Der Antizykliker-Thread
Ein Test der 840/850 im SP ist daher ME fast sicher. Ein Durchbruch jetzt sehr wahrscheinlich, sodass es zu einem dann wirklich letzten Rücksetzer kommen sollte.
Ich persönlich bleibe weiter flat, bis der Markt seine Entscheidung an der 850 getroffen hat. Einen prozyklischen Short schließe ich nicht mehr aus, ebenso wie einen antizyklischen Long. Bin da für alles offen, allerdings ist ein Handeln innerhalb der Seitwärtszone für mich nun tabu.
Der Staat kann nicht plötzlich anschieben, wenn er sich nicht darauf vorbereitet hat. Dazu müssten fertige Planungen für Infrastrukturmaßnahmen in den Schubladen liegen. Haben wir leider nicht. Für eine einfache Eisenbahnunterführung schaffen wir die Planungen nicht innerhalb von 4 Jahren. Bis dahin sieht es zappenduster aus, sollte der Anschub wirklich gebraucht werden.
Einfache Steuersenkungen, z.B. die Mehrwertsteuer, bringen es auch nicht. Der Konsument würde in der momentanen Situation das zusätzliche Geld zurück legen.
Unser Konjunkturprogramm kann also nur psychologisch wirken. Ob diese Wirkung allerdings positiv sein wird darf bezweifelt werden.
Dass der Staat so einfach die Karre aus dem Dreck fährt, ist wohl eine Illusion. Er hat mit seinen Garantien sicherlich den totalen Zusammenbruch des Finanzsystems verhindert. Ansonsten versagt er kläglich. Die US-Administration ändert inzwischen ihre Strategie alle 14 Tage und beweist damit ihre Hilflosigkeit.
Wenn der Staat dem Bürger mehr Geld überlassen würde,
wäre dies sehr wohl einen Beitrag zur Krisenbewältigung:
Jeder Einzelne könnte z.B.:
- Sein zusätzliches Geld verkonsumieren = Wirtschaftsbelebung
- Investieren (Haus, Umbauten, Modernisierung) = dto.
- Das Geld zur Bank tragen = Erhöht deren Einlagen
- Akten kaufen = Kursstabilisierung
Das jetzige Programm ist jedenfalls nicht das gelbe vom Ei.
Link: http://www.handelsblatt.com/finanzen/...chen-die-krise-trifft;2084690
Ich fasse das mal kurz zusammen und sortiere die 9 Branchen in aufsteigender Reihenfolge, was nächsten Zukunftsaussichten betrifft. Die „statements“ beziehen sich auf ein etwaiges Kurspotenzial nach oben.
(1) B a n k e n: miserabel; ein Großteil der einst lukrativen Geschäftsfelder - wie etwa das Investment Banking - liegt brach, das Kreditgeschäft ist am Boden. Das vermeintlich niedrige Kurs-Gewinn-Verhälnis (KGV) von 6,4 sagt nicht allzu viel aus
(2) T e c h n o l o g i e: miserabel. Die Tech-Werte sind besonders anfällig, wenn die Konjunktur abflaut. Bei Windenergie- und Solarunternehmen kommt hinzu, dass der weiter fallende Ölpreis den Ausbau regenerativer Energien weniger lukrativ erscheinen lässt. Tech-Aktien sind im Vergleich zurzeit nicht einmal besonders günstig: Im Durchschnitt weist die Branche (im EuroStoxx) ein Kurs-Gewinn-Verhältnis von 11,1 auf.
(3) A u t o: miserabel; Die Autobranche steckt tief in der Krise. Aus Angst vor einer lang andauernden Rezession bleiben die Kunden weg und horten lieber ihr Geld. Nach den kräftigen Kursverlusten der vergangenen Wochen scheinen die Aktien der deutschen Autobauer zwar vergleichsweise günstig; Optimisten sagen, dass es kaum schlimmer kommen könne. Aber Vorsicht, niemand weiß, wie lang die Schwächephase anhalten wird.
