Der Antizykliker-Thread


Seite 1 von 530
Neuester Beitrag: 12.08.23 18:50
Eröffnet am:04.10.08 11:46von: metropolisAnzahl Beiträge:14.246
Neuester Beitrag:12.08.23 18:50von: barbadukLeser gesamt:1.381.745
Forum:Börse Leser heute:294
Bewertet mit:
129


 
Seite: <
| 2 | 3 | 4 | 5 | 6 | 7 | 8 | 9 | ... 530  >  

9108 Postings, 6467 Tage metropolisDer Antizykliker-Thread

 
  
    #1
129
04.10.08 11:46

Dies ist ein Thread für mittelfristig orientierte Anleger mit antizyklischem Ansatz. Ziel soll es sein, möglichst optimale Ein- und Ausstiege für mittelfristige Trends (ca. 1-3 Monate) zu diskutieren. Eine Präferenz für long oder short soll es dabei ausdrücklich nicht geben.

 

Der Antizykliker versucht, einen Trend frühzeitig zu identifizieren und diesen sehr lange zu reiten. Diese Strategie ist nicht jedermanns Sache, denn sie erfordert Geduld, Disziplin und eine gesunde Mischung aus Skepsis, Distanz und Mitläufertum. Kann kein Trendwechsel identifiziert werden – etwa in Seitwärtsphasen des Marktes oder wenn ein Einstieg verpasst wurde - kann es gar zu monatelangem, nervenzehrendem Warten auf eine geeignete Chance kommen. Wie bei jeder anderen Investmentstrategie passieren zwangsläufig Fehler, von denen wir hier im Thread hoffentlich gemeinsam lernen können.

 

Meine persönliche Spezialität ist es, Trendwechsel mit Hilfe des Marktsentiments zu erkennen. Andere Möglichkeiten, wie Charttechnik oder Fundamentalanalyse, sind aber auch denkbar und im Thread hochwillkommen.

 

Strategisch sehe ich den Haupttrend zu Zeit abwärts und empfehle daher, den USA Bärenthread parallel zu lesen. In meinem Thread sollen aber eben gerade nicht dieser Haupttrend, sondern die jeweiligen Untertrends nach unten und oben besprochen werden. Wer also gerade strategisch bullish ist darf und soll hier mitreden.

 

Der Focus des Threads soll auf den wichtigsten deutschen und amerikanischen Indizes sowie Rohstoffen und Währungen liegen, kurz gesagt alles, was in der ARIVA-Leiste oben steht. Ansonsten würde der Thread zu sehr zerfasern.

 

Absolute No-Gos sind:

-       Daytrading-Postings (Das Posten von Trades im Sinne des Threads ist aber ausdrücklich erwünscht!)

-       Die Diskussion von Einzelaktien, insbesondere Turnaround-Spekulationen

-       Permabullen und -bärengeschwafel

-       Respektloser Umgang miteinander

Wer sich nicht an diese Regeln oder das Threadthema hält wird von mir per BM verwarnt und/oder auf Ignore gesetzt.

 

Ansonsten freue ich mich auf eine hoffentlich angeregte und lehrreiche Diskussion mit euch!

 

290 Postings, 5902 Tage Candlestickich dacht schon es geht um ne Krankheit

 
  
    #2
2
04.10.08 11:48


bitte um Entschuldigung, ist mir so rausgerutscht  

290 Postings, 5902 Tage Candlestickdie Idee ist aber nicht schlecht!

 
  
    #3
5
04.10.08 11:52
schön wäre es, wenn sich 20 verschiedenen Leute finden würden die sich auf jeweils einen Indikator konzentrieren denn so könnte man die Erfolgschancen deutlich erhöhen.  

9108 Postings, 6467 Tage metropolisKommt Zeit, kommt Rat, kommt Attentat

 
  
    #4
4
04.10.08 12:38
Der Thread ist noch frisch und wird einige Zeit brauchen, um auf ARIVA bekannt zu werden. Mein Name sorgt ja schon für 1-2 Klicks, aber wenn noch viel mehr Leute dazukommen würden wär das echt super! Ihr habt die Diskussion dort vielleicht mitbekommen: Der Bärenthread war mir in letzter Zeit einfach zu einseitig  und bei dem offenen Thema DIESES Threads (long UND short) kommen vielleicht auch mal andere User zum Zuge. Wichtig ist eben nur der antizyklische Ansatz, der alle verbinden sollte.

