AT&S ist sehr unterbewertet!
Die Folge daraus ist zum einen, dass AT&S auch in Zukunft immer wieder in sehr kurzen Technologiezyklen krasse CAPEX-Ausgaben haben wird. Zum zweiten folgt daraus, dass man jeweils nur sehr wenige Jahre hat, um diese Investitionen zu recovern. Hohe Cashflows sind daher überlebensnotwendig.
Und man darf sich da auch denke ich nicht täuschen: Wenn man da technologisch bei einer großen Investition mal auf das falsche Pferd setzt oder bei der Wahl eines Großkunden, dann kann da ganz schnell mal ein Problem entstehen. Wenn man dann noch eine Wirtschaftskrise oben draufsetzt oder einen anderen Grund für Überkapazitäten in der Industrie, dann purzeln ganz schnell die Cashflows und dann sehen 700 Mio. EUR Schulden bei einem Unternehmen mit 360 Mio. EUR Börsenwert ganz schnell mal sehr erdrückend aus.
Kurz: ich kann das schon verstehen, dass die Banken bei den Covenants die Grenzen so setzen, wenn AT&S weiter für unter 2% Kredite aufnehmen will.
Fakt ist, AT&S kann vorausgesetzt man macht knapp 1 Mrd € Umsatz jährlich 150 Mio Schulden abbauen. Das man in Kürze auf über 700 Mio Nettoverschuldung kommt, glaub ich eh nicht, da man ja parallel auch gutes Geld verdient.
Aber klar, wenn man eine dicke Wirtschaftskrise unterstellt, wird das eng. Nur seh ich das in dieser gloablisierten, technologisierten Welt eher unproblematischer als es das früher der Fall war.
Bist du eigentlich noch investiert? Du klingst in den letzten Tagen extrem skeptisch.
Ein paar Punkte zum Investmentcase aus meiner Sicht:
1. Langfristperspektive
Mittel- und langfristig finde ich die Aktie definitiv weiterhin sehr interessant. Nur mal als kleines Rechenspielchen: AT&S hat nach wie vor das Ziel, mittelfristig einen ROCE von 12% zu erreichen (siehe S. 14 der Unternehmespräsentation Mai 2017).
Spielen wir das spaßeshalber mal mit den 2017er Zahlen durch. Das EK liegt derzeit bei 540 Mio. EUR (S. 26). ROCE wird normalerweise definiert als EBIT / Captital Employed. Capital Employed wiederum ist definiert als Total Assets minus Current Liabilities. Total Assets liegen derzeit bei 1.437 Mio. EUR, während Current Liabilities bei 327 Mio. EUR liegen (S. 26). Somit ergibt sich ein Capital Employed von 1.110 Mio. EUR.
12% ROCE würden daher implizieren, dass folgende Gleichung gilt:
EBIT / 1.110 Mio. EUR = 12%
Somit folgt ein normalisiertes EBIT von 133,2 Mio. EUR. Finanzierungskosten liegen derzeit bei 17,5 Mio. EUR. Somit ergibt sich ein normalisiertes EBT von 115,7 Mio. EUR. Bei 25% Steuern ergäbe das Net Earnings von 87 Mio. EUR oder ein EPS von 2,23. Mit einem KGV von 12 hätte man dann einen perspektivischen Wert von 26,77 EUR pro Aktie.
Natürlich schleppt man auch ein Net-Debt von fast 10 EUR mit sich rum. Aber wie Du richtig schreibst, wird sich das in den Folgejahren aufgrund der guten Cashflows dann zügig abbauen. Die Finanzmathematik scheint daher nach wie vor sehr vorteilhaft zu sein für den Wert, daher bleibe ich investiert.