(4) I n d u s t r i e: miserabel. Der Wirtschaftsabschwung trifft die Industrieunternehmen besonders hart. Zahlreiche Studien belegen, dass die Branche besonders sensibel auf Krisen reagiert. Die Papiere von Dax-Konzern Thyssen-Krupp etwa sackten in den vergangenen drei Monaten um 60 Prozent ab. Ähnlich heftig erwischte es die Aktie von Salzgitter:
(5) T e l e k o m: bescheiden. Die Telekommunikationsbranche ist bisher glimpflich durch die Börsenturbulenzen gekommen. Während der Dax in den vergangenen drei Monaten um mehr als 20 Prozent abschmierte, legte etwa die Aktie der Deutschen Telekom um knapp zwei Prozent zu. Allerdings hat die Branche ein Wachstumsproblem. Der massive Preisverfall etwa im Mobilfunk drückt auf die Gewinne. Während der Dax in den vergangenen drei Monaten um mehr als 20 Prozent abschmierte, legte etwa die Aktie der Deutschen Telekom um knapp zwei Prozent zu. Allerdings hat die Branche ein Wachstumsproblem. Der massive Preisverfall etwa im Mobilfunk drückt auf die Gewinne.
(6) V e r s o r g e r: bescheiden. RWE oder E.ON gelten als krisensichere Papiere, weil auch in der Rezession geheizt werden muss. Auch die Aktien von Energieversorgern sind in schwierigen Zeiten beliebt. Das Problem dabei: Viele Anleger kommen auf die Idee, sich mit den Papieren der Versorger einzudecken. Dadurch sind deren Aktien nicht gerade ein Schnäppchen. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) der Branche liegt bei 11,4. Langfristig sind die Gewinnaussichten im Vergleich zu anderen Branchen aber relativ stabil. Das hängt unter anderem damit zusammen, dass die Konkurrenz nicht allzu groß ist und die Versorger viel leichter höhere Preise an ihre Kunden weitergeben können.
(7) K o n s u m: bescheiden: Zum Konsum wurde nichts gesagt. Ich habe diese Branch daher mal analog den Versorgern bewertet.
(8) C h e m i e: mittelprächtig. Noch rechnen Analysten mit einer Gewinnsteigerung je Aktie von neun Prozent für die Chemiekonzerne (im EuroStoxx). Allein die starke Nachfrage aus China und Indien dürfte die Branche über Wasser halten. Die Kurse sind zuletzt stark gefallen, so dass Aktien der Chemiekonzerne zurzeit relativ günstig erscheinen.
(9) P h a r m a: mittelprächtig. Pharmawerte gelten als äußerst krisenfest; schon in früheren Schwächephasen haben sie sich bewährt. Statistisch betrachtet ist die Abhängigkeit der Branche von der Wirtschaftsentwicklung im Vergleich zu anderen Branchen aber sehr gering. Riesensprünge sind im nächsten Jahr aber auch von der Pharmabranche nicht zu erwarten, eher solides Wachstum. Analysten rechnen für die Pillen-Unternehmen aus dem EuroStoxx mit einer Steigerung des Gewinns. je Aktie von sechs Prozent.
Im DAX sind 25 der 30 Unternehmen den Branchen (1) – (7) = „miserabel“ bis „bescheiden“ zuzurechnen und nur 5 Unternehmen den „mittelprächtigen“ Branchen (8) und (9).
Im MDAX sind 42 von den 50 Unternehmen den Branchen (1) – (7) = „miserabel“ bis „bescheiden“ zuzurechnen und nur 8 Unternehmen den „mittelprächtigen“ Branchen (8) und (9).
Schlussfolgerung für ein etwaiges antizyklisches Investment:
1. die Indizes DAX und MDAX eignen sich nicht für antizyklische Investments.
2. nach dieser Analyse ist der MDAX dabei nicht besser zu beurteilen als der DAX
3. wenn überhaupt, so kommen für antizyklische Investments nur Einzelaktien au der Chemie und Pharma – Branche in Betracht.
#wawidu - dein charts immer wieder vom feinsten! thx
Zentrale Aussagen:
"Der Kern des Übels ist die aus den USA kommende Corporate Governance, die von dort aus auf die ganze Welt ausstrahlte. Die heutige Situation ist die Folge einer völlig fehlgeleiteten Unternehmensführung aufgrund des Shareholder-Value-Denkens, das impliziert, Unternehmen seien da, um reiche Leute noch reicher zu machen. So kam es zu falschen Bankenstrategien, kurzfristigem Denken, das zu schlechter Personalpolitik führte und geldgetriebene Manager an die Spitze der Unternehmen brachte."