Ich werde in Kürze meine aktuelle Markteinschätzung abgeben, um eine Diskussionsgrundlage herzustellen. Mal sehen, vielleicht komme ich noch heute dazu, vielleicht morgen (Die Sonne scheint hier gerade mal ;-)  

80400 Postings, 7504 Tage Anti LemmingIch finde Deine Entscheidung gut

 
  
    #5
7
04.10.08 13:25
hier einen eigenen Thread zu eröffnen, der besser mit Deinen Präferenzen übereinstimmt. Ich fand Deinen Sentiment-Ansatz, den Du ja auch im USA-Bären-Thread verfolgt hast, im Prinzip o.k., für sich allein aber nicht ausreichend. Das DAX- und MDAX-Sentiment ist beispielsweise seit einigen Wochen sehr bärisch, ohne dass dies bislang zu der von Dir erwarteten Trendwende nach oben geführt hätte (die freilich noch kommen kann...).

Ich hoffe, dass Du mit diesem Ansatz Erfolg hast und wünsch Dir in Deinem nunmehr "eigenen Haus" alles Gute.

A.L.  

2337 Postings, 6133 Tage rogersSeit ein paar Jahren

 
  
    #6
14
04.10.08 13:38
beschäftige ich mich mit der frühzeitigen Erkennung von möglichen Umkehrformationen in mittelfristigen Trends (keine große Umkehrformation von Haupttrends wie SKS). Dabei ist die candlestick-Analyse meines Erachtens hervorragend geeignet. Ich gebe mal ein Beispiel: Im Abwärtstrend (Haupttrend) gilt es herauszufinden, wann die Konsolidierung vermutlich ein Ende findet. Da hat sich der shooting star als guter Indikator erwiesen. Hier die Erklärung:
"Die "Shooting Star" Formation ist eine "Bearish Formation". Sie repräsentert die Umkehrung der "Inverted Hammer" Formation. Drei Kriterien legen eine "Shooting Star" Formation fest:
1. Der echte Körper liegt am unteren Ende des Handelsspielraumes (die Farbe des Körpers ist nicht wichtig).
2. Der lange, obere Schatten sollte die doppelte Länge der Höhe des echten Körpers besitzen.
3. Es sollte kein oder ein sehr kurzer, unterer Schatten vorliegen.
Eine ideale "Shooting Star" Formation ist eine, die nach einem Aufwärtstrend oder an der Spitze einer "Congestion Zone" auftritt. Außerdem, je größer das Gap zwischen dem echten Körper der Formation und dem echten Körper des vorhergehenden Bars ist, desto stärker ist die Bestätigung"

Im Chart des Dow unten kann man erkennen, dass sowohl im Mai (2. Mai und 19. Mai) als auch im August (11. August) und 2. September shooting stars auftraten und es danach bergab ging. Übrigens gab es auch am 11. Oktober 2007 einen shooting star mit dem Rekordhoch bei 14198 Punkten, da war der Aufwärtstrend aber noch intakt. Mit Hilfe dieser ziemlich zuverlässigen candlestick-Formation war es bisher relativ leicht für mich, frühzeitig short zu gehen und sagenhafte, riesenfette Gewinne abzuräumen. Natürlich ist es nicht der 100%ig sichere Indikator, weshalb man immer stop loss setzen sollte, das dürfte wohl jedem klar sein.


 
Angehängte Grafik:
dow-charts.gif
dow-charts.gif

33 Postings, 6013 Tage BallackMetro, Deine AntizyklikerThread-Idee finde ich gut

 
  
    #7
8
04.10.08 13:38
Wie Du schon eingangs schreibst: am besten parallel zu Antis Bärenthread.

Vom "reinen" Bärenthread erwarte ich mir in gewohnt-bewährter Weise Hintergrund-Infos, Kommenare und Analysen, nicht zu vergessen natürlich auch humorvoll-ironische Perspektiven.

Von Deinem Thread hier wiederum erhoffe ich uns allen eher praktische Tipps, das Börsenleben nicht nur zu überstehen, sondern erfolgreich "gegen den Strom" (antizyklisch) - mit kurz-, mittel- und langfristigem Horizont - schwimmen zu können.  

