Sehr geehrter Wertpapierreport-Leser,
wir haben mit unseren Kollegen der tradersreport Redaktion vereinbaren können, dass wir ihnen heute exklusiv und ausnahmsweise eine Sonderausgabe zum Thema Irland zusenden können. Die Abonnenten des tradersreport haben dieses SPECIAL bereits am 23.11.2010 erhalten und die kostenfreien Leser am 25.11.2010. Irland und die EURO-Schwäche bestimmen seit einigen Tagen die Medien und die wenigsten privaten Anleger wissen was sie am besten machen können. Wie sieht es um Irland aus und welche Folgen hat diese Krise für das Land? Wie lange dauert es bis die Krise überwunden ist und sollte man nun gänzlich irische Aktien oder Anleihen meiden? Diese und andere Fragen werden in dem IRLAND SPECIAL beantwortet. Viel Spass bei der Lektüre. IRLAND SPECIAL Die Analysten vom tradersreport sind in den vergangenen Tagen von unzähligen Anfragen zu dem Thema Irland-Krise überflutet worden. Die meisten Fragen haben sich von dem Inhalt her stark geglichen, so dass wir das Thema heute in einem tradersreport SPECIAL kurz aufarbeiten und die meisten Fragen damit beantworten wollen.
Irland hat sich in den letzten Jahren durch eine sehr unternehmensfreundliche Steuerpolitik in Europa hervorgetan. Auch war es vor allem in den Finanzkreisen bekannt, dass die Finanzmarktaufsicht in Irland bei Fragen rund um die Themen Kreditwesen und Wertpapierhandel vorsichtig formuliert etwas „lockerer“ war. In der Stadt Dublin bildete sich somit eine vorzeigbare Finanzmetropole, die sich vor allem bei spekulativen Naturen, wie Wertpapierhandelshäusern und Hedgefonds hervorgetan hatte. Steuerberater, Rechtsanwälte und Consulting- bzw. Unternehmensberatungsunternehmen folgten dem großen Geld und boten ihre Dienste ebenfalls in Irland an. Ein wahrer Boom für die relativ überschaubare Bevölkerung in Irland, die von diesem Dienstleistungsschwung einen wahren Geldsegen erlebten. Die Immobilienpreise stiegen, die Wirtschaft erlebte jährlich gute Wachstumsraten und die Steuergelder flossen in das Land. Selbst die in der europäischen Union als sehr niedrig einzustufenden Unternehmenssteuern sorgten für ein hohes Aufkommen an Geldern zu Gunsten der irischen Regierung.
Das Jahr 2007 sorgte für ein Umdenken in dieser bisher als optimal aufgestellten Volkswirtschaft. Die Banken bekamen arge Probleme mit viel zu großen Kreditengagements. Teilweise wurden die Fristigkeiten bei der Kreditvergabe und den Einlagen nicht eingehalten und Pfandbriefbanken, wie z.B. die DEPFA PLC erlebten ihr persönliches Armageddon . Aufgefangen durch die Hypo Real Estate AG machte diese Problematik auch dem neuen Gesamtkonzern schwer zu schaffen. Die Folgen sind in diesem Fall bekannt, da wir in etlichen tradersreport Ausgaben auf dieses Thema eingegangen sind. Es wurden aber nicht nur die deutschen Finanzhäuser getroffen, sondern dieser Flächenbrand erfasste auch die anderen europäischen, asiatischen und amerikanischen Banken. Die ehemalige Finanzelite hatte fast vollständig Tochtergesellschaften in Irland, um dort die internationalen Kreditgeschäfte abwickeln zu können. Viele Hedgefonds agierten ebenfalls von Irland aus und nahmen für die Tradingtätigkeiten enorme Hebel in Form von Krediten auf.
Da sich nun zeigte, dass es anscheinend wesentlich mehr Verbindlichkeiten als Einlagen gab bzw. die ersten Finanzhäuser in die Insolvenz gingen (Lehmann Brothers etc.) vertrauten sich die Banken untereinander nicht mehr. Der Geldmarkt und insbesondere der Pfandbriefmarkt kam für einige Wochen zum erliegen. Was für jedes Lebewesen die Luft zum Atmen ist, so wichtig ist der Geldmarkt für die Banken. Nicht nur für die Banken, sondern auch für die etlichen auf den Finanzmarkt spezialisierten Finanzzentren. Die ehemaligen Steueroasen gaben reihenweise klein bei. Irland konnte sich zu dieser Zeit noch weiter etablieren und von der gefestigten Position profitieren. Die Kreditkrise wurde mittels enormen finanziellen Aufwendungen der internationalen Industrienationen eingedämmt. Die Staatsbanken druckten im Akkord neues Geld und versorgten so die Lebensader Geldmarkt mit dem notwendigen Lebensmittel. Die Staaten konnten nicht anders Agieren, da es um das Vertrauen in die Währungen und das Geldsystem ging. Investoren erkannten zunehmend diese sehr fragile Situation und die Rolle der einzelnen Teilnehmenden Parteien. Banken, Ratingagenturen und institutionelle Investoren haben jahrelang fast sorgenfrei ein enormes Schneeballsystem erschaffen und Niemand hatte an die Folgen dieses Verfahrens gedacht. Nun war es an der Zeit das Risiko zu meiden. Investoren flüchteten in die vermeintlich sicheren Häfen und sorgten sich um die Anlagegelder. Ratingagenturen