AT&S - Wachstumsweg zu 80 Euro
ich wollte jetzt gar keine große Pauschalkritik am Unternehmen daraus ableiten. Ich verstehe den Ansatz des Unternehmens hier durchaus und teile deine Meinung.
Mir ging es vielmehr darum, auf die Kritik von Dividendius einzugehen, die ich schon etwas verstehe. Zudem wollte ich zeigen, dass die Langfristguidance einen EPS-Pfad impliziert, der sehr anspruchsvoll ist. Da können kurzfristig dann schnell mal Enttäuschungen entstehen, wie zuletzt ein wenig.
Denn immerhin haben wir im Moment eine absolute positive Ausnahmesituation für AT&S: das iPhone wird wegen 5G Wechsel und Lockdown gekauft wie nie zuvor und im IC Substrat-Markt herrscht ein erheblicher Nachfrageüberhang. Aufgrund der guten Auslastung und des Ziels über 5 EUR EPS zu kommen in ein paar Jahren ist es daher nicht verwunderlich, dass manche kurzfristig etwas mehr erwartet haben.
Abschließend wollte ich einfach nur zum Ausdruck bringen, dass mir die EPS Dynamik über die nächsten Jahre deutlich weniger klar ist als die Umsatzdynamik. Wie beschrieben ist aber auch klar, dass diese Industrie keine punktgenauen Vorhersagen zulässt, da Verträge kurzfristig sind und man die Balance von Angebot und Nachfrage in den einzelnen Produkten daher nur schwer kurzfristig vorhersagen kann.
Bei ca. 1,4 Mrd. Euro Umsatz sollen 5,1 Mrd. geboten werden, also etwa der 3,6 fache Umsatz; würde bei 2 Mrd. Umsatz bei AT&S 7,2 Mrd bedeuten, also etwa ein Kurs von 180, falls ich mich nicht verrechnet habe, es klingt so unwahrscheinlich...
Onvista rechnet für 2021 mit einem EPS von 1,93 das wäre ein KGV von 35. Analog würde dies für AT&S einen Kurs von 175 beim EPS von 5 bedeuten.
In der aktuellen Sache hat sich mein Groll (ein wenig) gelegt. Ich verstehe - auch zuvor - dass sich niemand gerne eine Latte legt, die man dann kaum überspringen kann. Ich erwarte aber auch nicht, dass Hr. Gerstenmayer das macht, wäre letztlich auch kontrapoduktiv, die eigenen Ausblicke nicht zu erreichen. Vielleicht wäre es schon eine Möglichkeit, einfach Erwartungsdämpfungen - zu dämpfen, um den inhaltlich ja recht positiven Ausblicken, wie Du nun auch berechnet hast, verehrter hzenger, dann nicht wieder eine "verhaltene Stimmung" umzuhängen. Das wirkt auf Investoren nicht unbedingt stimulierend, finde ich.
Ein EPS von € 5+, wäre gewaltig. Ich würde schon mit € 4+ sehr zufrieden sein. Cicero hat ja bei schon bei seiner Threatgründung auch auf die geplante Umsatzverdoppelung und zuletzt auf die offenbar angepeilte EBITDA Steigerung von 20 - 25 % hingewiesen. All das spricht für eine glänzende Zukunft. Irgendwann wird auch der free cashflow blühen.
Du weist aber ja auch darauf hin, dass der zukünftige Finanzbedarf schwer einschätzbar ist. Ich weiß nicht, in welchem Umfang Hr. Gerstenmayer das in seiner ROCE Prognose schon verpackt hat. Für mich ist das (und die Frage der Zügigkeit im Abbau der bestehenden und bevorstehenden Investitions- und Anlaufkosten) die schwierige Unbekannte in der Gleichung. Selbst bei einem EPS von 5+ wäre diese Unbekannte des fremdfinanzierten Kapitals bei AT&S ein großer Faktor. Zumindest heute stehen Unimicron, Ibiden, Compeq besser da. AT&S müsste erst aufholen, während die Kollegen schon weiterbauen können. Das ist schwierig und dämpft. Speziell, weil das Umfeld (5G Netz, Situation am IC Substramarkt, Technologisierungs-boom, Autoindustrie brauch Chips, etc...) ja derzeit sehr gut für AT&S - und Konkurrenz - ist. Das könnte eine Rolle spielen, warum AT&S bei allfälligen "Verwerfungen" (wie Berliner schreibt) zu deutlich größeren Kursausschlägen neigt als andere der Branche.
