Aufbau einer Nordex-Windkraftanlage: Viele Hersteller haben noch großen Nachholbedarf im Servicegeschäft. Quelle: dpa
DÜSSELDORF. "Wir müssen noch 25 Prozent unseres Umsatzes hereinholen", sagte Nordex-Chef Thomas Richterich im Gespräch mit dem Handelsblatt vor der am Dienstag beginnenden Messe "Husum Wind".
Er erwartet, dass dieser Umsatz im Wesentlichen aus dem europäischen Markt kommen wird. "Asien und die USA spielen dabei nur eine geringe Rolle", sagte Richterich. Bei den Auftragseingängen, die zum großen Teil erst im kommenden Jahr abgerechnet werden, sieht es jedoch anders aus. Da hofft er auf den US-Markt: "Wir erwarten einen ordentlichen Schub aus den USA." Richterich setzt auf Förderprogramme der US-Regierung, die noch bis Ende dieses Jahres gelten.
Die Windbranche ist nach langem stürmischem Wachstum schwach in das laufende Jahr gestartet. So schockte die weltweite Nummer eins, der dänische Vestas-Konzern, im August die Anleger und die Branche mit einem dicken Halbjahresverlust von 244 Mio. Euro und korrigierte seine Umsatzprognose.
Die Finanz- und Wirtschaftskrise und der Zusammenbruch des US-Marktes belasten die Branche schwer. Da gleichzeitig sowohl die Hersteller von Windkraftanlagen als auch die Zulieferer weltweit kräftig in neue Fertigungen investiert haben, sinken die Verkaufspreise. Experten rechnen in diesem Jahr mit einem Preisverfall von zehn bis fünfzehn Prozent.
Familie Klatten darf aufstocken
"Wir gehen aber davon aus, dass wir die Bruttomarge von 2009 halten können", gibt sich Richterich, der das nach Enercon, Siemens und Repower viertgrößte deutsche Windunternehmen führt, optimistisch. Denn Nordex könne den Preisverfall bei seinen Windkraftanlagen durch den Preisverfall bei seinen Zulieferern ausgleichen.
Das wird die Familie Klatten freuen. Sie dürfte auch freuen, dass das Bundeskartellamt nun genehmigt hat, dass die Quandt-Erben ihren Anteil an Nordex auf über 25 Prozent erhöhen dürfen. Sie halten momentan 24,3 Prozent.
Viele Windkraftanlagenhersteller haben noch großen Nachholbedarf im Servicegeschäft. Der Weltmarkt für Betriebs- und Instandhaltungsservices wird sich jedoch in den nächsten zehn Jahren auf 27 Mrd. Euro mehr als verfünffachen, prognostiziert die internationale Unternehmensberatung Oliver Wyman. Damit wachse das Servicegeschäft "fast doppelt so schnell wie das Geschäft mit neuen Anlagen".
Kein Wunder, dass viele Firmen wie Repower und der US-Konzern General Electric (GE) in Husum neue Servicekonzepte vorstellen. "
Ich erwarte, dass das Servicegeschäft in diesem Jahr leicht auf rund fünf Prozent vom Umsatz steigt", schätzt Thomas Richterich. In den kommenden Jahren rechnet er mit einem deutlicheren Umsatzbeitrag.