"Alan Greenspan ist ein genialer Mann und hätte den Kollaps erkennen müssen, stattdessen hat er eine Blase nach der anderen produziert."
"Die US-Wirtschaft wurde hochstilisiert, dabei war sie in Wirklichkeit seit 1995 im Niedergang. Schaut man sich die langfristigen Zahlen an, gibt es keinen einzigen Faktor, der nach oben zeigte, darunter das Aussenhandelsdefizit, der Verschuldungsgrad, die Produktivität oder die reale Investitionsquote, die die niedrigste seit dem Zweiten Weltkrieg ist. Zudem sind die Wirtschaftszahlen der USA seit 1994 geschönt."
"Es kann in den kommenden Monaten an den Börsen eine Erholung geben, in der Grössenordnung von etwa 30 bis 50 Prozent. Das macht die Leute glauben, wir hätten das Schlimmste hinter uns, die Massnahmen hätten gegriffen."
" Jede Hausse geht dorthin, wo sie hergekommen ist. Der Bullenmarkt hat 1982 bei einem Dow Jones von 1000 gestartet. Selbst wenn der Dow Jones nur auf 2000 Punkte sinkt, ist das gewaltig." (er meint wohl: gewaltiger Anstieg!)
Link: http://www.weltwoche.ch/artikel/?AssetID=21367&CategoryID=62
Es werden biologische Modelle auf das Management übertragen - ein Unternehmen möge sich so organisieren, wie Eisenspäne, wenn man einen Magnet dran hält. Diese kybernetischen Ansätze hatten einen gewissen Reiz bevor Hammer das Prozess-Thema propagiert hat.
Und Malik nervt es, dass ein anderer deutschsprachige Professor (Scheer) ihm dieses Thema weggeschnappt hat und nebenher ein erheblich größeres Unternehmen gegründet hat.
Und jetzt macht er Werbung, in dem er sich in die Reihe der Krisenpropheten einreiht...
In welche Art Krise wir rutschen, sei mal hintenangestellt - aber ein Malik als Verkünder dieser Krise ist in keinster Weise glaubhaft.
Und für die, welche was Professurales hören möchten...
Habe eben mal geschaut, ob Gerke was gesagt hat - wenn der sagt, wir kommen in eine Krise, dann würde ich eher erschrecken....
10.11.2008 10:54
Professor Wolfgang Gerke "Die Welt geht nicht unter"
Professor Wolfgang Gerke bleibt indes optimistisch. "Im laufenden Jahr könnten sich die Börsen noch besinnen und einpreisen, dass die Welt doch nicht untergeht", sagt der Finanzexperte. "Anleger werden sich dann an die Abgeltungsteuer erinnern."
... und befürwortet ein einfacheres Steuersystem
Es werde aber noch dauern, bis die Realwirtschaft sich erhole. Die Finanzkrise werde sich mindestens ein bis 1,5 Jahre in der Realwirtschaft abarbeiten. Solange werde es eine Stagnation geben.
Hyronimus Perpf
http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,druck-589995,00.html
Ein antizyklischer mittelfristiger Trade wie es metro vorhat, setzt sich ja nicht zum Ziel, den Tiefpunkt der aktuellen Krise zu treffen (wie zB 19 März 2003), sondern möglichst nahe am Tief, von dem aus eine Erholung wie ende 1929 starten kann. Es gilt eben mit Indikatoren, Charts etc möglichst nahe an einem solchen Tief wie im Herbst 1929 heranzukommen - OHNE davon ausgehen zu müssen, dass dies das Endes des Bärenmarktes sein muss.
Es ist meiner Meinung FALSCH zu sagen (malko), dass die bisherigen Zinssenkungen, Bankenstützungen, Investitionsprogramme, geplante "Konjunkturbelebungsprogramme", Steuerreforem u.a inflationäre Massnahmen etc nichts gebracht haben. Warum?
1) ersten dauert es bei einigen Massnahmen bis zu wirken beginnen
2) einige der Massnahmen wurden noch gar nicht umgesetzt
3) mit den Bankenrettungen und Geld für strauchelnde Banken wurden (bisher zumindest) ein Bank run und der gefürchtete "Dominoeffekt" eines systemischen Bankencrash verhindert.