17202 Postings, 6527 Tage Minespecok ich bin bullisch

 
  
    #8
4
04.10.08 13:46
siehe meine Beiträge auf "jetzt Euro shorten "
Ich bin seit Wochen bullisch für den US$, für US Parmawerte, da diese hohe Cashposition und fast keine Verschuldung haben und stabiles Geschäft.
Antizyklisch kaufe ich Alternativenergiewerte , Solar, Wasserstoff etc. alle aus USA. Auch Agrarwerte nur USA.
Ölwerte sind für mich klare Verkäufe bzw Neutral. Antizyklisch Autowerte interessant wegen CO2 Schub
Es werden massenweise Schrottkarren ( fast jeder BMW und Mercedes liegt bei über 180 mikrogramm)und Vorstadtpanzer auf den Markt geschmissen die die 120 mikrogramm 20012 nicht erfüllen, Hybridfahrzeuge kommen, neue Wachstumsimpulse.. jedoch Autowerte Rezession noch nicht ganz eingepreist, aber bald.
Den Dow sehe ich in 2 - 3 Jahren bei > 20000 Punkte eher noch höher wenn keine Dauerrezession in USA kommt, bzw bleibt, Chancen dafür gut. Die CO2 Abgabe sol 95 € pro Jahr pro jedes Mikrogramm über 120 betragen !!
Europäische Aktien sind für mich Verkäufe ausser DAX Werte , aber nur wenige.
Edlemetall: Gold schwer zu beurteilen eher negativ, Silber Dauerinvestment, Kaffee klarer Kauf.
Immobilien würde ich abstossen , wenn nicht schion geschehn, Gewinnmitnahme so schnell wie möglich, leider geht das nicht auf Knopfdruck.
Nur meine  Meinung
 

139 Postings, 6347 Tage die_total_gute_Luis.Luisa is in da house...

 
  
    #9
2
04.10.08 13:51
Die halbwegs-total-gute-Luise findest diesen Ansatz klasse.
Ein Thread, der antizyklisch ist - aber nicht dogmatisch.

Und weil ich irgendwie Candle's Vision gestern sehr bemerkenswert fand.
Alle riefen "Yippie, es geht hoch" und er sagt fest wie ein Fels - es geht runter...

Das war antizyklisches Daytrading.
Drei Sterne: ***


Eure
Total-gute-Luise  

290 Postings, 5902 Tage Candlestickdanke *rotwerd*

 
  
    #10
04.10.08 14:16
leider gibt es nur sehr wenige Chancen wie gestern Abend, deshalb ist Disziplin das erste und Geduld das zweite Gebot. Auch ich muss mir dieses täglich vor Augen halten.  

2337 Postings, 6133 Tage rogersNatürlich vertraue

 
  
    #11
8
04.10.08 14:25
ich nicht einer einzigen candlestick-Formation, sondern nehme noch weitere Indikatoren in die Betrachtung wie MACD, RSI, Money-Flow, gleitende Durchschnitte etc.
Schwierig wird es herauszufinden, wann der mittelfristige Abwärtstrend vermutlich beendet ist (Crash ausgenommen): Da gibt es den bekannten "Hammer", der aber auch ärgerliche Fehlsignale liefert. Von den Indikatoren finde ich den Coppock ganz gut, um einen Boden zu antizipieren (bei tradesignalonline-charts in der Indikatorenliste nachschauen). Wichtig ist hier auch das Marktsentiment: Am Ende des Abwärtstrends sind alle bearish und glauben an den großen Crash, der aber nur selten eintritt (so war es auch im Juli). Daneben kann man positive Divergenzen bei MACD, RSI etc. und auch horizontale Unterstützungslinien heranziehen. Wirklich zuverlässig kann man den Boden nicht antizipieren, sondern erst hinterher erkennen. Das liegt vermutlich an der Panik am Ende des Abwärtstrends, so dass es zumindest intraday sehr weit runter gehen kann (auch wegen stop loss und margin calls der Bullen). Deshalb verbietet sich derzeit long im Dow oder Dax, weil kein Boden erkennbar ist. Das habe ich zum Kneisl auch gesagt, als er bei AIG bei 17 Dollar long gegangen ist, aber er wollte nicht hören. Also Füße derzeit still halten und auf long-Chance warten, jetzt erst short zu gehen ist definitiv zu riskant, auch wenn es vermutlich noch etwas abwärts geht.  