(Man kann zur Langfristperspektive aber übrigens auch anmerken, dass es mittlerweile unwahrscheinlich erscheint, dass AT&S' ursprünglichen Renditeprognosen des Chonqingprojekts aufgehen. Es würde mich wundern, wenn in der Rückschau rauskommt, dass hier ein IRR > WACC erzielt wurde. Aber gut, dafür kann man die Aktie jetzt auch günstiger kaufen als früher, so dass die Rendite für den Investor zumindest ausgehend vom momentanen Aktienkurs dennoch befriedigend sein dürfte.)
2. Kurzfristige Perspektive
Gleichzeitig muss man aber auch sehen, dass die kurzfristige Perspektive für die Aktie wohl eher mau ist. Wie in meinem Post weiter oben aufgeführt, dürften wir auch 2017/18 wieder von Quartal zu Quartal mit deutlich negativen Ergebnissen bedacht werden. Zudem wird der Free Cashflow negativ sein und die Schulden werden noch weiter steigen hin zu 3,5 Net Debt/EBITDA. Der Newsflow dürfte also durchgehend negativ aussehen.
Im Sommer könnte zwar eine positive Entscheidung für Chongqing Phase II erfolgen, was den Unternehmenswert prinzipiell erhöhen dürfte. Das Sentiment dazu wird aber garantiert auch eher negativ sein. Denn dann werden die nötigen Investitionen nochmal deutlich weiter steigen, Abschreibungen werden steigen, Net-Debt wird nochmal steigen und positive Ergebnisse werden noch weiter hinausgezögert. Zudem erscheint nicht unwahrscheinlich, dass es dann zu einer Kapitalerhöhung oder Wandelschuldverschreibung bei Kurs unter Buchwert kommen könnte. Es ist in meinen Augen daher unwahrscheinlich, dass die eigentlich positive Nachricht zu Chongqing II vom Kapitalmarkt positiv aufgenommen wird.
Hinzu kommt die gewohnt lethargische Art der Geschäftsführung, das eigene Unternehmen zu unterstützen ("Thank you, Mr. Gerstenmayer, now Mr. Asamer will lead us through the financials"). Da ist dank der Kombination schlechte Außendarstellung plus optisch schlechte Kennziffern einfach nicht abzusehen, wie die Aktie in den nächsten 9 Monaten positiv aus der 9-10 EUR Range ausbrechen sollte.
Ich setze einen guten Teil meiner früheren AT&S Position also momentan lieber anderweitig ein, wo eine positive Rendite auf das Kapital zu erwarten ist. Die AT&S Aktie dürfte mir nicht weglaufen und dann kann man auch im Winter wieder investieren. Bis dahin sollten auch die operativen Probleme mit der Serienproduktion in Chongqing behoben sein und möglicherweise hat Intel dann auch seine 10nm Probleme ausgeräumt. Zu diesem Zeitpunkt könnte ich mir ein Wiederaufstocken also gut vorstellen. Momentan bin ich aber lieber mit moderater Gewichtung investiert.
Shanghai / mSAP Technologie / 1-7-2017 Umbau abgeschlossen
Chongqing / mSAP Technologie / 1-7-2017 Umbau abgeschlossen ( Linie 1 + 2 )
Chongqing / IC-Substrate / 1-7-2017 bis 31-12-2017 Output und Effizienz erreicht ( Linie 1 + 2 )
Geschäftsjahrs 2017/18 EBITDA-Marge 16 – 18 %
Geschäftsjahrs 2018/19 EBITDA-Marge 18 – 20 %
Pressekonferenz Jahresergebnis GJ 2016/17 https://www.youtube.com/watch?v=gxDgdWOQrIc
Abschreibung 2017/18 = 150 Mio. EUR
Durchschnittliche Abschreibungsdauer = 6 Jahre
Der planmäßigen Abschreibung liegen konzerneinheitlich folgende Nutzungsdauern zugrunde
Gebäude und Bauten / 10 – 50 Jahre
Maschinen und technische Anlagen / 4 – 15 Jahre
Andere Anlagen, Betriebs- und Geschäftsausstattung / 3 – 15 Jahre
Entwicklungskosten / 6 – 7 Jahre
Patente, Markenrechte und Lizenzen / 2 – 10 Jahre
Grundstücke werden nicht abgeschrieben.
