannt wie man bei Indus auf das kommende Jahr blickt. Wie gesagt, ich würde es gut finden, wenn man da kein "best-case-scenario" raushaut..
Inzwischen hat die MWB ihre Analyse auf der Basis der korrigierten Prognose überarbeitet und bleibt beim "Kaufen" Urteil mit einem leicht von 35 auf 34 Euro reduzierten Kursziel.
Wie ich ja schon mehrfach geschrieben habe, ist es mir ein Rätsel, wie die Analysten auf ihre jeweiligen Kursziele kommen (ich favorisiere immer noch die Theorie, dass sie diese auswürfeln ;-)). Ich persönlich würde auch nicht ganz so forsch an die EpS Schätzung herangehen (MWB schätzt 2,78 Euro je Aktie). Nichts dagegen aber ich wäre da etwas vorsichtiger (mMn nach wird das EpS dann eher bei etwa 2,35 Euro liegen)
Trotzdem: Indus bzw. die Beteiligungsgesellschaften haben gezeigt, dass sie in einem durchaus als krisenhaft zu bezeichnenden Umfeld durchaus gutes Geld verdienen können. Das zeigt die Stärke des deutschen Mittelstands und der im Portfolio der Indus befindlichen Unternehmen. Dadurch wird Indus wohl auch in die Lage versetzt, den Aktionären eine interessante Dividende zahlen zu können.
Dadurch dass Indus in den letzten Jahren immer wieder Firmenwertabschreibungen vornehmen musste (einmal den zwischenzeitlich sehr hohen Kapitalkosten geschuldet und aktuell eben der schlechten Konjunkturlage in Deutschland), dürfte der Firmenwertansatz in der Bilanz (ich persönlich halte einen sehr hohen Firmenwertansatz immer für problematisch, weil man als außenstehender Aktionär die Werthaltigkeit solcher Ansätze nicht wirklich einschätzen kann) inzwischen auf ein eher unproblematisches Niveau herabgesunken sein. Anders gesagt: Wenn man bisher, trotz sehr hoher Zinsen in den Vorjahren und trotz schlecht laufender Konjunktur, auf den verbliebenen Ansatz keine Abschreibungen vornehmen musste, wird das wohl angesichts wieder rückläufiger Zinsen und dem Vernehmen nach wenigstens etwas besserer konjunktureller Lage im nächsten Jahr, wohl auch nicht mehr so schnell nötig werden.
Insofern: Indus notiert derzeit unter dem EK je Aktie (und dieses ist durch die Firmenwerabschreibungen der letzten Jahre mMn durchaus konservativer einzuschätzen als vor noch drei oder vier Jahren), Indus verdient weiter gutes Geld und bezogen auf den Gewinn je Aktie ist diese weiterhin günstig bewertet (wenn ich mal "meine" 2,35 Euro ansetze, komme ich auf ein aktuelles KGV von 8,7. Die Dividendenrendite sollte bei über 5% liegen. Zudem ist die Indus Ag auch in einem schlechten Jahr wie 2024 dazu in der Lage einen hohen Cashflow auszuweisen - 110 Mio Euro Free Cashflow ist in diesen Zeiten sicher alles andere als alltäglich und gibt der Indus die Mögichkeiten, weitere interessante Beteiligungsunternehmen zu übernehmen.
Und das alles in einem, ich habe es ja schon einmal erwähnt, "annus horibilis" 2024. Zieht die Konjunktur auch nur leicht an (wie es ja wenigstens momentan alle Experten für 2025 vermuten), dürfte Indus davon sehr profitieren. Die Beteiligungsunternehmen sind ja auch in sehr schwachen Jahren dazu in der Lage, eine sehr beachtenswerte Marge zu erwirtschaften, da sollte es bei besser laufender Konjunktur ja erst recht möglich sein.
Daher bleibe ich dabei: Auf mittlere Sicht ist Indus ein attraktives Investment und sind die aktuellen Kurse in meinen Augen schon sehr interessant.
Wie immer natürlich nur meine persönliche Meinung und keine Empfehlung. Ein schönes Wochenende allerseits.
