Der Feuersturm in Dresden 1945: Es war auch Napalm
Seite 7 von 9 Neuester Beitrag: 16.03.05 00:48 | ||||
Eröffnet am: | 09.02.05 10:28 | von: EinsamerSam. | Anzahl Beiträge: | 206 |
Neuester Beitrag: | 16.03.05 00:48 | von: JimmyPart3 | Leser gesamt: | 15.777 |
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Betrachtet man diese komplizierte Thematik nüchtern und objektiv, kommt man nicht umhin festzustellen, dass der alliierte Bombenterror auf deutsche Städte, und damit auf wehrlose Kinder, Frauen und Alte, moralisch verwerflich und vielleicht sogar ein Kriegsverbrechen von der Größenordnung eines Völkermords war (ähnlich oder Vergleichbar mit dem Zerstörungsterror russischer Truppen in Tschetschenien unserer Tage)!
Die Rechtfertigung, dass diese Bombardements entscheidend dazu beitrugen, den Krieg schneller zu beenden um weiteres Leid zu verhindert, entspricht nämlich nicht den Tatsachen, denn Kriegsentscheidend war dieser Terror in keinster Weise, noch hat er den Kriegsverlauf nennenswert beeinflusst. Er erzeugte lediglich grenzenlosen Hass, der den unsäglichen Krieg noch verschärfte.
Das wussten die Briten aber auch aus eigener Erfahrung, denn die deutsche Luftwaffe versuchte ja ihrerseits die Engländer 'kapitulationsbereit' zu bomben - ein aberwitziges Unterfangen!
Aber Churchill (Foto) sah damals keine andere Möglichkeit, den ständigen Forderungen Stalins nach einer zweiten Front im Westen zur Entlastung des russischen Kriegsschauplatzes nachzukommen, als größtmögliche Zerstörung und vermeintliche Demoralisierung auf deutsches Territorium zu tragen. Die bis zur alliierten Invasion in der Normandie am 6. Juni 1944 zunächst einzige verbliebene Offensivwaffe der Engländer, die sie gegen Deutschland einsetzen konnten, waren eben ihre Bomber.
Man darf aber auch nicht aus den Augen verlieren - aber das soll keine Rechtfertigung sein! - dass deutsche Bomben als Erste den Terror gegen die Zivilbevölkerung des Feindes entfacht haben - wenn auch völkerrechtlich umstritten: Guernica im spanischen Bürgerkrieg, Warschau, Rotterdam, Coventry etc.
Bombenangriffe auf Städte gab es allerdings auch schon im Ersten Weltkrieg, indem das deutsche Kaiserreich zunächst Zeppeline einsetzte, um England zu bombardieren (31. Mai 1915 erster Zeppelinangriff auf London; ab 1917 Einsatz von wendigeren Flugzeugen), wobei während des Ersten Weltkrieges 300 Tonnen Bomben auf Großbritannien abgeworfen wurden und 660 Tonnen Bomben vom Royal Flying Corps auf deutsche Ziele.
Die erste Stadt, die planmäßig und wiederholt aus der Luft bombardiert wurde, war Tsingtau in China, ein ehemaliges Fischerdorf im Gebiet von Kiautschou, das 1897 vom Deutschen Reich besetzt und dann auf 99 Jahre gepachtet wurde, um über einen Stützpunkt in Ostasien zu verfügen. Innerhalb weniger Jahre war Tsingtau zu einer moderne Großstadt mit Werft, Hafen und Bierbrauerei ausgebaut worden. Bei Beginn des Ersten Weltkrieges erhob Japan Anspruch auf die deutschen Besitzungen in China. Bereits am 2. September 1914 begann der Großangriff der Japaner (mit 40.000 Soldaten), vom Wasser, vom Land und aus der Luft. Sturm und Regen bremsten den japanischen Vormarsch, ihre Verluste waren hoch. Ein deutsches Torpedoboot schaffte es sogar, den Kreuzer "Takachiho" zu versenken. Doch als die deutschen Schiffe keine Munition mehr hatten, wurden sie von ihren Kommandanten in der Hafeneinfahrt versenkt. Als auch den Landtruppen die Munition ausging, waren am 7. November 1914 die Kämpfe beendet, wobei die Japaner insgesamt 12.000 Soldaten verloren; Deutschland verlor 200 Mann.
Im Zweiten Weltkrieg Bombardierten die Briten zunächst lediglich Kriegsschiffe, wie erstmals am 4. September 1939, als die RAF mit 10 Blenheim und 9 Wellington in der Helgoländer Bucht den Panzerkreuzer "Admiral Scheer" sowie den Kreuzer "Emden" angriffen. Einer der ersten geplanten britischen Bombenangriff gegen ein Ziel auf deutschem Boden während des Zweiten Weltkrieges erfolgte am 19. März 1940. Da man der deutschen Luftwaffe noch keinen Vorwand für die Bombardierung von Zivileinrichtungen in England liefern wollte, richtete sich der Angriff gegen den Seefliegerstützpunkt Hörnum auf der dünn besiedelten Insel Sylt. Fünfzig Whitley- und Hampden-Bomber führten den Nachtangriff durch, und lediglich eine Maschine kehrte nicht zurück. Einundvierzig Besatzungen behaupteten später, das Ziel gefunden und bekämpft zu haben, wobei zahlreiche direkte Treffer auf Hangars und Unterkünften erzielt worden seien. Eine spätere Luftaufklärung vermochte jedoch keine schwerwiegenden Schäden an dem Seefliegerhorst feststellen.
Der große Wandel in der Bomber-Politik kam für die Royal Air Force im Mai 1940, im Anschluss an den verheerenden deutschen Bombenangriff auf Rotterdam. Der neue britische Premierminister, Winston Churchill, hob am 15. Mai die Sperre gegen zivile Ziele in Deutschland auf. Noch in der gleichen Nacht griff ein Verband von 99 Bombern Öl- und Eisenbahnziele im Ruhrgebiet an. Die strategische Bomberoffensive gegen Deutschland hatte damit ernsthaft begonnen.
Während des ersten Teils dieser Offensive wurden verschiedentlich Punktziele aus niedriger Höhe bei Nacht angegriffen, so vor allem der Dortmund-Ems-Kanal am 12. August. Das eigentliche Objekt bestand aus der Überführung des Kanals über die Ems nördlich der Stadt Münster.
Obwohl der erste britische Luftangriff gegen eine deutsche Stadt bereits in der Nacht auf den 12. Mai 1940 Mönchengladbach traf, dabei einige Dutzend Bomben auf die Stadt nieder gingen und vier Zivilisten starben, und obwohl Bombenangriffe auf deutsche Städte schon längst ausgiebig geplant wurden, bevor überhaupt auch nur ein deutsches Flugzeug über England agierte, wollte Churchill nicht unbedingt der erste in diesem Krieg sein, der massiv Wohnhäuser bombardiert. Viel mehr wartete er eher geduldig darauf, dass der deutschen Luftwaffe bei ihren Bombardierungen britischer Flugplätze und Rüstungsbetriebe ein entscheidender Fehler unterlief und Zivilisten zu schaden kamen. Und er brauchte nicht lange darauf zu warten...
Zunächst bombardierten die Deutschen ausschließlich englische Flugplätze, Militärlager und Rüstungsbetriebe - mit für die Briten beängstigendem Erfolg. Ein Flugplatz nach dem anderen samt des größten Teils der Flugzeuge, ein Rüstungsbetrieb nach dem anderen, dazu Tanklager, Vorratslager, Munitionslager, Militärstützpunkte, wurden zerstört. Die Engländer sahen sich in größter Not!
Allerdings waren die Verluste auf beiden Seiten hoch: Die deutsche Luftwaffe verlor beispielsweise bis zum 1. August 1940 in der Luftschlacht um England 286 Flugzeuge - darunter 105 Jäger. Die Engländer dagegen verloren 148 Spitfire und Hurricanes. Zudem lief die deutsche Neuproduktion nur gemächlich, da der deutsche Nachrichtendienst die englische Jägerproduktion stets unterschätzte. Auf deutscher Seite rollten beispielsweise im Juni 1940 nur 164 Maschinen des Typs Me 109 bei Messerschmitt vom Band, während in England im selben Zeitraum 446 Hurrycanes und Spitfires gebaut wurden. Im Juli, als die Kämpfe heftiger wurden, bekam die RAF weitere 496 Jagdflugzeuge, während die Luftwaffe sich mit 220 weiteren begnügen musste.
