Der Feuersturm in Dresden 1945: Es war auch Napalm
Seite 1 von 9 Neuester Beitrag: 16.03.05 00:48 | ||||
Eröffnet am: | 09.02.05 10:28 | von: EinsamerSam. | Anzahl Beiträge: | 206 |
Neuester Beitrag: | 16.03.05 00:48 | von: JimmyPart3 | Leser gesamt: | 15.778 |
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Dresden – Flüssig spritzte das Feuer durch die Straßen, blieb an Hauswänden und Menschen kleben, fraß sich unlöschbar in die Haut.
Jetzt berichteten Experten in der ZDF-Dokumentation „Das Drama von Dresden“ (gestern 20.15 Uhr): Am 13. Februar 1945 warfen die Alliierten einen Kampfstoff ab, der im Vietnam-Krieg grausamen Ruhm erlangte: Napalm! Mindestens 35 000 Menschen starben im Feuersturm.
Das hochentzündliche Gel aus Kautschuk, Phosphor und Benzin brannte bei 1200 Grad.
Thomas Lange (54), Chef des sächsischen Kampfmittelbeseitigungsdienstes, fand in Blindgängern Spuren des tödlichen Gels. Er sagt: „Die damals eingesetzten Brandstoffe können aus heutiger Sicht als Napalm bezeichnet werden.“
Bestandteil der Brandbomben von Dresden war unter anderem Rohbenzin. Doch es verbrannte zu schnell, wurde deshalb mit Kautschuk vermischt.
Lange: „So entstand das sogenannte Benzingelee. Eine brennende, klebrige Masse, die nicht von der Haut entfernt werden konnte, kaum zu löschen war.“
Ein Napalm-Kanister faßte etwa 410 Liter der heimtückischen Feuerflüssigkeit.
Tausende Menschen verbrannten so bei lebendigem Leibe.
Bisher nahmen Historiker an, Briten und Amerikaner hätten Dresden mit Phosphor-gefüllten Brandbomben- und Sprengbomben angegriffen.
Doch schon 1942 hatten Chemiker der Harvard-Universität und der US-Armee eine Napalm-Substanz entwickelt, die auch gegen Japan eingesetzt wurde.
Thomas Lange sagt: „Der Name Napalm wurde erst später gebräuchlich. Die Wirkung war schon beim Feuersturm auf Dresden dieselbe.“
Quelle: Bild
...be invested
Der Einsame Samariter
aber Du hast schon etwas anderes gepostet.
Wer liest schon Deine ellenlangen Postings?
Daß dies hier ein ultralinkes Board von Happys
Gnaden ist, weiß ich schon lange.
Aber bei den wenigen Lesern ist das ganz unbedeutend.
Ariva erreicht nur wenige Menschen.
Vergiß diesen Kram, es ist unbedeutend.
Wiederentdeckt nach sechzig Jahren: Golo Manns Radiokommentar zur Zerstörung Dresdens
"Der deutsche Fall ist hoffnungslos." Als der Emigrant Golo Mann im April 1944 in der Uniform eines amerikanischen Soldaten und mit amerikanischem Paß versehen nach Europa zurückkehrte, hegte er keinerlei Illusion. Im Jahr 1933 hatte er Deutschland verlassen, 1940 auf abenteuerlichen Wegen aus dem geschlagenen Frankreich fliehen müssen. Nach fünf Kriegsjahren, die all seine Hoffnungen auf eine europäische Friedensordnung nach dem Fall der Nazis zerschlagen hatte, faßte er seinen Einsatz als "loyale Pflichtleistung" auf, nicht aber, wie er einem Freund schrieb, "als meinen Beitrag pour une grande cause".
Nach anfänglicher banaler Übersetzungsarbeit für den amerikanischen Geheimdienst OSS in London bot sich ihm bald eine neue Chance: Das amerikanische Regierungsradio "American Broadcasting Station in Europe" (ABSiE) baute eine deutsche Abteilung auf. Man wollte den britischen Alliierten die Möglichkeit, sich per Rundfunk direkt an die deutsche Bevölkerung zu wenden, nicht konkurrenzlos überlassen. Während die BBC weiterhin Thomas Manns Reden an die "Deutschen Hörer" sendete, stieg sein zweiter Sohn bei ABSiE rasch zum Chefkommentator auf. Dennoch blieb seine Lage zwiespältig. Auf der einen Seite erfuhr Golo Mann zum ersten Mal in seinem Leben einen großen beruflichen Erfolg. Seine regelmäßigen Radiokommentare wurden von Mitarbeitern, Vorgesetzten und auch von den Kollegen der BBC außerordentlich geschätzt. Mit vielen seiner Kollegen teile er die Meinung, Golo Mann sei der "brillanteste deutschsprachige Kommentator, den man heutzutage im alliierten Rundfunk hören kann", schrieb zum Beispiel George Hanfmann, Leiter der deutschsprachigen Sektion bei ABSiE.