Die Indus hat beschlossen den hohen Free Cashflow auch für die Auflegung eines Aktienrückkaufprogramms zu nutzen. Angesichts der aktuell niedrigen Bewertung der Aktie sicher gar kein so schlechtes Investment. Geboten werden 21,65 Euro je Aktie.
Wer seine Aktien (im Gegensatz zu mir :-) also unbedingt loswerden möchte...
https://indus.de/pressemeldung/...liessendes-aktienrueckkaufprogramm/
Inzwischen haben fünf Analysten ein Researchupdate nach den Q3 Zahlen erarbeitet, vier davon sind auf der Homepage der Indus verlinkt.
Erstaunlicherweise oder auch nicht kommen dabei zwei Analysten zu einem "Halten-Urteil" mit dem jeweiligen Kursziel 23 Euro und drei Analysten kommen zu dem "Urteil Kaufen" mit dem jeweiligen Kursziel 34 Euro.
Für mich persönlich , das habe ich schon öfter geschrieben, ist die Kursfindung der Analysten, sozusagen die Formel, die hinter der Ermittlung des Zielkurses steckt, nach wie vor undurchschaubar - und damit für mich persönlich auch uninteressant.
Was mich deutlich mehr interessiert, sind die Zahlen, die die Analysten für 2024 und 2025 (und in drei von vier verlinkten Analysen 2026) prognostizieren. Ich gehe davon aus, dass die Analysten schon etwas näher dran sind am Vorstand der Indus, einen regelmäßigeren Austausch haben als "Otto Normalaktionär" und deshalb finde ich die Zahlen in den Analysen ganz interessant.
Wie sieht es in den vier verlinkten Analysen, die aktualisiert worden sind aus?
Die EpS Schätzungen für 2024 liegen bei 2,41 Euro, 2,46 Euro, 2,67 Euro und 2,78 Euro. Die für 2025 bei 2,73 Euro, 2,80 Euro, 3,07 Euro und 3,54 Euro. Ich denke man sieht recht deutlich, dass man in 2024 nahe beieinander liegt, während die Schätzungen für 2025 stark davon abhängen, wie man die Gesamtwirtschaft sieht. Funfact: Der Analyst mit den niedrigsten EpS Schätzungen für beide Jahre empfiehlt den Kauf, der mit den zweitniedrigsten Schätzungen Halten - wie gesagt, wie da die Zielkurse und das Anlageurteil ermittelt werden bleibt schleierhaft.
Ich persönlich bin, nachdem die Wirtschaft 2024 nicht wie erhofft angesprungen ist und es nun auch genügend Stimmen gibt, die für 2025 kaum Besserung sehen, inzwischen auch eher zum "Team Vorsicht". Indus ist als sehr breit aufgestellte Mittelstandsholding mit nahezu ausschließlich deutschen Beteiligungsunternehmen inzwischen zwar sehr darum bemüht, auch die Internationalisierung voranzutreiben - durch kleiner Käufe nicht deutscher Beteiligungen und vor allem durch Unterstützung der Beteiligungen, die im Ausland Niederlassungen gründen wollen - und auch jetzt schon wird eben ein nennenswerter Angteil der Umsätze im Ausland erwirtschaftet. Dennoch bleibt Deutschland für die Indus Beteiligungen eben der wichtigste Markt. Und da können sich auch die mMn im Vergleich zur Gesamtwirtschaft gut abschneidenden Indusgesellschaften (trotz Konjunkturflaute immer noch ein präsentables Ergebnis) auch nicht komplett vom allgemeinen Trend lösen.
Wenn ich mir die beiden vorsichtigeren Schätzungen anschaue (LBBW - Kursziel 23 Euro und Warburg - Kursziel 34 Euro), dann komme ich im Mittel für 2024 auf ein EpS von 2,435 Euro und für 2025 von 2.765 Euro. Mal ganz unabhängig davon, was die Analysten draus machen, bedeutet das auf Basis des aktuellen Kurses von 20,50 Euro ein 2024er KGV von 8,4 und für 2025 von 7,4. Bei der Dividende sind sich beide Analysten einig: 1,30 Euro für 2024 und 1,40 Euro für 2025, was zu einer Rendite von 6,3% bzw. 6,8% führen würde. Warburg prognostiziert im Gegensatz zur LBBW auch noch 2026 und kommt da auf ein EpS von 2,95 Euro (KGV dann 6,9 bei einer Dividende von 1,50 Euro (Rendite: 7,3%).