"Adlertag" aber sollte nun die Entscheidung in der Luftschlacht um England bringen - eine neue Taktik: deutsche Flieger griffen massiert England an. Jeder Tag der Schlacht wog anders; an einem verloren mal die deutschen mehr Flugzeuge, am anderen die Briten. Es gelang den Deutschen an manchen Tagen sogar, mehr britische Maschinen abzuschießen, als am gleichem Tag neu gebaut wurden. Kesselrings Flieger der Luftflotte 2 führten nun verstärkt Angriffe gegen alle wichtigen Sektorenstationen des britischen Jägerkommandos rings um London durch, wobei bis zu 1.700 Einsätze pro Tag geflogen wurden.
Ein Manko kam für die deutsche Luftwaffe erschwerend hinzu: Die deutsche Me 109 hatte nur 300 Kilometer Aktionsradius. Beim Eintreffen im Raum London verblieb eine Treibstoffreserve von lediglich 20 Minuten Luftkampf, bevor sie nach Frankreich zurück fliegen mussten. Trotz alldem erwies sich die deutsche Taktik als effizient und erfolgsversprechend.
Hätte nun die deutsche Luftwaffe an dieser Strategie festgehalten, wäre die Royal Airforce zusammen gebrochen, wäre die Rüstungsproduktion zum erliegen gekommen - und eine Invasion für die Deutschen erfolgreich erscheinen lassen, denn bei der Luftschlacht um England ging es um die Operation "Seelöwe", der Invasion deutscher Truppen in England, die erst möglich sein würde, wenn man die absolute Luftherrschaft hatte.
Aber nun passierte das, was Churchill dringlichst herbei sehnte: Ein Wohnviertel und Zivilisten kamen zu Schaden! Denn bei einem Luftangriff auf England in der Nacht zum 25. August 1940 war eine He 111 über das ihr zugewiesene Ziel - ein Öltanklager etwa 30 Kilometer östlich von London - hinausgeschossen und hatte versehentlich die englische Hauptstadt bombardiert. Die Verluste und der Sachschaden waren gering, aber Churchill hatte nun Vergeltungsangriffe auf Berlin befohlen, die zwar wiederum ihrerseits kaum Schaden anrichteten, aber er bezweckte mit diesen unbedeutenden Bombenangriffen etwas ganz anderes: Churchill wollte nämlich Hitler in völlige Rage bringen, um ihn listig von den englischen Flugplätzen und Rüstungsfabriken wegzulocken - auf London! Er wollte Hitler provozieren, seine Bomber auf London, statt auf die Rüstungsindustrie und Militäreinrichtungen, fliegen zu lassen.
Und als würde Churchill Hitlers Willen diktieren, drohte Hitler nach diesen englischen Bomben auf Berlin voller Wut in einer Rede am 4. September 1940 damit, zur Vergeltung englische Städte ausradieren zu lassen: "Wir werden diesen Nachtluftpiraten das Handwerk legen, so wahr uns Gott helfe".
Göring zog nun auf Wunsch Hitlers seine Flieger von den englischen Flugstützpunkten ab (ganz im Sinne Churchills!), um im großem Stil London zu bombardieren, denn Hitler war sowieso der Meinung, dass die Bombenangriffe auf englische Flugplätze und Industrieanlagen nichts bringen - er hatte in völliger Verkenntnis der Lage überhaupt keine Ahnung, wie nahe die Royal Airforce und die britische Rüstungsproduktion dem Zusammenbruch waren!
Göring und Hitler verfolgten damit das Kalkül: England besitze nur noch wenige Flugzeuge, die sich aber dem Kampf entziehen. Bombardieren wir London, sind die Engländer gezwungen, sich dem Kampf zu stellen um ihre Hauptstadt zu schützen. Dabei könne die Luftwaffe die paar britischen Maschinen vom Himmel fegen.
Aber Churchill war ein eiskalt kalkulierender Politiker, und es war ihm sehr bewusst, dass, wenn die Deutschen London bombardierten, es sehr viele Opfer unter den Zivilisten geben wird, aber er sah - und dass nicht unberechtigt, sondern sehr realistisch! - darin die einzige Chance, die britische Luftwaffe und die Rüstungsindustrie vor der völligen Vernichtung zu retten! Er opferte quasi Zivilisten in London, um die Verteidigungsbereitschaft Englands aufrecht zu erhalten oder wiederherstellen zu können - ich möchte ihm nicht unterstellen, dass ihm diese Entscheidung leicht viel, aber er sah darin den einzigen Weg, England zu retten...
Denn durch die - sehr wohl voraus gesehene! - Reaktion der Deutschen Führung erst, war es den Briten möglich, ihre Flugzeuge zu retten, den Neubau zu forcieren und sich neu zu rüsten!
Nämlich Göring unterschätzte erstens am Ende nicht nur die Zahl der noch vorhandenen englischen Maschinen erheblich, da die Royal Airforce sehr haushälterisch mit ihren Jägern umging: Große Einsätze blieben aus, nie waren alle Jäger gleichzeitig in der Luft, Kämpfen wurde ausgewichen etc, und die enorme Neuproduktion ab September 1940 (da nicht mehr bombardiert!) konnte entscheidendes Potential bereitstellen. So wurde der Eindruck erweckt, die britische Luftwaffe sei am Ende.
Zweitens wurden die Briten dann am Ende im entscheidenden Teil der Luftschlacht um England mit der Weiterentwickelung eines Gerät's namens Radar, das die Deutschen in dieser Präzision/Stärke noch nicht kannten, vom Boden aus direkt zu den deutschen Maschinen geleitet, während die deutschen Flugstaffeln ihre Ziele erst suchen mussten b.z.w. ihre Bomben überspitzt betrachtet nach Gutdünken abwarfen. Denn den nun folgenden Wellen deutscher Bomber auf London stellte sich die Royal Airforce mit über 300 vom Boden aus radargesteuerten Jägern entgegen!
Die Verluste der Deutschen an Bombern und Jägern waren verheerend: Volle 25 Prozent der Maschinen der Luftwaffen gingen verloren. Dagegen war das englische Fighter Command zu diesem Zeitpunkt ganz offensichtlich stärker als je zu vor.
Das bewirkte, dass die Briten am Ende eine deutsche Maschine nach der anderen vom Himmel holten, so dass Schlussendlich die Deutschen ob ihrer Verluste das Weite suchten und den Kampf aufgaben, da er, erstens, nicht mehr zu gewinnen war, und, zweitens, Hitler sich bereits auf "Barbarossa" vorbereitete und glaubte, wenn er Russland erst einmal besiegt hat, wird England schon kampflos kleinbei geben.
Die Akte "Seelöwe" kam ins Schubfach - um nie wieder hervor geholt zu werden.
Luftwaffenoffiziere bei Hitler 1944
Die Engländer sahen sich aber nun in Anbetracht der erfolgten Bombardierungen Londons durch die deutsche Luftwaffe legitimiert, ihrerseits massiv und mit allen Mitteln deutsche Städte anzugreifen. So behaupteten die Briten auch jahrelang erfolgreich, die Bombardierungen deutscher Städte waren die Folgen deutscher Bomben auf Coventry, Liverpool, Rotterdam oder eben London.
Allerdings: Zunächst einmal provozierte Churchill solche Städtebombardements, außerdem warfen die Briten vor ihren ersten im Zweiten Weltkrieg durchgeführten Bombardements auf Deutschland Flugblätter ab, mit der Aufschrift: "Wir Bomben eine Stadt nach der anderen, um euch die Fortführung des Krieges unmöglich zu machen".
Darin enthalten ist schon der Wille und Vorsatz zu Bombardieren, und es zeigt, wie nun erstmals veröffentlichte Dokumente bestätigen und beweisen, dass die Briten solche Bombardements schon ausgiebig planten zu einer Zeit, als noch gar keine deutschen Flugzeuge über englisches Territorium agierten. Somit kann man davon ausgehen, dass diese Bombardements der Engländer auf deutsche Städte auf jedenfall erfolgt wären, selbst wenn niemals auch nur ein deutsches Flugzeug über England geflogen wären (allerdings sollte nicht unerwähnt bleiben, dass solche Bombenangriffe b.z.w. Bombardierungen von Städten von allen Armeen geplant wurden, ob Italiener, Sowjets oder Deutsche - und das schon weit vor dem Zweiten Weltkrieg...)! Jedenfalls lässt die Fakten- und Dokumentenlage diesen Schluss zu. Denn anders konnte zunächst ein britischer Beitrag zur Bekämpfung des Aggressors Hitler-Deutschland (auch im Sinne Stalins) gar nicht ausfallen! Die britischen Bomber waren die einzige Waffe, mit der man den Feind ernsthaften Schaden zufügen konnte (entsprechend hoch waren übrigens auch die Verluste des Bomberpersonals der Royal Airforce). Damit fällt aber der Faktor Vergeltung als Begründung für die Planung systematischer Zerstörung deutscher Städte aus !
