Die letzten Kostolany-Mohikaner:BASF,Siemens,MüRü?
Das Kursfeuerwerk von heute ist, wie so oft, Zentralbank-getrieben. Eine nachhaltige Überwindung der Wachstumsschwäche zeichnet sich nicht ab. Eigentlich ist nicht so sehr der DAX gestiegen. Sondern eher der Euro gesunken: Gegenüber dem DAX, dem Dollar usw.
Positiver Nebeneffekt: Der sinkende Euro verteuert Exporte und macht eine Deflation unwahrscheinlich. Und Exporte werden erleichtert. In der gegenwärtigen Situation nicht das schlechteste.
Was heißt das für die Zukunft? Denn Vorstände bekommen ja deutlich mehr als den Mindestlohn. Die Summen scheinen gemessen an ihrem Gehalt nicht weltbewegend zu sein. Aber die Tatsache an sich spricht ja durchaus für Vertrauen in das Unternehmen.
In der Tat, Frankreich könnte ein wenig pikiert sein.
http://www.welt.de/wirtschaft/article134353586/...uer-Frankreich.html
Aber: Man muss sich einmal genauer ansehen, nach welchen Nachrichten Kurse steigen oder fallen.
Steigende Kurse gibt es immer dann, wenn die Notenbanken die Märkte fluten. Wo soll es denn hin, das ganze Geld?
Fallende Kurse folgen meistens Konjunkturdaten und -prognosen. Wirtschaftliche Prosperität sieht anders aus. Aber solange das so ist, sollten Aktien eigentlich eher ein sicherer Hafen sein als das Tagesgeldkonto. Bei gut Null Prozent Zinsen sind die 4 % Dividende von Siemens, BASF und Munich Re ja wirklich nicht übel. Sollte das Zinsniveau weiterhin knapp über der Grasnarbe bleiben, ist fraglich, ob ein KGV von 12 noch angemessen ist. Das ergäbe Spielräume für höhere Kurse, die aber bei wieder steigenden Zinsen nachgeben sollten. In dieses Bild passen auch die Aktienrückkäufe von Siemens und Munich Re. Wenn Kredite billig und Eigenkapital vergleichsweise teuer bleiben, lohnt sich das für die Firmen. Und für die Aktionäre. In dieser Situation kann man investiert noch eine Zeitlang auf die wirtschaftliche Erholung warten.
http://biztravel.fvw.de/...-europa-expansion-geordert/393/137493/4070
Mehr dazu wurde im BASF-Thread von einigen geschrieben.
Inzwischen hat es sicher auch der letzte gemerkt: Der DAX ist der einzige Performance-Index unter den großen Indizes. Dividenden gehen in den Index ein, und so steigt der Index, auch wenn die Kurse stagnieren. Das Allzeithoch von heute bedeutet, dass der Dax-Kursindex knapp unter dem Zwischenhoch von Ende 2007 liegt. Das heißt, dass die Kurse gerade mal den Stand von vor der Finanzkrise liegen.
Schaut man weiter zurück, wirds noch extremer: Die Kurse sind heute immer noch 20% unter dem Hoch zu Zeiten der Dotcom-Blase Anfang 2000. Bei einzelnen Kursen sieht es noch schlimmer aus:
Allianz und die hier diskutierte Munich Re liegen immer noch mehr als 50% unter dem damaligen Höchststand. Der war: Allianz 380€; Munich Re 370€.
Wohlgemerkt, keine ambitionierten Kursziele, sondern Werte, die wir vor 14 Jahren schon hatten.
Banken sind noch extremer, allerdings unter Herausrechnungen von Splits und Resplits. Deutsche Bank hat über 2/3 verloren, die Commerzbank über 90%.
Da liegen die beiden anderen Werte, die hier beobachtet werden, richtig gut:
Siemens hat nur 25% verloren. BASF hingegen, damals mega-uncool, hat sich fast verdreifacht.
Was lernen wir daraus?
So sehr auch ETFs in letzter Zeit gelobt werden, ab und zu Hirn einschalten und ausscheren aus der Lemmingherde ist an der Börse Gold wert.
Nach dem Allzeithoch 2000 platzte die Dotcom-Blase.
Nach dem Zwischenhoch in 2007 kam die Finanzkrise.
2011 hat es nicht für die 100€ gereicht. Die Eurokrise war schneller.
Was kommt diesmal?
Höchstwahrscheinlich wird Syriza stärkste Partei und sackt die 50 Bonusmandate ein. Und das allein sollte die Kurse nicht bewegen können. Denn alles, woran keiner zweifelt, ist an der Börse eingepreist.
Und dann? Das größte Problem wäre eine Hängepartie. Gegen Syriza wird nichts gehen. Syriza könnte höchsten mit To Potami koalieren. Verfolgt man die Wortwahl von Alexis Tsipras, stellt man mit jedem Tag Annäherung an die Regierungsübernahme eine gemilderte Wortwahl. Eigentlich unterscheidet er sich kaum noch von Samaras vor der letzten Wahl.
Merke: Die scharfe Rhetorik verändert keine ökonomischen Realitäten, sondern dient der Erlangung der Regierungsmacht. Und das bisschen übrige Radikalität mildert To Potami ab.
In einer derart verfahrenen Lage kann keine Regierung damit rechnen, wiedergewählt zu werden. Die etablierten Parteien Griechenlands sind für die Staatsverschuldung und das enge Netz an Filz und Korruption direkt verantwortlich. Und das Problem der bisherigen Maßnahmen ist die alleinige Konzentration auf Kürzungen. Abhilfe können nur Strukturreformen bringen, die bisher nicht beherzt eingefordert und angegangen wurden.
Was folgt für die Börse?
Wenn sich eine regierungsfähige Mehrheit bildet, nicht viel. Vermutlich wird weitergewurschtelt wie bisher. Es könnte den Eurokurs weiter runterziehen, was die Kurse eher erhöhen dürfte. Denn Euro-Aktien werden in Euro billiger.
Das einzige Kursrisiko sehe ich in einer Hängepartie, die Griechenland auch offiziell in den Staatsbankrott ziehen könnte. Die abschreckende Wirkung für die anderen Krisenländer dürfte eine ungeheure sein. Aber die Kurse dürften sinken.
Und danach... Spanien, Italien...?
Ich hoffe auch, daß sich die Börse gegen diesen Finanzirrsinn der EU behaupten kann.
Ich denke, es wird folgendermaßen laufen: Weitere Erleichterungen (Zinsen, Rückzahlbedingungen) gegen Strukturreformen. Das wäre ein verkappter Schuldenschnitt, lässt aber beide Seiten das Gesicht wahren. Denn das eine dürfte allen klar sein: Die geborgten Milliarden kommen zum großen Teil nicht mehr zurück.
Es ist genau das eingetreten was ich vor Wochen gesagt habe. Die Analysten haben fast alle das Kursziel reduziert und das duchschnittliche Kursziel der Analysten liegt jetzt nur noch bei ca. 75 Euro. Also liegt der aktuelle Kurs sogar über dem 12 Monatskursziel der Analysten.
Der DAX rennt und rennt und BASF kommt nicht aus den Socken. Liegt immer noch 15% unterm ATH und der DAX hat seitdem schon locker 10% PLUS gemacht.
Na ja aber die rosa Brille setzen hier einige einfach nicht ab:-)