Von nun an ging´s wieder bergauf...
Was die inhaltlichen Probleme bei SNP angeht, ist meine Vermutung, dass dies auch an der Umstellung des Preismodells liegt. Sie haben in den letzten Jahren erkannt, dass sie sich eigentlich unter Wert verkaufen, wenn sie ihre software-basierten Lösungen mit klassischen Beratungskontrakten ("Mann-Tage") anbieten. Dann folgte eine Umstellung auf Platformbasis (ChrstalBridge), wahrscheinlich gekoppelt mit starken Preiserhöhungen nach den erfolgreichen Pilotprojekten Dow/DuPont, Kellog's und hp Aufspaltung. Das hat der Markt offenbar nicht mitgetragen bisher--vielleicht auch, weil einige Stammkunden noch die alten, eher beraterbasierten Verträge gewöhnt waren. Hier muss der neue CRO Kennesson jetzt ansetzen und eine vernünftige Bezahlstruktur umsetzen (z.B. über gezielte Rabatte), um wieder mehr Großprojekte zu akquirieren.
Zudem sind offensichtlich die Fixkosten zu hoch im Moment:
- man leistet sich große Marketingauftritte wie die Transformation World,
- man spendet umfänglich in Nigeria
- man ist "Platinsponsor" des Heidelberger Zweitligabasketballvereins (= Geld das Klo runterspülen),
- man hat einen mehrköpfigen Vorstand
- man tauscht immer mehr Schlüsselpersonen aus (was Abfindungen nach sich zieht)
- man investiert in die Weiterentwicklung der Software
- man baut ein internationales Vertriebsteam um einen teuren Sales-Experten (Kenneson) auf
- man betreibt teure Schulungszentren, in denen neue Mitarbeiter für die Transformation geschult werden
- man nimmt neue Mitarbeiter längere Zeit aus dem Job, um sie dort auszubilden
All das ist teuer. Und es kann nur finanziert werden, wenn man genügend Aufträge erhält, weil das weit überwiegend Fixkosten sind. Ich will damit nicht sagen, dass diese Kosten jetzt notwendigerweise abgebaut werden sollten. Aber das gilt zumindest für bestimmte Kosten. So erscheint es mir z.B. vollkommen abstrus, in einer Zeit von stark negativem Free Cashflow und angespannter Liquidität Gelder in Afrika zu spenden und den lokalen Heidelberger Basketball mit sechsstelligen Summen zu fördern (Größenwahn?). Für die meisten der Fixkosten gilt aber eher, die oben angesprochenen Vertriebsthemen auf die Reihe zu kriegen. Denn da das ganze Fixkosten sind, ist hier die potenzielle Skalierung auch erheblich.
Zur Erinnerung: SNP hat selbst früher schon mal 20% EBIT-Marge auf Konzernebene erzielt. Zudem hat Herr Schneider-Neureither sicher nicht aus totaler Blödheit für zig Millionen Euro SNP-Aktien bei 45 EUR gekauft und von Zielmargen >20% gefaselt. Solche Profite sind angesichts der aktuellen Situation natürlich erstmal in weite Ferne gerückt. Aber ein gutes Margenpotenzial gibt es hier aufgrund der bewiesenen Skalierbarkeit des Geschäftsmodells natürlich weiterhin. Man wird jetzt halt erstmal teuer die eigene Transformation auf die Reihe kriegen müssen und das wird zwangsläufig Geld kosten.
Wie in meinem vorigen Post geschrieben geht mir bei SNP logischerweise gerade sehr viel auf die Nerven. Allerdings ist mir der momentane Kurs einfach zu absurd um zu verkaufen. Wenn SNP die globalen Transformationsambitionen an den Nagel hängen würde, könnte man jederzeit die Transformation World streichen, das internationale Vertriebsteam und den teuren Vorstand feuern, die Softwareentwicklung und Ausbildungszentren runterfahren und den Laden als normale SAP-Beratung mit Transformationsschwerpunkt weiterführen. Dann wäre der Laden natürlich auch schneller wieder profitabel. Aber ich sehe jetzt auch nicht, dass man wegen einer Schwächephase nach der Umstellung des Angebotsmodells hier jetzt voll die Waffen strecken sollte. Vielmehr erscheint es mir richtig, konsequent die Strukturen auszubauen, um die gewünschte Transformation des Unternehmens in Angriff zu nehmen.