Auch dachten die Briten, wenn sie deutsche Städte zerstören, wächst der Unmut gegen Hitler und die Deutschen werden gegen ihren Führer aufstehen. Dieses Ziel haben die Briten aber niemals auch nur annähernd erreicht. Es gab auch die Einsicht, dass die Bevölkerung in einer totalitären Diktatur überhaupt keine Möglichkeiten hat, politische Veränderungen zu erwirken. Ab 1943 war klar, dass solche Ziele illusorisch waren.
Und trotzdem intensivierten die Engländer ab 1943 ihre Bombardements, die ihren Höhepunkt im Februar 1945 in der sinnlosen und militärisch völlig unbedeutenden Zerstörung von Dresden erreichten, wobei laut Walter Weidauer, dem späteren Bürgermeister der Stadt, angeblich sogar mit Bordwaffen der Flugzeuge b.z.w. der begleitenden Jäger auf die geschundenen und flüchtenden Menschen regelrecht Jagt gemacht wurde! Er schreibt in seinem Buch "Inferno Dresden" (Taschenbuchausgabe, Dietz Verlag Berlin 1987) auf Seite 50:
"Jetzt wird manchmal behauptet, es habe keinen Bordwaffenbeschuss gegeben. Das ist nicht richtig:
1. Es heißt schon in der bereits genannten Schlussmeldung vom 15. März 1945: 'Bei allen Angriffen war Bordwaffenbeschuss festzustellen.'
2. Mir haben viele Freunde, denen ich unbedingt vertraue, bestätigt, dass zumindest beim Tagangriff am 14. Februar 1945 Bordwaffen eingesetzt waren.
3. Ich habe Ende 1945 an Baumstämmen im Großen Garten reihenweise Einschüsse von Infanteriegeschossen (Maschinengewehre) feststellen können. Das waren keine Einschlagstellen von Splittern. Der Schusskanal ging immer von oben schräg abwärts. Als Soldat des ersten Weltkrieges konnte ich das sehr wohl beurteilen." (Zur Gegendarstellung hier lesen: Luftkriegslegende in Dresden).
Wie viele Menschen an diesem 13./14. Februar 1945 ihr Leben verloren, lässt sich nicht mehr klären, denn die Stadt war mit Flüchtlingen aus dem Osten belegt, die vor der anrückenden Roten Armee flüchteten. Seriösen Schätzungen und alter Dokumente zur Folge waren es ca. 35.000 Tote.
Immerhin behauptete aber der Brite David Irving, dass in Dresden eine viertel Million Menschen umgebracht worden sein sollen, wie aus dem Tagesbefehl Nr. 47 des Obersten der Schutzpolizei, Grosse, vom 22. März 1945 hervorzugehen scheint, die Witwe dieses "Chef des Stabes beim Befehlshaber der Ordnungspolizei", Frau Eva Grosse, hat angeblich gegenüber Irving noch am 10. Juni 1965 in München auf die Echtheit dieser Bilanz ihres Mannes bestanden. Das ist allerdings ein Schwindel, der heraus kam - und in England vor Gericht: Der Tagesbefehl Nr 47 war eine Erfindung des Goebbels-Ministeriums (mit propagandistisch gefälschten Zahlen).
David Irving hatte gegen Deborah Lipstadt (und ihren Verlag) wegen übler Nachrede und Kreditschädigung geklagt, da sie in ihrem Buch über Holocaust-Leugner ("Denying the Holocaust", Penguin Books) Irving als einen der führenden Repräsentanten der einschlägigen Szene bezeichnet hatte. Beim entsprechendem Prozess ist er mit Bomben und Granaten durchgefallen!
(Quelle: Richard J. Evans "Der Geschichtsfälscher. Holocaust und historische Wahrheit im David-Irving-Prozess", Campus, Frankfurt/M., 2001; Kapitel "Der Untergang Dresdens", S. 193-238.
Und hier: http://www.nizkor.org/hweb/people/i/irving-david/judgment-00-00.html )
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Zerstörtes Dresden
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Brennender Hafen in Hamburg
Es stellt sich allerdings die berechtigte Frage nach dem Sinn von Luftangriffen auf deutsche Wohnsiedlungen, statt wesentlich effektivere Luftangriffe auf Rüstungsbetriebe (?)! Denn Bombardierungen von Rüstungsbetrieben/-anlagen haben die Amerikaner anfangs mit ihren Präzisionsangriffen bei Tag (zwar mit hohen eigenen Verlusten, aber:) durchschlagend erfolgreich erledigt - wobei ab etwa 1944 auch sie sich von den Engländern zu Flächenbombardements der Wohnviertel anstiften ließen.
Wie weitaus erfolgreicher gerade die von den Amerikanern durchgeführten Präzisionsangriffe gegen Industrieanlagen waren, zeigen folgende Beispiele: Im Juli und August 1944 bombardierten die Amerikaner deutsche Ölanlagen. Mit geringstem Einsatz an Flugzeugen (17% ihrer Bomberflotte) erreichten sie eine Halbierung der deutschen Ölproduktion. Die Versorgung der Luftwaffe fiel von 180.000 auf 10.000 Tonnen!
Im Frühjahr 1945 legten die Amerikaner die Benzinversorgung des Reiches lahm. Genau das führte unter anderem zum raschen Kriegsende, denn jede deutsche Offensive war aus Spritmangel unmöglich oder scheiterte letztendlich daran (z.B. Ardennen-Offensive Dezember 1944 bis Januar 1945, die zunächst äußerst erfolgreich nicht zuletzt wegen Spritmangel abgebrochen werden musste)!
Die Briten aber verfolgten andere Ziele. Sie wollten besonders die Wohnsiedlungen - und hier besonders die Arbeiter (!) - treffen. Denn es lässt sich nicht abstreiten, dass sich die Bombardements der Wohnvierten, und damit der Arbeiter, negativ auf die Produktion (insbesondere der Rüstungsproduktion) und auf die Moral der Soldaten an der Front auswirkten. General Alfred Jodl vertrat nach dem Krieg sogar die Ansicht, dass die Bombardements den Krieg entscheidend beeinflusst hätten. Diesbezüglich ließ er 1945 seine Aussage zu Papier bringen, dass die "vollkommene Luftüberlegenheit" der Alliierten "den Kriegt entschieden hat." Am "effektivsten" wären die "strategischen Bombardierungen des Heimatgebietes" gewesen, der "entscheidende Faktor" wäre "die Zerstörung des Heimatlandes, fast ohne Widerstand" gewesen. Explizit zum Thema des "psychologischen Effekts" der Bombardierung deutscher Städte auf die Soldaten an der Front (und damit auf die Kampfkraft/Moral) gab Jodl an:
"Zunächst einmal waren die psychologischen Auswirkungen auf die Frontsoldaten sehr groß. Das wird häufig übersehen, aber meiner Meinung nach war es von überragender Bedeutung. Während der Soldat vorher glaubte, dass er durch den Kampf an der Front seine Heimat, seine Frau und seine Kinder beschützte, wurde dieser Faktor völlig eliminiert und durch die Erkenntnis ersetzt, 'Ich kann so viel durchhalten wie ich will, aber meine Frau und meine Kinder gehen trotzdem vor die Hunde.'" (1)
Und: "Dies unterminiert auch die Kampfkraft der Soldaten im Allgemeinen, so dass diese zunehmend 'unruhig' wurden, diese nicht mehr 'so enthusiastisch' kämpften, die deutschen Soldaten sich daher zunehmend fragten: 'Wofür kämpfe ich? Ich kann noch so tapfer sein und trotzdem wird zu Hause alles in Stücke geschlagen.' Dies war mit Sicherheit eine starke Reaktion auf den Kampfgeist der Truppen. Parallel dazu hatte es Einfluss auf die Arbeitskraft der Arbeiter in der Rüstungsindustrie ..." (2)
Quellen:
(1) Overy, Richard: Verhöre. Die NS-Elite in den Händen der Alliierten 1945. Seite 278. Econ Ullstein List Verlag 2002.
(2) Overy, Richard: Interrogations: The Nazi Elite in Allied Hands 1945. S. 283ff. Penguin Books, 2002.
