Eine ware Geschichte !!! von P. Kabel


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Neuester Beitrag: 23.01.02 13:58
Eröffnet am:23.01.02 13:55von: SeppAnzahl Beiträge:2
Neuester Beitrag:23.01.02 13:58von: ReWolfLeser gesamt:3.807
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95 Postings, 9255 Tage SeppEine ware Geschichte !!! von P. Kabel

 
  
    #1
23.01.02 13:55
>  > Es waren einmal sieben Zwerge, die lebten hinter den sieben Bergen. Tag
>  > für Tag suchten sie im Bergwerk nach Gold. Jeder der Zwerge war
>  > rechtschaffen, fleissig und achtete den Anderen. Wenn einer von ihnen
>  > müde wurde, so ruhte er sich aus, ohne das die Anderen erzürnten. Wenn
>  > es einem von ihnen an etwas mangelte, so gaben die Anderen bereitwillig
>  > und gerne. Abends, wenn das Tagewerk geschafft war, aßen sie
> einträchtig
>  > ihr Brot und gingen zu Bett. Am siebten Tage jedoch ruhten sie.
>  > Doch eines Tages meinte einer von ihnen, daß sie so recht nicht wüßten,
>  > wieviel denn geschafft sei und begann, die Goldklumpen zu zählen, die
>  > sie Tag für Tag aus dem Bergwerk schleppten. Und weil er so mit Zählen
>  > beschäftigt war, schufteten die Anderen für ihn mit. Bald nahm ihn
> seine
>  > neue Arbeit derart in Anspruch, daß er nur noch zählte und die Hacke
> für
>  > immer beiseite legte. Nach einer Zeit hob ein Murren an unter den
>  > Freunden, die mit Argwohn auf das Treiben des Siebten schauten. Dieser
>  > erschrak und verteidigte sich, das Zählen sei unerläßlich, so sie denn
>  > wissen wollten, welche Leistung sie vollbracht hatten und begann, den
>  > Anderen in allen Einzelheiten davon zu erzählen. Und weil er nicht
>  > erzählen konnte, während die Anderen hackten und hämmerten, so legten
>  > sie alle ihre Schaufeln beiseite und saßen am Tisch zusammen. So
>  > entstand das erste Meeting. Die anderen Zwerge sahen das feine Papier
>  > und die Symbole, aber schüttelten die Köpfe, weil sie es nicht
>  > verstanden.
>  > Es dauerte nicht lange und der Controller (denn so nannte er sich
>  > fortan!) forderte, die Zwerge, die da Tagein, Tagaus schufteten, mögen
>  > ihm ihre Arbeit beweisen, in dem sie ihm Zeugnis auf Papier ablegten
>  > über die Menge Goldes, die sie mit den Loren aus dem Berg holten. Und
>  > weil er nicht verstehen konnte, warum die Menge schwankte, so berief er
>  > einen unter ihnen, die Anderen zu führen, damit der Lohn recht
>  > gleichmäßig ausfiele. Der Führer nannte sich Manager und legte seine
>  > Schaufel nieder. Nach kurzer Zeit arbeiteten also nur noch Fünf von
> ihnen, allerdings mit
>  > der Auflage, die Arbeit aller Sieben zu erbringen. Die Stimmung unter
>  > den Zwergen sank, aber was sollten sie tun? Als der Manager von ihrem
>  > Wehklagen hörte, dachte er lange und angestrengt nach und erfand die
>  > Teamarbeit. So sollte jeder von ihnen gemäß seiner Talente nur einen
>  > Teil der Arbeit erledigen und sich spezialisieren. Aber ach! Das
>  > Tagewerk wurde nicht leichter und wenn einer von ihnen krank wurde,
>  > wüßten die Anderen weder ein noch aus, weil sie die Arbeit ihres
>  > Nächsten nicht kannten. So entstand der Taylorismus.
>  > Als der Manager sah, daß es schlecht bestellt war um seine Kollegen,
>  > bestellte er einen unter ihnen zum Gruppenführer, damit er die Anderen
>  > ermutigte. So mußte der Manager nicht mehr sein warmes Kaminfeuer
>  > verlassen. Leider legte auch der Gruppenführer, der nunmehr den Takt
>  > angab, die Schaufel nieder und traf sich mit dem Manager öfter und