4) KEINER (!) hier kann sagen, wo wir jetzt stünden, wenn NICHT mit solchen Massnahmen reagiert worden wäre.
Es ist daher falsch zu sagen: "hat bisher nichts gebracht". Richtigerweise wäre zu sagen: es hat bisher NICHT für eine Trendwende gereicht. Und das sollte auch nicht überraschen, denn eine Rezession braucht nun mal seine Zeit, umso mehr, wenn zuvor nach oben (Immopreise, Hedgefonds) übertrieben haben. Es ist wie wenn Wasser in das Unterdeck eines Schiffes langsam dringt und die Gegenmassnahme ist Wasser abpumpen - das reicht zwar im Moment nicht, aber es verlangsamt den Untergang, es dringt zwar immer noch mehr Wasser ins Schiff rein als rausgepumpt werden kann. Dann zu sagen "Abpumpen bringt nichts" wäre ebenso grundfalsch. Denn es erhöht zumindest die Chance, dass vor dem Untergang doch noch rettendes Land gesichtet werden kann.
Der Einwand von Helios ist daher mM berechtigt, dass die Situation anders als 1929 ist (als man VIEL ZU SPÄT) mit Zinssenkungen begann. Wie es weitergeht kann man dennoch kaum sagen, denn kaum eine Krise ist gleich früherer Krisen. Einzelne Erscheinungen sind fast immer zu beobachten: auch die stärksten Kursrutsche werde korrigiert - die "Aufgabe" ist eben zu erkennen, wann man eine gute Chance bei geringem Risiko hat (leichter gesagt als getan) auf eine solche Erholung zu spekulieren. Von einem Tiefpunkt des Bärenmarkt zu reden halte ich aber für verfrüht - einfach noch zuviele Unbekannte, und das Downmomentum - nicht nur an den Charts, sondern noch viel stärker in der Realwirtschaft zeigt noch ungebremst nach unten.
Ich hoffe, dass wawidu und andere hier helfen, ein mittelfristiges Tief wie im spätherbst 1929 zu identifizieren.
Ich sage zunächst mal: "ceteris paribus" (cp) zu den derzeitigen Verhältnisse, d.h. der Dow fällt ausschließlich noch bis zu dem Zeitpunkt, in dem die ersten Silberstreifen einer wiedererwachenden Konjunktur am Horizont erscheinen. Einen anderen Trend wird der Dow bis zu diesem Zeitpunkt nicht kennen.
Dann nehme ich die 1,5 Jahre von Gerke und sage, die ersten Silberstreifen werden 1/2 Jahr vorher erscheinen.
Der Dow wird also 1 Jahr langin der Tendenz nur fallen. Bei im Durchschnitt 200 Börsentagen im Jahr und einem durchschnittlichen Tagesverlust von 3o Indexpunkten komme ich auf weitere 6.000 Indexpunkte Dow Verlust in diesem einen Jahr.
8.000 Punkte - 6.000 Punkte = 2.000 Punkte.
Ernst zu nehmen bitte ich aber folgendes:
1. Ich kenne den Artikel von Gerke nicht in ganzem Umfang. Aber das was Du hier ggf. ausschnittsweise zitierst, ist doch ein "Aberwitz". Bitte schön: die deutsche Abgeltungssteuer soll die Weltbörsen vor dem weiteren Verfall retten??
2. Was das Interview mit Fredmund Malik betrifft, so hat das metro schon zutreffend zum Ausdruck gebracht. Ein Dow - Stand von 2.000 Indexpunkten mag überspitzt sein. Aber die geäußerten Gedanken haben Substanz. Es lohnt sich allemal darüber einmal selbst nachzudenken.
Gundsätzlich - das möchte ich noch loswerden - gefallen mir die Beiträge von Malko & AL sehr gut. Das man auch durchaus andere Meinungen vertritt darf doch erlaubt sein. Ich find's schade, dass sich die Konfliktlage zwischen Metro vs Al+Malko nun so weit angespannt hat. Aber immerhin ist die Lösung (ignore) für alle Unbeteiligten die beste. Irgendwie erinnert mich das an meine damalige Schulung "Konfliktmanagement", da habt ihr nur die beiden letzten Phasen vertauscht 7. Blockade und 8. offene Gewalt ;-))
Naja, mir ist es völlig wurscht wer der Hahn im Käfig ist. Wir alle lesen hier um uns auf der sachlichen Ebene zu informieren, die zwischenmenschlichen Scharmützel sind gerade vor dem Hintergrund der Anonymität eher peinlich wenn ihr mich fragt, aber jedem das seine.
