Der Antizykliker-Thread
----------------------------
Philadelphia-Fed-Index verbessert sich
16:01 16.09.10
Philadelphia (aktiencheck.de AG) - Der an den US-Finanzmärkten viel beachtete Geschäftsklimaindex der Fed-Regional-Notenbank von Philadelphia hat sich im September 2010 verbessert.
Demnach ist der Index von -7,7 Punkten im Vormonat auf nun -0,7 Punkte gestiegen. Volkswirte waren im Vorfeld von einem Anstieg auf +2,0 Punkte ausgegangen.
Der Index gilt als ein wichtiger Frühindikator für das produzierende Gewerbe in den USA. Werte unter Null deuten auf eine Kontraktion hin. (16.09.2010/ac/n/m)
Das Abtauchen des PhiliFed war für Pessimisten ein Zeichen, dass es Richtung Double-Dip runter geht.
Wenn der PhiliFed jetzt tatsächlich hoch geht, wird dieses pessimistische Gespenst vertrieben.
Und wir lernen vom Vergleich mit April, dass man sieben Kerzen lang warten muss, bis die Batterien all sind und das Ding runterfällt. Oder wird die Decke ein wenig angekratzt?
Und wenn es runter geht, wie weit?
Und solch einen Fall hatte ich vor mir, als ich vor einigen Tagen das Interview in Focus Money mit Thomas Polleit gelesen habe. Ich werde auch nicht müde zu betonen, dass Focus Money der Firma in der meinen Freundin Oberwichtigmotz ist, umsonst geliefert wird – ich das Ding also nicht kaufe… Was mich nicht hindert, da mein Näslein reinzustecken – zumal es griffbereit auf der Gästetoilette rumliegt…
Und da blickt mich jener Dr. Polleit an, ich sehe, dass er Chefvolkswirt bei ABN Amro Deutschland und Barclays Capital Deutschland war. Ich bin neugierig, wieso das Ende der Welt kommen wird, ob er was Schlaues dazu beizutragen hat, wie er das begründet und welchen Ausweg er aufzeigt.
Erst mal äußert er sich lobend über die Sonderkonjunktur in Deutschland und die deutschen Unternehmen, welche die Internationalisierung vorangetrieben haben und die preisliche Wettbewerbsfähigkeit wiederhergestellt haben.
Interessant denke ich, anders als Bofinger fängt er nicht an von der Stimulation der Binnennachfrage an zu faseln – aber wenn die Auslandsnachfrage sinkt, wäre diese verstärkte Internationalisierung doch von Nachteil?! Nun gut, weiter im Text.
Und dann haut er eine Breitseite auf die Politik, dass einem hören und sehen verlässt:
„Mir scheint, Sie überschätzen die Rolle der Politik. Politik behindert in der Regel die Wirtschaft.“
„Ökonomisch gesprochen, ist der Staat nichts anderes als eine Umverteilungsmaschine.“
Aha denke ich, das hört sich nach Chicago an, doch er hat nur in Münster studiert, wo er wohl auch herkommt. Also diesen Neo-Keynes-Mist, den man überall hört, halte ich persönlich für einen konzeptionellen Fehler, aber die Rolle des Staates so zu negieren, gerade nach dem extremen Schock der Finanzkrise zeugt nicht unbedingt von einem klaren Verständnis der Dinge.
„Erstens wird sich das Wirtschaftswachstum im zweiten Halbjahr abschwächen. Zweitens das Trendwachstum.“ Das Trendwachstum ergibt sich aus der Investitionsquote, dem Bevölkerungswachstum und dem Bildungsstand der Bevölkerung. Das Trendwachstum legt er für Deutschland auf 0,75 Prozent pro Jahr fest.
Da wundere ich mich wieder, da das Trendwachstums global gesehen überaus stark ist und Deutschland daran partizipiert, weil alle Welt gerne den deutschen Kram kauft. Die Limitierung des Trendwachstum nur auf Deutschland, halte ich für falsch – das mag er in seiner Frankfurt School of Finance den kleinen Bänkers erzählen, wenn er ihnen in der ersten Seminarwoche ein volkswirtschaftliches Modell einer geschlossen Volkswirtschaft vorstellt.
Und wenige Zeilen später erzählt er, das die Exporte auf breiter Fronst einbrechen. Wenn doch das Trendwachstums global gesehen steigt?!
Und dann wird er gefragt, was er denn machen würde, wenn er König von Deutschland wäre (es wurde etwas anders formuliert) - den Export senken? Nein sagt er, er wäre Verfechter des freien Marktes, der internationalen Arbeitsteilung und überhaupt. Ich sehe mich durchaus als Monetarist, der Keynes für einen Trottel hält, jedoch befürworte ich einen staatlichen Stimulus, der nicht unbedingt monetär sein muss. Und sich einfach zurückzulehnen und zu sagen, ich weiß nicht, was man machen soll, der freie Markt möge das richten, ist schon sehr dünn.
