Indus - Substanz mit Phantasie
Im Aktionärsbrief zur Hauptversammlung erging sich der Vorstand in seinen ökologischen Ideen. Er soll lieber ökonomisch denken, denn darin geht es als CEO und für die Aktionäre.
Verstehe nicht das Ziel 54 wenn die Aktie immer weiterfällt.
Das spricht jedoch nicht gegen die Aktie, die nach wie vor ein solides Investment ist.
Bei den Verlusten, die ich bei Indus gemacht habe, macht sich dennoch Frust breit.
Bei den jetzigen Kursen werde ich auch nicht verkaufen, vielleicht läuft es ja irgendwann besser....
'Wir werden wohl bald unter 30 Euro gehen und ich sehe da kurzfristig kein Potential um zumindest wieder auf 40 Euro zu steigen.
Konjunktur laueft ins Rote und auch Indus macht weniger Gewinn - long gehen wuerde ich da nicht.
Er ist so begeistert von der "Nachhaltigkeit" und hatte schon bei früheren Newslettern immer den Grünen abgegeben.
Als Aktionär bin ich der Meinung, daß er mehr für die Nachhaltigkeit des Aktienkurses tun sollte, z.B. einen Aktienrückkauf zu dem derzeitigen katastrophalen Kurs durchführen sollte.
Seine grünen Visionen kann er bei der Politik verkünden, wir Aktionäre haben andere Prioritäten...
Endlich weg damit und hinein in Unternehmen mit besseren Aussichten...
Ich habe mir die beiden nordrhein-westfälischen Holdinggesellschaften Gesco und Indus etwas genauer angesehen und bei beiden habe ich in den letzten Tagen und auch heute meinen Bestand vorsichtig aufgestockt. In schwachen Börsenzeiten werde ich immer mal wieder aufstocken. Warum, das möchte ich im Folgenden begründen.
Beide Gesellschaften verfahren grundsätzlich nach dem "Buy an Hold" Prinzip, d.h. Gesco und Indus kaufen mittelständische Unternehmen, die sie prinzipiell "für immer" in ihrem Bestand halten - es geht also nicht darum, Gesellschaften mit Gewinn wieder zu verkaufen.
Und beide Gesellschaften sind durch die Coronakrise ganz erheblich unter Druck geraten. Das sieht man, wenn man den aktuellen Kurs mit dem Kurs vom Jahresanfang vergleicht. Indus stand da noch bei knapp 40 Euro, aktuell steht die Aktie bei etwas über 25 Euro. Gesco stand zu Beginn des Jahres noch bei knapp 20 und heute bei knapp unter 12 Euro.
Ein Grund für diese heftige Talfahrt: Beide Gesellschaften leiden neben dem eher temporären Problem Corona und dessen Einfluss auf die gesamte Wirtschaft zusätzlich noch unter den strukturellen Problemen der Automobilindustrie (die durch die aktuelle Krise noch verschärft werden).
Sowohl Indus als auch Gesco haben ja den Anspruch den "deutschen Mittelstand" abzubilden - und da kommt/kam man ja an Firmen, die in irgendeiner Weise mit dem Thema "Auto" zusammenhängen, nicht vorbei.
Die Automobilzulieferer leiden derzeit aber gleich zweifach - einmal sinken die Umsätze wegen der insgesamt und weltweit reduzierten Nachfrage nach Automobilen, worunter vor allem die Serienzulieferer ächzen und dann befindet sich die Automobilindustrie zusätzlich noch mitten im Umbruch weg vom Verbrennungsmotor hin zu anderen Antriebsformen, worunter natürlich die Zulieferer, die speziell die Verbrenner beliefern, extrem zu leiden haben.
Meiner Überzeugung nach werden in beiden Unternehmen die "Automobilbeteiligungen" auch zukünftig nicht mehr die die Bedeutung haben können, die sie bisher gehabt haben.
Dennoch finde ich beide Werte auf Sicht von vier oder fünf Jahren sehr aussichtsreich.