Die Kommunikation, das sichtbare organisatorische Chaos und die offensichtlich Insiderproblematik sind allerdings dicke Brocken. Hier braucht es in meinen Augen unbedingt ein öffentliches Mea Culpa mit einem Arbeitsplan, wie jetzt alles besser werden soll. Mir ist z.B. momentan auch nicht klar, wer hier was organisiert seit dem Abgang von Göttler. Der Laden muss sich unbedingt professionalisieren. Z.B. geht mir auch wiederholt auf die Nerven, dass englische Newsletter und ad hocs semantisch falsch übersetzt sind. Mittlerweile ist zumindest die Grammatik richtig (die früher auch oft fehlerhaft war). Dafür geht bei den Inhalten einiges durcheinander. Das sieht so aus, als würde jemand mit grottigen Englischkenntnissen (Herr Wiskow?) einen Entwurf machen, der dann von einem Englisch Muttersprachler gegengelesen wird, der kein deutsch kann. Sowas ist einfach amateurhaft und man wird immer große Probleme haben, internationale Kunden zu behalten, wenn die Leute nichtmal gescheit Englisch können.
Ich bin SEHR gespannt auf den Earnings Call!
Aber gut, das sind eher Kleinigkeiten, auch wenn es ins Bild passt. Die globale Transformation im Softwarebereich ist das viel wichtigere Thema. Die Skaleneffekte wären natürlich enorm, und das ist der Grund wieso ich genau wie hzenger jetzt hier nicht voll abbaue. Für 4-5% des Depots ist SNP durchaus okay, wenn man jetzt mittelfristig orientiert ist. Aber nachkaufen wie gesagt würd ich auch erst nochmal 10% tiefer.
Das Afrikaprojekt finde ich an sich natürlich auch OK. Aber halt nicht, wenn man gerade stark negative Free Cashflows erwirtschaftet. Wenn Herr Schneider-Neureither die Welt retten will, während das Unternehmen in Schieflage ist, dann bitte von seinem eigenen Geld.
Bitte nicht falsch verstehen: Wie gesagt geht es mir nicht um das Spenden an sich. Ich denke durchaus, dass profitable Firmen eine soziale Verantwortung haben, die über das rein ökonomische (Produkte kreieren, Arbeitsplätze schaffen,...) hinausgeht. Ich führe 100% der Einnahmen aus meinem wiki wohltätigen Zwecken zu und daraus ist in meinem Wohnort ein schönes Bildungsprojekt geworden. Allerdings finde ich es nicht OK Geld auszugeben, das man nicht hat. Hier liegen diverse Anleger 60% in den Miesen!
Irgendwie fällt es mir schwer zu glauben, dass eine 1300 Mann Bude, die komplexe PMI Projekte wie Dow/ Du Pont oder Kellogs begleitet hat, keine überlegene Software hat. Von daher bin ich gespannt auf den Umsatzanteil vom Softwaregeschäft. Eine Hypothese könnte in der Tat sein, dass die Auslastung einfach so miserabel war und somit Umsatz und Ergebnis dementsprechend schlecht.
Zum Softwareanteil: Ich glaube das sind oft einzelne Projekte, die den Unterschied machen. So viele Milliardenfusionen gibt es im Jahr nicht und bei 70% oder so wird SNP wegen unzureichender Bekanntheit in Teilmärkten/noch fehlender lokaler Präsenz noch keine Chance haben. Gut sollte man bei Firmen mit Schwerpunkt USA, Deutschland und England abschneiden können.
Vielleicht sollte man da mit der IR einfach mal eine Liste der großen Fälle zuletzt abklappern, die in das SNP Beuteschema passen:
- Siemens/Alston
- Linde/Praxair
- Bayer/Monsanto
- Dr. Oetker/Henkel/Freixenet
- BASF/Solvay
- Siemens/Valeo
Das sind nur Beispiele. Aber es wäre ganz gut hierzu mal die jeweiligen Stories zu bekommen warum es (nicht) geklappt hat.
