Der Antizykliker-Thread
Irgendwann gibt der Markt einem immer recht. ;-)))
Die Technik ist allerdings so vielfältig, dass man im Nachhinein alles damit erklären kann, im Nachhinein! Zusätzlich wirken diesmal besonders stark die Quants und legen einen großen Nebel über den Verlauf. Die halten sich nämlich überhaupt nicht an die alteingesessene Technik (manche wittern deshalb laufend Verschwörungen). Das was bleibt, ist die fundamentale Beurteilung der Lage. Sie ist noch das einzig Verlässliche, kann aber auf Sicht von einigen Wochen auf keinen Fall helfen. Es bleibt also reines Glücksspiel.
Könnte es bei den Aktien-Indizes genauso laufen?
Für den US-Markt ist USD/YEN ein viel wichtigerer Indikator, Stichwort Carry-Trade. Und da sieht die Lage gar nicht schlecht aus. Das Jahrestief wurde nicht mehr unterboten und die Tendenz ist zumindest leicht positiv.
Der Absturz des Euro ist wohl tatsächlich eher eine Bewegung gegen den Euro (deshalb auch die Bewegung im EUR/YEN). Und übrigens heißt das im Umkehrschluss für den Dollar: hier werden eher Chancen gesehen.
Vielleicht müssen wir hier auch stärker zwischen den Märkten differenzieren, es geht nicht mehr in Summe bergauf oder bergab sondern die Märkte könnten sich evtl. unterschiedlich entwickeln.
In den USA hat sich der Ölverbrauch reduziert und die Exporte sind gestiegen. Viele Spekulationen außerhalb den USA, sehr oft mit Kredit verstärkt, werden aufgelöst (Repatriierung). Das Gleiche gilt für $CT. Zusätzlich gibt es ein vergrößertes Angebot von US-Staatsanleihen, das noch wesentlich ansteigen wird, auf das heftig Ausländer zugreifen. In der Krise ist eben immer noch der $ die Fluchtwährung und nicht die isländische Krone. Der US-$ wird sich also aus fundamentalen Gründen noch eine geraume Zeit verstärken. Auf die daraus resultierenden Spekulationsmöglichkeiten wies ich vor einigen Wochen hin. Für einen $-Ausländer spielen, neben den Zinsen, die Währungsrelationen eine größere Rolle. Allerdings muss man auf der Hut bleiben. Nichts währt ewig.
Deshalb wurden Yen-Carry-Trades in letzter Zeit vor allem in Euro aufgemacht, außerdem natürlich in klassischen Hochzinswährungen wie Austral- und Neuseeland-Dollar (die auch beide stark abgestürzt sind).
Der höhere Druck auf dem Euro verdankt sich daher den höheren Zinsen. Inzwischen wird erwartet, dass auch in Euroland die Zinsen stark sinken sollen (auf bis 2,75 % in 2009 gehen die Prognosen). Als Argument wird angeführt, dass wegen des Rohstoff-Preisverfalls der Inflationsdruck gesunken sei (die EU-Inflation wird 2009 mit unter 3 % erwartet). Demnach hätte die EZB zur Rettung der EU-Bankenlandschaft mehr Raum für Zinssenkungen.
Beim Dollar hingegen ist die Zinsdifferenz zum Yen schon fast auf "vernachlässigbare" 1 % gesunken. Bei USD/JPY kann daher kaum noch "Zinssenkungs-Phantasie" auf den Kurs drücken.
Bei diesen ganzen Argumenten wird unterschlagen, dass die Amis mit den zig Schnorr- und Rettungspaketen, nun ergänzt durch eine zweites "Simulationspaket" mit Geschenk-Schecks für alle, den Dollar systematisch entwerten. Es gibt immer mehr davon, bei sinkender Wirtschaftleistung.. Zu "Bekämpfung" der Schuldenblase werden immer neue Schulden gemacht und immer mehr Staatsanleihen rausgegeben. Das erinnert mich an den Sponti-Spruch: "Fighting for peace is like fucking for virginity."
Sowieso ist es eine Schweinerei, den Europäern und ihren Banken "Misswirtschaft à la USA" zu unterstellen, wo doch die ganzen Schieflagen hier zu Lande vor allem durch den importierten toxischen Anleihe-Schrott aus USA verursacht wurden. Da machen es sich die Amis ein wenig zu einfach, wenn sie jetzt behaupten, das sei ja gar kein US-Problem, sondern in der ganzen Welt gäbe es eine Finanzkrise.