Ich fürchte, Q4 wird, ausgehend von den letzten Zahlen sicherlich zukunftweisend sein, aber eben doch wieder nicht so überschwenglich, wie das aktuelle Marktumfeld erwarten / wünschen lässt. Wahrscheinlich war der Dämpfer aus dem Q3 da schon eine Vorwarnung. Und die Anlaufkosten werden da noch mehr schlagend sein, als jetzt. Meine, es wird (die Zahlen lügen sowieso nicht ....) sehr auf das Kommunikationsgeschick des CEO ankommen, das in einem Licht erscheinen zu lassen, das bei aller Wahrhaftigkeit, auch die sehr wahrscheinliche - und sehr positive - Zukunft des Unternehmens wiederspiegelt.
Möchte mich nicht gerne wiederholen, aber es scheint mir wichtig: sonst kommen wir zu der Frage, die sich irgendwie selbst beantwortet - warum soll ein großer Investor (ich würde ja so gerne die Pensionsfonds in dieses Boot kriegen) jetzt schon einsteigen oder zukaufen sollen - wenn es in zwei bis drei Jahren auch noch reicht - um in 5 bis 6 Jahren reich zu werden.
ich wollte ja noch ein zweites Posting zu Deinen ROCE-Berechnungen anhängen und mache das hiermit:
Ich bin der Meinung, dass sich auch über die EBITDA -Marge und den Umsatz das zukünftige EPS ableiten lässt - zumindest war das bislang immer mein Ansatz. Ich komme zum selben Ergebnis. Auch über diesen Weg kommt man also auf ein EPS von etwa 5 Euro im Jahr 2024/25. Ich habe dazu auch eine Tabelle angelegt - siehe unten. Diese 5 Euro EPS stellen also einen Durchschnittswert dar. Bei EBITDA-Margen von 25% würde das EPS bei 4 Euro und bei EBITDA-Margen von 30% bei 6 Euro liegen.
Nachdem Deine ROCE-Berechnung nun also auch in etwa zum selben Ergebnis kommt, kann man davon ausgehen, dass ich meine Tabelle bei den Abschreibungen, Zinsen und dem Steuersatz schon weitestgehend richtig gespeist habe.
Ich konnte die Tabelle aus technischen Gründen nicht einstellen. Ariva hat bei der Anwenderfreundlichkeit seines Programmes noch deutlich Luft nach oben.
Unabhängig von der Tabelle wollte ich aber noch auf einen weiteren wichtigen Punkt in Deinen Postings eingehen. Es handelt sich dabei um folgende Punkte/Absätze:
Jetzt muss man aber sehen, dass Investitionen in diesem Geschäft immer wieder erneuert werden müssen, um den kontinuierlich wachsenden technologischen Bedürfnissen der OEMs Genüge zu tun. Dies hat zur Folge, dass die "Erntezeit" für getätigte Investitionen kürzer ist als in anderen Industrien.
Wenn man diese Punkte gedanklich zusammenbringt, dann wird klar, dass man für jede getätigte Erweiterungsinvestition immer nur ein verhältnismäßig kurzes Zeitfenster des Recoupments hat -- denn dann stehen schon wieder die nächsten Investments an.
Ich bin mir bei diesem Punkt nicht sicher, warum sich AT&S hier so sehr von anderen High-Tech Unternehmen unterscheiden soll. Ist es in dieser Branche - bzw. bei jenen Unternehmen die für sich den Anspruch definieren technologisch führend zu sein - nicht völlig normal, dass man ständig Adaptierungen/Anpassungen/Upgrades vornehmen muss. Schau Dir an, welche Investitionen TSMC immer wieder stemmt. Wenn man in der vordersten Liga mitspielen will, dann muss man halt auch ständig neu investieren. Wichtig ist dabei, dass sich die Investitionen trotz des kurzen Zeitfensters für die Zurückgewinnung (Recoupment) rechnen. Das kann insbesondere dann gelingen, wenn man technologisch gut da steht und entsprechend hohe Margen einfährt. Entscheidend ist, dass es wenig Konkurrenz in diesem Bereich gibt, dass man also etwas kann, was nicht mehr viele können. Genau in diese Richtung geht AT&S nun immer mehr.
Und das kann dazu führen, dass sich Gewinne auch verstetigen, dass sie also dauerhaft hoch bleiben - etwa analog zu Unternehmen wie TSMC. Es ist absehbar, dass AT&S - nach Fertigstellung von Chongqing III - einen Großteil seiner Gewinne aus den Substraten lukrieren wird. Der Bereich AIM wird zunehmend bedeutungslos - vor allem von der Ertragsseite her.
Daneben wird auch der Modul-Bereich stärker. Natürlich werden weitere Investitionen in neue Fabriken folgen, allerdings bilden die dann bestehenden Substratwerke eine solide Ertragsbasis.
Ich bleibe daher dabei. AT&S ist weiterhin - vor allem wegen seiner Substratwerke - auch ein heißer Übernahmekandidat. Ich hoffe nur, dass sich ein solches Übernahmeszenario erst in ein paar Jahren abspielt und die Aktionäre bis dahin noch am Wachstum bzw. an der Entwicklung teilhaben können.
