Eil:Festnahme im Fall Ulrike
2) Jeder der härtere Gesetze (Todesstrafe) fordert, sollte sich im klaren darüber sein, dass unsere Demokratie nicht ewig halten wird (möge sie noch mind. 50 Jahre dauern). Und irgendwann werden dann diese Gesetze vielleicht unter Zuhilfenahme von Denunziation gegen Teile des sie einstmals fordernden Personenkreis eingesetzt. Und selbst heutzutage gibt es bei offensichtlichen Schuldigen Fälle, bei denen sich erst nach langer Zeit deren Unschuld herausstellt.
3) Sicherlich ist es bitter überlebendes Opfer einer solchen Tat zu sein oder Familienmitglied (ca. 85% der Sexualdelikte gegen Kinder kommen aus dem engsten Familien- und Verwandtenkreis) des toten Opfers. Nach wie vor ist der Täter jedoch ein Mensch und genießt (dankenswerterweise, es wurden schon Menschenversuche an Verbrechern gemacht, beachte Punkt 2) noch ein paar Rechte.
4) Einigen Leuten, die sich hier so bemerkenswert für das Opfer einsetzen, würde ich meine Tochter nicht für ein paar Stunden anvertrauen mögen, sei es um ihr die latente Aggressivität zu ersparen oder auch um sie vor solchem Umgangston zu bewahren. Nichts für ungut.
5) Noch ein Wort zu den Häufigkeiten der Verbrechen. Die Anzahl solcher Verbrechen nimmt eher ab, deren Medienpräsenz und -ausschlachtung jedoch umgekehrt proportional zu. Deshalb entsteht der Eindruck es wäre heutzutage besonders schlimm. Ich erinnere mich noch an meine Kindheit (damals 7jährig, 1970, eher ländliche Gegend). Ein Freund von mir verschwand und nach einer Woche wurde er zusammen mit anderen Kindern von der Polizei entdeckt. Die Kinder waren in einem Reitstall versteckt, nackt und gefesselt. Mehr wurde mir damals nicht erzählt. Auch nicht von meinem Freund. In ARD und ZDF kam in den Nachrichten nichts davon und in der Zeitung (die wir damals bekamen) stand auch nichts. Was glaubt ihr würden die Medien heute daraus machen?
Na dann...
Ich bin froh das die Medien solche Sachen hochpuschen, denn nur dadurch können die Massen noch mobilisiert werden!
Bin wirklich kein Anhänger der Medien, aber......
ein abwinkender Ötzi
Die genaue Definition von "Walldorf" ist mir jetzt nicht geläufig, ich müßte mal nachschlagen. Ich denke aber mal, daß Punkt 2 wohl ein grundlegendes politisches Thema ist, wie immer du (Ötzi) das auch einordnest.
Punkt 3 und 5 sind Tatsachen, bei Punkt 1 kann ich mich mit anderen Meinungen zufrieden geben.
Mit Medien Massen zu mobilisieren, davon halte ich wenig, denn die Leute die sich, zu welcher Sachlage auch immer, ernsthafte Gedanken machen sind in der Minderheit, die Mehrzahl der Masse ist dumm und folgt oftmals blindem Aktionismus, deswegen kann ich dem nicht zusprechen...
ausgangslage hier ist aber ein tötungsdelikt - und zwar nicht irgendeines; opfer ist ein mädchen, welches noch das ganze leben eigentlich vor sich hatte.man bitte zu bedenken, dass der mörder nicht "nur" das leben des mädchens ausgelöscht hat.
man darf nicht vergessen wieviele menschen in solch ein schicksal involviert sind.bekannte, verwandte etc. welche ein leben lang an die schreckliche tat erinnert werden.
ein mensch, der imstande ist ein menschenleben "mir nichts, dir nichts" auszulöschen, verdient keine gnade...ein mensch, der einer
ganzen familie die lebensfreude raubt, darf doch nicht auf gerechtigkeit in form von milder strafe hoffen.vielleicht fehlt mir, als direktbetroffener, eine objektive meinung zur ganzen thematik...
ich kann einfach nicht verstehen, wie teilweise täter in die opferrolle schlüpfen können und es tatsächlich leute gibt, die sich für einen mörder einsetzen...
