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Ein Operettenstaat ist ein unbedeutender Kleinstaat, der großen Wert auf repräsentativen Prunk legt.
Weil man im 19. Jahrhundert schöne Uniformen und großartige Staatsanlässe auf der Bühne sehen wollte, aber aufgrund der Zensur keine wirklichen politischen Ereignisse nachbilden konnte, wich man aus ins Reich der Fantasie. Umgekehrt entfalteten Monarchen, die zunehmend entmachtet wurden wie Ludwig II. von Bayern, bloß noch hoheitlichen Glanz. Ein großer Teil der Bürger vor allem im deutschen Sprachgebiet betrachtete die Kleinstaaterei mit Misstrauen und befürwortete eine Einigung zum Nationalstaat. So wurde das Bild des Staates in der Operette seit den 1860er-Jahren auf wirkliche Staaten übertragen, die sich der angestrebten Gemeinschaft widersetzten. Die Bezeichnung Operettenstaat war daher oft als bürgerlicher Spott gegen aristokratischen Eigensinn gemeint – allerdings vermischt mit versteckter Bewunderung.
Operettenstaaten auf der Bühne sind beispielsweise Gerolstein aus La Grande-Duchesse de Gérolstein (1867) von Jacques Offenbach, Pontevedrino aus Die lustige Witwe (1905) von Franz Lehár und Sachsen-Karlsberg aus The Student Prince (1924) von Sigmund Romberg. Im Film etwa Freedonia aus Duck Soup (1933) der Marx Brothers.
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