Reichsrüstungsminister Albert Speer meinte nach dem Krieg sogar, dass Aufgrund der Bombardements 35 Prozent weniger Panzer, 31 Prozent weniger Flugzeuge und 42 Prozent weniger Transportflugzeuge produziert worden seien. Wenn diese Einschätzung richtig ist, dann bewirkten die Flächenbombardements erhebliche Produktionseinbußen, die sich wiederum auf die Fronten auswirkten. Dennoch muss man danach fragen, ob die Zerstörung der Städte der einzige Weg war, um das Militär zu schwächen? Es hätte mit Sicherheit effizientere und weniger zerstörerische Alternativen zu den Flächenbombardements gegeben, denn hätte man seine Energie und sein Potential darauf verwendet, die deutsche Industrie- und Rüstungsproduktion zu attackieren, anstatt ganze Städte in Schutt und Asche zu legen, hätte das auf jeden Fall den Krieg entscheidend beeinflusst und seine Dauer möglicherweise erheblich verkürzt!
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Bomben auf Lübeck am 29. März 1942
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Durch Bomben zerstörtes Frankfurt am Main
Um ihre Flächenbombardements der Wohnsiedlungen so effektiv als möglich durchführen zu können, entwickelten die Briten mehrere Methoden (in den USA bauten sie eine typische deutsche Stadt nach, um dann daran herauszufinden, mit welcher Art Bombardierung die größtmögliche Zerstörung zu erreicht ist). "Bomber-Harris" (Foto), der Oberstratege der britischen Bomberwaffe, arbeitete geradezu fanatisch an den Techniken, um die größtmögliche Effektivität zu erzielen. Ohne ihm wären die Bombardements mit Sicherheit weniger Zerstörerisch gewesen.
Ziel war es, so viele Zivilisten wie möglich zu töten. Dazu führten sie verschiedene Testangriffe durch um herauszufinden, mit welcher Art Bomben der größtmögliche Schaden angerichtet werden kann. Schon Anfang der Vierziger Jahre wurde aber den britischen Luftkriegsexperten klar, dass allein mit Sprengbomben der Gegner kaum zu beeindrucken sei. Arthur Harris (Foto) kam zu dem Schluss, dass die eigentliche Zerstörung und Vernichtung durch Brand erreicht werden müsse. Dazu warf man im Frühjahr 1942 quasi als Test 1.350 Sprengbomben, aber 460.000 Brandbomben auf Köln ab. Und man stellte fest, dass hier die Strategie aufging: Die Sprengbomben (Luftminen - darunter riesige "Blockbuster") zerstörten die Dächer, dicken Brandwände und Fenster; die Brandbomben (Brandstäbe und Phosphorbomben), die nun ungehindert ins Haus auf brennbares Material fallen konnten, entzündeten die Häuser, in denen nun Zugluft wie durch einen Kamin zog. Auch wurden durch Spreng- und Splitterbomben, teils mit Zeitzünder, Wasserleitungen zerstört, Strassen verkratert und Löschtrupps ausgeschaltet. Die Masse der entstehenden Brände machten es der Feuerwehr und den Brandbekämpfern unmöglich, wirkungsvoll zu löschen, die Brände breiteten sich ungehindert über weite Flächen aus. Über den in Brand gesteckten Stadtteilen bildete sich eine gigantische Heißluftsäule, die Tausende Tonnen Sauerstoff ansaugte und orkanartige Stürme entstehen ließ. Der Feuersturm in Hamburg und Dresden ist nicht zufällig entstanden, sondern war durch ausgeklügelten Bombenabwurf geplant!
Die Menschen, egal, wo sie sich befanden, krepierten an Hitzeschlag oder Überdruck, Verbrennungen oder Kohlenmonoxidvergiftung.
Nach dem Angriff deutscher Truppen auf die Sowjetunion am 22. Juni 1941 ließ Churchill fast nur noch Flächenbombardements auf deutsche Städte durchführen. Als Stalin seinem britischen Verbündeten im Sommer 1942 bei einem Treffen in Moskau erregt vorwarf, England lasse die Sowjetunion im Stich, beruhigte Churchill ihn mit der Zusage, die RAF (Royal Airforce) werde "nahezu jede Wohnung in fast jeder deutschen Stadt" zerstören. Bis zum Ende des Krieges am 8. Mai 1945 blieben die Bomber der wichtigste Beitrag des Empire im Kampf gegen die Achse Berlin-Rom-Tokio.
600.000 Zivilisten, darunter 80.000 Kinder, fielen den Bombardements der Alliierten zum Opfer. Brand- und Sprengbomben fielen auf nahezu jede Stadt mit über 50.000 Einwohnern, dazu auf 850 kleinere Orte. Die Hölle wurde da entfacht, schreckliche Vernichtung herbei geführt: Leichen, die in den über 1.000 Grad heißen Feuersbrünsten auf die Größe von Kommisbroten schrumpften; Säuglinge, die im siedenden Löschwasser der Feuerwehr bei lebendigen Leibe gesotten wurden; Kinder, die ihre zu Asche verbrannten Eltern im Eimer zum Friedhof trugen. In Hamburg beispielsweise wurden 44 Prozent aller Wohnungen der Stadt in Schutt und Asche gelegt. Die Zerstörung kannte keine Grenzen...
Übrigens: Churchill hatte gelegentlich Bedenken wegen der Bombardements geäußert, einmal sagte er "Gehen wir zu weit? Sind wir Bestien?". Trotzdem hielt er an der Strategie fest! Er entzog sich auch fortwährend einer Vorführung von Filmaufnahmen der Zerstörungen - ähnlich wie Hitler, der es wehemend vermied, eines seiner Konzentrations- und Vernichtungslager zu besuchen.
Erst nach der Zerstörung Dresdens distanzierte sich Churchill von dem Bombenterror gegen Zivilisten - den er aber einst ausschlaggebend mit initiiert hatte!
Auch wurde die britische Öffentlichkeit darüber im Dunkeln gelassen, wie der Bombenkrieg gegen Deutschland tatsächlich geführt wird, in englischen Zeitungen hieß es immer nur, dass man rein militärische und industrielle Ziele bombardiere. Kein Wort davon, dass systematisch ganze Städte zerstört werden.
Der britische Labour-Politiker Richard Crossman schrieb acht Jahre nach dem Krieg: "Die Zerstörung von Dresden war eines jener Verbrechen gegen die Menschlichkeit, deren Urheber in Nürnberg unter Anklage gestellt worden wären, wenn jener Gerichtshof nicht in ein bloßes Instrument alliierter Rache pervertiert worden wäre." (Quelle: DER SPIEGEL Nr. 4/20.1.03, Seite 88)
Und: Die Amerikaner lernten eifrig von den Briten, denn im größtem Feuersturm aller Zeiten, von den Amerikanern entfacht, starben 80.000 Menschen: Tokio 1945!
Warnung vor Verklärung Dresdens
60 Jahre nach der verheerenden Bombardierung mit zehntausenden Toten hat Oberbürgermeister Ingolf Roßberg davor gewarnt, Dresden als „unschuldige Stadt“ mißzuverstehen
Die Trümmer der Dresdener Frauenkirche nach dem Bombardement im Februar 1945 Foto: AP |
Dresden - „Dresden war im Februar 1945 das größte noch existierende Zentrum der deutschen Rüstungsindustrie. Deshalb müssen wir uns von der Formel der 'unschuldigen Stadt' lösen“, sagte der FDP-Politiker. Der britische Botschafter in Deutschland, Peter Torry, räumte indes ein, heute lasse sich diskutieren, ob der Angriff nötig war. „Damals sah es anders aus.“
Auch Bundeskanzler Gerhard Schröder appellierte vor den Gedenkfeiern Jahrestag des Bombenangriffs am Sonntag an die Deutschen, die Opfer des Krieges und der Nazi-Herrschaft nicht gegeneinander aufzurechnen. Der SPD-Politiker sagte der „Welt am Sonntag“, sein Gedenken sei immer eines, das sich erinnert, wieviel Leid der von Deutschen verursachte Krieg über andere gebracht habe. „Gleichzeitig haben wir keinen Grund, nicht auch über die eigenen Toten zu trauern.“
Am Sonntag werden in Dresden 90.000 Besucher erwartet; es sind 20 Gedenkveranstaltungen geplant. Mehrere Demonstrationen sind angemeldet, darunter ein „Trauermarsch“ der Jungen Landsmannschaft Ostpreußen (JLO), die unter der Schirmherrschaft der NPD-Landtagsfraktion steht. Dazu werden laut Polizei wahrscheinlich mehrere tausend Rechtsextremisten anreisen. Ebenfalls für Sonntag hat die „Friedensaktion Dresden“, ein breites Bündnis aus Gewerkschaften und Parteien, zu einer Gegendemonstration aufgerufen, zu der 4000 Teilnehmer erwartet werden.