Indus reagiert etwas "aggressiver" auf die Autokrise und hat angekündigt, mehrere Unternehmen aus diesem Bereich zu veräußern. Derzeit stehen mehrere Unternehmen auf dem Prüfstand und es sind auch schon Verkäufe und Stilllegungen beschlossen worden (insgesamt sollen dadurch Umsätze im zweistelligen Millionenbereich wegfallen, dafür soll dann aber die Ebitmarge um ca. 1% Punkt steigen). Bei Gesco kann man sich auch vorstellen, nicht mehr passende Unternehmen abzustoßen - konkret ist da derzeit aber noch nichts.
Früher war ich eher bei Gesco auf der Käuferseite und habe Indus eher weniger beobachtet. Das lag an der bei Gesco deutlich vorsichtigeren Bilanzpolitik. Insbesondere beim Erwerb von Unternehmen hat Gesco deutlich konservativer bilanziert. Bei Gesco wurde im Regelfall nur ein kleiner Teil der Kaufsumme auf den Bilanzposten "Firmenwert" gebucht, der überwiegende Teil wurde auf andere Wirtschaftsgüter (z.B. Kundenstamm) verteilt. Indus dagegen hat bei Zukäufen den Bilanzposten "Firmenwerte" immer sehr großzügig bedient. Firmenwerte werden aber eben nicht regelmäßig jedes Jahr abgeschrieben - mithin gibt es auch keinen regelmäßigen Aufwand, was natürlich in der Folge das EpS nicht schmälert.
Allerdings werden die bilanzierten Firmenwerte regelmäßig sogenannten Werthaltigkeitstests unterzogen - die aber für einen außenstehenden Aktionär so gut wie undurchschaubar und damit letztendlich auch nicht nachvollziehbar sind.
Unterm Strich betrug der Firmenwertanteil an der Bilanzssumme auf den 31.12.19 bei Gesco zuletzt 5,3 % und bei Indus ca. 23%.
Grade in Krisenzeiten stellt ein hoher Firmenwertausweis aber ein gewisses Risiko dar, weil in Krisenzeiten der Werthaltigkeitstest eben oft nicht gut ausgeht und das betroffene Unternehmen dann Sonderabschreibungen auf den Firmenwert vornehmen muss. So hat Indus in den letzten drei Jahren (2018 - 2020) schon insgesamt ca. 60 Mio Euro Firmenwertabschreibungen vornehmen müssen, die natürlich die GuV erheblich belastet (haben). Gesco dagegen musste im gleichen Zeitraum lediglich Firmenwerte i.H.v. ca. 3,4 Mio Euro abschreiben.
Das größere bilanzielle Risiko liegt also bei Indus (wobei man als Aktionär aber eben nicht weiß, wie werthaltig die ausgewiesenen Firmenwerte denn sind, wenn die Wirtschaft mal um 1 oder 2 oder mehr Prozent sinkt). Im Prinzip erkauft man sich das höhere EpS (wegen geringerer Abschreibungen) mit dem höheren Risiko, dass Firmenwerte beim Werthaltigkeitstest durchfallen und zu Sonderaufwand führt).
Auch die Bilanz insgesamt spricht eher für Gesco. Während Indus auf den 31.12.2019 eine Nettoverschuldung von 546 Mio Euro ausweisen musste, liegt diese bei Gesco nur bei ca. 120 Mio Euro (das ist auch bezogen auf das EBITDA in Normalzeiten deutlich weniger).
Das EK je Aktie liegt zum 30.06.2020 bei Indus bei knapp 28 Euro und bei Gesco beträgt das EK je Aktie zum Stichtag bei gut 21 Euro. Beide Unternehmen notieren derzeit also sehr deutlich unter Buchwert. Wobei man bei Indus eben einschränkend sagen muss, dass das Eigenkapital zu etwa 55% aus Firmenwerten besteht (bei Gesco liegt der Wert lediglich bei 11%).