> öfter
>  > zu Meetings. So arbeiteten nur noch Vier.
>  >
>  > Die Stimmung sank und damit alsbald die Fördermenge des Goldes. Als die
>  > Zwerge wütend an seine Bürotür traten, versprach der Manager Abhilfe
> und
>  > organisierte eine kleine Fahrt mit dem Karren, damit sich die Zwerge
>  > zerstreuten. Damit aber die Menge Goldes nicht nachließ, fand die Fahrt
>  > am Wochenende statt. Und damit die Fahrt als Geschäftsreise abgesetzt
>  > werden konnte, hielt der Manager einen langen Vortrag, den er in
>  > fremdartige Worte kleidete, die er von einem anderen Manager gehört
>  > hatte, der andere Zwerge in einer anderen Mine befehligte. So wurden
> die
>  > ersten Anglizismen verwendet.
>  >
>  > Eines Tages kam es zum offenen Streit. Die Zwerge warfen ihre kleinen
>  > Schaufeln hin und stampften mit ihren kleinen Füßen und ballten ihre
>  > kleinen Fäuste. Der Manager erschrak und versprach den Zwergen, neue
>  > Kollegen anzuwerben, die ihnen helfen sollten. Der Manager nannte das
>  > Outsourcing. Also kamen neue Zwerge, die fremd waren und nicht recht in
>  > die kleine Gemeinde paßten. Und weil sie anders waren, mußte auch für
>  > diese ein neuer Führer her, der an den Manager berichtete. So
> arbeiteten
>  > nur noch Drei von ihnen.
>  >
>  > Weil jeder von ihnen auf eine andere Art andere Arbeit erledigte und
>  > weil zwei verschiedene Gruppen von Arbeitern zwei verschiedene
>  > Abteilungen nötig werden ließen, die sich untereinander nichts mehr
>  > schenkten, begann, unter den strengen Augen des Controllers, bald ein
>  > reger Handel unter ihnen. So wurden die Kostenstellen geboren. Jeder
> sah
>  > voller Mißtrauen auf die Leistungen des Anderen und hielt fest, was er
>  > besaß. So war ein Knurren unter ihnen, daß stärker und stärker wurde.
>  >
>  > Die zwei Zwerge, die noch arbeiteten, erbrachten ihr Tagewerk mehr
>  > schlecht als recht. Als sich die Manager und der Controller ratlos
>  > zeigten, beauftragten sie schließlich einen Unternehmensberater. Der
>  > strich ohne die geringste Ahnung hochnäsig durch das Bergwerk und
>  > erklärte den verdutzten Managern, die Gründe für die schlechte Leistung
>  > sei darin zu suchen, das die letzten Beiden im Bergwerk verbliebenen
>  > Zwerge ihre Schaufeln falsch hielten. Dann kassierte er eine ganze Lore
>  > Gold und verschwand so schnell, wie er erschienen war.
>  >
>  > Während dessen stellte der Controller fest, daß die externen
> Mitarbeiter
>  > mehr Kosten verursachten als Gewinn erbrachten und überdies die
>  > Auslastung der internen Zwerge senkte. Schließlich entließ er sie. Der
>  > Führer, der die externen Mitarbeiter geführt hatte, wurde zweiter
>  > Controller.
>  >
>  > So arbeitete nur noch ein letzer Zwerg in den Minen. Tja, und der
> lernte
>  > in seiner kargen Freizeit, die nur noch aus mühsam errungenen,
>  > abgebummelten Überstunden bestand, Schneewittchen kennen, die ganz in
>  > der Nähe der Mine ihre Dienste anbot. Dann holte er sich bei ihr den
>  > Siff und verreckte elendig. Die Firma ging pleite, die Manager und
>  > Gruppenführer und Controller aber fanden sich mit großzügigen Summen
>  > gegenseitig ab und verpissten sich, um der Anklage wegen Untreue zu
>  > entgehen, ins Ausland und diese deprimierende, aber wahrheitsgetreue
> Geschichte
>  > ist aus.  

3492 Postings, 9041 Tage ReWolfwar schonmal dran ..gestern oder so o.T.

 
  
    #2
23.01.02 13:58

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