Wie auch immer: Die Marktlage ist nach Systemsicht (Gruß an AL!) klar. Mein Handelssystem sieht seit heute auf allen Ebenen, d.h bei den von mir beobachteten Rohstoffen Öl, Kupfer und Palladium, sowie den wichtigen Devisen und Aktienmärkten, sowie Edelmetallmärkten short-Signale (Einzige Ausnahme: Silber). Das letzte mal war das Anfang Oktober so, als der große Ausverkauf begann. Es scheint also wiedereinmal der totale Ausverkauf mindestens auf Hedge-Funds Ebene sich anzubahnen, schaut einfach mal auf die wichtigen Devisenmärkte, z.B. auf EUR/YEN, da sind große ungewöhnliche Tageskerzen zu sehen.
Anbei noch ein Indikator, der die neuen Lows aller Aktien misst, die an der NYSE notiert werden. Einfache Regel: Wir die 80er Linie (d.h. an diesem Tage haben 80 Aktien neue Lows gebildet) nachhaltig gebrochen, ist der Markt schwach und es ist mit weiteren Lows zu rechnen. Bei echten Markt-Lows liegt dieser Wert im Bereich von 600 bis 1200. Heute haben wir bereits 500 erreicht. Wir haben also noch Potential.
Das Schlimmste: Man versucht immer noch, die Potemkin´schen Dörfer aufrecht zu erhalten. Das größte dieser Dörfer trägt jedoch den Namen "NOREALMONEY".
Auf der Couch: Markowitz' Fluch
Börsen-Zeitung, 13.11.2008 Angeblich liegt ja ein Fluch auf dem Börsenmonat Oktober. Und das trifft in diesem Jahr wohl voll und ganz zu. Doch wer geglaubt hatte, dass am 10. des Monats das Schlimmste schon wieder überstanden sei, der wurde eines Besseren belehrt. Obwohl die typischen Ingredienzien für einen finalen Ausverkauf bereits gegeben waren: Panik, ein massiver Eintagesverlust plus ein hohes Handelsvolumen.
Was danach zunächst wie der Start zu einer veritablen Merkel-Rally (benannt nach dem gleichnamigen Rettungspaket) von knapp 25 % aussah, wurde schon nach zwei Tagen wieder ausgebremst. Stattdessen setzte abermals eine Verkaufswelle ein, und die riss in nur zwei Wochen die Kurse auf einen neuen Tiefpunkt herunter.
Doch in einer Hinsicht unterschied sich der zweite Ausverkauf vom ersten: Eine erneute Panik blieb aus. Stattdessen gab es teilweise sogar einen geordneten Rückzug, sprich systematische Verkäufe. Nicht nur beim Dax, sondern wieder einmal quer durch fast alle Anlageklassen.
Wer sein Portfolio im Sinne des Nobelpreisträgers Harry Markowitz aufgebaut und seine Risiken gestreut hatte, konnte erleben, was passiert, wenn die meisten Profis weltweit nach demselben Schema diversifizieren. Denn die Theorie, nach der die Streuung von Vermögen in verschiedene, möglichst wenig korrelierende Anlageklassen Verluste hätten abfedern können, wurde während der vergangenen Monate ad absurdum geführt. So hatte man bei aller wohlfeilen Theorie wieder einmal einen wichtigen Faktor vergessen: den Menschen, und der neigt nun mal dazu, das Verhalten anderer zu kopieren und sich damit zu regelrechten Herden zu organisieren. Was zur Folge hatte, dass Anlageklassen, die vorher kaum auf und miteinander reagierten, plötzlich ganz eng korreliert waren. Und als dann im Zuge der Immobilienkrise viele Akteure gleichzeitig ihr Geld zurückhaben wollten, mutierte die in der Theorie so vielversprechende Idee zum Fluch. Will sagen: Markowitz' Empfehlung kann letztlich - wie jede andere goldene Regel zum Geldverdienen auch - nur funktionieren, wenn Sie der Einzige bleiben, der sie anwendet.