Bilanziell sehe ich Gesco also nach wie vor deutlich besser aufgestellt - insbesondere die Tatsache, dass der aktuelle Aktienkurs nur bei etwa 57% vom Buchwert liegt, lässt mMn schon Potential erkennen.
Das wäre sicher anders, wenn Gesco nun insgesamt in eine Strukturkrise geraten und zum Sanierungsfall werden würde, davon kann aber mMn keine Rede sein. Selbst für das laufende Jahr erwartet man ein ausgeglichenes Ergebnis vor Sonderabschreibungen. Und für die kommenden Jahre gehen die Analysten von wieder steigenden Gewinnen aus - SMC z.B. erwartet 92 Cent für das kommende Jahr und danach 1,77 Euro EpS für 2022, Warburg 95 Cent und dann 1,45 Euro.
Indus ist mit den derzeit 47 Tochtergesellschaften dafür natürlich breiter aufgestellt als Gesco mit derzeit nur 18 Portfoliounternehmen. Der Bereich Bau und Infrastruktur ist von der Krise kaum betroffen und läuft sehr gut (bei Gesco läuft Setter, der Hersteller von Papierstäbchen derzeit am besten und kann trotz Krise wachsen).
Die Analysten sagen für Indus in den nächsten beiden Jahren EpS von 2,44 Euro und 3,13 Euro voraus (Konsenschätzung Anfang September). Damit wäre Indus bezogen auf das KGV 2021 günstiger als Gesco, was darauf schließen lassen würde, dass Indus schneller aus der Krise kommen könnte als Gesco (ich teile diese Einschätzung!).
Wobei man schon darauf verweisen muss, dass beide Aktien mit einem 2022er KGV von 7,5 (Gesco) bzw. 8,3 (Indus) zu den eher günstigeren Aktien gehören würden, wenn die EpS Schätzungen so eintreffen.
Schaut man sich die vergangenen Jahre vor Corona und Automobilkrise an, sieht man, dass beide Aktien auch zu den Werten mit einer hohen Dividendenrendite gehören dürften, wenn sich die Zeiten wieder normalisieren.
Indus hatte in 2017 und 2018 jeweils 1,50 Euro Dividende an die Aktionäre augeschüttet - auf den aktuellen Kurs würde das einer Rendite von etwa 6% entsprechen. Und Gesco hat für 2017 und 2018 60 und 90 Cent ausgekehrt (entsprechend 5 und 7,5%). Grundsätzlich sieht die Dividendenpolitik bei Indus vor, gut 50% der Gewinne im Unternehmen zu behalten und knapp 50% an die Aktionäre auszuschütten. Bei Gesco hat man früher immer so ca. 40% der Gewinne ausgeschüttet, bedingt durch geplante größere Investitionen will man die Dividendenpolitik zukünftig aber flexibler gestalten und die Ausschüttung zwischen 20 und 60% des Gewinns halten.
Von den historischen Höchstkursen sind beide Aktien inzwischen weit entfernt. Gesco lag Ende 2017 mal bei 36 Euro und in 2019 lag der Höchstkurs immerhin noch bei über 26 Euro. Und die Indus-Aktie stand schon einmal bei 66 Euro und in 2019 bei über 47 Euro.
Zusammengefasst: Beide Unternehmen sind bezogen auf das erwartete KGV (und in der Vergangenheit schon erreichte KGV) recht günstig. Beide Aktiie notieren (sehr) deutlich unter Buchwert, mit beiden Aktien lassen sich bei einer halbwegs gelingenden Rückkehr zur Normalität interessante Dividendenrenditen verdienen. ABER: Beide Unternehmen haben neben der (temporären) Coronakrise noch strukturelle Probleme im Mobilitätsbereich zu bewältigen.
Ein weiterer wichtiger Faktor dafür, dass ich diese beiden Werte derzeit sukzessive zukaufe ist aber die Tatsache, dass beide Unternehmen derzeit Programme zur Effizienzsteigerung bei gleichzeitiger Ausweitung der Umsätze aufgelegt haben.