Eine Bürgerinitiative will außerdem mit der Aktion „10.000 Kerzen für Dresden - ein Bild geht um die Welt“ zu Frieden, Versöhnung und Toleranz aufrufen. Dazu werden auch Bundestagspräsident Wolfgang Thierse (SPD) und Ministerpräsident Georg Milbradt (CDU) erwartet.
Roßberg sagte den „Stuttgarter Nachrichten“, natürlich könne man fragen, „ob es zur grausamen militärischen Logik, die Innenstadt zu bombardieren, nicht eine Alternative gegeben hätte“. Aber angesichts der militärischen Bedeutung der Stadt gelte das demokratische Prinzip, „daß man unangenehme Wahrheiten nicht einfach ausblenden kann“.
Torry erklärte, damals hätten sich die Alliierten im sechsten Jahr eines Kampfes auf Leben und Tod gegen den Faschismus befunden. „Die Existenz Großbritanniens und die Freiheit Europas standen auf dem Spiel“, schrieb er in der „Bild am Sonntag“. Trotzdem sei es heute richtig, um die Toten in Dresden zu trauern. „Wir sollten auch der vielen Millionen gedenken, die im Kampf gegen den Faschismus ums Leben kamen, auch der Gefallenen der Royal Air Force.“
Weniger Tote als angenommen
Der Leiter der Dresdner Kommission zur Aufarbeitung der Angriffe, der Historiker Rolf-Dieter Müller, wies darauf hin, daß nach neuen Forschungen die Zahl der bei den Luftangriffen getöteten Menschen wahrscheinlich nach unten korrigiert werden muß. Aus seiner Sicht liegt die Zahl bei 25.000 bis höchstens 30.000 Toten, wie er der Online-Ausgabe der „Financial Times Deutschland“ sagte. Bisher waren Experten von 35.000 Todesopfern ausgegangen.
Die rechtsradikale Partei Die Republikaner hat unterdessen gegen die Initiatoren linker Demonstrationen Strafanzeigen wegen Volksverhetzung und der Verunglimpfung des Andenkens Verstorbener erstattet. Der Bundesvorsitzende Rolf Schlierer erklärte, es gehe um Aufrufe mit Überschriften wie „Frauenkirche abreißen“ oder „No tears for krauts“, die „das Verbrechen der Bombardierung Dresdens“ relativieren oder rechtfertigen sollten. WELT.de
Absoluter Neuling
Dresden vor dem vernichtenden Schlag
Erinnerungen von Friedrich Karl Fromme
Dresden bot Anfang 1945 ein halbwegs friedliches Bild. Das ist die "herrschende Meinung", die sich freilich erst in der Rückschau gebildet hat. Tatsächlich war Dresden vor dem 13. Februar 1945, dem Tag, an dem gegen zehn Uhr abends seine in nicht mehr als 14 Stunden fast vollendete Zerstörung begann, dreimal von Tagesangriffen der amerikanischen Luftwaffe heimgesucht worden. Sie galten Zielen, die als "kriegswichtig" angesehen werden konnten, vor allem dem Verschiebebahnhof im zentrumsnahen Vorort Friedrichstadt. Die "Kollateralschäden" - das Wort war noch nicht Teil des beschönigenden Vokabulars der Kriegsführung - waren erheblich.
Am 24. August 1944 sollte die Industrie im Tal der Weißeritz, in der direkt an Dresden grenzenden Stadt Freital, getroffen werden. Aber durch Verschiebungen, die bei dem Tempo der bombentragenden Flugzeuge eine Sache von Sekunden sein können, wurde eine vorzugsweise von Arbeitern der Freitaler Industrie bewohnte Einfamilienhaussiedlung zerstört.
Es folgten Angriffe am 7. Oktober 1944 und am 16. Januar 1945. Sie richteten erhebliche Schäden im Westen der Stadt an, obwohl sie eigentlich dem großen Verschiebebahnhof Friedrichstadt und nahebei gelegenen Versorgungseinrichtungen (Speichergebäude, Elbhafen) galten. Diese drei neben dem massiven Einschnitt des 13. Februar 1945 in der Erinnerung verblaßten Angriffe haben in der Summe an die tausend Todesopfer gefordert.
Die Stimmung der Bevölkerung einer Stadt, die von ihren zuletzt gezählten 630000 Einwohnern etliche an den Wehrdienst verloren, aber eine weitaus größere Zahl durch Flüchtlinge hinzugewonnen hatte, exakt zu beschreiben ist unmöglich. Tatsächlich erlebt wurde eine durchaus als vorläufig empfundene Normalität. Mit Sicherheit verkehrt ist die Vorstellung, daß "die Dresdner" damals festen Glaubens gewesen seien, ihre Stadt werde verschont bleiben. Man wußte von der Wucht des Bombenkrieges; Leipzig, Chemnitz und Magdeburg waren schon "dran" gewesen. Vor allem aus rheinischen Städten waren Evakuierte nach Dresden und in die Umgebung der Stadt gekommen. Die wandten sich freilich zu Beginn des Jahres 1945 allmählich wieder westwärts, als sie hörten, daß die Rote Armee schon bei Görlitz stehe, rund 125 Kilometer östlich von Dresden.
Sicherlich gab es die Hoffnung, daß Dresden von der schlimmsten Seite des Luftkriegs verschont bleibe. Aber 174 Fliegeralarme vor dem 13. Februar 1945 standen dagegen. Nur zu unübersehbar war die Gegenwart der feindlichen Flieger durch immer wieder nachts abgeworfene Flugblätter, die man vorsichtig beäugte und am liebsten übersah, auch durch die Stanniolstreifen, mit denen die deutsche Radarortung gestört werden sollte.
Wer es sich irgendwie leisten konnte, hatte entbehrliche und/oder besonders wertvolle Einrichtungsstücke aus der Stadt geschafft nach dem Prinzip der Verteilung des Risikos. Die fehlende Ernsthaftigkeit des Glaubens, Dresden werde verschont bleiben, zeigte sich in lächerlichen Gerüchten wie dem, daß eine Tante des britischen Premiers Churchill in Dresden lebe, oder daß die Stadt ein Zentrum der feindlichen Spionage sei.
"Zersetzend" und deshalb nicht ungefährlich war die allenfalls guten Freunden ins Ohr zu flüsternde Annahme, die werdenden Sieger wollten eine passable Stadt als ihren gemeinsamen Verwaltungssitz intakt lassen. Keinen festen Stand gegenüber den zu erkennenden Realitäten hatte auch die Idee, daß Rücksicht auf die in Dresden angehäuften Kunstschätze, gar auf die Architektur der Stadt die Gegner zurückhalte. Solche Zartheit war auf beiden Seiten nicht bestimmend. Es war jedem klar, daß die auf London abgefeuerten Raketen ("V-Waffen") nicht unterscheiden könnten, ob sie in Wohngebiete oder im Schloß Westminster einschlagen würden. Die Annahme, Dresden werde ausgespart bleiben, war eng verknüpft mit der Erwartung eines baldigen Endes des Krieges, was nach den jedermann einsichtigen Umständen nur die Niederlage bedeuten konnte. Dieses Ende aber auch nur anzudeuten, war lebensgefährlich.
Auch das Fehlen weithin sichtbarer Vorkehrungen gegen den Bombenkrieg wurde nicht verstanden als Bestätigung der Hoffnung, davonzukommen. Es fehlten die großen Bunkerbauten, wie sie von Hamburg oder Berlin vertraut waren. Aber auch in Dresden wurde das Stadtbild verändert durch Löschwasserbecken und Splittergräben auf großen Plätzen, durch die Beschriftungen der Häuser mit Hinweisen, wo es zum "LSR" (dem Luftschutzraum) gehe. Die Kellerfenster wurden verstellt mit Betonklötzen, was in den Villen, die keine Keller hatten, sondern ein von Personal genutztes, oft auch bewohntes "Souterrain", zu Schwierigkeiten führte.
Nicht sichtbar waren die angeordneten, nur bei geschlossener Bebauung möglichen Durchbrüche von Keller zu Keller. Die Maßnahme sollte sich als schädlich erweisen, weil die verbundenen Keller wie die Zugkanäle in einem Kachelofen wirkten. Darüber, daß der Gauleiter und Reichsstatthalter Martin Mutschmann sich in dem Garten seiner Villa einen Bunker hatte bauen lassen, wurde verstohlen gelästert. Hier und da war zu hören, daß sich Leute aus dem wohlhabenden Bürgertum weigerten, wertvolle Einrichtungsgegenstände "auszulagern". Die nicht zu äußernde Begründung war, man wolle, da das Ende absehbar sei, die letzte Zeit so leben wie gewohnt. Auf der Grundlage einer nur notdürftig verdrängten Erwartung wurden dann die Angriffe mit einem ergebenen Fatalismus erduldet.
