Der Irrsinn spitzt sich zu

Auf den Osten rollt eine Streikwelle zu
Stahlkocher stimmen für Arbeitskampf. Urabstimmung in der Metall- und Elektro-Industrie beginnt
von Uwe Müller

 
Berlin -  In der ostdeutschen Stahlindustrie wird gestreikt. Das ist das Ergebnis einer Urabstimmung. Auch in der Metall- und Elektroindustrie wird ein Arbeitskampf immer wahrscheinlicher. Die Urabstimmung läuft an diesem Montag an. Damit will die IG Metall vom 2. Juni an mit einem regulären Arbeitskampf die schrittweise Einführung der 35-Stunden-Woche erzwingen.


Im Stahlbereich, der im Osten rund 9000 Beschäftige aufweist, hatte die Gewerkschaft in der vergangenen Woche 4379 Mitglieder über Kampfmaßnahmen abstimmen lassen: 3637 Stimmberechtigte stimmten laut IG Metall für Streik, was einer Zustimmung von 83,06 Prozent entspricht. Damit sei das erforderliche Quorum von 75 Prozent Ja-Stimmen weit übertroffen, hieß es.


Das am Sonntag bekannt gegebene Ergebnis zeige "den hohen Grad an Entschlossenheit", mit dem die Ost-Beschäftigten für eine Angleichung der Arbeitszeit an das in Westdeutschland übliche Niveau kämpfen wollten, sagte Hasso Düvel, Bezirksleiter der IG Metall für Berlin, Brandenburg und Sachsen. Voraussichtlich wird zunächst bei Eko Stahl im brandenburgischen Eisenhüttenstadt gestreikt. Am 3. Juni will die IG Metall nochmals versuchen, mit den Stahl-Arbeitgebern eine Lösung zu finden.


Politiker reagierte mit Unverständnis auf den nahenden Arbeitskampf. "Die Entscheidung ist völlig unverantwortlich und widerspricht in jeder Hinsicht der gegenwärtigen Wirtschaftslage in Ostdeutschland", sagte Friedrich Merz, der stellvertretende Vorsitzende der Unionsfraktion. Zuvor schon hatten sich Kanzler Gerhard Schröder und der für den "Aufbau Ost" zuständige Minister Manfred Stolpe besorgt über die Eskalation gezeigt.


Schwieriger als im gut organisierten Stahlbereich dürfte es der Gewerkschaft fallen, einen Streik im Metall- und Elektrobereich zu legitimieren. In dem Zweig sind gut 300 000 Mitarbeiter beschäftigt. Doch eine Urabstimmung soll zunächst nur in Sachsen erfolgen, wo es 120.000 Beschäftigte gibt.


Allerdings ruft die IG Metall in den nächsten drei Tagen lediglich 16 000 Mitglieder in 85 Betrieben an die Urne. Für den sächsischen Arbeitgeberband VSME ist das ein Indiz dafür, dass die Forderung nach der 35-Stunden-Woche an der Basis schwer vermittelbar ist. Die Arbeitgeber wollen die Abstimmung überwachen und bei Unregelmäßigkeiten sofort Klage einreichen. Sowohl VSME wie IG Metall rechnen mit einem mehrwöchigen Streik.


 

in diesem jahr sind ja noch Vorstandswahlen bei der IG-Metall, und da muss sich der eine oder andere Funktionär noch ein paar Sporen verdienen. Um die 35-Std-Woche geht es eher weniger.  

Vielen Dank an unsere 1000 Stahlarbeiter die unsere Lohnerhöhung bezahlen.
Hoch auf die Gewerkschaften !  

wo seinerzeit für die 35h Woche gestreikt wurde eben dicht und die Arbeiter haben sich abgeschafft. 0h ist noch viel besser als 35! Warum streiken die nicht gleich für 0?

Grüße
ecki  

 

wer hier in diesen Situation für eine Verteuerung der Arbeitskosten streikt, sorgt
dafür das er bald selbst ohne Arbeit ist.  

das ist es was sie wollen!!!  

ostdeutsche Wirtschaft, denn so werden falsche Signale an Investoren gesendet.

Meine Firma hatte 1993 als die Krise in der Automobilindustrie um sich griff genau das Gegenteil getan. Statt 37 Stunden haben wir bei gleichem Lohn 40 Stunden in der Woche gearbeitet. Der Firma hat es gut getan.

hebi  

besser gar keine Arbeit, anstatt irgendwo nachzugeben, oder auch gegen alles für garnichts. Jeder der sich noch gewerkschaftlich organisiert, sollte generell von einer Laufbahnplanung in den Unternehmen ausgeschlossen werden!  

selber an die Nase fassen. Mit welchen Versprechungen wurden denn damals die Ossis geködert? Hier flogen doch gebratene Hühnchen durch die Luft, die es nur galt, herunterzupflücken. Jeder fuhr doch 6 Monate des Jahres rund um die Welt in Urlaub. Dolce vita überall. Arbeit? Machen wir -wenn überhaupt- doch nur nebenbei. Das waren doch die wirklichen Signale nach drüben. Damals schon keinen Hackeschlag getan, aber relativ arm. Nun auch nicht szu tun, aber dafür die Taschen voller Geld. Warum beschweren wir uns heute?  

Vorher war meine Meinung nicht ganz so Ossifeindlich, nachdem ich den gesehen hatte, wußte ich tatsächlich wie die Sachen da drüben laufen, und sie laufen genuaso wie du sie beschrieben hast!  

streikt einer, der echten Mehrwert schafft  soll er arbeitslos werder ...und?