Bei Indus heißt das Programm "Parkour". Dabei soll das Portfolio ausgebaut und optimiert werden (auch ggfs. eben durch Verkauf oder Stilllegung nicht mehr passender Beteiligungen), Innovationen sollen gezielt gefördert werden (Indus fördert entsprechende Innovationen bei den Tochtergesellschaften mit nicht rückzahlbaren Zuschüssen - bis zu 3% des Jahres-EBIT stehen dafür zur Verfügung) und einer Optimierung der Geschäftsprozesse.
Indus hat sich auch ein eindeutiges "Zahlen - Ziel" für das Jahr 2025 gesetzt. Bis dahin will man statt derzeit 47 Beteiligungen zwischen 55 und 60 Unternehmen im Portfolio haben. Der Umsatz soll dann bei mehr als 2,5 Mrd Euro liegen und die Ebitmarge bei mehr als 10%.
Dies würde dann ja ein Ebit von mindestens 250 Mio Euro ergeben - rein rechnerisch wären das dann ca. 5 Euro plus x EpS und eine Dividende von 2,50 Euro (entsprechend einer Rendite von fast 10% bezogen auf den heutigen Kurs). Natürlich ist das nur eine sehr überschlägige Rechnung, weil durch die Zukäufe ja auch der Zinsaufwand steigen dürfte und die Zahlen dann nicht mehr so leicht zu berechnen wären und wohl eher unterhalb des berechneten Werts liegen dürften. Ich wollte aber auch nur einmal darstellen, dass nach erfolgreicher Implementierung von Parkour die Zahlen deutlich anders aussehen dürften als heute und auch deutlich anders als in den "guten Jahren" vor der Coronakrise.
Bei Gesco ist die Berechnung nicht ganz so einfach. Gesco hat aber erkannt, dass ein Problem für die Holding darin liegt, dass man sehr abhängig ist von der Beteiligung Doerrenberg Edelstahl. Doerrenberg steht für etwa 40% des Umsatzes. Nun ist Doerrenberg in der Vergangenheit eigentlich recht gut gelaufen - aber wenn bei Doerrenberg irgendetwas nicht so gut läuft, können die restlichen, deutlich kleineren Beteiligungen dies kaum auffangen.
Deshalb hat Gesco das Programm "Next Level" aufgelegt. Ziel ist es einmal die Umsätze in der Holding insgesamt auszuweiten, die Prozesse zu optimieren, Strukturen zu straffen und eben die Abhängigkeit von Doerrenberg zu vermindern.
Deshalb will man "in den nächsten drei oder viel Jahren" neben Doerrenberg zwei weitere "Ankerbeteiligungen" mit Umsätzen von jeweils mindestens 100 Mio Euro entweder kaufen oder aus einer bestehenden Beteiligung entwickeln. Dadurch soll der Umsatz je Mitarbeiter jedes Jahr gesteigert werden und die beteiligten Firmen sollen mit 3% über dem Markt wachsen.
Gesamtziel ist es, bei gesteigerten Umsätzen, dann eine Ebitmarge von zwischen 8 und 10% in normalen Zeiten zu erreichen.
Rechnet man das mal kursorisch aus, müsste der Umsatz ja von etwa 580 Mio Euro in 2019 auf etwa 750 Mio Euro steigen (durch die neuen Ankerbeteiligungen - Zukäufe bei den normalen Beteiligungen mal außen vor gelassen) und dabei sollte im Mittel ein Ebit von 67,5 Mio Euro erreichbar sein (angesetzt habe ich mal die Mitte zwischen 8 und 10% also 9%).
Rein rechnerisch würde sich dann ein EpS von 3,50 Euro ergeben (nochmal der Hinweis, dass das natürlich nur eine sehr überschlägige Rechnung sein kann, weil ich nicht weiß, wie sich der Zinsaufwand bei entsprechenden Zukäufen entwickelt).