Zudem wäre es für SNP vielleicht wünschenswert, auch den Private Equity Markt stärker zu addressieren. PE hat permanent große Übernahmen mit komplexen Transformationsprojekten. Wenn man bei jemandem wie KKR o.ä. gesetzt wäre, würde das viel wiederkehrendes Geschäft im mittelgroßen Bereich bringen.
Dann muss man die Gewinnwarnung vor der Aufstockung vermelden und nicht ein paar Stunden davor. Hab mich gestern schon gefragt, ob das Absicht oder Dummheit war.
DJ RESEARCH/H&A erhöht SNP auf Hold (Sell) - Ziel 18 (24) EUR
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Einstufung: Erhöht auf Hold (Sell)
Kursziel: Gesenkt auf 18 (24) Euro
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SNP Schneider-Neureither & Partner ist nach Einschätzung von Hauck & Aufhäuser (H&A) Opfer seiner falschen Strategie geworden. Die muntere Fusions- und Übernahmetätigkeit falle nun auf das IT-Unternehmen zurück. Der Vorstand sei überfordert mit der Integration der erworbenen Unternehmen und dem effizienten Managen der komplexeren Konzernstruktur mit Töchtern in Südamerika, den USA, Asien und Europa. Das lenke das Management auch so weit ab, dass es nicht alle sich bietenden Wachstumschancen nutze.
Die Analysten bemängeln außerdem eine aufgeblähte Fixkostenbasis, die sich bislang nicht in höheren Software-Umsätzen niederschlage. Letzteres sei das Kernproblem. Daher dürfte das organische Wachstum im ersten Halbjahr unter 5 Prozent gelegen haben. Das dürfte auch das Bild im Gesamtjahr sein, heißt es weiter. Die Bank rechnet mit einer ausgiebigen Restrukturierung inklusive Stellenabbau und möglichen Abschreibungen unter dem teilweise neu besetzten Vorstand (neuer Finanzchef und neuer Chief Revenue Officer). Von 2020 an sollte SNP in der Lage sein, wieder eine EBIT-Marge von 5 Prozent zu erreichen.
Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com
DJG/sro/cln
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July 27, 2018 04:54 ET (08:54 GMT)
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Im Anschluss habe ich ein Bad-Depot eröffnet und die SNP Anteile dahin verschoben. Sollen sich meine Erben mit den Zeugs herumärgern :-) - ich schau da nimmer soo schnell rein.
Wenn man nun operativ Millionenverluste erwirtschaftet und nicht die positiven Cashflows, mit denen man die offenen Zahlungen für die Unternehmenskäufe finanzieren wollte, dann muss man sich doch fragen, wie man die offensichtliche finanzielle Schieflage nun beseitigen will.
Im letzten Jahr war der CEO noch so clever und hat vor der Kapitalerhöhung noch einmal ein paar Aktien gekauft und damit den Kurs sehr positive beeinflusst, was sich im Nachhinein auch für SNP gerechnet hat, da man so viel mehr Geld für die ausgegebenen Aktien einnehmen konnte. Der CEO muss zu dieser Zeit bereits gewusst haben, dass er operativ hohe Verluste erwirtschafte, so dass die Aktienkäufe nicht aus Überzeugung wegen einer guten Geschäftsentwicklung erfolgt sein können, denn er hätte Monate zuvor selbst viel billiger kaufen können.
Als Erfolgsmeldung die Fertigstellung einen "Basketballplatzes" in Kenia zu melden zeigt meines Erachtens deutlich, was der CEO für ein Egoproblem haben muss. Wichtig war ja zu melden, dass auch Obama vor Ort war. Ich könnte wetten, dass Luxushotel, teuer Flugklasse und vielleicht wieder einmal Hubschauberflüge des CEO mehr gekosten haben als die lächerlichen Kosten in Kenia für einen Basketballplatz. Das für das "Ego" des CEOs Aktionärsgelder verschwendet werden geht zu weit. Das sind private Hobbies! Wenn er wirklich sozial eingestellt sein sollte, dann darf er gern auch privat einmal eine Spende leisten, doch davon hört man nichts!
Bevor der CEO nicht klarstellt, wie SNP die Finanzierung der Übernahmen und des laufenden Geschäfts sicherstellt, werde ich diese Aktie nicht anpacken. Im Zweifel werden auch die kreditgebenden Banken eine Kapitalerhöhung erzwingen, da sie andernfalls wohl die Kredite kündigen werden.