Ich habe mir Deinen Beitrag (siehe unten) nochmals durchgelesen und möchte gerne auf Deine Zweifel eingehen:
Als kleiner Nachtrag: Ein EPS von EUR 5,10 in vier Jahren würde einen Nettogewinn von fast EUR 200 Mio. pro Jahr implizieren. Bei EUR 2 Mrd. Umsatz würde das einer Nettorendite von 9-10% entsprechen. Das ist schon eine recht hohe Rendite und es ist sicherlich spürbar mehr, als ich selbst hier erwarte.
Als Vergleich: Unimicron hatte im letzten Jahr eine Nettorendite von knapp 5%. Laut Consensus soll die Nettorendite dieses Jahr auf 6,3% steigen und in 2022 dann auf 8,3%. Konkurrent Compeq steht bei knapp über 8% und das soll in 2022 auf 9,1% steigen. Ein Renditenziel von 9-10% ist insofern nicht total aus der Luft gegriffen -- zumal man mit Intel und Apple sehr gute Kunden hat und bisher operativ den Technologie-Upgrade sehr gut gemeistert hat.
Dennoch: falls ich mich oben nicht verrechnet haben sollte, ist klar, dass die Renditeziele von AT&S schon ganz schön ambitioniert sind. In meinen Augen ist das eher ein Blue Sky Szenario.
Du zweifelst also an, dass AT&S in 4 Jahren auf ein EPS von 5,10 Euro kommen kann.
Nachdem sich mein Investmentcase voll auf dieses Gewinnziel aufbaut, ist es von enormer Bedeutung, dass dieser Gewinn tatsächlich erreicht wird.
Gleich vorweg, ich halte es für möglich und auch sehr wahrscheinlich und begründe das wie folgt:
Ich nehme an - einig sind wir uns, dass das Projekt Chongqing III in 4 Jahren (Geschäftsjahr 2024/25) insofern abgeschlossen ist, dass das Werk angelaufen ist und gut läuft.
2024/25 werden damit etwa 60% der Konzernumsätze aus den Substraten bzw. Modulen kommen. Daumen mal Pi kommen weitere 30% aus dem Geschäft "Mobile Devices" und der Rest (10%) aus AEM.
Das bedeutet, dass das hochmargige Geschäft im Unternehmen viel mehr Platz einnehmen wird als jetzt. Daneben werden Kostenvorteile wegen der enormen Volumenssteigerungen zum Tragen kommen. Die Substratwerke in Chonqing gehören dann zu den größten der Welt. Außerdem bietet Chongqing Standortkostenvorteile gegenüber Werken in Taiwan, wo die Konkurrenz aus Taiwan hauptsächlich produziert.
Wenn Du auf die Konkurrenz von Unimicron und Compeq (deren Margenziele) verweist, so gebe ich zu bedenken, dass Compeq zwar ebenfalls ein technologisch führendes PCB-Unternehmen ist, jedoch keine Substrate anbietet. Unimicron ist zwar Substrathersteller und baut das Substratgeschäft auch weiter massiv aus, jedoch wird das Substratgeschäft Anteilsmäßig wohl bei weitem nicht dorthin kommen, wo AT&S dann sein wird. Niedermargige Bereiche werden also bei Unimicron weiterhin einen recht hohen Anteil haben.
Ich habe mir vor einigen Monaten die historischen Zahlen von Unicmicron, Compeq und TTM angeschaut und mit AT&S verglichen. Es erging daraus hervor, dass AT&S tendenziell höhere Margen erwirtschaftet als die Konkurrenz. AT&S gilt in der Branche sicher als hochpreisig. Wenn man die Preise durchsetzen kann, soll es Schlimmeres geben. Man bietet ja auch etwas dafür.
Wenn Du also schreibst, dass Unimicron und Compeq in 2 Jahren auf Nettorenditen von 8 bzw. 9% kommen wollen, dann bestärkt mich das umso mehr in meinem Glauben, dass AT&S in 4 Jahren auf 9-10% kommt.
Was ich zum Ausdruck bringen wollte, ist vielmehr Folgendes:
1.) Da die Nachfrage in dieser Branche kurzfristig sehr volatil sein kann, während die Kapazitäten kurzfristig sehr rigide sind, kann es hier immer wieder in Einzeljahren zu großen Sprüngen des EPS nach oben oder unten kommen. Ich bin auch davon überzeugt, dass hier ein EPS von 5 EUR möglich ist. Aber man wird immer wieder auch mal schwache Jahre haben, so dass der Ertrag hier einfach volatiler ist als bei Tech-Firmen im B2C Bereich.