Aus beiden Rechnungen kann man das Potential für die beiden Unternehmen abschätzen, falls sich der Markt wieder beruhigt, Corona also keinen nennenswerten Einfluss auf die Wirtschaft hat und falls beide Unternehmen ihre jeweiligen Zielsetzungen in den aufgelegten Programmen erreichen. Beide Unternehmen haben in ihren jeweiligen HVen übrigens betont, dass man auch durch die Krise den Zeitplan nicht geändert hat.
Im laufenden Jahr dürften beide Unternehmen, im Gleichlauf mit der gesamten Wirtschaft, eher nicht so positive Schlagzeilen machen - ich denke, 2020 wird in beiden Unternehmen ein Jahr zum Vergessen werden, dass man bestenfalls operativ mit einer schwarzen Null abschließen wird. Aber danach könnte es auch mit Gesco und Indus wieder bergauf gehen, wenn die Wirtschaft ab 2021 wieder anspringen sollte. Und zusätzlich zu der Entwicklung der Wirtschaft haben eben beide Unternehmen noch den Trigger Effizienz- und Wachstumsprogramm.
Natürlich ist 2025 noch ne Weile hin - andererseits wären fünf Jahre für einen Warren Buffett wahrscheinlich kein langer Zeitraum.
Da ich selber bei meinen Aktien auch eine Art "buy and hold Strategie" verfolge, sind die beiden Aktien mit der Aussicht auf die erfolgreiche Durchführung ihrer jeweiligen Programme auf mittlere Sicht gesehen interessante Investments.
Natürlich ist das nur meine Privatmeinung und keine Aufforderung an andere Teilnehmer zum Kauf oder Verkauf dieser Aktien. Die Zahlen sind ebenfalls ohne Gewähr (Fehler können immer mal passieren) aber nach bestem Wissen und Gewissen).
Der Kursverlauf der letzten Tage lässt eine optimistische Erwartung interpretieren.
Bin gespannt auf die Zahlen aber vor allem auf den Ausblick..
analysten erwarten für 2020 ein EBIT von 17,9mio, es werden aber voraussichtlich 20-30mio, https://www.dgap.de/dgap/News/adhoc/...ueber-prognose/?newsID=1419469
... durch breite Portfolio-Aufstellung
-- Erneut Rekordergebnis im Segment Bau/Infrastruktur, Entwicklung der übrigen Segmente durch COVID-19 gebremst; hoher operativer Cashflow sichert Liquidität auch in Krisenzeiten
-- Dividendenvorschlag von 0,80 Euro auf Vorjahresniveau
-- Ausblick 2021: Deutliche Erholung bei gleichzeitig weiterhin hoher Unsicherheit"
https://www.dgap.de/dgap/News/corporate/...ranche-bau/?newsID=1429374
aktueller Kurs: 36,35 | "Kursziel" | Potenzial | Datum |
Hauck & Aufhäuser Privatbankiers KGaA | 41,00 | 12,79% | 12:26 Uhr |
Warburg Research | 40,50 | 11,42% | 12:31 Uhr |
Independent Research GmbH | 38,00 | 4,54% | 01.03.21 |
Wenn ich es richtig in Erinnerung habe nur an institutionelle anleger
Kapitalverwässerung, wenn von dem Geld zusätzliche Beteiligungen gekauft werden, gleicht es sich wieder aus.
Im Zweifel ist mir eine niedrigere Dividende immer lieber als eine KApitalverwässerung. Kapitalerhöhungen sind für mich erstmal immer eine rote Flagge -> Aufpassen
Mal abwarten, was von dem Geld gekauft wird.
Mir kommt es wenig so vor als ob die Indus in der "Aufmerksamkeitsökonomie" der medialen Welt derzeit ein wenig unter dem Radar fliegt. Der Mitbewerber aus Wuppertal, die Gesco AG, hat zuletzt Schlagzeilen dadurch gemacht, dass man sich sehr konsequent vom leider sehr verlustreichen Geschäft des Bereichs Mobility getrennt und den Konzern damit sehr viel schmaler - aber auch deutlich profitabler und "gesünder" aufgestellt hat (wenn man sich die Bilanzstrukturen anschaut).
