BVB
Sportlich betrachtet war 2006/07 eine alles andere als befriedigende Saison für Borussia Dortmund. Platz neun am Ende, lange Zeit akute Abstiegsgefahr. Nicht gerade das atmosphärische Umfeld, das sich Matthias Zerber (31) gewünscht hat, als die Borussia Dortmund KGaA ihr Geschäftsfeld "Merchandising" im Herbst 2005 als eigene GmbH an den Start schob. Mit Zerber als Chef. Um so erstaunlicher das Ergebnis.
Die Spieler Gerald Asamoah vom FC Schalke 04 und Roman Weidenfeller von Borussia Dortmund haben am heutigen Dienstag vor dem Kontrollausschuss des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) in Frankfurt am Main zum von Gerald Asamoah nach dem Bundesliga-Spiel zwischen Schalke und Dortmund geäußerten Beleidigungsvorwurf Stellung bezogen. Die mündliche Anhörung in der DFB-Zentrale in Frankfurt am Main wurde von Dr. Anton Nachreiner (Gottfrieding) geleitet.
"Der Kontrollausschuss des DFB hat Herrn Asamoah als Zeugen und Herrn Weidenfeller als Beschuldigten befragt, wird diese Aussagen nun auswerten und dann voraussichtlich noch in dieser Woche entscheiden, ob gegen Roman Weidenfeller Anklage erhoben wird", sagt Dr. Nachreiner.
Die Stimmung in Dortmund ist wie das Wetter: verhagelt, grau in grau nach einem völlig vermurksten Saisonstart. Doch zum Wochenende ist Besserung in Sicht. Zum einen sagen die Meteorologen für Samstag Aufheiterungen und Temperaturen um 23 Grad voraus, zum anderen kann Schwarzgelb mit einem Sieg im Heimspiel gegen den FC Energie Cottbus ein Stoppschild hinter das Thema Schwarzmalerei setzen.
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Die Nationalspieler sind alle gesund von ihren Länderspielreisen zurückgekehrt. Trainer Thomas Doll wird nicht müde, all seinen Spielern die Bedeutung des Heimspiels gegen Energie Cottbus am Samstag einzubläuen. "Die Luftveränderung tat sicherlich gut. Doch jetzt gilt es, die Karre wieder flott zu kriegen", betont Doll.
Mit Smolareks möglichem Abschied und Weidenfellers Sperre beschäftigt sich Doll nicht: „Wir konzentrieren uns nur auf das Spiel."
Unangenehmer könnte die Situation wohl kaum sein. Denn allein personell tut sich im defensiven Mittelfeld eine Vakanz auf, die Doll und sein Trainerstab erstmal füllen müssen. Sebastian Kehl wird sich einer dreiwöchigen Spritzenkur unterziehen müssen und soll danach wieder ins Mannschaftstraining einsteigen können. Zudem fallen Marc Kruska und Daniel Gordon aus. "Wir werden uns neu aufstellen und müssen variieren", so Doll vielsagend.
Alle weiteren Fragen in Sachen Personal wiegelte der Trainer rigoros ab. Smolareks möglicher Abschied, Weidenfellers Sperre - zu wichtig ist diese Partie gegen Cottbus. "Wir konzentrieren uns nur auf das Spiel. Ich diskutiere nicht über Personal." Fest steht jedoch, dass Marc Ziegler gegen Cottbus zu seinem zweiten Pflichtspieleinsatz nach dem DFB-Pokalspiel gegen Magdeburg kommen wird. "Ich habe überhaupt keine Bedenken. Marc will beweisen, dass er zurecht hier ist", verspricht Doll.