erklärungsversuch:
angenommen das gepeinigte mädchen, für die hier blutrache gefordert wird, hätte die attake des agressors überlebt.
nehmen wir weiter an , ulrike hätte aufgrund der ihr zugeführten leiden einen massiven irreparablen psychischen schock erlitten, was ja nicht selten sit nach vergewaltigungen und mißbrauch im kindesalter.
nehmen wir weiter an , dieser irreparable schock hätte nach 10 weiteren lebensjahre dazu geführt, das ulrike aufgrund dieses schocks die tat an einem kind das sie aufgegriffen hätte widerholt hätte.
würdet ihr dann auch die tötung von ulricke fordern ?
in diesem sinne
Ich bin aber trotzdem zahm wie ein Lämmchen :)
Aber wenn ein unschuldiges Wesen in Gefahr ist, dann kommt bei mir der Beschützerinstinkt durch! Dann tickt was bei mir aus und alles andere wird irgendwie unwichtig!
So, genug Eigenlob und geschleime... :)
(Puh, hier stinkt es schon...)
Gruß
Xzenon der Held
PS: Bitte nicht übel nehmen! Wenn ich müde bin drehe ich etwas durch! Dann bin ich so als ob ich ordentlich was intus hab, nur daß ich niemals Alkohol trinke!!!
So hab ich das noch gar nicht gesehen!
Aber trotzdem kommt es auf das gleich raus...
Man könnte ja in solchen Fällen anders entscheiden...
aber Du hast Recht, es ist verdammt schwer!!!
Ich möchte da kein Richter sein! !!
Xzenon (nachdenklich)
@oetzi:
Waldorfgeschwätz????? Die Methoden der Waldorfschulen und der Ansatz der Steinerschen Erziehung zeichnen sich durch frappierende Realitätsfremde aus und haben deshalb nicht das geringste mit reellen, sachlichen Argumenten zu tun, wie sie Kunigunde gebracht hat.
@swissbroker:
>>ein mensch, der imstande ist ein menschenleben "mir nichts, dir nichts" auszulöschen, verdient keine gnade...>>
daraus folgt, dass Soldaten, die im ersten oder zweiten Weltkrieg Franzose, Engländer, Amrikaner erschossen oder anders getötet haben, am besten sofort und umfassend eliminiert werden. Tolle Idee. Entlastet auch die Rentenkassen.
Wenn ich diese Beiträge hier zum Teil so sehe, wundert es mich, das die Demokratie in Deutschland überhaupt bis heute überlebt hat . . .
Kopfschüttelnd - Babe
Dadurch daß wir darüber sprechen und unsere Gedanken austauschen lernen wir villeicht alle Aspeckte zu beachten, die uns vorher noch nicht aufgefallen sind!
Ich behaupte mal, daß wenn Ulrike Dein Kind gewesen wäre, daß Du dann auch wenigstens kurz daran gedacht hast das Schwein zu killen !!!
Aber Du hast teilweise vollkommen recht, so wie wir alle teilweise etwas recht haben! Wenn wir jetzt noch schaffen das Mosaik richtig zusammenzusetzten, dann haben wir etwas erlangt was wichtig ist:
PERSÖNLICHER FORTSCHRITT
Ich bin immer gerne bereit über alles nachzudenken was andere sagen. Ich nehme mir dann das beste aus allen Sachen raus und versuche dazuzulernen.
Es gibt viel zu bedenke.
Ich gehe jetzt nach hause
Bis morgen
Gruß Xzenon
PS: Das war der beste Thread den ich seit langem gelesen habe!
Kein Streit und sachliche Diskussionen !!!
So denn...