Indus ist einen anderen Weg gegangen und versucht grade "seine" Unternehmen aus dem Segment "Mobility" zu sanieren (wobei der Vorstand auch darauf hinweist, dass nicht alle Gesellschaften dieses Bereichs wirklich im Kern sanierungsbedürftig sind). Bisher gab es lediglich kleinere Verkäufe aus diesem Bereich (daneben wurden auch Gesellschaften/Gesellschaftsteile) aus anderen Branchen veräußert bzw. stillgelegt, bei denen Indus keine Möglichkeiten auf einen positiveren Geschäftsverlauf mehr gesehen hat (z.B. die Firma Bacher aus der Schweiz). Im letzten Jahr hat man alles in allem gut 40 Mio Euro auf Beteiligungen abgeschrieben.
In 2020 hatte das Fahrzeugsegment einen Umsatzrückgang von 23% auf knapp 270 Mio Euro zu verzeichnen - daraus resultierte ein negatives Ebit VOR außerplanmäßigen Wertberichtigungen im Segment von sage und schreibe 54 Mio Euro. Das zeigt, wie tief die Krise in diesem Segment auch bei Indus ist. Ich hätte daher offen gestanden auch nichts dagegen gehabt, wenn auch die Indus mehr Gesellschaften aus diesem Bereich versucht hätte zu veräußern - da war die Gesco dann mal konsequenter. Wenn ich sehe, dass alleine dieses Segment in den Jahren 2019 und 2020 das Ebit (diesmal einschließlich Sonderabschreibungen) um gut 123 Mio Euro (!!!) belastet hat, ist schon ersichtlich, dass die Indus ohne diese Beteiligungen (bzw. einen wesentlichen Teil davon) besser durch die Krise gekommen wäre und heute sicher auch bilanziell besser da stehen würde.
Und trotz aller Bemühungen und trotz prognostizierter "stark steigender Umsätze" wird das Segment Fahrzeugtechnik auch im laufenden Jahr negativ bleiben und das Ergebnis erneut belasten.
Wie lange die "Repositionierung" dieses Geschäftsbereichs noch dauern wird, lässt sich derzeit nicht sagen - und inwieweit dieses Segment dann nach der Repositionierung positive Ergebnisbeiträge liefert, die auch in einem gesunden Verhältnis zu den getätigten Aufwendungen stehen ebenfalls nicht - anders gefragt: Wie lange wird es wohl dauern, bis dass das Segment Fahrzeugtechnik die alleine in 2019 und 2020 entstandenen Verluste auf Ebit-Ebene wieder aufgefangen hat?
Ich bin davon überzeugt, dass diese unsichere Entwicklung im Bereich Fahrzeugtechnik derzeit auch den Börsenkurs der Indus etwas belastet. Ich wäre auch davon überzeugt, dass eine Meldung über den Verkauf von zwei oder drei wesentlichen Beteiligungen aus diesem Bereich den Kurs stark befeuern würde. Aber derzeit stehen solche Verkäufe wohl nicht an - mindestens hört man nichts Entsprechendes von Indus. In jedem Fall hat sich aber die Bedeutung des Segments Fahrzeugtechnik für die Holding deutlich verringert - die Zahl der Beteiligungen und der Umsatzanteil haben sich reduziert und ich glaube kaum, dass Indus in den nächsten Jahren in diesem Bereich zukaufen wird.