9108 Postings, 6467 Tage metropolisDas wird gut werden, hier

 
  
    #12
3
04.10.08 14:52
Ich seh schon, die Idee fällt auf fruchtbaren Boden.

@Ballack: Exakt meine Intention. Bärenthread für die Hintergrundinfos; dieser Thread für die praktische Unsetzung, aber eben nicht nur short sondern auch mal long. Das hat auch folgenden Vorteil: Irgendwann wird diese Baisse zuende sein. Und wer dann zu lange auf dem Bärentrip bleibt wird sehr viel verlieren. Der mittelfristige Antizykliker wird den grundlegenden Wechsel viel schneller bemerken als der Fundamentalist.

@rogers: Seh ich ebenfalls so. Trendwechsel nach unten sind relativ leicht zu erkennen, die nach oben sehr sehr schwer. Das liegt mit Sicherheit an der deutlich höheren Volatilität im Tief. Statt zu versuchen, den Schwing nach oben zu erwischen sollte man daher lieber Sideline bleiben, auch auf die Gefahr hin, die ersten 5% zu verpassen.  

139 Postings, 6347 Tage die_total_gute_Luis.und...

 
  
    #13
04.10.08 15:10
Wir sollten den Horizont etwas anheben und überlegen, wie man sich verhalten könnte nicht  nur auf Aktien, auf Derivate oder Gold bezogen.

Beispielsweise wäre doch eine Folgerung, wenn man von einer steigenden Inflation ausgehen, von einer wie auch immer gearteten Geldentwertung, sich doch ein wenig zu verschulden und eine Immobilie zu erwerben:
Baugeld - knapp über 5% für 20 Jahre fest - da würde mich eine deftige Inflation doch ein wenig erfreuen...


Luise, Hausmeistergattin  

9108 Postings, 6467 Tage metropolis@Luise

 
  
    #14
1
04.10.08 15:36
Da wär ich vorsichtig, denn zur Zeit sieht es eher nach Deflation aus. Und da ist Cash = King und Baugeld = Klotz am Bein. siehe Bärenthread. Aber das ist nicht das Thema hier.  

139 Postings, 6347 Tage die_total_gute_Luis.@ metro

 
  
    #15
2
04.10.08 16:12
Ob es das Thema ist, sei mal dahingestellt.
Thema ist das, was als Thema besprochen wird - wobei Du als Eröffner dieses Dings hier als primus inter paris gilst. Das sei Dir nicht benommen.

Aber an Deflation glaube ich mal nicht.
Wir haben eine Kontraktion bei fast allen Asset-Klassen und da braucht die Notenbank nur die Presse laufen zu lassen und da ist das Thema Deflation schon gegessen.
Und die Wirtschaft wird weltweit mit Geld geflutet werden und wenn das Geld an der Seitenlinie dann noch in den Markt reingeht, werden die deflationären Tendenzen schnell umgekehrt...

Oder weniger stark agitatorisch argumentiert:
Zinssenkung und Offenmarktpolitik.


Luisa Greenspan  

542 Postings, 6894 Tage stanleyda sin mer dabei

 
  
    #16
1
04.10.08 17:44
ich oute mich als trottel, der bis gestern noch coba calls hielt - ich hatte bis dienstag eurohypo übersehen ( unfaßbar oder?) - bin jetzt zu 90% cash.  

9108 Postings, 6467 Tage metropolisSektorrotation als Indikator

 
  
    #17
4
04.10.08 17:54
Wochenend-Wellenreiter vom 4. Oktober 2008
66 Prozent Gewinn im Banken-Index


US-Rezessionen dauern im Durchschnitt etwa 14 Monate. Die Aktienmärkte erreichen durchschnittlich nach 8 Monaten ihr Rezessionstief. Das letzte Quartal 2007 war ein Quartal mit Minuswachstum. Wir halten es für wahrscheinlich, dass das Datum des Beginns der aktuellen Rezession auf November oder Dezember 2007 festgesetzt werden wird. Das bedeutet, dass die aktuelle Rezession fast 12 Monate alt ist. Somit wird sie bald die durchschnittliche Rezessionsdauer übertroffen haben.  