"man könnte in solchen fällen anders entscheiden " ist schön gesagt,xzenonbenz.
genau das tun die richter in diesem land.und genau das wird ihnen vorgeworfen.
ein dramatischer anteil der sexualstraftäter haben sind in ihrer kindheit opfer gewesen.sie haben die taten überlebt, den schock aber nie verwunden.aus diesem schock resultiert häufig der wiederholungszwang.
das kann ein psychiater natürlich viel besser erläutern als ich,aber der gedanke der dahintersteckt sollte deutlich werden.
nun sagen unsere todesstrafen beführworter,auf solche sachen sollte man keine rücksicht nehmen. konsequenterweise müssten sie auch in dem von mir beschriebenen fall die tötung des opfers fordern, für das sie sich hier angeblich einsetzen. ich finde so etwas nicht tragbar.da schweigen jetzt aber fast alle, denn stätestens an meinem konstrukt wird die absurdität der rückhaltlosen forderung nach todesstrafe klar.
was ich in unserer gesellschaft aber tatsächlich anprangere, ist die unzureichende betreung und versorgung der opfer und ggf hinterbliebenen.da haben wir noch viel zu tun in diesem land.
in diesem sinne
habe nun auch die befürworter unseres rechtssystemes kennengelernt...
an "bizzbabe": mit der aussage - "ein mensch, der imstande ist ein menschenleben mir nichts, dir nichts auszulöschen, verdient keine gnade..." - bin ich eigentlich vom kernpunkt der ganzen diskussion ausgegangen...
wenn ich mich nicht klar genug ausgedrückt habe, werde ich dies hir nachholen.es geht insbesondere um kindesmörder, deren täterschaft zu 100 prozent nachgewiesen werden kann.und bei diesem segment werde ich meine meinung auch nicht ändern...
natürlich würde ich nicht alle soldaten hinrichten lassen, welche in einem krieg menschen umgebracht haben...aber hier werden äpfel mit melonen verglichen, da sind wir ein wenig vom thema abgewichen.lest doch bitte den ersten beitrag von "händchen"...ich gehe genau von diesem konkreten fall aus!ich kann nicht verstehen, dass man solche leute zu schützen versucht...
Sicherlich ist man als direkt Betroffener (Familienkreis) da anderer Meinung und ich gestehe das jedem ein, jedoch sollte keine nicht betroffene Person Justitia spielen. Wer der Auffassung ist, daß etwas geändert werden muß, der muß eben in die Politik gehen und die Gestze dort auf demokratischem Weg ändern und das ist nicht einfach, denn ein funktionierendes System einer soziologischen Struktur der Größe Deutschlands hat eben eine gewachsene Gesetzgebung, die rechts"evolutionär" angepaßt ist. Und das ist gut so. Ich persönlich finde es z.B. ganz schrecklich, daß ein Betrunkener für seine Tat auf Grund seines Rausches Strafmilderung bekommt. Aber es ist so und ich werde da nichts machen können.
Ich bin mir sicher, daß es einen Aufschrei des Entsetzens geben würde, hätten wir morgen das Amerikanische Rechtssystem. Immerhin, Ötzi und einigen anderen wäre dann in einem Punkt genüge getan...
2. Lohnt es sich für den Straftäter eigentlich noch zu leben wenn er seinen
Trieb nicht ausleben kann ? Gibt es hier ein Umfageergebnis unter den Tätern?
Sicherlich ist vielen damit geholfen wenn der Täter sich selbst lychnt, wie
schon oft geschehen. Aus diesem Grund darf es auf keinen Fall zu Vorsichtsmaßnahmen in der Zelle kommen.
1) Menschen die auf dem Schlachtfeld gemordet haben sollten wir aus der Diskussion raushalten (gelle babe)!! Wenn diese Menschen nicht getötet hätten wären sie heute tot!!
2) Es widert mich an, daß man immer Entschuldigungen für den Täter sucht. Gestern hat mich noch meine Mutter angerufen und war zutiefst schockiert. Kurz nachdem sicher war, daß dieses 25 jährige Subjekt Ulrike ermordet hat, kam schon im Radio und Fernsehen "ach wie schwer es dieses Subjekt es in der Kindheit hatte. Ach wie er doch im Heim aufgewachsen ist und nicht geliebt wurde. Nur Entschuldigungen und nicht mehr.
Wenn ich Ulrikes Eltern wäre, würde ich bei dieser Berichterstattung nur kotzen. Somit ebnet man dem Täter die Opferrolle.