Als an jenem Abend des Faschingsdienstag 1945 der Drahtfunk als Einflugsrichtung der britischen Bomber das Planquadrat "Martha - Heinrich 8" nannte, in dem Dresden lag, als gar der Sprecher mit gehetzter Stimme sagte: "Bomberströme im Anflug auf Dresden", war klar, was nun kommen werde. Jeder noch so leise Zweifel schwand, als die Konturen der Umgebung sich, wie im Licht eines übermäßig hellen Vollmondes, scharf abzeichneten, erleuchtet von den sinnig "Christbäume" genannten Markierungsbomben. Sie steckten, das wußte man, das Zielgebiet ab.
Die Bombennächte mit ihrem dröhnenden Krachen, mit dem scheinbaren (oder wirklichen?) Sichheben des zementierten Kellerfußbodens, mit dem Scheppern von Glas und dem dröhnenden Rauschen zusammenstürzender Mauern - das ist oft geschildert worden.
Gestritten wird seit langem über die Zahl der getöteten Bewohner (siehe Besprechung des neuen Buches von Wolfgang Schaarschmidt auf Seite 7). Es ist jedenfalls Zeit für einen Abschied von der "politisch" festgelegten Zahl der 35000 Toten, die Mitte der fünfziger Jahre von der SED als bindend verkündet und, wie so manches andere, nach der Wende von dem demokratisch legitimierten Stadtregiment übernommen wurde.
Die Zahl derer, für die es einen "Tag danach" nicht mehr gab, ist vor allem deshalb unbestimmbar, weil niemand genau weiß, wie viele Menschen sich in jener Nacht tatsächlich in Dresden aufhielten. Der Versuch, nach Vorschrift "Gemeldete" zu zählen, läßt die Eigenart eines im Beginn der Auflösung begriffenen Staates außer acht. In wie vielen Haushalten haben, für eine Erholungspause auf der Flucht vor "den Russen", wie man damals sagte, Flüchtlinge Aufnahme gefunden, wie viele starben mit ihren Gastgebern?
In dem Maße, wie die eigene Behausung an Sicherheit verlor, wuchs die Gastlichkeit. Wer die Zeitweiligkeit der eigenen Bleibe kannte, teilte sie leichter mit denen, die erkennbar keine mehr hatten. Man wußte, daß man bald selbst zu den Unbehausten gehören konnte. Die Stadt quoll nicht sichtbar über vor Flüchtlingen. Aber sie drängten sich auf den Bahnhöfen.
Verblaßt ist neben jener Nacht von Faschingsdienstag zum Aschermittwoch, daß es an diesem Tag einen neuen Angriff gegeben hat, ausgeführt diesmal von den Amerikanern und nach deren Art mit dem Versuch, kriegswichtige Ziele zu treffen. Ein weiterer Angriff dieser Art folgte am nächsten Tag. Dann kündigten die Sirenen, soweit sie wieder funktionierten, noch zweimal einen Tagesangriff an: am 2. März und am 17. April, diesmal, kurz vor Kriegsende, wieder mit großer Wucht, angeblich den sowjetischen Verbündeten zuliebe. Im Volksmund hieß es bald, das sei geschehen, weil man ihnen möglichst wenig Reste der Stadt habe überlassen wollen. Diese Luftangriffe verschmelzen in der Erinnerung zu dem einen großen Schlag gegen Dresden.
Dessen Schrecknisse sind oft genug beschrieben worden - nach den (spärlichen) Akten, den wenigen damals aufgenommenen Bildern und Berichten der Überlebenden. Sie wanderten, soweit sie ihre Bleibe verloren hatten (nach Schätzungen waren es 400000) durch die schwelenden, allmählich erkaltenden Trümmer, auf der Suche nach einem noch so notdürftigen Dach über dem Kopf.
Den Überlebenden zeigte sich die partielle "Kriegswichtigkeit" der angeblich reinen "Kunststadt" Dresden auf besondere Weise. Die Schäden an den Verkehrsverbindungen waren nach wenigen Tagen hinreichend behoben. Die Arbeiter, denen der Verlust der Wohnung den Durchhaltewillen nehmen sollte, fanden sich bald wieder in ihren Betrieben ein. Zumal die "kriegswichtigen" waren fast zur Gänze erhalten geblieben.
Das war eine Folge der oft gerühmten Stadtplanung, die in Dresden vom Beginn der Industrialisierung im frühen 19. Jahrhundert an Industrie nur außerhalb der Wohngebiete zugelassen hatte. Dort gab es allenfalls ein Zahnpastawerk hinter den Wohnhäusern, was ausgebrannt ganz erbärmlich stank und den sich unaufhaltsam ausbreitenden Geruch nach Tod und Verwesung punktuell überdeckte. Am Rande des vornehmen Schweizer Viertels war eine hübsche, nicht einmal kleine Fabrik zerstört. Sie hatte für alle Welt Edelstahlformen für das Gießen von Schokoladenfiguren hergestellt, von Weihnachtsmännern und Osterhasen. Die Photoindustrie (Zeiss Ikon), die Elektro- und Fernmeldeindustrie (Sachsenwerk) - das alles stand praktisch unversehrt, ebenso das Kasernenviertel im Norden der rechtselbischen Neustadt.
War diese Rückkehr zu einer eingeschränkten Normalität Ausdruck eines sturen "Durchhaltewillens", wie die Nachgeborenen leichthin sagen? In Einzelfällen vielleicht, wenn auch in der differenzierten Form, daß man geneigt ist, sich zu weigern, einen lange gehegten Irrglauben als solchen zu erkennen. Automatenhaft redeten einige Menschen noch vom Endsieg, weil sie wußten, daß dies von einer immer noch mächtigen Obrigkeit verlangt wurde, und weil sie keine Lust hatten, nach allem auch noch das Leben zu verlieren. Also belogen manche sich (und die anderen) noch ein Weilchen weiter. In der Bombennacht waren freilich auch Wutausbrüche zu sehen und zu hören, die sich an Insignien des NS-Staates abreagierten. Auch das war nur ein Ausdruck verzweifelter Hilflosigkeit.
F.A.Z., 12.02.2005, Nr. 36 / Seite 3
MfG
kiiwii
Die Angriffe der anglo-amerikanischen Bomberflotten auf das Drehkreuz Dresden am 13./14. Februar 1945
Frederick Taylor: Dresden. Dienstag, 13. Februar 1945. Militärische Logik oder blanker Terror? Aus dem Englischen von Friedrich Griese.
In diesen Tagen steht die sächsische Landeshauptstadt im Banne der Erinnerung an jene Katastrophe, die anglo-amerikanische Bomberflotten am 13./14. Februar 1945 ausgelöst haben. Es war nicht der erste Luftangriff auf die Metropole, und es folgten ihm weitere - so wie fast alle deutschen Großstädte bombardiert wurden, die noch nicht der Kontrolle Hitlers entrissen worden waren. Die Alliierten zeigten sich entschlossen, die Besetzung des Deutschen Reiches und damit den Krieg so schnell wie möglich zu beenden. Nur so konnte ein mörderisches Blutbad für beide Seiten, wie es der Diktator in seinem Berliner Bunker ersehnte, verhindert werden.
Anfang Februar suchte die britische Führung nach einer Möglichkeit, den sowjetischen Vormarsch im Osten demonstrativ zu unterstützen. Die Militär- und Rüstungsstadt Dresden war das größte noch aktive Drehkreuz hinter der bröckelnden deutschen Ostfront - aus der Sicht der Alliierten ein nicht minder legitimes Ziel als Berlin, Köln oder München. Daß die barocke Altstadt ein besonderes kulturelles Kleinod darstellte, interessierte die militärischen Planer auch in diesem Falle nicht. Das Ergebnis ist bekannt.
Der systematisch entfachte Feuersturm entwickelte eine mörderische Wirkung, die durch eine Reihe unerwartet günstiger Bedingungen und Fehler auf deutscher Seite verstärkt wurde. Mindestens 25 000 Menschen fanden den Tod, weniger als beim Feuersturm 1943 in Hamburg, aber doch erheblich mehr als bei anderen Bombenangriffen im Frühjahr 1945.
Wenn Dresden auch nach 60 Jahren noch als Symbol des Bombenkrieges gilt, dann ist das einerseits auf eine fanatische Haßpropaganda der Nazis zurückführen, die sich nicht scheute, die Opferzahlen ins Unermeßliche zu verfälschen. Andererseits nutzte auch die SED-Diktatur die Erinnerung an den Brand von Dresden, um jahrzehntelang den Haß auf den Westen zu schüren und eine heuchlerische Friedenspropaganda zu entfalten. Der Mißbrauch des Gedenkens an eine humanitäre Katastrophe findet heute seine Fortsetzung durch die NPD im Sächsischen Landtag, die in schrillen Tönen von Kriegsverbrechen und Völkermord zu sprechen wagt, um gleichzeitig das Gedenken an den Holocaust zu verweigern.