2.) Aufgrund dieser möglichen Volatilität muss man gedanklich mit einem Durchschnitts-EPS über den Zyklus hinweg rechnen Einzeljahre können davon immer spürbar nach oben oder unten abweichen. Und ein Durchschnitts-EPS von 5 EUR erscheint mir doch recht ambitioniert.
3.) Das ist vermutlich ja auch der Grund, warum AT&S so umständlich ROCE Levels guided und nicht EPS Levels. Ich denke man will sich angesichts der Volatilität in Einzeljahren lieber nicht an einem konkreten EPS-Ziel messen lassen zumal man ja auch noch nicht weiß, welche neuen großen Investitionsprojekte man anstoßen wird in ein, zwei Jahren.
4.) All das ist in meinen Augen aber auch kein Beinbruch. Jedenfalls dann nicht, wenn die Aktie nur bei 26 EUR steht. Denn um hier dauerhaft eine überdurchschnittliche Kursentwicklung zu sehen, muss man ja nicht auf ein EPS von 5 EUR im Erwartungswert kommen.
Und das ist letzten Ende mein persönliches Investmentmotiv: Ich bin lieber etwas vorsichtig bei der Erwartung an zukünftige Gewinne. Klar kann ich mir vorstellen, dass wir in 2025 hier einen Kurs von 80 EUR sehen und ein EPS von 5,50 EUR. Aber wenn der Kurs dann nur 50 wäre und das EPS nachhaltig 3,50 EUR, dann wäre das auch ein tolles Ergebnis von 20% Rendite pro Jahr für die Aktie vom heutigen Zeitpunkt aus auch wenn man die Unternehmensziele dann verfehlt hätte.
https://winfuture.de/news,121055.html
https://citytoday.news/ousted-at-s-employees-demand-justice/
Mein simplifizierender Bewertungsansatz orientiert sich daher an der Investitionsplanung des Unternehmens bis 2025, nimmt jedoch diverse Risikoabschläge vor und diskontiert den für 2025 bestimmten Wert dann auf heute ab. Es ist klar, dass auf diese Weise die sehr vielschichtigen potenziellen Risiken wie Nachfrageprobleme, Handelskriege, Kapitalerhöhungen oder Kapazitätsausbau von Rivalen nur sehr grob reflektiert werden können. Das gleiche gilt für die potenziell sehr erheblichen Upsides wie Nachfrageüberhang, fehlende Markt-Kapazitäten, fortschreitende Digitalisierung etc.
Wie bekannt, sieht das Investitionsprogramm von AT&S vor, bis 2024/25 den Umsatz auf EUR 2 Mrd. zu verdoppeln. Wie in meinem vorigen Post dargelegt, implizieren die damit verbundenen ROCE-Ziele des Unternehmens ein EPS von etwa EUR 5,10. Das damit verbundene EBITDA-Ziel von 25-30% ist laut Unternehmenspräsentation ausdrücklich ein Durchschnittsziel über den Zyklus hinweg, nicht ein Best Case Szenario für Einzeljahre (siehe S. 2 der Kepler Roadshow Präsentation)!
Ich will hier dennoch vorsichtiger sein als das Unternehmen bei der Bewertung. Da der Ausbau der Kapazitäten fest beschlossen ist, ist in meinen Augen die Top-Line Prognose des Unternehmens zwar nur mit geringer Unsicherheit behaftet. Die Bottom-Line Prognose hingegen ist sicherlich nicht in Stein gemeisselt, wie ja auch die schwankenden Resultate der Vergangenheit zeigen (wobei man fairerweise da zugute halten muss, dass diese durch einen enormen Technologie-Aufbau verwässert wurden).
Als Target-Wert für 2024/25 setze ich für meine eigene Bewertung ein EPS von 2/3 des AT&S Zielwertes von EUR 5,10 an. Das sind EUR 3,40. Das erscheint mir wenig ambitioniert angesichts der Größe und technologischen Werthaltigkeit des Kapazitätsausbaus. Effektiv heißt dies, dass man in "guten" Jahren 24/25 das Unternehmensziel von EUR 5,10 erreicht und in "schlechten" Jahren 24/25 ein Baseline-EPS von EUR 1,70 (beides mit 50% gewichtet).
Mit welchem KGV würde man ein Durchschnitts-EPS von 3,40 in 2024/25 wohl bewerten? Ich denke, das hängt davon ab, wie viel man zu diesem Zeitpunkt wieder in neue Technologien investiert. Ein KGV >20 ist sicher möglich, wenn man weiter wächst und einen Technologievorsprung gegenüber Wettbewerbern aufgebaut hat. Andererseits erfordert weiteres Wachstum auch neue Investitionen, was entsprechend den FCF schmälern würde. Um dies zu berücksichtigen, setze ich lediglich ein vorsichtiges KGV von 15 auf das fiktive Target von 3,40 an. Dies ergibt einen Kurs-Zielwert von 51 EUR.