Angesichts des Umstands, dass die Realwirtschaft erst jetzt verschärft die Einflüsse der Kreditkrise zu spüren bekommt, gehen wir davon aus, dass diese Rezession überdurch-schnittlich lang geraten wird. Solche Überlängen gab es beispielsweise in den Jahren 1973/74, 1981/82 oder 1920/21. Diese Rezessionen dauerten zwischen 16 und 18 Monaten. Nachfolgend stellen wir den Ablauf dieser Rezessionen an den Aktienmärkten dar und fügen den aktuellen Verlauf hinzu.

Danach befinden sich die Aktienmärkte in einer Phase, die einen letzten Schub nach unten bringt (Kapitulationsphase). 1920/21 erfolgte das finale Tief später (siehe schwarzen Pfeil) als in den beiden anderen Fällen. Doch auch hier bedeutete der Zeitpunkt, an dem es in 1973/74 und 1981/82 zu einem Tiefpunkt kam (rote Pfeile), ein für Monate gültiges Zwischentief.

Man sollte hinzufügen, dass die überlange Rezession von August 1929 bis März 1933 („Große Depression“) hier nicht berücksichtigt wurde. Diese dauerte dreieinhalb Jahre, brachte Armut und Hungersnöte sowie eine Arbeitslosenquote von mehr als 25 Prozent.

Gestern überraschten die Erstanträge auf US-Arbeitslosenversicherung mit knapp 500.000 die Konsensschätzungen negativ. Auf dem Chart ist zu erkennen, dass die Niveaus der beiden letzten Rezessionen fast erreicht worden sind.

Zu den Rezessionen von 1973/74 und 1981/82 besteht hingegen noch Luft. Erfahrungs-gemäß verschlechtert sich die Arbeitsmarktstatistik bis in den letzten Monat einer Rezes-sion hinein, das wäre bis weit ins kommende Jahr. Geht man von einer Rezessionsdauer von 16 bis 18 Monaten aus, so würde dies ein Anwachsen der Arbeitslosenzahlen bis zum Sommer 2009 bedeuten.

Herkunft und Fortgang dieser Rezession lassen sich gut anhand der Hochpunkte diverser Märkte beschreiben. Zunächst toppten die Hausbauer (Juli 2005), dann die Banken und der US-Einzelhandelsindex (Februar 2007), dann der breite Markt (Oktober 2007), dann die Versorger (Dezember 2007) und dann der Energiesektor (Mai 2008). Die Techno-logie-Werte (Nasdaq 100) kamen im Juni 2008 fast noch einmal an ihre Hochs aus dem Jahr 2007 heran, bevor auch sie deutlich nachgaben. Der Transport-Index erzielte im Juni 2008 sogar noch ein neues Allzeithoch, aber auch das ist passé.

Wir haben es mit einer roulierenden Rezession zu tun. Die Sektoren, die anfangs schwach waren, zeigen bereits wieder relative Stärke und positive Divergenzen. Während der breite Markt nahe seinem Jahrestief notiert, befindet sich der US-Hausbau-Index ein gutes Stück über seinem Tief aus dem Juli 2008. Das gleiche gilt für den US-Banken- und US-Einzelhandelsindex. Die Versorger und der Energiesektor befinden sich in freiem Fall, genauso wie die Techwerte, die Transporttitel und jetzt auch die Nebenwerte (Russell 2000). Das, was sich bis zuletzt noch gut hielt, agiert jetzt besonders schwach.

An der obigen Ablaufbeschreibung ist gut erkennbar, dass die Sektor-Rotation in diesem Bärenmarkt bereits weit fortgeschritten ist. Es existiert kein bedeutender Sektor mehr, der sich weiterhin dem Bärenmarkt verweigert. Das heißt aber gleichzeitig, dass der Schlussakt des Bärenmarktes bereits im vergangenen Monat begonnen hat. Die aktuelle Phase ist eine Endphase, eine Kapitulationsphase. So hässlich sich die aktuelle Phase auch ausnimmt: Der Bär kann mit seiner Tatze nicht mehr alle Sektoren mit gleicher Wucht erreichen. Während er die Rohstoffwerte kurz und klein schlägt, befinden sich die Hausbauer und auch die Banken bereits ein Stück außerhalb der Reichweite der Bärenpranken. US-Investoren, die am 15. Juli in den US-Banken-Index eingestiegen sind, können sich derzeit über ein Plus von 45 Prozent freuen. Investoren aus Europa liegen aufgrund der Dollar-Stärke sogar mit 66 Prozent vorn. Und das trotz Pleiten, der eingefrorenen Kreditsituation und „der größten Finanzkrise seit der großen Depression“. Momentan verhält sich der US-Bankensektor genau so, wie er sich in einer Rezession gemäß dem oben zitierten Prinzip der Sektor-Rotation verhalten soll.