Alles auf ein Pferd setzen
Trotzdem sollte der Diversifikationsgedanke nicht einfach ad acta gelegt werden. Denn wer in der Krise nur auf ein Pferd gesetzt hatte, konnte durchaus alles und in kurzer Zeit verlieren. Etwa als Leerverkäufer bei der VW-Aktie, die durch bisher nie da gewesene Kapriolen wie eine Rakete in den Börsenhimmel aufstieg. Und wieder sollten die bösen, aber durchaus rational agierenden "Shorties" an allem schuld gewesen sein!
Doch hatten sie dieses Mal nicht, wie ihnen oft und meist zu Unrecht unterstellt wird, den Sturz ins Bodenlose, sondern eben diesen beispiellosen Höhenflug verursacht. Eben weil ein Leerverkäufer irgendwann einmal seine Position glattstellen muss. Und zwar als Käufer, und dieses Mal zum Teil mit immensen Verlusten.
Ja, eines haben wir durch Porsche vorgeführt bekommen: ein durchaus zu diskutierendes Lehrstück darüber, wie Finanzmärkte in Extremsituationen tatsächlich funktionieren. Und dass man sich Rationalität (indem man etwa für stark überbewertet geltende Aktien verkauft) nur leisten kann, solange man, frei nach Keynes, solvent bleibt.
Aber das Husarenstück von Porsche und seine Folgen sind keineswegs irrational zu nennen. Vielmehr erinnerte die ganze Geschichte an die Gebrüder Hunt, die den Silbermarkt durch ihre massiven Aufkäufe und die letztlich fehlende Liquidität Anfang der achtziger Jahre in bis dahin ungeahnte und absurde Höhen getrieben hatten. Immerhin: Die Hunts konnten nur durch eine Regeländerung der Börsenaufsicht zur Liquidation ihrer Vorräte gezwungen werden. Die Begrenzung von Long-Positionen (!) in Silber führte letztlich sogar zur Pleite der Brüder.
An der Diversifikation von Geldvermögen führt also kein Weg vorbei. Nur sollte man sich darüber im Klaren sein, dass sich eine Methodik, die von allen Akteuren gleichermaßen und somit als Formel, als Marktnorm gelehrt und benutzt wird, zur "self-fulfilling destruction" führen muss. Es ist sicherlich menschlich, dass wir die Bestätigung durch die anderen suchen. Gerade in Zeiten der Unsicherheit.
So neigen wir unter dem Eindruck drohenden Kontrollverlusts gerne dazu, in die Vergangenheit zu blicken und die Geschichtsbücher zu konsultieren. Gerade nach dem Ausverkauf am 24. Oktober, als Vergleichbares kaum zu finden war, wurden selbst normalerweise durchaus besonnene Akteure esoterisch und suchten Trost und Rat im Verlauf der Elliott-Wellen oder bei den Sternen, nur um endlich deutliche Anzeichen dafür zu finden, dass dieses Datum den erlösenden Wendepunkt in der Finanzkrise markierte.
Wer lange genug suchte, fand die passenden Jahrestage, die Neuner- und Elferquersummen, auf die man angeblich besonders Acht zu geben hat. Aber bestätigen lässt sich solch fauler Zahlenzauber nur, wenn tatsächlich der Turnaround eintritt. Wie oft das nicht geschah, wird einfach vergessen. Auch vergleichen viele die heutige Krise mit dem Crash von 1929, um wenigstens eine gefühlte Kontrolle über das Geschehen zu bekommen. Doch schon heute zeichnet sich ab, wie wenig sich die Szenarien gleichen. Rezession, Depression und Deflation würden über uns kommen, so die düstere Prognose. Ja, der Bank von England wird Beifall gezollt, weil sie die Zinsen gleich um 150 Basispunkte auf einmal gesenkt hat. Wobei eigentlich klar sein sollte, dass ein solcher Schritt in einem desolaten Bankenumfeld bestenfalls eine psychologische Wirkung entfalten dürfte. Dies wissend, hätte man sich statt einer solch kräftigen Zinssenkung auf einen kleineren Schritt von 0,5 % bescheiden sollen. Mit der Option, wenn psychologisch nötig etwas nachlegen zu können. Dieses Pulver hält sich die zuletzt viel gescholtene EZB - trotz des neuen Referenzpunktes "150" aus England - trocken. Zumal eine Abkühlung der Inflation wahrscheinlich nur für ein, zwei oder drei Quartale zu erwarten ist. Man darf nicht die Gelddruckmaschinen vergessen, die vor allem die USA anwerfen müssen, wenn Hilfspakete und Konjunkturprogramme in Anspruch genommen werden sollten. Wer also die US-Notenbank für gutes Krisenmanagement lobt und Europa als lahme Ente schilt, sollte nicht vergessen: Die Ursachen für diese Krise sind "made in USA".