Rund 65.000 Zuschauer erwarten die BVB-Verantwortlichen gegen Cottbus. Letzte Saison waren 62.000 zu Gast, als der FC Energie die Borussia eiskalt auskonterte und mit 3:2 gewann. Doll und seine Schützlinge sind deshalb gewarnt. "Cottbus ist konterstark. Wir müssen vorbereitet sein. Geduld ist wichtig, aber der Funke muss aufs Publikum überspringen", fordert Doll. Überhaupt kommt dem schwarz-gelben Anhang in dieser frühen Phase der Saison eine besondere Rolle als 12. Mann zu. Aber die Spieler auf dem Feld müssen vorlegen, damit die Zuschauer auch mitziehen. "Die Art und Weise ist wichtig. Das ist es, was unsere Fans sehen wollen. Die Aktivitäten müssen von uns ausgehen", so Doll, der sich sicher ist, dass seine Schützlinge "mit einem dicken Hals reingehen werden und ihre Stärken herauskristallisieren werden".
Dass Doll keiner ist, der vor schweren Zeiten wegläuft, ist spätestens seit letzter Saison bekannt. Auch mit Kritik, die bei nicht gebrachter Leistung auch zurecht sei, könne man umgehen. "Wir müssen uns dem stellen. Es wird jetzt Zeit, den Hebel umzulegen, um in einen positiven Lauf zu kommen." Schließlich habe man im Moment einfach "keine Argumente".
Der Befreiungsschlag ist gelungen! Nach zwei Niederlagen in den ersten beiden Spielen konnte Borussia Dortmund am 3. Spieltag der Fußball-Bundesliga mit einer tollen Leistung gegen den FC Energie Cottbus mit einem 3:0 (1:0)-Sieg an der Strobelallee endlich seinen ersten "Dreier" feiern und dadurch einen großen Sprung nach oben in der Tabelle machen. Für den BVB trafen Kringe und zweimal Klimowicz.
Ausgangslage:
Nach zwei Niederlagen und sieben Gegentoren in den ersten beiden Spielen der neuen Saison (es war der schlechteste BVB-Start der Bundesliga-Historie) stand Borussia Dortmund im Heimspiel gegen den FC Energie Cottbus gehörig unter Druck. Doch auch die Lausitzer hatten keinen Traumstart hingelegt: Durch ein glückliches Unentschieden beim 0:0 in Leverkusen und eine 1:2-Heimniederlage gegen den VfL Bochum konnten sie lediglich auf ein "Pünktchen" mehr verweisen als der BVB.
Saisondebüt für den BVB: Markus Brzenska.
Personalien:
Der BVB präsentierte sich im Vergleich zum Schalke-Spiel mit einem völlig veränderten Gesicht: Gleich fünf Spieler rückten neu ins Team, nur zwei spielten auf derselben Position wie in der Vorwoche (Petric und Dede). Während der vom DFB-Sportgericht gesperrte Weidenfeller wie angekündigt durch Ziegler ersetzt wurde, gab es in der Verteidigung eine kleine Überraschung: Anstelle von Kovac spielte Brzenska. Für den ebenfalls gesperrten Kruska (Gelb-Rot) kam Degen als rechter Verteidiger ins Team. Kringe rückte dafür auf die linke Position im Mittelfeld, Kuba auf die rechte. In der Offensive liefen Federico (für Buckley) hinter den Spitzen sowie Valdez (für Klimowicz) gemeinsam mit Petric im Sturm auf. Wegen Verletzungen konnte Doll nicht auf Frei (Faserriss in der Wade), Kehl (Knieprobleme) und den letzten verbliebenen "Sechser" Gordon (nach Knie-OP im Lauftraining) zurückgreifen. Bei Cottbus waren da Silva (gesperrt) und Burca (im Aufbautraining) nicht dabei.
Taktik:
Thomas Doll ließ seine Mannschaft zwar auch gegen Cottbus im 4-4-2-System antreten, setzte im Unterschied zum Schalke-Spiel im Mittelfeld aber bis Mitte der zweiten Halbzeit wieder auf die altbewährte, offensiver ausgerichtete Raute. Aus Ermangelung eines gelernten "Sechsers" übernahm Tinga dabei den Part vor der Abwehr. Cottbus´ Trainer Petrik Sander ließ seine Mannen wie gewohnt defensiv agieren, die je nach Spielsituation zwischen einer 4-2-3-1 und 4-4-2-Formation wechselten.