Daher sehe ich den Kurs derzeit unterm Strich als relativ große Chance. Indus wird nach den durchschnittlichen Schätzungen der Analysten im laufenden Jahr immerhin etwa 2,40 Euro je Aktie verdienen - dadurch würde sich das 2021er KGV auf etwa 14,5 vermindern. In den kommenden Jahren soll das EpS dann über 3,19 Euro in 2022 (KGV 2020 demnach knapp 11) auf 4,13 Euro in 2023 steigen (wobei man der Fairness halber dazu sagen sollte, dass es für 2013 erst 2 Schätzungen auf Analystenebene gibt (für 2021 und 2022 sind es dagegen jeweils 8). In jedem Fall aber zeigt die Tendenz der EpS Schätzungen wohin die Reise geht.
Indus hat - im Gegensatz zu Gesco - in den letzten Monaten zwei neue Beteiligungen erworben, was mMn zeigt, dass Indus bei Zukäufen nach wie vor aggressiver als Gesco vorgeht. Zuletzt wurde die Wirus Fenster mehrheitlich übernommen (man hat 70% der Anteile erworben); Wirus hat im letzten Jahr einen Umsatz von (profitablen) 56 Mio Euro erzielt.
Zudem hat sich das Unternehmen Ende März durch eine Kapitalerhöhung frisches Kapital von gut 85 Mio Euro besorgt (auch diese KE belastet den Kurs mMn derzeit noch etwas, weil das Geld noch nicht komplett "angelegt" ist). Indus wird u.a. auch dieses Geld sicher dafür verwenden, die Strategie "PARKOURS" umzusetzen. Indus erwirtschaftet aber auch durchgängig positive Cashflows, so dass man sich beim Beteiligungskauf auch auf Eigenmittel stützen kann (in den letzten drei Jahren lag der Cashflow aus laufender betrieblicher Tätigkeit insgesamt bei 376 Mio Euro - mit steigender Tendenz - im eigentlich weniger optimal verlaufenden GJ 2020 hat man z.B. einen CF aus laufender Tätigkeit von 155 Mio Euro ausgewiesen).
Indus hat sich sehr frühzeitig dazu bekannt, mit 55-60 Beteiligungen (derzeit 47 Beteiligungen) im Jahr 2025 einen Umsatz von "deutlich über 2 Mrd Euro erzielen zu wollen (hier ist man sicher auch wegen Corona etwas vorsichtiger geworden, vor einem Jahr war noch von einem Umsatz von 2,5 Mrd Euro die Rede). Dabei soll eine Ebitmarge von 10 % "zuverlässig" erreicht werden.
Wenn man diese Ziele mal hochrechnet (bei aller Unsicherheit die es bei solchen "Musterrechnungen" nun einmal gibt, da man ja z.B. nicht weiß, wie hoch der Zinsaufwand im Jahr 2025 sein wird, der ja einmal vom dann geltenden Zinsniveau abhängt aber natürlich auch von der absoluten Höhe der Verschuldung, deshalb setze ich für die Berechnung mal vorsichtig "nur" 2 Mrd Euro Umsatz bei einer Marge von genau 10% an) kommt man bei einem Ebit von dann ja mindestens 200 Mio Euro auf ein EpS von nachhaltig über 5 Euro. Das ist wie gesagt keine in Stein gemeißelte Zahl aber diese Zahl zeigt sehr deutlich die Perspektiven des Unternehmens auf, sofern die Wirtschaft nicht noch einmal solche Kapriolen schlägt wie in den letzten beiden Jahren.
Insofern hat man, wenn man seine Aktien etwas länger halten möchte mit einem Investment in Indus die Chance, sich (so der Werbeslogan der Firma) am "deutschen Mittelstand" mit seinen vielen "hidden champions" zu beteiligen und dabei eine Aktie zu erwerben, die auf der Grundlage der kommunizierten Ziele für die nächsten Jahre durchaus auch noch Kurspotential aufweist. Zudem kann ich sowohl den Geschäftsbericht (sehr informativ) als auch die IR Abteilung (Frau Sanac macht da mit ihren Mitarbeitern einen sehr guten Job und ist immer bereit auch Fragen ausführlich und kompetent zu beantworten) sehr empfehlen.
In diesem Sinne wünsche ich allen ein schönes Wochenende.