*) Der Autor ist Geschäftsführer der Cognitrend GmbH, Gesellschaft für verhaltensorientierte Kapitalmarktanalyse.
Quelle: Börsenzeitung
... meint Tom Firley in seinem heutigen "Investor's Daily Update":
[Eine saubere inverse SKS schaut mMn anders aus ... Trotzdem hab ich heut - vorsichtig - Intel nachgekauft. Omega]XXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXX
Dow Jones und S&P 500 hauchdünn vor neuen Tiefs
Liebe Leser,
jetzt wird es knapp für die US-Indizes. Da reicht ein kurzer Blick auf die Charts:
Dow Jones
Wie Sie im folgenden Chart sehen, ist der Dow Jones auf Schlusskursbasis nur noch 107 Punkte bzw. 1,29% von seinem Jahrestief entfernt.
S&P 500
Der S&P 500 (hier als Candlestick-Chart) ist sogar nur noch 4 magere Pünktchen oder 0,47% vom letzten Tief entfernt.
Ausgelöst (oder zumindest "unterstützt") wurde der gestrige Kursverfall der US-Indizes durch Aussagen von US-Finanzminister Henry Paulson. Dieser hatte gestern angekündigt, dass das Rettungspaket (insg. 700 Milliarden) auch zur Stützung Verbraucherkreditmarktes verwendet werden solle. Er sagte, der ursprüngliche Plan, den Banken notleidende mit Hypotheken verbundene Vermögenswerte abzukaufen, sei "nicht der effektivste Weg". Alleine diese Aussage sogte natürlich für Verunsicherung bei den Börsianern (insb. bei den Finanzwerten).
Bis heute Abend
Tom Firley
Doch stimmt die Schwäche des Marktes etwas bedenklich, so dass an einen Abpraller nach oben nicht unbedingt sofort zu denken ist, eher an einen Durchbruch nach unten. Ablesbar ist diese am MACD und RSI.
Sideline bleibt Trumpf, bis sich der Markt entschieden hat.
Ich rechne auch mit weiteren Tiefs in nächster Zeit. Die Rezession kommt gerade ins Rollen. Investiert bin ich trotzdem, weil ich eigentlich ein Langfrist-Anleger bin und den Ausstieg sowieso schon lange verpasst habe. Kursziele von Dow 2000 halte ich allerdings für völlig übertrieben, denn wenn ich davon ausgehen würde, dann würde ich sofort den Sell-Knopf drücken. Aber Tiefs wie im März 2003 bieten sich als Ziel geradezu an...
- $BKX steht bei 46,07
- SP bei 842,30
- Beim DOW versuchen die Bullen die 8.200 zu halten
- Bush und Paulson sind lame Ducks
- Obama lässt Bush Präsident sein, bis er anfängt...
- Turob-Depot immer noch auf Sell
- Panik? Keine vorhanden...
Also mache ich das, was ich gar nicht kann...
Ich bin sehr gut in Bullenmärkten - verbilligen, verkleiner, den Wellengang nutzen.
Ich gehe short... erst mal als Hedge für die paar Positionen, die ich langsam aufbaue...
Und wenn ich jetzt kucke, ist die 8.200 gefallen...
Die Box, von der metro sprach, ist bildlich das amerikanische Vakuum. Plus eine Rezession, die schneller kommt und schneller gehen wird... Im Januar wird Obama ins Amt eingeführt, dann haut er auf den Putz, im Sommer gehen die Frühindikatoren hoch und dazwischen (Januar bis Juni) geht die Börse hoch...
Und jetzt geht die vielleicht finale Rutschbahn los.
DOW 8.085,00, SP 831 und der Bankindex... 45,41...
Es gruselt mich.
Fahre los - heute abend: After-Work im Bravo-Charlie, Stuttgart.
Gehabt Euch wohl!
H.