Auf der anderen Seite fühlte sich Mann in seiner Arbeit von den Direktiven des "Office of War Information" eingeengt. Als Folge von Roosevelts Forderung nach "bedingungsloser Kapitulation" durften in den Radioansprachen keinerlei Aussagen über die deutsche Zukunft fallen. Die Kommentatoren sollten sich darauf beschränken, die deutsche Zivilbevölkerung auf die alliierte Besatzung vorzubereiten. Dank seiner angesehenen Stellung wurde in Manns Fall allerdings von einer engen Auslegung der Direktiven abgesehen - er mußte seine Manuskripte nicht einmal einem Zensor vorlegen -, so daß er in seinen Rundfunkreden Andeutungen über eine etwaige Nachkriegsordnung einschmuggeln konnte.
Später hielt Golo Mann die Texte seiner Radioreden für verloren, da ihm sein Koffer mit den Manuskripten im Sommer 1945 gestohlen worden war. Auch das Archiv des amerikanischen Muttersenders, der "Voice of America", scheint keine Dokumente Manns zu bewahren. Um den Propagandakampf gegen die alliierten Gegner effektiv führen zu können, war vom deutschen Auswärtigen Amt der "Seehaus-Dienst" eingerichtet worden, der die Programme der "Feindsender" abhörte und aufnahm - darunter auch Kommentare Golo Manns. Sieben von ihnen, ausgestrahlt zwischen Dezember 1944 und März 1945, gelangten ins Deutsche Rundfunkarchiv.
Der hier abgedruckte Radiokommentar Manns, heute vor sechzig Jahren von ABSiE nach Deutschland gesendet, steht im Kontext der Konferenz von Jalta vom 4. bis 11. Februar 1945, auf der sich Roosevelt, Stalin und Churchill auf Grundzüge der Behandlung Deutschlands und der von ihm besetzten Gebiete nach dem Krieg verständigten. Dankbar ergriff Mann die Gelegenheit, endlich einmal ein Gran konkreter als bislang von den Direktiven gestattet von der Zukunft Deutschlands zu handeln - wenngleich von Plänen über Gebietsabtretungen nicht die Rede sein durfte. Schließlich kam er auch auf die Bombardements deutscher Städte, insbesondere auf das wenige Tage zuvor zerstörte Dresden zu sprechen. Den offiziellen Sinn der Angriffe mit einem Hinweis auf Dresden als "Mittelpunkt des deutschen Verteidigungssystems, des deutschen Nachschubs" und mit dem Verweis auf "taktisches Bomben" berührend, ging Mann rasch über auf die Frage nach den wahren Verantwortlichen für die furchtbaren Zerstörungen. Auf diese Weise versuchte er, die Wut der deutschen Bevölkerung auf die eigene Regierung zu lenken.
Insgeheim aber war er schockiert über die Angriffe gegen die Zivilbevölkerung und bezeichnete Jahrzehnte später in seinen "Erinnerungen" Dresden als die "ohne jeden Sinn ermordete Stadt". Trotz des persönlichen Erfolgs als Kommentator beim amerikanischen Rundfunk empfand Golo Mann angesichts dieser Greuel keine Genugtuung bei seiner Arbeit. An einen Freund schrieb er: "Im Krieg soll man schießen oder zu Hause bleiben." Tilmann Lahme
Der Autor lebt als Historiker in Göttingen und bereitet eine Edition der Briefe Golo Manns vor.
Text: F.A.Z., 18.02.2005, Nr. 41 / Seite 37
"Bomben-Holocaust"?
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Als unlängst NPD-Landtagsabgeordnete in Dresden die vor 60 Jahren erfolgte Zerstörung der Stadt als "Bomben-Holocaust" geißelten, waren Politiker anderer Parteien und deren Massenmedien empört: Deutsche Opfer seien mit jüdischen nicht zu vergleichen. In der Bevölkerung ist aber die Akzeptanz für den Begriff "Bomben-Holocaust" weit größer als erwartet.
27 Prozent der Deutschen unter 30 Jahren halten das Wort im Zusammenhang mit den anglo-amerikanischen Luftangriffen auf Dresden für nicht anstößig. Bei den über 60jährigen sind es 15 Prozent, ergab eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Infratest dimap im Auftrag der "Welt am Sonntag".
Dabei hatten die Demoskopen eher suggestiv gefragt: "Der Begriff Holocaust bezeichnet den systematisch durchgeführten Massenmord an sechs Millionen Juden durch die Nazis. Halten Sie den Begriff Bomben-Holocaust im Zusammenhang mit dem Luftangriff der amerikanischen und britischen Luftwaffen auf Dresden, bei dem mehrere zehntausend Menschen ums Leben gekommen sind, für anstößig oder nicht?"
Schon die einseitig verharmlosende Gegenüberstellung unterschiedlicher Opferzahlen sollte offenkundig eine bestimmte Antwort provozieren. Gleichwohl halten 28 Prozent der CDU-Wähler und 31 Prozent der PDS-Wähler den NPD-Begriff "Bomben-Holocaust" für nicht anstößig. Bei der SPD und den Grünen sind es 17 beziehungsweise ein Prozent. Mit 15 Prozent ist die Akzeptanz des Begriffs unter den Mitteldeutschen geringer als unter der westdeutschen Bevölkerung, von der immerhin 19 Prozent das Wort "Bomben-Holocaust" als nicht unpassend empfinden.