Spielverlauf & Analyse
Sein Schuss aus knapp 20 Metern brachte die hochverdiente Führung: Florian Kringe.
Es war ein forscher Beginn von beiden Teams. Keine ganze Minute war gespielt, da prüfte Energies Kapitän Timo Rost BVB-Torhüter Marc Ziegler mit einem wuchtigen Distanzschuss aus fast 30 Metern. In letzter Sekunde hatte Ziegler seine Fäuste oben und konnte den Ball über die Latte lenken. Die Antwort der Borussen ließ nicht lange auf sich warten: Nach einer Ecke köpfte Nelson Valdez nur knapp am Tor der Gäste vorbei (3.). Der personell und taktisch rundum erneurte BVB blieb am Drücker, insbesondere Giovanni Federico hinter den Spitzen sorgte in der Anfangsphase für Aktzente. Federico war es auch, der Mladen Petric mit einer tollen Vorabeit vor dem Tor der Gäste in der 8. Minute aussichtsreich in Szene setzte. Doch der Schuss des Kroaten donnerte an den Innenpfosten und konnte von dort geklärt werden. Die Gäste zogen sich nun immer weiter in ihre eigene Hälfte zurück und beschränkten sich darauf, den Spielaufbau der Borussen zu stören und auf Konter zu lauern.
Der BVB agierte überaus engagiert und mit schnellen Kombinationen nach vorne, war klar überlegen und erarbeitete sich durch Kuba (13.), Philipp Degen (23.) und Valdez (30.) gute Möglichkeiten. Einziges Manko: Die Borussen gingen zu fahrlässig mit den sich ergebenden Chancen um. So verzog Dede einen Schuss aus 40 Metern gegen den aus seinem Tor geeilten Tomislav Piplica ganz knapp (37.), auch Federico schaltete nicht schnell genug, als er in der 43. Minute im Cottbuser Strafraum freigespielt wurde.
Den Bann brach schließlich Florian Kringe. Nach einer zu kurz geklärten Ecke aus dem Cottbuser Strafraum fasste sich Kringe aus knapp 20 Metern ein Herz und schoss den Ball ins linke obere Eck - 1:0, die mittlerweile hochverdiente Führung für den BVB (44.). Piplica hatte den gut platzierten Ball zwar noch berühren, aber nicht mehr entscheidend ablenken können. "Hier regiert der BVB", schallte es von den Rängen, als Schiedsrichter Herbert Fandel wenig später zur Halbzeit pfiff.
Lieferte eine souveräne Leistung: "Ersatz"-Torwart Marc Ziegler.
Zur zweiten Halbzeit brachte Thomas Doll Stürmer Diego Klimowicz für den angeschlagenen Petric (Wadenprobleme). Doch die erste Aktion gehörte wieder den Gästen aus der Lausitz. Nach einer Ecke von Ervin Skela kam Dennis Sörensen aus kürzester Distanz zum Kopfball, Brzenska konnte gerade noch auf der Linie klären (48.). Danach gehörte das Spiel wieder einzig den Borussen, die den Gästen klar überlegen waren, schnell kombinierten und weitere Chancen erarbeiteten. So scheiterten Dede (53.) und Federico (65.), der das Außennetz traf, mit zwei Freistößen nur ganz knapp. Kurz darauf wechselte Doll erneut. Für den starken Federico kam Delron Buckley (69.) - und damit einher ging eine Systemumstellung: Kringe und Tinga agierten fortan als Doppel-Sechs, Buckley (links) und Kuba (rechts) besetzten die Flügel offensiv.
Die Wechsel des Trainers sollten sich als Glücksgriff erweisen. Denn nur Augenblicke später spielte Buckley mit einem tollen Solo Klimowicz im Strafraum frei, der Piplica mit einem Schlenzer ins lange Eck keine Chance ließ - 2:0 für den BVB, Riesenjubel im SIGNAl IDUNA PARK. Das erste Tor des Argentiniers im Dress der Schwarzgelben (70.).