Der britische Historiker und Schriftsteller Frederick Taylor hat die historischen Ereignisse noch einmal nachrecherchiert. Seine exzellente Darstellung beruht auf einer sorgfältigen und nüchternen Analyse deutscher und britischer Quellen sowie der Auswertung der umfangreichen Sekundärliteratur. Ein besonderer Gewinn liegt in der Einbeziehung der jüngsten lokalhistorischen Forschung.
Auch im Falle Dresden haben die traumatischen Erlebnisse bei manchen Zeitzeugen die Erinnerungen so beeinflußt, daß bis heute Legenden und Behauptungen kolportiert werden, die der Überprüfung nicht standhalten, dem politischen Mißbrauch und der Geschichtsklitterung aber Vorschub leisten. Dazu gehören Mutmaßungen über die Höhe der Opferzahlen, die von bis zu mehreren hunderttausend Toten ausgehen. Dresden würde damit selbst Hiroshima übertreffen. Weil diese irrlichternde Diskussion geeignet ist, das Ansehen der Stadt und das Andenken an die Opfer zu beschädigen, hat der Oberbürgermeister kürzlich eine Historikerkommission eingesetzt. Sie soll die Opferzahl überprüfen und abschließend klären. Taylor hat die vorliegenden amtlichen Quellen verwendet, die rund 25 000 Tote nachweisen können, und läßt eine Schätzung bis zu 40 000 zu.
Er bemüht sich insgesamt um eine objektive und verständnisvolle Sicht der Ereignisse und ihrer Folgen. Seine Rekonstruktion der britischen Motive, der technokratisch perfekt und eiskalt kalkulierten Angriffsverfahren sowie der Versäumnisse und Maßnahmen auf deutscher Seite entspricht dem Stand der Fachwissenschaft. Neu dürfte für viele Leser die oft übersehene militärische und rüstungswirtschaftliche Bedeutung Dresdens sein, die dem britischen Angriff als Legitimation diente.
Seine Absicht, nicht nur die Bombardierung zu schildern, sondern auch ein detailliertes Porträt der Stadt zu liefern, ist vollauf gelungen. Einfühlsam schildert er das Schicksal der Menschen und zitiert die Berichte von Zeitzeugen: der Bomberbesatzungen auf der einen Seite, der Soldaten und Zivilisten auf der anderen. Es geht um teilweise grausame Szenen eines Feuersturms, der keinen Unterschied machte: ob Nazis, Kriegsgefangene, Zwangsarbeiter und die kleine Gruppe der noch lebenden jüdischen Bürger oder die große Zahl von Frauen und Kindern, Bewohnern der Stadt, Fremde oder Flüchtlinge.
Taylor läßt keinen Zweifel daran, daß er das Angriffsverfahren der Briten als barbarisch und inhuman einschätzt. Seine nüchterne Darlegung der alliierten Gründe hat bei der Boulevard-Presse zu dem Mißverständnis geführt, daß er den Angriff rechtfertigen würde.
Doch der Autor vermittelt statt dessen eine ausgewogene und lesenswerte, gut dokumentierte und illustrierte Interpretation, die dem Anliegen einer Mehrheit der Dresdner Bürger förderlich ist: in der Erinnerung an den Schrecken des Krieges den Wiederaufbau der Frauenkirche als Symbol für die deutsch-britische Freundschaft und Aussöhnung feiern zu können. Rolf-Dieter Müller
Text: F.A.Z., 12.02.2005, Nr. 36 / Seite 7
MfG
kiiwii
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Kannst Du nicht einfach einmal täglich den Link zur JF-Homepage posten?
Ich verspreche Dir, dass ich immer alles lese. Danke.
Absoluter Neuling
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Und für AN :
http://www.jungewelt.de/2005/02-12/003.php
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Und dann kommt mir so ein ein Typ wie PM in die Quere und jammert rum, dass er kein Rechtsradikaler wäre - lasst aber so was durchlaufen. ;o)
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http://www.ariva.de/board/213109/...amp;jump=1812806&#jump1812806
Was soll das?
25.000 oder 30.000 sind genauso schlimm wie 200.000 oder 300.000.
Wo ist Dein Problem?
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"Die dubioseste Form der Kriegsführung"
In seinem vielbeachteten Buch verurteilt der britische Historiker Frederick Taylor die Bombardierung Dresdens als "übertrieben". Im Interview mit SPIEGEL ONLINE erläutert er, warum der Feuersturm dennoch begründet war - und warum der deutsche Publizist Jörg Friedrich irrt, wenn er den Angriff als illegitim bezeichnet.
AFPLeichenbergungstrupps nach der Bombardierung: "Luftkrieg an sich ist moralisch sehr dubios" |
SPIEGEL ONLINE: Einige beschuldigen Sie, mit ihrem Buch "Dresden, Dienstag, 13. Februar 1945" eine Rechtfertigung der Bombardierung von Dresden geschrieben zu haben. Was sagen Sie zu diesem Vorwurf?
Taylor: Mein Buch versucht, distanziert und rational zu sein, und wo immer möglich, versuche ich die Mythen und Legenden von den Realitäten zu trennen. Ich persönlich finde den Angriff auf Dresden entsetzlich. Er war übertrieben, er war exzessiv und ist enorm zu bedauern. Aber es gibt keinen Grund zur Annahme, der Angriff der Alliierten sei vollkommen irrational gewesen.
SPIEGEL ONLINE: War es ein Kriegsverbrechen?
Taylor: Ich weiß es wirklich nicht. Praktisch gesehen haben Kriegsregeln etwas von einer Grauzone. Es war eine ziemlich grenzwertige Angelegenheit, was das Ausmaß des Angriffs und die Anzahl der eingesetzten Kräfte angeht. Er ist vergleichbar mit anderen Luftangriffen in diesem Krieg, wie der deutschen Attacke auf Belgrad oder sogar Stalingrad, bevor es belagert wurde. Und natürlich auch mit anderen britischen und amerikanischen Angriffen, darunter die in Japan (Hiroshima und Nagasaki). Das sind Beispiele, wo man nahe daran ist zu sagen: "Man kann so etwas nicht tun". Luftkrieg an sich ist moralisch sehr dubios. Es ist die dubioseste Form der Kriegsführung. Aber ein Kriegsverbrechen ist eine sehr spezielle Sache, über die internationale Anwälte lange streiten. Ich bin nicht darauf vorbereitet, mich festzulegen; ich wüsste auch nicht, warum ich das tun sollte. Ich bin Historiker.
SPIEGEL ONLINE: Seit dem Krieg hat sich die Diskussion der Verbrechen des Zweiten Weltkriegs fast ausschließlich auf die von den Nazis begangenen Taten konzentriert. Aber auch Hunderttausende deutscher Zivilisten wurden geopfert, in Feuerstürmen, die englische und amerikanische Bomben verursacht hatten. Sollten nicht auch die Exzesse der Alliierten zur Sprache gebracht werden?
Frederick Taylor Frederick Taylor: "Dresden, Dienstag, 13. Februar 1945. Militärische Logik oder blanker Terror?." Bertelsmann Verlag. Dezember 2004. |
Taylor: Wir müssen das offen diskutieren. Luftkriege haben immer etwas Faschistoides - man sieht die Person nicht, die man bombardiert, tötet oder verletzt. Außerdem hat man von oben so einen psychopathischen Blick. Der Luftkrieg war wahrscheinlich der einzige Teil des Krieges, in dem die Alliierten, abgesehen von den Russen, mit den Achsenmächten mithalten konnten, was die Unbarmherzigkeit der Kriegsführung angeht. Aber das ist jetzt 60 Jahre her, und die meisten Beteiligten sind tot. Wir sollten jetzt nicht anfangen, mit den Fingern aufeinander zu zeigen.
SPIEGEL ONLINE: Warum glauben Sie, ist es wichtig, 60 Jahre nach der Bombardierung, das Ereignis im Jahr 2005 von neuem zu betrachten?
Taylor: Als sich die Idee in meinem Kopf vor fünf Jahren kristallisierte, war ich nicht darauf aus, irgendeine Art revisionistischer Geschichte zu schreiben. Zwei Dinge motivierten mich. Erstens, der Fall der Berliner Mauer bedeutet freien Zugang zu den Archiven und Menschen in Ostdeutschland gleichermaßen - einen Zugang, den es vorher nicht gegeben hatte. Zweitens war die Generation von Augenzeugen dabei, schnell zu altern und zu sterben. Es hat natürlich bereits vorher Bücher auf Englisch zu diesem Thema gegeben, aber meine Hauptfrage war: "Kann ich es besser beschreiben?"