Aber ein Bonmot kommt später, dass ich wieder zitieren will, weil man es sonst nicht glaubt:
„[…] schwächer ausfallen wird. Vor allem werden noch ganz eigene Probleme daraus erwachsen, dass Notenbanken eine chronische Niedrigzinspolitik verfolgen. Sie können es drehen und wenden, wie Sie wollen: Es werden schwierige Zeiten.“
Deutlich: Die Schilderung der kommenden Probleme leitet er mit Plattitüden ein ohne zu begründen, zu argumentieren. Er weiß was kommt – er innert mich an religiöse Fanatiker „Du kannst es drehen und wenden, Du wirst in der Hölle...“
Aber es geht weiter, er beschwert sich über die „Kreditvergabe quasi aus dem Nichts“; 90 Prozent der Hokus Money werden jetzt bedächtig nicken und sagen „Ja, ja, das ist echt schlimm mit der Kreditvergabe quasi aus dem Nichts, diese bösen Banken…“
Hallo! Das Ganze ist (a) ein alter Hut und (b) halt die Giralgeldschöpfung und die ist systemimmanent. Die Folgerung ist, das ganze System zu reformieren. Ja, ja denke ich, dieses bei kleinen Jungs und alten Männern vorkommende Reset-Geschwätz. Und wenig später, will er den Dollar an den Wert von Gold binden – hier finde ich sollte man noch kreativer sein – warum nicht den Wert des Dollars an den Preis von Marc Jacobs-Handtaschen binden – oder an den Preis für eine Gintonic auf dem Flug von Frankfurt nach New York? Oder an den Preis eines Quadratmeters Trochenausbauwand? Oder an des preis eines Rosinenbrötchens?
Wie kann heute ein vernünftiger Mensch zurück nach Bretton Woods wollen?
Und er geht noch weiter – er will die Geldproduktion privatisieren. Und darauf wird Bofinger zitiert, dass die Banken kaum in der Lage wären, das Geld der Sparer vernünftig zu verwalten. Und der Münsteraner antwortet: „Ich will auf diese Einschätzung nicht eingehen und mich lediglich darauf beschränken zu sagen, dass das freie Marktgeld nicht nur ein denkbar einfaches System ist, sondern es auch das ökonomisch und moralisch-ethisch überlegene System ist.“
Das hört sich seltsam an – so wie: „Ich will auf diese Einschätzung nicht eingehen und mich lediglich darauf beschränken zu sagen, dass das der Antrieb von Großraumflugzeugen mit getrockneten und zerstoßenen Nilpferden nicht nur ein effizientes und umweltfreundliches Verfahren ist, sondern es stellt auch das ökomenisch und moralisch-ethisch überlegene Verfahren dar.“
Und ich dachte die Fed wäre schon eine private Veranstaltung?!
Aber jetzt kommt die Werbung – man soll jetzt sein Buch kaufen, in dem alles, was im Interview beschreiben wird, locker und „leicht verständlich“ beschrieben ist.
Und final wird er gefragt, was denn die Aktienmärkte anstellen würden?
„Ich bin kein Aktienmarktexperte [sic!]. Meine persönliche Einschätzung ist, dass es erst noch mal runtergeht, bevor es wieder raufgeht, […].“
Damit wir das jetzt richtig verstehen, laut Polleit geht es jetzt runter, in die wie die Welt es benennt „Genickbrecher-Rezession“ (http://www.welt.de/die-welt/finanzen/...cher-Rezession-geht-um.html).
Und damit es danach ganz easy, prima und gut hoch geht?!
Darf heutzutage jeder Chefsvolkswirt von irgendwas werden?
JPY zickt rum , CHF zickt rum, keine gute Zeit für Bären.
Gold ist auf neuem Jahreshoch, na dann kann die Panik ja kommen.
http://www.fiduka.com/kolumnen/?view=250
Schon letztes WE schrieb ich: Der Drop ist gelutscht. Trotzdem stieg der Dow diese Woche nochmals um 200 Punkte. Somit bleibt auch nächste Woche alles offen, zumal wenn der Deckel werfliegen sollte. Der SPQ nämlich kann durchaus nochmals ein gutes Stückchen fallen, Luft hat der noch.
Trotzdem, weil's so schön ist:
Mittelfristig haben die üblichen Indikatoren noch genügend Luft nach oben und der Trend seit 1040 sollte eigentlich noch nicht beendet sein.
Die BollingerBänder sind arg zusammengezogen was einen Ausbruch in die eine oder andere Richtung mittelfristig wahrscheinlich macht.
Mit Blick auf den Daily und nach drei grünen Wochen wird es laut Weekly sehr unwahrscheinlich das die nächste Weeklykerze eine grüne dynamische Ausbruchskerze wird.(grün vielleicht aber dynamisch ne)
Die Wahrscheinlichkeit ist also recht Hoch das wir nochmal bis zum mBB im Weekly oder Daily/50GD zurückfallen bevor ein möglicher bullischer Ausbruch gelingt also ca.1080/1100.
Da Dienstag FED-Sitzung ist kann ich mir einen Fehlausbruch bis zum oberen BB(1043) noch gut vorstellen bevor die Konso einsetzt.