Analysten sind ratlos: Eigentlich gibt es gute Gründe, um Aktien des Biotech-Herstellers Morphosys zu kaufen. Trotzdem gelang der Durchbruch nicht. Warum Experten den Kursverfall des Unternehmens für übertrieben halten.
FRANKFURT. Von Flaute ist bei Morphosys wenig zu spüren. Das Biotechnologieunternehmen gilt als robust und krisenresistent. An den Börsen findet das allerdings bisher wenig Beachtung: Die Aktie schaffte erst einmal keinen neuen Durchbruch seit dem Sommer vergangenen Jahres.
Dabei gäbe es dafür gute Gründe, meint der Equinet-Analyst Martin Possienke. Morphosys habe einen Vorteil gegenüber anderen Biotechnologieunternehmen: Die Firma trägt das Risiko bei der Entwicklung von Medikamenten nicht selbst. Das Konzept des Unternehmens mit Sitz nahe München besteht vielmehr darin, Antikörper für Pharmakonzerne herzustellen. Mit dem Ergebnis arbeitet dann der Kunde, das Pharmaunternehmen, weiter – bei Morphosys zum Beispiel Novartis. Bei erfolgreicher Herstellung eines Medikaments erhält das Biotechnologieunternehmen einen Gewinnanteil, etwa um die fünf Prozent, so Possienke. Derzeit liefen 60 bis 70 solcher Antikörperprojekte, fünf bis zehn Prozent dürften Chancen auf einen Durchbruch haben.
Ein solides Geschäftsmodell, urteilen die Analysten. Das Echo bei den Banken ist einheitlich: Das Unternehmen, das 1992 gegründet wurde, habe in einem stabilen Branchenumfeld gute Wachstumschancen und lohne vor allem für ein langfristiges Investment. „Die Wahrscheinlichkeit, dass bei zig Projekten ein bis zwei Hände Erfolge rauskommen, ist relativ hoch. Dann geht es um hohe Summen, bei denen keinerlei Verluste mehr anfallen“, sagt der Equinet-Analyst. Profitabel seien schon die Startzahlungen pro angelaufenem Projekt, die bei bis zu zehn Mio. Euro liegen können: Diese Zahlungen machen laut Possienke etwa 75 Prozent des Konzernumsatzes aus.
Zwar fiel der Morphosys-Gewinn im ersten Halbjahr um knapp 1,4 Mio. Euro geringer aus als im Jahr zuvor, doch Analysten halten das nicht unbedingt für ein schlechtes Zeichen. „Der Hintergrund sind die Entwicklungskosten, die das Unternehmen von Jahr zu Jahr selbst regeln kann“, sagt etwa Daniel Wendorff von der Commerzbank. Er gehe davon aus, dass sich die Partnerschaften weiter gut entwickeln. „Das Unternehmen ist jung und hat noch viel Potenzial.“ An der Börse scheint das noch nicht angekommen zu sein. Seit mehr als zwei Jahren schwankt die Aktie des Biotechnologieunternehmens zwischen etwa elf und 18 Euro. Dabei stand der Titel um die Jahrtausendwende noch bei rund 120 Euro, der Absturz kam mit dem Platzen der Dotcom-Blase.