Und natürlich tragen unsere Bankmanager eine gehörige Portion Schuld. Sind jetzt auch noch die USA schuld, dass die BayernLB fast 2 Milliarden in Island versenkt hat. Für unsere Landesbanken wird der gesamte Rettung topf eventuell gar nicht reichen. Man betrachte nur, welche Geschäfte die letzten Monaten in diesen tollen Banken liefen, zu einem Zeitpunkt als dem Mann auf der Starße schon alles klar war. Da wurde gezockt auf Teufel komm raus. Nach dem Motto: Entweder wir kommen durch oder wir haben eben Pesch gehabt und der Steuerzahler muss bluten.
geschrieben, der Dollar "müsse" weiter fallen - nicht zuletzt, weil nach Deinen Worten "Dollar-Carry-Trades" eingangen würden - d.h. die "Tiefzinswährung" Dollar würde statt des Yens für gehebelte Investitionen aller Art genutzt?
Beim Euro hingegen hattest Du Zinssenkungen kategorisch für "nicht denkbar" gehalten.
Mir scheint, in Deiner großen fundamentalen Brust schlummert ein kleines Chart-Teufelchen ;-)
Stimmt, für dieses Jahr hatte ich nicht damit gerechnet, dass die EZB den großen Fehler macht und sich von den USA in eine sinnlose Aktion einbinden lässt. Die Aktion ist verpufft und erschwert zukünftige Aktionen. Bei dem heeren Kreis hatte die Panik offensichtlich das Hirn ausgeschaltet.
Mit Charts habe ich es wirklich nicht, keine Angst. Mit Charts sind andere laufend unterwegs, da kenne ich einige. ;o)
Im Frühsommer habe ich nicht vorhergesehen, in welcher Situation wir heute stecken. Ich war einfach nur vorsichtig. Seit die Krise aber wirklich "hart" wurde, war mir absolut klar, wohin es mit den Währungen gehen würde. Ich habe das auch nicht verschwiegen und mehr als einmal deutlich gepostet, nicht nur die Richtung, sondern auch die Ursachen. Ging aber offensichtlich in dem Schwelgen über die ganzen USA-Untergangsszenarien unter. Derartige Emotionen sind eben kein guter Ratgeber.
P.S.; Merke Dir, für das nächste mal, dass ich hier explizit davor gewarnt habe, dass die aktuelle Entwicklung nicht ewig so weiter geht. Wann sie dreht, was keiner, auch nicht Deine Charts. Es weiß nämlich keiner, was noch alles unterwegs ist, auch nicht GS.
;o)
PS: Ich scheue mich nicht, euch auszusperren, falls ihr euch nicht an das Thema haltet.
Dazu zwei Informationen:
- Der Interbankenmarkt entspannt sich weiter, der Euribor fällt wie ein Stein.
- Aktien insbesondere im Nebenwertebereich sind fundamental krass unterbewertet.
- Bislang gab es noch in der Geschichte der Börse einen Crash, eine Schiebzone ohne nenneswerte Gewinne und DANN nochmal einen zweiten Absturz! Selbst 1928-32 gab es nach jedem Crash eine deutliche Erholung, okt 28 mal ausgenommen, aber da hielt die "Erholung" nur ein-zwei Tage.
Wiederholt sich also die Börsengeschichte wie dutzende Male zuvor wird es demnächst eine Rally geben, die zwar leider langsamer als vermutet an Fahrt gewinnen wird, aber doch stattfindet.
Daraus folgt, einen Anstieg an die oberen Widerstände nun richtig zu interpretieren: Es ist KEINE Shortgelegenheit, sondern die letzte prozyklische gute Kaufgelegenheit. Ein Fall an die alten Lows ist eine antizyklische Kaufgelegenheit, sobald die Kurse anschließend wieder leicht nach oben drehen.
Marktberichte
Risikoscheu treibt Anleger in den Rentenmarkt
22.10.2008 , 12:59 Uhr
Während die Aktienmärkte stark nachgeben, ziehen die Kurse an den Anleihemärkten deutlich an. Experten sprechen von „sicherheitsmotivierten Mittelumschichtungen“.
leider bin ich von Deiner positiven Marktmeinung nicht mehr so 100%ig überzeugt, sondern bin zur Zeit total verunsichert. Denke aber andererseits, dass es nun auch keinen Sinn macht, jetzt noch Puts zu kaufen. Hatte mir statt Optionen einige Aktien rausgesucht, von denen ich überzeugt bin wie Postbank. Aber das nur am Rande. Was ich noch fragen wollte: hier hattest Du einmal Deine Meinung zum Gold gepostet, nämlich eventuell Puts auf Gold zu kaufen, als es noch über 900 stand. Dann begann der Sturz des Goldpreises. Hast Du hierzu eine Meinung, wie es weitergehen könnte?
Danke!