Fazit: Die aktuelle Rezession dürfte Überlänge haben. Dennoch erscheint uns anhand der Normalverläufe überlanger Rezessionen und anhand des Sektorrotationsverhaltens klar, dass sich die Aktienmärkte bereits in der Schlussphase der Abwärtsbewegung befinden. Diese Schlussphase ist die Kapitulationsphase. Sollte eine Stabilisierung der zyklischen Werte und insbesondere der Tech-Werte eintreten, wäre dies als Zeichen dafür zu sehen, dass ein Boden erreicht ist.

Robert Rethfeld
Wellenreiter-Invest

 

9108 Postings, 6467 Tage metropolisAktuelle Markteinschätzung meinerseits

 
  
    #18
8
04.10.08 18:42
...wie gesagt, unter sentimenttechnischen Gesichtspunkten:

Zunächst ist jedem Antzykliker bei der heutigen Chartlage klar, dass hier eine ziemlich gute Longchance lauert wenn es einem gelingt, den Swing mitzunehmen. Gerade in Bärenmärkten sind Rallys nach rasanten Kursverfällen meist sehr mächtig. Allerdings gibt es auch Ausnahmen, z.B. die "Rally" nach dem Juli-Tief. Damals waren aber trotzdem +10% im Dax zu holen. Eine Bärenmarktrally kann aber auch bis zu +40% bringen (zuletzt Oktober 2001-März 2002). Die Performance hängt dabei natürlich stark vom vorherigen Kursverfall ab.

Die Masterfrage ist also: Wann kommt der Turnaround des Gesamtmarktes? Für einen baldigen Turnaround (eher Tage als Wochen) spricht:

- das extrem negative Sentiment seit Wochen und die mittlerweile leeren Depots
- die Abnahme des negativen Newsflows (dieses WE scheint mal keine Bank pleite zu gehen)
- Käufe des Smart Money (Warren Buffett; Übernahmekampf um Wachovia)

Nichtsdestotrotz kann es nochmal zum Shakeout kommen, dafür spricht der sehr negative Kursverlauf am Freitag abend nachdem das Bailout in trockenen Tüchern war. Die anschließenden Kursabgaben und der Schluss auf Tagestief lassen vermuten, dass hier die good News verkauft wurde und sich langfristige Käufer weiter zurückhalten. Negatives Sentiment und leere Depots heißen nicht, dass beides nicht noch extremer werden kann. Für Montag sieht es also zunächst trübe aus.

Die einzig vernüftige Entscheidung für diejenigen, die nicht short sind ist also: Sideline und Füsse stillhalten. Bloß nicht in das fallende Messer greifen!  

3656 Postings, 6330 Tage CasaubonHallo metropolis,

 
  
    #19
2
04.10.08 19:02
habe wie versprochen, diesen Thread angelegt, damit wir unser Kriegsbeil begraben können.

http://www.ariva.de/metro_wir_wollten_kein_Zwergenstaat_werden_t348212


Gruss udn schönes WE


Casaubon  

542 Postings, 6894 Tage stanleyliquidität

 
  
    #20
3
04.10.08 19:30
ich glaube, daß die refinanzierung der 3 - 5 jährigen anleihen  - die in den nächsten tagen auslaufen - das eigentliche problem darstellen.  

4021 Postings, 6374 Tage MikeOSWo hast du die negativen Sentimentanalysen her

 
  
    #21
4
04.10.08 19:33
Metro?

Metro? Cognitrend hat in dieser Woche die institutionellen Anleger befragt. 55 % waren bullish für den Dax eingestellt. Und diese bräuchten Kurse um 6.100 Punkte im Dax. Hier könnte eine Gefahr für eine Implosion beim Dax bestehen.