Um nochmal zu wiederholen: ich denke nicht, dass das KGV *tatsächlich* 15 sein wird oder das EPS 3,40. Vielmehr sind dies Näherungswerte, die eine vorsichtige Zusammenfassung unterschiedlicher, möglicher Szenarien darstellen.
Wenn man nun den Ziel-Wert von 51 EUR abdiskontiert auf heute mit 8% Eigenkapitalkosten, erhält man einen Aktienwert von EUR 38,40. Mit ein paar Dividenden oben drauf, sind wir dann bei einem fairen Wert der Aktie heute von 40 EUR. Wir hätten somit eine Upside von >50% aktuell.
Da, wie beschrieben, die Bewertung von AT&S aufgrund der Komplexität des Marktes recht schwierig ist, kann man hier sicherlich alles mögliche kritisieren und anders machen. Natürlich kann hier auch alles mögliche schlechter laufen als in meinem Benchmark-Szenario. Es kann andererseits aber auch einiges besser laufen, und das ist dann wiederum in dem Kursziel 80 EUR unseres Forumsgründers reflektiert. Und letzteres ist ja absolut konsistent mit den eigenen Zielen von AT&S und wurde von cicero immer fundiert dargelegt!
Ich habe meine Position in AT&S heute wieder etwas aufgestockt, nachdem ich zwischen 27 und 28 EUR Teilverkäufe realisiert hatte. Falls die Aktie nochmal unter 25 EUR gehen sollte, würde ich weiter aufstocken. Hier kann zwar kurzfristig in den Investitionsaufbau hinein immer wieder auch steiniges Terrain beschritten werden. Aber ich denke, dass AT&S auf aktuellem Niveau eine solide Langfristposition im Depot wert ist, mit sehr gutem CRV. Gerade in Zeiten wo die "sicheren" Aktien im Markt bereits extrem teuer sind.
Interessant ist, dass Dein Berechnungsmodell bereits jetzt auf einen fairen Wert von 40,- Euro kommt.
Nimmt man Werte wie Nan Ya zum Vergleich, die neben Kinsus und Unimicron als Hauptlieferanten von ABF-Substraten gelten, dann würden auch diese 40 Euro wesentlich zu niedrig sein. Nan Ya wird bei ähnlicher Unternehmensgröße aktuell bereits mit 5 Mrd Euro bewertet. Hätte Unimicron nicht diese beiden Brände gehabt, würden sie heute wohl auch wesentlich höher bewertet. Aber auch so, liegt der Marktwert bei 4 Mrd, allerdings bei doppelter Unternehmensgröße.
Würde AT&S also die selbe Bewertung aufweisen, wie die Konkurrenz aus Taiwan, müsste der Kurs eher jenseits von 70 Euro liegen.
Nicht so krass, aber dennoch weitaus höher bewertet sind Tech-Werte in Europa.
Ich bin nach wie vor der Meinung, dass AT&S an einer anderen Börse besser aufgehoben wäre und wir dann nicht mehr bei Kursen um die 25 Euro herumdümpeln würden. Das Umfeld für Tech-Werte ist hervorragend. Wohin man schaut, gibt es Kurshöchststände.
Seit Jahren gibt es von der Unternehmensseite her nur Unmutsbekundungen zu den schlechten Aktienkursen. Viele kennen sicher noch das BRN-Interview vor etwa einem halben Jahr, wo der CEO seinen Unmut über den Börsenkurs zum Ausdruck bringt. Konkret sagte er in ungewohnt scharfem Tonfall - "man werde sich da etwas überlegen". Passiert ist seitdem noch immer nichts. Die gesamte Wiener Börse ist zwar wieder angezogen und mit ihr mit - auch AT&S. Die generelle Unterbewertung der Aktie zum Tech-Bereich und auch zur Peer-Group ist nach wie vor gleich gegeben wie damals. Deine Berechnung mit "Fairer Wert 40 Euro" zeigt es ja auch wieder klar an.
Solange man seitens des Unternehmens nicht endlich Nägel mit Köpfen macht, wird man diesen fairen Wert wohl eher nicht erreichen bzw. wird man wohl weiterhin dem Umfeld hinterherhinken.
Wie geschrieben, das Internationale Börsenumfeld ist derzeit gerade für Tech-Werte hervorragend. Das wird nicht immer so bleiben. Die nächste Krise kommt bestimmt bzw. wird diese besondere Housse-Phase bei den Techwerten nicht ewig so weiter laufen.
Man muss also jetzt handeln.
AT&S hat hervorragende Mittelfrist-Aussichten und kann das gut in eine Wachstumsstory verpacken. Damit kann man auf Investoren zugehen und das IPO an einem anderen Börsenplatz plakativ betreiben.