EBITDA 2016/17 = 130,9 Mio. EUR
Abschreibung 2016/17 = 124,7 Mio. EUR
Cashflow 2016/17 = 90,5 Mio. EUR
Nettoverschuldung 2016/17 = 380,5 Mio.
EBITDA 2017/18 ~ 157 Mio. EUR
Abschreibung 2017/18 = 150 Mio. EUR
Cashflow 2017/18 ~ 117 Mio. EUR
Nettoverschuldung 2017/18 ~ 340 Mio.
Den operativen Cashflow kann ich ja noch halbwegs nachvollziehen, wobei ich nur mit knapp 100 Mio rechne, aber die Investitionen dürften deutlich höher sein, und damit wird wohl die Nettoverschuldung in diesem Jahr letztmalig nochmal steigen. Erst recht falls man noch Dividende zahlt.
Wie gesagt, AT&S ist für mich hinsichtlich des Geschäftsjahres 2018/19 ein klarer Kauf, weil wir ab dann stark sinkende Verschuldung bei EPS-Zahlen von 1 € und höher sehen dürften. Die Frage ist, ob die Anleger bis dahin durchhalten und sogar zukaufen, oder ob man wegen irgendwelchen Marktrisiken lieber erstmal abwartet oder gar verkauft.
- Streckung der Investentscheidung Phase II Chonquing
- Ein Teil der finanziellen Verbindlichkeiten ist in US-Dollar
- Rückkehr in das begünstige Steuerschema
Die Transformation von einem High-End Leiterplattenhersteller zu einem High-End Verbindungslösungs-Anbieter ist Voraussetzung für das künftige profitable Wachstum.
Die niedrigere Nachfrage nach Computing-Anwendungen (Desktop, Notebook) führen zu einem weiter anhaltenden Preisdruck auf IC-Substrate.
http://www.ats.net/de/2017/05/...bnis-fuer-das-geschaeftsjahr-201617/
Derzeit ist eine leere Produktionshalle profitabler als weitere IC substrate Linien.
AT&S - Schätzung 2017/18 ~ EPS von 0,05 EUR.
EBITDA-Marge von 17 %
Umsatz: 920 Mio. EUR
157 Mio. EUR EBITDA
-150 Mio. EUR Abschreibungen
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7 Mio. EUR EBIT
-3 Mio. EUR Finanzergebnis
-2 Mio. EUR Ertragsteuern
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2 Mio. EUR Konzernergebnis
Besseres Finanzergebnis als im Geschäftsjahrs 2016/17 durch Abwertung des Dollars
-9 Mio. EUR Kreditzinsen
6 Mio. EUR Fremdwährungsgewinne ( Ein Teil der finanziellen Verbindlichkeiten ist in US-Dollar )
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-3 Mio. EUR Finanzergebnis
Niedriger Ertragsteuern als im Geschäftsjahrs 2016/17 durch Rückkehr in das begünstige Steuerschema.
okay, der Kursrrückgang am späten Nachmittag heute könnte auf KC zurückzuführen sein. Insofern vielleicht morgen schon wieder vergessen. Aber grundsätzlich ist das hier natürlich ein echtes Trauerspiel. Und die IR schent ja hier noch schlechter als bei IVU zu sein.
Was zählt ist doch die Aussichten und die aktuelle Bewertung. Das die Nachfrage derzeit so schwach in den Aussi-Wert auf Ausflug in China ist, hat ja viele Gründe.
KC mag aktuell auch seinen Beitrag leisten, ist aber auch nur sehr temporärer Natur. Das sollte man nicht überbewerten.
Nachfolgerin Frau Monika Stoisser-Göhring.
https://www.consorsbank.de/News/CNIDis25763620