Der für Amerika zuständige Chefstratege von Merrill Lynch argumentiert das die Stimmung für amerikanische Aktien nicht schlecht genug sei für steigende Aktienkurse. Sein Indikator nennt sich "Sell Side Incicator", ein Stimmungsindikator, der sich auf die Empfehlung bedeutender Wall Street Strategen zur Allokation auf die verschiedenen Anlageklassen stützt.
Der Indikator soll bei seiner letzten Erhebung Ende August  bei 59,1 gelegen haben und damit im neutralen Bereich. Alles unter 51,6 Prozent gelte als Einstiegssignal. Alles oberhalb von 63,8 Prozent als Verkaufssignal.
 

9108 Postings, 6467 Tage metropolisMike

 
  
    #22
3
04.10.08 20:44
Meine Datengrundlage besteht aus mehreren Komponenten:

1) Sentix: Befragt werden dort 2500 Persoen, davon 700 Instis. Bei Cognitrend sind es nur 170 Instis, daher in meinen Augen wenig verlässlich. Die Analysen stimmen bei Cognitrend mE auch nur selten, ich nehme an, weil die Instis dort etwas "lügen" (ein beliebtes Spielchen bei solchen Umfragen...) Die Vorhersagequalität von Sentix ist dagegen deutlich besser, fast schon phänomenal gut. Ich werde morgen mal das Fazit von denen posten, die Analyse erscheint immer Sonntags...

2) Chartanalyse im Althergebrachten Sinne. D.h. keine Indikatoren sondern einfaches "Lesen" der Schwankungen und Schlussfolgerung draus was im Markt passiert.

3) Nachrichtenanalyse, und zwar der Fachpresse und des Mainstreams. Beide stehen im Moment klar  auf "antizyklisch Kaufen"

4) Beobachtung der Threads auf Ariva. Zur Zeit sehr negative Stimmung bei den Bullen (gibt's die überhaupt noch?)

Alles im allem steht metro's Stimmungsindikator klar auf Kaufen. Das Problem: Morgen kann sich die Börse einen Dreck um meinen Indikator scheren und trotzdem fallen ;-p

Den Indikator von ML kenne ich nicht, aber bei solchen "offiziellen" Geschichten bin ich sehr skeptisch. Einfach weil ich nicht weiß, welche Interessen hinter solchen Veröffentlichungen stehen. Bin halt wenig obrigkeitshörig. Zum Glück, sonst hätte ich auf Anweisung u.a. von ML anno 2007 am Dax-Top 8000 GEKAUFT.
 

9108 Postings, 6467 Tage metropolisHRE-Rettung geplatzt

 
  
    #23
2
04.10.08 21:08
Nun gut, das WE ist noch lang. Als Sideliner zur Zeit ist die Nachricht kein Problem für mich, sondern eher eine willkommene Chance, den Markt auf Schwachstellen abzuklopfen.

Prizipiell gibt es nun zwei Möglichkeiten:
Markt fällt -> Alles in Ordnung im bearischen Sinne, so soll es sein. Die Baisse geht weiter und keine Bodenbildung erkennbar.
Markt bleibt stabil oder steigt sogar -> Achtung, es gibt keine zittrigen Verkäufer mehr! Der Markt ist bereit für eine Bodenbildung!

Lassen wir uns überraschen.  

569 Postings, 6108 Tage gono48Und was ist mit vertrauen ?

 
  
    #24
04.10.08 21:21
Gier hat uns soweit gebracht ,wohin bringt uns der Vertrauenverlust  ?
Da noch 50 Mrd verlust die nächte Gewinnwahrung  ?

Der Markt ist bereit für eine Bodenbildung!?????

 

9108 Postings, 6467 Tage metropolisRichtig

 
  
    #25
2
04.10.08 23:30
SOLLTE der Dax am Montag stabil bleiben wäre das sehr bullish zu werten. Allerdings würde ich das Signal durch steigende Kurse an den folgenden Tagen bestätigen lassen. Ob es so kommt weiß niemand. Ich persönlich halte es auch zum jetzigen Zeitpunkt für unwahrscheinlich. Trotzdem wird irgendwann der Tag kommen, an dem die Kurse wider Erwarten aller steigen werden. Die Kunst ist, bis dahin sein Pulver trocken zu halten.

Wie sehen die anderen das?  

Seite: <
| 2 | 3 | 4 | 5 | 6 | 7 | 8 | 9 | ... 530  >  
   Antwort einfügen - nach oben