Das führt zu Ciceros Thema des Börsenortes. Vermutlich hast du schon recht, ein interessanterer Ort wäre für das Volumen wahrscheinlich gut. Aber andererseits:
- Wo würde AT&S gelistet sein ? sicher nicht im erlauchten Kreis der Nasdaq 100
- gings an einem anderen Ort besser ? Buffet verkauft heute Apple - die Technologieindizes auf der ganzen Welt gehen bergab. Apple verliert 1,9 % - AT&S im fernen Wien über 2 % Wär das an einem anderen Ort besser ?
Zu Hr. Gerstenmayers Kursinteresse:
- Vorweg: Ich spreche ihm NICHT ab, dass er gerne einen höheren Kurs sähe !!
- Hr. Gerstenmayers Engagement in Bezug auf den Kurs ist allerdings de facto endenwollend. Im Dezember hat er eine gute Phase gehabt, da gabs einige Berichte und entsprechende Kursbewegungen. Schätze (ihm dann beipflichtend) er findet es wohl wichtiger, sich um das operative Geschäft zu kümmern. Hat er ja schon deutlich gemacht (wir habens schon diskutiert). Darum mal anders nachgedacht:
Was hat AT&S in den Augen des CEO von einem höheren Börsenkurs ??
- allfällige Übernahme kann verteidigt werden. Aber abgesehen davon, dass da auch die Hauptaktionäre sich übernehmen lassen müssten (was hätten die davon ??), steht soetwas derzeit nicht im Raum. Wäre vielleicht in 4 Jahren ein Thema, wenn die Schulden geringer sind, die Margen attraktiver und der Umsatz bei 2 Mrd. Speziell, wenn das EPS bei € 4+ stünde (allerdings auch nur dann, wenn der Investor von dem "E" aus dem EPS etwas am Konto merkt)
- Kapitalerhöhung wäre bei höherem Kurs natürlich lukrativer. Aber auch da müssten die Hauptaktionäre mitentscheiden (und mitziehen), warum sollten sie ? Da eine KE derzeit nicht zwingend notwendig ist, Kreditlinie steht, Zinsen sind niedrig und können bedient werden, Finanzbedarf mitaugenmaß kalkuliert etc.. scheidet das Thema eigentlich aus.
- Die eigenen Aktien sind mehr wert. Macht dann Sinn, wenn man vor hätte, diese zu verkaufen. Oder für Kredite braucht. Dass dies notwendig wäre, ergibt sich beim augenblickelichen Stand des Unternehmens ebenfalls nicht. Was ja gut ist ... :o))
Warum also sollte der CEO sich in besonderer Weise um eine Kurspflege bemühen ? Ich glaub, er nimmt das Thema mit, wenn sich grad eine Gelegenheit ergibt. Darüber hinaus kümmert er sich um's operative Geschäft (das macht er gut) und beschränkt sich auf die Quartalsberichte - wo er halt aus den schon von uns abgehandelten Gründen eher zurückhaltend ist und die Latte auf eine Sprosse legt, die AT&S auch überspringen kann - allerdings hat er da keinen olympischen Ehrgeiz.
Und das ist nun das irgendwie Typische an unserer Aktie:
Hzenger und auch Cicero haben geradezu schon "bewiesen", dass der Kurs wesentlich höher sein "müsste". Aber es ist ein Blick in das Jahr 2025 - und das auch nur für Eingeweihte, die dieses Forum verfolgen. Für Buffet (falls er überhaupt schon mal was von AT&S gehört haben sollte) wird es reichen, in etwa 2 Jahren 2 Mio Aktien von AT&S zu kaufen. Und bis dahin bleibt unsere AT&S unterbewertet - und sollten die jetzt schon sehr hohen vergleichbaren Tech-Aktien abstürzen, dann wird AT&S den Sturz mitmachen. Wie immer besonders kräftig. Es ist ein Langzeitinvestment in das man derzeit einsteigt, um den Zeit des Anstiegs nicht zu verpassen.
Eine griechische Tragödie. Aber mit der Chance, in 3 - 4 Jahren zum strahlenden Heldenepos zu werden. AT&S ist in gewissem Sinne das börsennotierte Liebesleid und Liebesfreud.......
Zum Buchwert habe ich mir bisher keine besonderen Gedanken gemacht. Grob betrachtet denke ich, dass der Buchwert mittelfristig mit dem Umsatz halbwegs proportional hochlaufen sollte. Dass AT&S auch im Investitionsaufbau eine Dividende zahlt, hilft dabei sicher nicht und wird das Eigenkapital dabei Jahr für Jahr etwas dezimieren.