SPIEGEL ONLINE: Sie waren kürzlich in Dresden, um in der Stadt über die Bombardierung und ihre Buch zu sprechen. Hatten Sie den Eindruck, dass die Menschen dort offen sind für einen differenzierten Blick auf das, was am 13. Februar 1945 passierte?
um die Übersicht zu öffnen (Flash-Grafik).
Taylor: Ich habe den Eindruck, dass eine beachtliche Anzahl an Menschen in Dresden eine ausgewogene Sichtweise haben - Überlebende eingeschlossen. Natürlich gibt es einige, die der Ansicht sind, dass die Bombardierung vollkommen sinnlos war. Man kann jedoch auch behaupten, dass die Angriffe der Alliierten rational, aber gleichzeitig eine Gräueltat waren. Die eine Sichtweise schließt die andere keinesfalls aus. Und für die Überlebenden, die sich noch immer ausschließlich auf die Gewalt der Attacke konzentrieren, ist es ihr Dresden - und das muss respektiert werden.
SPIEGEL ONLINE: Die NPD bezeichnete die Bombardierung kürzlich als "Bomben-Holocaust". Diese Ansicht teilen nicht nur die Rechten in Dresden und anderswo in Deutschland. Was ist falsch an dieser Sichtweise?
Taylor: Diese ganze Sache mit dem "Bomben-Holocaust" kursiert bereits seit Jahren auf rechten Webseiten. Jetzt ist das eben ins Blickfeld der Öffentlichkeit gelangt und auch bis zur NPD durchgedrungen - das spiegelt sich in der Art und Weise, wie sich die NPD im sächsischen Landtag aufführt. Ich verstehe offen gesagt nicht, was sie sagen. Alle Seiten bombardierten im Krieg die Städte des anderen. Eine halbe Million Sowjetbürger starben in den Bombenangriffen der Deutschen, während der Invasion und der Besetzung Russlands. Das entspricht ungefähr der Anzahl der Deutschen, die bei den Angriffen der Alliierten umkamen. Aber die Bombardierungen hingen mit militärischen Operationen zusammen und endeten, sobald diese Operationen endeten. Der Holocaust und die Ermordung all dieser Millionen von Menschen, die die Nazis so sehr hassten, dass sie sie umbringen wollten, hätten jedoch nicht geendet, wenn die Deutschen den Krieg gewonnen hätten. Bombenangriffe sind eine rücksichtslose Form der Kriegsführung, aber das Wort Holocaust zu benutzen, um einen Krieg als unbarmherzig zu beschreiben, heißt zwei vollkommen verschiedene Dinge zu verwechseln.
SPIEGEL ONLINE: Der sechzigjährigen Gedenkfeier von Auschwitz wurde hier in Deutschland und überall auf der Welt enorme Aufmerksamkeit gezollt. Nun tendiert das Land jedoch dazu, sich selber in der Opferrolle zu sehen. Dresden ist ein Beispiel; die Geschichten, die bald über den Vormarsch der Russen und die sofortige Ausweisung von Deutschland in Polen und Tschechien nach dem Krieg erzählt werden dürften, sind ein anderes Beispiel. Rutschen die Deutschen zurück in die Opferrolle, die sie bereits in den 1950er Jahren eingenommen haben?
Taylor: Ich hoffe nicht. Ich sympathisiere mit dem Wunsch zu trauern und das Leiden anzuerkennen. Ich glaube, dass ist eine psychologische Notwendigkeit für eine Nation ebenso wie für ein Individuum. Aber nur auf die eigene Opferrolle zu schauen und Deutschlands unprovozierten aggressiven Krieg gegen den Rest Europas und die Aspekte des Völkermords dieses Kriegs auszublenden, kann überhaupt nichts Gutes bewirken. Die Deutschen müssen diese Dinge 60 Jahre nach dem Krieg in Ordnung bringen und sehen, wie sie sich dabei fühlen. Es könnte ein wenig chaotisch werden, und ich glaube, das passiert gerade. Ich kann nur sympathisieren.
SPIEGEL ONLINE: Wie sehen die Briten die Bombardierung Dresdens heute?
Taylor: Es gibt einige Menschen in Großbritannien, die die Bombardierung Dresdens für eine grandiose Idee halten. Die Mehrheit hat jedoch eine viel ausgewogenere Sichtweise. Ich denke, dass die Briten während des Krieges nicht mit den Deutschen sympathisierten, als diese bombardiert wurden. Nach dem Krieg allerdings, als wir die Schäden erkannten, gab es Mitleid. Die meisten Menschen haben da jedoch eine widersprüchliche Haltung: zwischen dem, was damals notwendig war, um die Nazis zu besiegen, und dem, was man als Mensch als richtig empfindet. Es gibt keine echte Lösung für diesen Widerspruch.
SPIEGEL ONLINE: Im Januar waren Sie in Berlin auf einer Podiumsdiskussion mit dem Publizisten Jörg Friedrich, wo er Ihre Ansichten zu Dresden scharf angegriffen hat....
Taylor: Ja, das hat er...
SPIEGEL ONLINE: ...und den alliierten Bombern hatte er vorgeworfen, sie hätten keine legitimen Ziele gehabt und hatten so viele Zivilisten wie möglich töten wollen.
Taylor: Ja, aber ich bin nicht der gleichen Ansicht wie er. Im Grunde kam er mit der alten Idee, dass der Krieg damals bereits vorbei gewesen sei. So wie er Deutschland im Februar 1945 beschrieb, bin ich überrascht, dass die Deutschen überhaupt drei Tage ausgehalten haben, ganz zu schweigen von drei Monaten. Ich bin da anderer Meinung.
SPIEGEL ONLINE: Halten Sie Jörg Friedrich für einen seriösen Historiker?
Taylor: Ich weiß nicht. Er scheint sich in allen Dingen sehr sicher zu sein, aber in einer Art und Weise, wie es die meisten Historiker nicht sind. Er ist ein sehr cleverer Mann, er schreibt gut, und sein Buch ("Der Brand") fand ich sehr interessant. Es wird aber von professionellen Historikern im Allgemeinen nicht geschätzt, außer für seinen literarischen Stil.
SPIEGEL ONLINE: Die Bombardierung Dresdens hatte zwischen 25.000 und 35.000 Tote zur Folge. Im Juli 1943 wurden während des Feuersturms in Hamburg noch mehr Menschen getötet. Die Einwohner Hamburgs scheinen von der Bombardierung jedoch nicht so traumatisiert worden zu sein. Warum ist das so?
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Taylor: Es gibt zwei Gründe für diesen Unterschied. Zum einen war Hamburg anerkannt als wichtige Stadt in militärischer und industrieller Hinsicht. Die Einwohner wussten immer, dass sie bombardier werden würden, daher gab es nicht diese Überraschung oder diesen Sinn für Ungerechtigkeit wie in Dresden. Viele Menschen in Dresden hatten das Gefühl, dass die Stadt wegen ihrer Schönheit wegen irgendwie geschützt sei und nicht bombardiert werden würde. Das hat das Trauma enorm vergrößert. Zum anderen war die Stadt nach dem Krieg 45 Jahre lang Teil einer totalitären Diktatur. Dieses System nutzt Dresden im Kalten Krieg als Instrument, indem sie die Anglo-Amerikaner als Kriegsverbrecher beschuldigten, die gezielt diejenigen Teile Deutschlands zerstörten, die von der Sowjetunion besetzt werden würden. Dresden wurde während des Kalten Krieges als Knüppel benutzt, um den Westen zu schlagen.
SPIEGEL ONLINE: Welche Bedeutung hat Dresden heute?
Taylor: Die Zerstörung Dresdens hat eine geradezu epische, tragische Dimension. Es war eine wunderschöne Stadt und ein Symbol des barocken Humanismus... Aber während der Nazi-Zeit enthielt sie auch die schlimmsten Seiten Deutschlands. In diesem Sinn ist es eine absolut beispielhafte Tragödie für die Gräuel der Kriegsführung im 20. Jahrhundert und ein Symbol der Zerstörung. Es hat in Deutschland einige Aufrufe gegeben, der Zerstörung Dresdens zu gedenken. Wenn das nur benutzt würde, um deutsches Leiden zu verdeutlichen, wäre das falsch.
Die Fragen stellte Charles Hawley.
Übersetzung: Florian Peil
http://www.spiegel.de/panorama/0,1518,341527,00.html
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