mussten ihren Ruf des „blinden Abnickers“ ablegen und schauten sich nun die Anleihen genauer an. Die Folge waren reihenweise Abstufungen von europäischen Staaten, die durch enorme Probleme in den Immobilienmärkten, Haushaltsdefiziten und fehlenden Steuereinnahmen die vorherige Bonität nicht mehr aufrecht halten konnten. Es wurde das Synonym der PIGS-Staaten geboren. Portugal, Irland, Griechenland und Spanien waren bzw. sind die Wackelkandidaten in der Europäischen Union. Die grosse Abhängigkeit auf wenige oder sehr kleine Wirtschaftszweige machten diesen Staaten schwer zu schaffen. Einige hatten ihre Bilanzen für die Aufnahme in die EU frisiert und bekamen nun die Rechnung dafür. Irland erlebte nun einen geballte Einschlag in Form des fast kollabierenden Finanzsystems und dem zusammenbrechenden heimischen Immobilienmarktes. Da der Staathaushalt in den Vorjahren 2007-2009 noch gut durchfinanziert war, kamen die Probleme erst in den letzten Monaten auf. Es werden in den kommenden Jahren einige Staatsanleihen fällig, die von Investoren nicht mehr groß nachgefragt werden. Der Finanzmarkt wurde durch die enormen Spreads in den einzelnen €-Staatsanleihen auf die Situation in Irland aufmerksam. Trader und Hedgefonds erkannten ihre Chancen und versuchten durch gezielte Verkäufe dieser Anleihen den Druck auf die Politik zu erhöhen. Eine abwärtsgerichtete Spirale wurde erschaffen. Die Neuverschuldung für die angeschlagenen Staaten wurde immer teurer, da diese potenziellen Investoren höhere Risikoprämien in Aussicht stellen mussten. Der Druck wurde gleichzeitig immer größer, da die höheren Risikoprämien wie eine Art Schuldeingeständnis aufgefasst wurden. Es gab kein Entkommen aus diesem Kreislauf. Erst als die europäische Staatengemeinschaft den gigantischen Rettungsschirm i.H.v. 750 MRD. € erschufen beruhigte sich die Situation wieder.
In der jüngsten Vergangenheit war es für die irische Regierung ein Dilemma zu entscheiden, ob man nun unter diesen Rettungsschirm schlüpfen soll oder nicht. Nimmt man die Hilfe in Anspruch wäre es wohl sehr schnell mit den Steuerprivilegien vorbei gewesen. Die Situation in Griechenland hatte bereits aufgezeigt, wie groß die zukünftigen Einflüsse der anderen Staaten sein können. Die Auflagen für die irische Regierung waren groß und es stand viel auf dem Spiel. Zukünftig wird sich die Situation in Irland wieder beruhigen. Das Finanzsystem wird durch staatliche Hilfen wieder saniert und in Ordnung gebracht. Wir haben es bereits in der gestrigen Ausgabe geschrieben, dass es sich nicht um eine Liquiditätskrise wie 2007 handelt, sondern lediglich um eine Folgerescheinung in Form von notwendigen Abschreibungen und damit einhergehenden bilanziellen Veränderungen. Diese können ohne weiteres Überwunden werden. Dazu braucht es nur wieder Ruhe und Vertrauen in die irischen Banken. Wir haben diese Situation bereits bei den US-Banken in den Jahren 2009-2010 gesehen. Im Gegensatz zu dem amerikanischen Bankensystem kann man die beiden überlebenden irischen Banken durchweg als „systemrelevant“ Ansehen. Eine Rettung bzw. Aufrechterhaltung beider Institute ist somit für das irische Finanzsystem notwendig.
Wir würden aber prinzipiell einen großen Bogen um irische Staatsanleihen machen. Bei dieser Anlageklasse kann es noch zu erheblichen Einschnitten (Haircuts) für die Investoren kommen. Nur sehr spekulative Naturen mit äußerst kurzem Tradinghorizont bzw. Spezialisten im Bereich distressed Bonds tummeln sich noch auf diesem Gebiet. Derzeit sind die irischen Staatsanleihen mit den Endfälligkeiten 2014, 2016 und 2017 in Verhandlungen. Diese Schulden sollen umformiert und neu aufgelegt werden. Dabei sollen die derzeitigen Anleihegläubiger Eingeständnisse vornehmen und eine Prolongation (Verlängerung der Laufzeit) befürworten. Wer also auf eine Renaissance Irlands spekulieren will, kann dies am besten mittels den Aktien der irischen Finanzhäuser tun. Eine komplette Darstellung dieser Situation hätte das normale Format des tradersreports bei weitem gesprengt. Die vielen Zuschriften unsere Leser haben uns aber dazu bewegt ihnen die Situation nun doch in wenigen Worten und leicht verständlich darzulegen.
Wir weisen noch einmal ausdrücklich auf die sehr spekulative Ausrichtung eines Investments in den Aktien der ALLIED IRISH BANKS bzw. BANK OF IRELAND hin. Auch wenn sich der irische Staat schützend vor den Finanzhäusern aufbaut und die Anteile weiter ausbauen wird, müssen hohe Volatilitäten oder der Totalverlust im Worst-Case-Fall einkalkuliert werden. Berücksichtigen sie dies bitte stets in der gewählten Depotposition im Verhältnis zum Gesamtdepot.
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