"wer hier in diesen Situation für eine Verteuerung der Arbeitskosten streikt, sorgt
dafür das er bald selbst ohne Arbeit ist."

wie ist das mit den über 4% in den Amtsstuben??????????????????????????????
und die haben freitag nach eins...........,gleitende arb.zeit,..., oh ,oh, oh
 

1. Zum Streik ruft die IG Metall aus - und das sind meist im Osten Funktionäre aus dem Westen.

2. Bisher hat nur die Stahlindustrie dem Streik zugestimmt, und das ist nur ein kleiner Teil der Metallindustrie. Ob die anderen Teile streiken werden ist sehr fraglich.

3. Nur noch knapp 20% der Industrieunternehmen (auf die 40% der Beschäftigten entfallen), unterliegen einem Tarifvertrag. Bei den übrigen Betrieben hat die Gewerkschaft kein Bein mehr in der Tür.

4. Zwar gilt in vielen Industriezweigen schon eine 100%-Anpassung an West-Entgelte, die Effektivverdienste liegen aber bei 70%.

5.  Viel weiter ist bei den Effektivlöhnen der öffentliche Dienst (über 90% Westniveau).


So - schöne Grüße aus dem Osten. Habe um 7.45 Uhr angefangen zu arbeiten, und es wird noch bis etwa 21 Uhr gehen, denn um 18.30 Uhr habe ich noch einen Termin.  

eine hoffnungsvolle Minderheit (leider nur 14%) die es anders sehen.

@Karlchen, wenn du so viel im Internet surfst kein Wunder, dass Du bis 21 Uhr arbeiten mußt. Kein Zuhause?? Ansonsten stimmen Deine Thesen.  

möchte mich als Ossi bei Dir persönlich bedanken für mein Auto mit dem 4,2-Liter-Motor und Bose-Sound-System, für meine Immobilien in Berlin einschließlich meines kleinen Häuschens mit der 25-m²-Badelandschaft und meine Weltreisen. Überlege gerade wieder, ein halbes Jahr frei zu machen, weil schon in der Zone waren wir das so gewohnt: Nix tun, der Staat sorgt schon für uns.

Nochmals danke für alles.

Übrigens, ich bin auf Dich auch nicht neidisch.

 

nochmal in aller Ruhe durch, vielleicht klappt´s ja diesmal. Laß´Dir ruhig Zeit, Du bist´s ja gewohnt, gelle?  

Längere Arbeitszeit (z.B. 40 Stunden anstelle
von 35 Std.) heisst:
sinkende Lohnstückkosten -->
sinkende Stückkosten -->
steigende Wettbewerbsfähigkeit in Form von
möglichen niedrigeren Preisen.
Wer begreift das eigentlich nicht?  

schon Deine Einleitung "Mit welchen Versprechungen wurden denn damals die Ossis geködert?" setzt voraus, daß Du die Zonis als kleine Dummerchen siehst, die man mit Versprechungen ködern kann. Das Weltbild ist mir ein wenig schlicht. Und ich bin mir ziemlich sicher, vor 1989 den Westen Deutschlands wesentlich besser gekannt zu haben als Du z.B. die DDR. Und vermutlich ging es nicht nur mir so. Aber glaub doch, was Du willst.  

Deswegen habe ich den Thread auch mit: Der Irrsinn spitzt sich zu, überschrieben.
Wenn schon die Gewerkschaftsfunktionäre aus ideologischen Erwägungen die Sicht verstellt
ist, müßte doch bei der Belegschaft genügend Verstand vorhanden sein um diese Arbeitsplatzsabotöre vom Gelände zu jagen.
 

daß auch unter den Eindrücken der zerplatzten Hoffnungen und leeren Versprechungen immer noch -sagen wir mal- über 90% der Teilnehmer z.B. an der Leipziger Montagsdemo teilnehmen würden. Ich behaupte, Du hättest Schwierigkeiten, von denselben Leuten auch nur ein -kleines- Bierrondell zu besetzen. Der Rest sinniert in Ossi-Nostalgie vor sich hin und wartet auf Geld aus dem Westen.
Ich kann die Ossis ja verstehen, daß die ihre Fahrkarte ins Schlaraffenland lösen wollten. Daß die heute nur noch nölen und mit allem unzufrieden sind, sind wir Deutschen ja nun selbst schuld.
Weißt Du, Reibach, ich hab´ein mehr als distanziertes Verhältnis zur Zone, seit ich zu Zeiten der Mauer einmal Einblick in die Machenschaften der NVA erhalten habe.  

Ich glaube, Reila ist von seiner Einstellung
und seinem beruflichen Engagement her westlicher als
...ca. 70% der Wessis.
Du pöbelst den Falschen an.
Natürlich gibt es auch solche Ossis, wie Du sie
schilderst.
Aber überall gibt es solche und solche.

Angenehmen Tag noch.  

es ist schön, wie du den dauerschlager der industrie daher betest :-)
wenn diese theorie
Längere Arbeitszeit (z.B. 40 Stunden anstelle
von 35 Std.) heisst:
sinkende Lohnstückkosten -->
sinkende Stückkosten -->
steigende Wettbewerbsfähigkeit in Form von
möglichen niedrigeren Preisen.
Wer begreift das eigentlich nicht?
so stimmen würde, wäre sie ja ok.... :-/

mit wem möchtst du denn gerne konkurrieren ?
mit 16 std. arbeit und dem stundenlohn von 50 cent der inder ?

viel spaß !  

 

wir konkurrieren hier ja auch alle
nur mit Unternehmen aus Niedriglohnländern
z.B. Indien. Einen Binnenmarkt haben wir nicht.
Anscheinend lebst Du in Indien?