Wie gesagt, das sind alles Schätzungen - aber ich habe sehr bewusst nur die beiden vorsichtigeren der einsehbaren Studien herangezogen . Was das EpS angeht, würde ich dieses so ähnlich schätzen wie die beiden Analysten, bei der Dividende würde ich vielleicht jeweils 10 Cent weniger schätzen - was aber dennoch für eine beachtliche Dividendenrendite reichen würde.
Ich finde als Resultat die geschätzten Zahlen in Relation zum Kurs durchaus ansprechend. Ein vergleichsweise niedriges KGV, ein Gewinnwachstum 2025 zu 2024 von etwa 12% (es handelt sich also nach Ansicht der Analysten nicht um ein "sterbendes Unternehmen" sondern um eins, das auch Gewinnwachstum generieren kann), eine mMn attraktive Dividendenrendite - das alles spricht mMn nicht grade gegen die Aktie.
Dennoch befindet sich die Aktie nicht grade auf einem Höhenflug. Ich will nicht die historischen Höchstkurse zum Vergleich heranziehen sondern nur mal die letzten sechs Monate betrachten. Der Höchstkurs lag Ende Mai bei über 28 Euro (seitdem zieht die Aktie wie an der Schnur gezogen bergab). MMn ist der Kursverfall, der ja immerhin ein Potential von fast 40% bis zum Höchstkurs der letzten sechs Monate bietet, angesichts der Zahlen übertrieben.
Dazu muss man noch folgendes mMn berücksichtigen: Die Indus erzielt diese Zahlen in einem sicher sehr, sehr herausfordernden Umfeld - also quasi mit konjunkturellem Gegenwind. Würde sich die Konjunkturlage aufhellen, würde die Indus davon sicher erheblich profitieren und die Zahlen würden noch besser aussehen. Zudem darf man nicht vergessen, dass die Indus einen sehr guten Cashflow erzielt, also genügend Mittel zur Verfügung hat, um weitere Beteiligungen zu erwerben, die ja entsprechend Einfluss auf das EpS haben dürften, oder aber, um Aktien zurückzukaufen, wie derzeit grade wieder.
Last but not least dürfte auch die Tatsache, dass Indus, die ich früher häufiger für sehr hohe Firmenwertansätze kritisiert habe, in den letzten Jahren erhebliche Firmenwertabschreibungen vornehmen musste (einmal bedingt durch die hohen Kapitalkosten und in diesem Jahr auch durch die schlechte Konjunktur). Ich persönlich glaube, dass in der aktuellen wirtschaftlichen Lage im Euroraum das Risiko erneuter signifikanter Zinserhöhungen - mit entsprechender Gefahr von weiteren Firmenwertabschreibungen aus diesem Grund recht gering ist. Was die Konjunktur angeht, habe ich die Hoffnung, dass sich die politische handelnden Kräfte nach der kommenden Bundestagswahl den Ernst der Lage erkennen und irgendetwas auf den Weg bringen, das die Konjunktur stützt. Sollte diese wenigstens etwas anspringen, dürften sich einmal die Zalen der Indus verbessern (siehe oben) und weitere konjunkturell bedingten Abschreibungen geringer werden bzw. ausfallen.
Aus meiner Sicht bleibt Indus daher ein Basisinvestment. Wer ein oder zwei oder drei Jahre Zeit mitbringt, dürfte von höheren Kursen profitieren (falls uns der Himmel nicht auf den Kopf fällt) und in der Zwischenzeit auch ordentliche Dividenden kassiert haben. Wie immer ist das nur meine persönliche Meinung und keine Handlungsempfehlung für andere hier - ich persönlich halte mich allerdings daran und kaufe bei attraktiven Kursen immer wieder nach.
Einen schönen Tag noch.