Ihren Traum-Tag machten die beiden Joker in der 84. Minute perfekt: Mit einer butterweichen Flanke setzte Buckley erneut Klimowicz im Strafraum in Szene. "Klimo" stieg am höchsten und drückte den Ball mit dem Kopf ins Tor der Gäste - 3:0, die deutliche, trotzdem aber mehr als verdiente Führung für den couragiert auftretenden BVB. Kurz vor dem Ende wechselte Doll noch Sebastian Tyrala für Kuba ein (89.). Doch dieser Joker stach nicht mehr, denn Augenblicke später beendete Schiedsrichter Fandel unter dem Jubel der Zuschauer die Partie.
Borussia Dortmund präsentierte sich in jeder Hinsicht verbessert gegenüber den ersten zwei Spielen: Hinten stand erstmals die Null, vorne gab der BVB mehr Torschüsse ab als in den ersten beiden Partien zusammen. 25 Mal zielte man aufs Cottbuser Tor - gegenüber zwölf Versuchen im Spiel gegen Duisburg und neun auf Schalke. Das klare 3:0 war der höchste Heimsieg seit zweieinhalb Jahren.
Ich war nur froh das der Kovac nicht gespielt hat,
der Brzenska hat für mich eine Topleistung gebracht und sich
hoffentlich damit seinen Stammplatz zurückerkämpft
Souverän sein Auftritt auf dem Rasen - souverän auch seine Statements vor den Medien. Marc Ziegler umging die Frage eines Journalisten, wie er es den empfunden habe, "zum ersten Mal in diesem Stadion vor so vielen Zuschauern aufzulaufen", sehr geschickt: "Es war nicht das erste Mal, aber das erste Mal mit dem BVB-Logo auf der Brust." Denn das überzeugende 3:0 gegen den FC Energie Cottbus war nicht - wie vom Fragesteller vermutet - Zieglers "Premiere" an der Strobelallee.
"Man hat versucht, uns auseinander zu dividieren und schon nach zwei Spieltagen Sündenböcke gesucht", ärgerte sich Doll. Doch die Mannschaft zeigte ein ganz anderes Gesicht als in den voran gegangenen Spielen gegen Duisburg (1:3) und Schalke (1:4). "Sie hat gesehen, was sie investieren muss, um auch in der Bundesliga Spiele gewinnen zu können", sagte der Trainer und stellte zufrieden fest: "Die Mannschaft ist heute ein kleines Stück zusammengewachsen." Fünf Eingriffe hatte der Trainer auf der Personalseite vorgenommen bzw. wegen der Sperren von Kruska und Weidenfeller vornehmen müssen; nur "zweieinhalb" Spieler (Dede, Petric und praktisch auch Kuba) verblieben gegenüber der Vorwoche auf ihren Positionen. Doll: "Die wichtigste Erkenntnis lautet: Wir haben nicht nur gute Einzelspieler. Wir sind auch ein Team."
Borussia Dortmund ist zurück in der Erfolgsspur. Nach den Auftaktniederlagen gegen Duisburg und Schalke feierte der BVB den zweiten Sieg in Folge und triumphierte am vierten Spieltag der Fußball-Bundesliga mit 1:0 (0:0) beim FC Hansa Rostock, nachdem vor einer Woche bereits klar gegen Cottbus gewonnen wurde. Torschütze zum Auswärtssieg an der Ostsee war Giovanni Federico in der 76. Minute.
Vor 26.000 Zuschauern in der DKB-Arena entwickelte sich von Beginn an eine interessante Partie mit Torchancen auf beiden Seiten. Technisch und spielerisch stand sie jedoch auf einem eher bescheidenen Niveau. Insgesamt aber geht der Sieg für den BVB in Ordnung, der durch den "goldenen Treffer" von Federico in der Tabelle einen weiten Satz nach oben macht, vorerst auf Rang zehn klettert und punktgleich ist mit Schalke. Dennoch hat die Mannschaft noch viel Luft nach oben...