Schon früher gab es Heimkinder, die meisten davon sind auch etwas geworden. Da gab es aber noch Disziplin und den Glauben an die Kirche; das hat den Menschen den nötigen Respekt gelehrt, im Gegensatz zu heute.
ein stinksaurer Ötzi
würdest du unter den von mir geschilderten umständen dann konsequenter weise auch die tötung von ulrike fordern ?
und wie würdest du die vollstreckte tötung ihrern eltern erläutern.
ich weiß das meine frage eine perverse frechheit ist, aber leider sieht die realität nun mal häufig genug so aus.
bin gespannt auf deine antwort.
@derpräsi :
zu 1) klar gibt es die.deine ortsansässige polizeidienstelle sollte dir sagen können, wo du die aktuellste herbekommst.einfach über amt anrufen.
zu 2) "ein umfrageergebniss" unter tätern kenne ich nicht.ob sich das leben noch lohnt ist irrelevant. das leben von vielen menschen erscheint ihnen unter bestimmten umständen nicht lohnenswert. das ist doch immer vom einzelfall abhängig. zu was würdest du diese information den benötigen ?
in diesem sinne
Zu den Statistiken: denen kann nicht vertraut werden, je nach Politikum werden diese Daten verändert...
Gewalttäter und Gefängnis: Da hab ich mir sagen lassen, daß diese Täter recht gut rangenommen werden im Knast, das beruhigt mich wenigstens ein bißchen.
ötzi
Am besten alle Heimkinder töten, gell Ötzi? Oder besser noch auf den Tisch schnallen und Arschf....? Das ist doch Deine Lieblingstherapie? Soll auch keine Beleidigung sein, Ötzi, aber so muss man dich interpretieren.
Klar gehören solche Leute in Sicherheitsverwahrung. Ich will da nicht falsch verstanden werden. Aber über die Ursachen sollte schon Klarheit herrschen, damit wir nicht immer neue Generationen von Trieb- und Gewalttätern heranziehen.
Das ist der Nährboden für solche Taten.
Das man die Gesellschaft perfektionieren kann ist wohl ein Ideal, das mit dem herrschenden Sozialabbau eher noch verschlimmert wird, und nicht behoben. Deshalb hab ich persönlich keine Hoffnung für unsere jämmerliche Zukunft.
Kinder mit Liebe zu erziehen ist bestimmt eines der besten Mittel diese Anzahl zu reduzieren.
Willst du nicht noch ein Kind nachlegen?
ötzi
Folgende Situation vor 6 Jahren: Kinder im Winter 20.00 noch nicht zu Hause. Polizei fragte schon nach Bildern. Scheiß Gefühl kann ich dir sagen.Polizei brachte sie nach Hause aus einem Einkaufszentrum. Dort war es hell und sie haben nicht gemerkt das es dunkel war. Wahnsinnige Erleichterung kann ich dir sagen.
Andere Situation auch vor 5-6 Jahren: Mädchen 2 Tage vermißt und ca.200 m Luflinie von unserem Haus tot aufgefunden (einfach auf Feld geschmissen),ca. 10m weiter Hochhaus.Täter aus der Nachbarschaft, hat sich in der Zelle erhangen.
Heute trau ich mich kaum meine 4-jährige Tochter aus den Augen zu lassen.
Bin mir auch im Klaren das wir hier ein soziale Problem haben.(Gewaltvideos, fast unzensiertes Internet, Vereinsammung usw.)
Würde meine Erlösung, wenn betroffen, leider nur in der Selbstjustiz finden.
Ach ja noch ein Fall: Mädchen 12 oder 14 Jahre, vor ca 10 Jahren vor der Schule vergewaltigt und erwürgt.An dem Fundort stehen heute noch frische Blumen. Der Täter, aus der Nachbarschaft, müßte ja nun bald entlassen werden. Die Gefühle der Eltern brauch man ja nicht zu beschreiben.
Gruss
ein praesi der die Todesstrafe mehr und mehr befürwortet.
Aber was sagt ich denn, die Richter zeigen es uns doch immer wieder = Bewährung, 2-, 4-, 6-, Jahre, meistens früher raus.....
Deshalb sollte irgendwann einmal eine Gegenreaktion von diesem untätigen, passiven Volk kommen.