Meine Meinung ist durchaus nicht so optimistisch, was dem Charakter des CEO geschuldet ist. Was soll den der "Rauswurf" des CFO, was sollte letztes Jahr die massive Kredit an Hauck und Aufhäuser, die frühzeitig auf die Probleme hingewiesen haben. Das Problem ist meines Erachtens der CEO selbst!
Danske unter 5%....es ist wohl mit weiteren Abgaben zu rechnen.....
Mal sehen, was der Halbjahresbericht für Erkenntnisse bringt...
Ob da jetzt noch mal ne schlechte News kommt oder nicht, ist da erstmal nicht wirklich entscheidend, denn wenn die oben genannten Großaktionäre, die Meldeschwellen unterschritten haben, weiter abbauen, kommen hier potenziell noch mal 10% des Grundkapitals auf den Markt. Stellt sich also die Frage, ob es genug Käufer auf dem jetzigen Niveau oder etwas höher gibt, um die Aktien aufzunehmen.
Technisch muss man in jedem Fall mit der 16er Marke rechnen, vielleicht auch 1-2 € tiefer.
und jeden Tag schmeißt irgendwer diese 1000er Pakete auf den Markt. Vermutlich einer der 3 oben genannten Fonds.
Ich glaub ich kauf frühestens bei 15 € mal was zu. Darüber ist mir das noch zu heiß.
Hier scheint grad komplett das Zutrauen in Produkte und Management verloren zu gehen. Und beides zusammen ist halt tödlich. Die müssen jetzt schnellstmöglich die Kurve bei Aufträgen in margenstarken Bereichen bekommen. Sonst wird das hier auch operativ zur selbst erfüllenden Prophezeihung bzw. zum Kreislauf. Sogar der Kursverlust kann operativ negative Auswirkungen haben, wenn sich Kunden fragen, wieso ein Kurs über 50% in wenigen Wochen fallen kann. Und wenn sie dann merken, der Vorstand hat daran großen Anteil, weil erstens vorab durch Insider was durchgesickert ist und zweitens er zu optimistische Prognosen aufstellte, dann wird sich manch ein Manager seinen Teil denken.
Mich nervt halt nur, dass man jetzt 10 Monate warten muss bis man dem Vorstand mal klar seine Meinung geigen kann, insbesondere SN selbst.
Vlt. kann Hzenger hier mal kritische Fragen stellen. Mein english reicht leider nicht aus, sonst würd ich mich auf jedenfall beteiligen.
Lt. IR ist Kenneson vor knapp 4 Wochen gegangen worden. Er hatte sich wohl mit seinen amerikansichen Methoden, mit dem deutschen Vertrieb gefetzt u. verworfen. Ich könnt mir auch gut vorstellen, daß die ihn haben auflaufen lassen und vlt. manch verschobener Auftrag doch schneller kommt als gedacht.
Ist natürlich wichtig, da jetzt schnell den richtigen Mann zu finden und auch die USA Schiene richtig aufzustellen. SAP Hana ist bei den Großunternehmen noch nicht angekommen, man macht hier zwar erste Projekte, die großen werden aber erst mit der Migration kommen.
Mal schaun ob der CC ne Wende bringt. Lange kanns ja nicht so weiter gehen...
Das mit Kenneson positiv zu interpretieren, zumindest perspektivisch, fällt mir eher schwer.
Aus meiner Sicht helfen nur Auftragsmeldungen. Was soll denn sonst aus dem CC kommen und den Kurs ab morgen/übermorgen stützen?
http://www.aktiencheck.de/exklusiv/..._komplett_Aktienanalyse-8810455
Die Aktie findet aktuell jedenfalls noch keinen Halt. Kann ja auch eigentlich nur im Interesse von SN sein, dazu Stellung zu beziehen und mit ein paar wichtigen (dringend benötigten) Informationen hinsichtlich verschobene Aufträge und diesbezüglicher Strategie in den nächsten Monate/Quartalen, für Klarheit zu sorgen und so dem Kurs halt zu geben.
Meinetwegen müssen wir der Firma noch 2 Jahre Zeit lassen........