Was die Kursentwicklung angeht: ich denke man muss auch akzeptieren, dass bei Firmen wie AT&S immer ein einige Ungewissheit mit im Spiel ist. Man kann die Entwicklung hier nicht so einfach hochrechnen wie bei der Allianz oder SAP. Das mag der Markt nicht und verlangt deshalb eine Risikoprämie. Zudem traut der Markt offenbar den Unternehmensprognosen nicht, weil kurzfristig hier nicht das Cash sprudelt. Warum, ist mir allerdings auch ein Stück weit ein Rätsel.
Denn in meinen Augen schlummerten hier die größten Risiken eher vor einigen Jahren, als man noch zeigen musste, dass man das High End PCB Geschäft für Apple und das IC Substrat Geschäft für Intel technologisch wirklich gemeistert bekommt. Mittlerweile hat AT&S aber wiederholt bewiesen, dass man den Ramp-Up komplett neuer Technologien in kurzer Zeit effizient bewerkstelligt bekommt. Das erste neue Werk birgt dabei sicher die höchsten technologischen Risiken. Warum hat der Markt nun Sorgen, dass Werk #2 und #3 in derselben Technologie versemmelt werden könnten, wenn man gerade bereits #1 gut gemeistert hat? Das ist eine Logik gegen die ich gerne wette durch den Kauf von AT&S Aktien.
Es macht in meinen Augen bei AT&S keinen Sinn als Investor "all in" zu gehen -- ganz gleich wie hoch die gefühlte Unterbewertung. Denn das hier enthaltene Risiko ist nunmal real (in beide Richtungen). Allerdings nähern wir uns mittlerweile wieder einer Zone, wo ich die Aktie in meinem Dept dann wieder (vorsichtig) zweistellig gewichten werde. Momentan liege ich bei 8-9%. Zur Not lasse ich das gern länger liegen.
Bei mir repräsentiert AT&S ca 50 % des Depots. Signalisiert nicht nur mein Vertrauen (das alleine wär dann schon eher waghalsig), sondern liegt auch daran, dass das mein letzter Titel ist, der steuerlich noch zum "Altbestand" gehört also ein Gewinn KESt-frei wäre. Muss zugeben, dass ich mich da nicht immer wohl fühle..... speziell jetzt, wenn innerhalb einiger Tage € 4 - 5 pro Aktie verschwindet. Ist ein ordentlicher "Hebel".
Buchwert ist für mich manchmal ein interessanter Indikator, weil der Umsatz für sich alleine bei hohen Schuldendiensten oder Anlaufkosten, wie derzeit, rasch aufesaugt ist. Da gehe ich davon aus, dass Investoren bei zukunftsträchtigen Titeln nicht unter den Buchwert (eigentlich ein Vielfaches) gehen, weil das das Unternehmen eigentlich "mindestens" wert ist bzw. sein sollte.
Danke für den Einblick in Deine Überlegungen.
Ich kann da ein paar Dinge so nicht stehen lassen.
Der wohl wichtigste Punkt ist die Kapitalerhöhung. Es stimmt, dass das aktuelle Projekt (Chongqing III und der Rest von Chongqing II) ausfinanziert sind.
Was ist aber mit allfälligen weiteren Projekten? Ich nehme an, Du hast das BRN-Interview gehört. Ganz am Schluss wurde Herr Gerstenmyer zu möglichen neuen Projekten gefragt. Die Antwort war für mich eindeutig. Es gibt jetzt bereits wieder Überlegungen/Gedanken für weitere Werke.
Wie wird man diese Projekte dann aber finanzieren? Ohne weiteres Eigenkapital ist das unmöglich - vor allem dann, wenn sie bereits in den kommenden 3 Jahren gestartet werden.
Und wer sagt, dass die beiden Großaktionäre mitziehen müssen? AT&S kann das über einen oder mehrere neue Großinvestoren spielen, die sich am Unternehmen beteiligen wollen. Das können jetzt Investoren mit strategischen Interessen sein oder auch reine Kapitalgeber, die eine Anlagemöglichkeit suchen. Zusätzlich kann man noch den Altaktionären die Möglichkeit geben, bei dieser Kapitalerhöhung mitzuziehen.
Der Börsenkurs ist also sehr maßgeblich dafür, wie viel Geld dabei ins Unternehmen gespült wird.
Zum Punkt "Schützt ein höherer Aktienkurs vor einer feindlichen Übernahme"?
Ich bin der Meinung "bedingt" Ja.
Jeder Entscheidungsträger geht hier mit dem Rotstift an die Sache ran. Es ist klar, dass ein höherer Kaufpreis ein Projekt ein Stück weit unwirtschaftlicher macht.
Einen umfassenden vollumfänglichen Schutz wird ein hoher Marktwert nicht haben, das ist richtig, aber einen gewissen schützenden Effekt hat ein höherer Preis auf jeden Fall.