ötzi
Kriminalität/Prozesse/KORR/
(Zum 6. März)
Mutterschmerz und Selbstjustiz: Der «Fall Bachmeier» vor 20 Jahren
Von Eva-Maria Mester, dpa
(mit Bildern HBG01/02) =
Lübeck (dpa) - War es die emotionsgeladene Tat einer zutiefst
verzweifelten Mutter oder der sorgsam geplante Mord einer kalt
berechnenden Frau? In einem der spektakulärsten Fälle von
Selbstjustiz in Deutschland erschoss Marianne Bachmeier am 6. März
vor 20 Jahren in einem Lübecker Gericht den mutmaßlichen
Vergewaltiger und Mörder ihrer Tochter. Kaum ein Verbrechen hat die
Öffentlichkeit derart beschäftigt wie dieses. Die Bluttat machte sich
in Volkes mitfühlender Stimme Luft («Das hätte ich auch getan») und
bot den Stoff für etliche Kinofilme und TV-Dokumentationen.
Der 6. März 1981 war der dritte Tag der Hauptverhandlung gegen den
damals 35-jährigen Schlachter Klaus Grabowski vor der
Schwurgerichtskammer des Lübecker Landgerichts. Der einschlägig
vorbestrafte Mann hatte laut Anklage am 5. Mai 1980 die siebenjährige
Anna in seiner Wohnung vergewaltigt und erdrosselt. Kurz vor
Verhandlungsbeginn zog Annas Mutter eine Pistole aus der Tasche und
feuerte sieben Schüsse auf den Angeklagten ab. Sechs davon trafen ihn
im Rücken, Grabowski war auf der Stelle tot. Anschließend ließ sich
die zierliche, dunkelhaarige Frau widerstandslos festnehmen.
Die Tat der damals 31-jährigen Gastwirtin, die in der Lübecker
Altstadt eine Kneipe betrieben hatte, spaltete die Öffentlichkeit in
zwei Lager. Denen, die die Schüsse als Selbstjustiz verurteilten,
standen viele gegenüber, die Verständnis für die Gewalttat der Mutter
äußerten. Anna war die jüngste Tochter der allein erziehenden Frau,zwei ältere Töchter hatte sie kurz nach der Geburt zur Adoption
freigegeben. Auch der Umgang der Justiz mit Sexualstraftätern wurde
damals heftig kritisiert. Grabowski hatte sich freiwillig kastrieren
lassen, nachdem er sich zwei Mal an Kindern vergangen hatte. Er war
dann aber mit Hormonen behandelt worden.
Der Prozess gegen Marianne Bachmeier, der im November 1982 begann,
stieß auf ein bis dahin in Deutschland unbekanntes öffentliches
Interesse. Über 100 Journalisten reisten an, und der Andrang der
Zuschauer war so groß, dass keiner der Säle im Gerichtsgebäude
ausreichte. Die Verhandlung fand deshalb im Sitzungssaal des
benachbarten Landesbauamtes statt, der 200 Zuschauern Platz bot. Vor
allem Frauen verfolgten den 15 Monate dauernden Prozess. Im März 1983
wurde Frau Bachmeier wegen Totschlags und unerlaubten Waffenbesitzes
zu sechs Jahren Haft verurteilt. Das Gericht sah es als erwiesen an,dass sie den Entschluss zu den Schüssen bereits vor Betreten des
Gerichtssaales gefasst hatte.
Mit ihrer Rolle im Rampenlicht ist Marianne Bachmeier für den Rest
ihres ruhelosen Lebens nur schwer fertig geworden. Nach ihrer
vorzeitigen Entlassung aus dem Gefängnis 1985 heiratete sie einen
Afrikaner. Beide verließen Deutschland und lebten in Nigeria, der
Heimat des Mannes. Nach der Scheidung 1990 zog sie nach Sizilien, um
in Palermo Sterbende in einem Hospiz zu pflegen.
Immer wieder kehrte Marianne Bachmeier nach Deutschland zurück -
etwa um ihr autobiografisches Buch «Palermo - Amore Mio»
vorzustellen. In Interviews klagte sie darüber, in ihrer alten Heimat
immer nur Annas Mutter zu sein. Sie starb im September 1996 an Krebs
und fand ihre letzte Ruhestätte an der Seite ihrer Tochter in Lübeck - nicht in Palermo, wie sie es sich einmal gewünscht hatte.