Ich denke, Du unterliegst hier einem gravierendem Irrtum. Die Großaktionäre müssen sich nicht übernehmen lassen. Die Großaktionäre haben im strengen Fall keinerlei Einfluss auf einen allfälligen Übernahmeprozess. Im Fall eines Übernahmeangebotes haben sie die Möglichkeit auch ihre Aktien anzudienen oder eben auch nicht. Natürlich wird es im Interesse des Übernehmers sein, auch die Anteile der Großaktionäre zu übernehmen. In der Regel wird er bereits im Vorfeld den Kontakt mit ihnen suchen. Letztlich spielt es aber keine Rolle, ob die Herren hier ins Boot geholt werden können. Man kann solche Übernahmeangebote ja auch an Bedingungen knüpfen - beispielsweise, dass man eine Mindestannahmequote erreichen will. Gelänge dies nicht, würde man vom Angebot wieder zurück treten.
Übernahmeangebote gab es zuletzt immer wieder. Das bringt zwar vorerst einmal einen satten Aufschlag für die Aktionäre, dann ist es aber idR vorbei.
Schon allein aus diesen Gründen sollte der CEO an einem höheren Aktienkurs interessiert sein. Es würde also gerade nicht für ihn sprechen, wenn er es nicht wäre.
https://orf.at/stories/3201827/
Würde es eine Mitteilung geben, dass in Chongqing Linien für IC-Substrate für die Kunden AMD oder NVIDIA gebaut würden oder über eine Kooperation mit TSMC, würde der Kurs explodieren
Bei den HDI Leiterplatten hat man die Diversifikation hinbekommen (weg von nur Apple), daher setze ich darauf, dass das bei den IC-Substraten genauso passieren wird.
Und auch der Weg zum Modul-Produzenten, der mehr ist als nur der PCB/Substrathersteller, ist richtig.
Nach einer stärkeren Korrektur ist Gürkchen aber immer ein Investment wert.
Betrachtet man die Hard-Facts sollte sich eigentlich kein Nachteil durch die Intel-Partnerschaft ergeben.
AT&S hat immer davon gesprochen, dass die Substrate die man für Intel herstellt, für die Module im Server-Bereich verwendet werden.
Intel hat Probleme bei den weiteren Miniaturisierungsschritten seiner Fabriken, ich habe allerdings noch nicht gehört, dass davon auch der Server-Bereich betroffen ist.
Siehst Du also tatsächlich auch ein Problem für AT&S?
Müsste da auch nicht Unimicron gleichermaßen davon betroffen sein? Die sind neben AT&S ein Hauptlieferant für Intel. Deren Aktienkurs ist allerdings trotz der beiden Brände auf Rekordniveau, wie auch Nan Ya und nun auch Kinsus immer weiter neue Rekordhochs erklimmen.
https://www.digitimes.com/news/a20210218PD201.html
Zumal es im Data-Center Markt -- anders als bei PC Chips -- im Moment nur bedingt Konkurrenz gibt. NVIDIA und Amazon sind halt einfach noch nicht so weit. Und das dürfte insofern noch viele Jahre dauern, bis Intel hier nennenswert Marktanteil verliert. Erstmal muss NVIDIA die Arm Übernahme genehmigt bekommen, Arm integrieren und dann an neuen Designs für den Datacenter arbeiten.
In dieser Zeit wächst der Server-Markt aber gewaltig -- geschätzt ca. 10% pro Jahr -- so dass Intel zunächst mal erheblich Volumenwachstum sehen wird. Und das wiederum ist die Kapazität, auf der AT&S Ausbau bei IC Substraten in Chongqing III aufbaut. Ergo: für die nächsten fünf Jahre dürften diese Volumen sehr sicher sein.
Mittlefristig wird AT&S diese Landschaft sicher eng beobachten müssen. Falls Intel in 5-10 Jahren dann mal schneller Marktanteile an NVIDIA verlieren sollte, als der Markt selbst wächst, dann muss man seine Kundenbasis ausweiten. Aber AT&S hat sowas schon vorher hinbekommen. Und ich denke, dass man mit diesem langen Vorlauf einfach auch genug Zeit hat, um für andere potenzielle Kunden die Qualifikation zu durchlaufen.
Und wer weiß: vielleicht ist Intel im Servermarkt auch in 15 Jahren noch dominant. Ist ja keineswegs sicher, dass NVIDIA es schafft, Intel vom Thron zu stürzen.
Zu Q4 2020/21: Ich denke es wird ein sehr gutes Quartal für AT&S:
- Gute Nachrichtenlage aus der Branche zur Nachfrage
- AT&S hat im Call darauf hingewiesen, dass Q3 wegen Währung und Einmaleffekten weniger gute Margen hatte als erhofft
- AT&S jüngste Guidance für das Gesamtjahr impliziert sehr starkes Quartal
- Manche Anlaufkosten in Chongqing fallen bereits weg
- 5G Smartphonebedarf und Nachfrage nach IC Substraten ist weiterhin hoch