ich schaue neidvoll nach frankreich!!
In der Tat, das weiss jeder, und kann auch wohl nicht bestritten werden, ist die Anforderung an die Arbeitsintensität zumindest um Durchschnitt geringern als in den meisten Betrieben in der freien Wirtschaft.
Gleichzeitig sind dort überdurchschnittlich gute Alterversorungen zu erzielen. Auch die Vergütung scheint mir schon über den normalen Vergütungen zu liegen. Mag sein, dass einzelen qualifizierte Positionen in der Wirtschaft mal besser bezahtl werden, aber es gbit auch in jedem Beruf schlechter qualifizierte oder auch lustlose Arbeitnehmer.
Muss man in der Situation, wo die öffentlchen Kassen leer sind, fast jeder Deutsche es als Erfüllung seiner Jobträume sieht, dort eine Stelle zu erhalten, noch auch nur ein Prozent mehr Lohn zahlen?
Oder sollte man nicht, auch um ein Zeichen zu setzen, den ÖD eher unattraktiver machen, und sich mehr für zukünftige Firmenchefs einsetzen?
Massendemonstrationen
Frankreichs Regierung mit Rücken zur Wand
Die Proteste in Frankreich reißen nicht ab. Einen Tag nach dem Generalstreik blockierten Studenten Straßen in verschiedenen Städten. In Medien und Opposition mehren sich Rufe nach einem Rücktritt der Regierung. Retter in der Not könnte Chirac spielen. Doch der Präsident steht vor einem Dilemma.
HB PARIS. Am Dienstag waren nach Polizeiangaben landesweit gut eine Million Menschen auf die Straße gegangen, die Organisatoren sprachen von drei Millionen Demonstranten. Zudem hatten Streiks den Luft- und Bahnverkehr teilweise lahm gelegt. Im Fernverkehr fielen rund die Hälfte der Züge aus, Dutzende Flüge wurden gestrichen. In Schulen und dem öffentlichen Dienst waren die Auswirkungen des Ausstands zu spüren. Auch der Eiffelturm wurde geschlossen.
In Paris kam es vereinzelt zu Randalen: Sicherheitskräfte setzten Tränengas gegen Gruppen von Jugendlichen ein, die mit Absperrkegeln und anderen Gegenständen warfen. Nach Polizeiangaben wurden 46 Demonstranten und neun Beamte verletzt. Polizeichef Michel Gaudin sagte, landesweit seien 787 Menschen festgenommen worden, 488 von ihnen in Paris.
Die Demonstrationen richteten sich gegen die Arbeitsmarktreform der Regierung. Ministerpräsident Dominique de Villepin zeigte sich weiter unnachgiebig und lehnte erneut Forderungen ab, das Gesetz zurückzunehmen. Mit dem so genannten CPE soll unter anderem der Kündigungsschutz für Berufsanfänger aufgehoben werden.
Neue Proteste gab es am Mittwoch in Rennes, Nantes, Brest und Lannion in der Bretagne. Dort errichteten Studenten Straßenblockaden. Innenminister Nicolas Sarkozy forderte in einem Interview der Zeitung „Le Parisien“ „echte Verhandlungen ohne Vorbehalte“ mit den Gewerkschaften. Die Lage stecke voller Gefahren, sagte Sarkozy. Ein Kompromiss sei keine Schande. Gewerkschaften, zahlreiche Zeitungen und die Opposition riefen Präsident Jacques Chirac zum Eingreifen auf. Der Elyséepalast erklärte, Chirac werde sich „in den kommenden Tagen äußern“.
Chirac will Villepin als Nachfolger
Chirac könnte den Retter in der Not spielen, indem er die umkämpfte Reform neu ins Parlament schickt und so den sozialen Frieden wieder herstellt. Doch der müde gewordene Präsident müsste einen hohen Preis zahlen: Villepin wäre dann kaum mehr zu halten und hätte jede Chance verspielt, seinem Mentor 2007 ins Präsidialamt zu folgen. Und Chirac würde nach dem Scheitern der EU- Verfassung auch innenpolitisch als Verlierer dem Ende seiner Amtszeit entgegengehen.
In den Augen der Opposition hat die Regierung jegliche Legitimität verloren. Schon bei seiner Wahl 2002 hatte Chirac nur 19,88 Prozent der Stimmen erhalten und sich im zweiten Wahlgang nur durchgesetzt, weil der Rechtsradikale Jean-Marie Le Pen gegen ihn in die Stichwahl kam. Seitdem haben die Neogaullisten Regional- und Europawahlen sowie das EU-Verfassungsreferendum verloren und es am Ende geschafft, doppelt so viel Demonstranten gegen sich auf die Straße zu bringen wie ihr Urvater General Charles de Gaulle bei den Mai-Unruhen 1968.
Chirac kippt umstrittenes Reformgesetz
Nach wochenlangen Protesten gibt die französische Regierung auf: Die Lockerung des Kündigungsschutzes werde rückgängig gemacht, kündigte Staatspräsident Jacques Chirac jetzt an. Stattdessen soll es ein Paket zur Eingliederung Jugendlicher in den Arbeitsmarkt geben.
Paris - Die Entscheidung, die umstrittene Neuregelung des Kündigungsschutzes zurückzunehmen, sei "auf Vorschlag von Premierminister Dominique de Villepin" erfolgt, teilte der Elyséepalast mit. Eine überraschende Erklärung - denn der Premier hatte sich noch am Freitag gegen die Rücknahme des umstrittenen Erstanstellungsvertrag (CPE) für Berufseinsteiger ausgesprochen.
Der ursprüngliche Gesetzentwurf sah vor, den Kündigungsschutz für Berufsanfänger bis zum Alter von 26 Jahren praktisch abzuschaffen. Schüler, Studenten und Gewerkschafter laufen seit Wochen gegen diese von der Regierung eigentlich geplante Neuregelung Sturm. An landesweiten Demonstrationen gegen den Ersteinstellungsvertrag beteiligten sich in den vergangenen Wochen zwei Mal mehr als eine Million Menschen.
Mit der Ankündigung, die umstrittene Regelung nun vollständig zurückzunehmen, gibt die Regierung auf ganzer Linie nach. Zwar hat Chirac als Reaktion auf die teils gewaltsamen Massenproteste bereits zuvor umfangreiche Änderungen an der geplanten Regelung versprochen. Bis heute hatte es hinsichtlich der Reichweite des neuen Vorschlags allerdings keine Hinweise gegeben. Zuletzt war über einen völligen Verzicht auf die umstrittene Änderung des Kündigungsschutzes für junge Arbeitnehmer ebenso diskutiert worden wie über eine mögliche Abschwächung der Pläne.
So hat das Regierungslager auch bis zuletzt um einen Ausweg aus der Krise gerungen. Chirac empfing de Villepin heute zunächst allein, anschließend stießen der Chef der UMP-Partei, Nicolas Sarkozy, die UMP-Fraktionschefs in Nationalversammlung und Senat, Bernard Accoyer und Josselin de Rohan, sowie die zuständigen Fachminister knapp eine Stunde lang dazu.
Die Gewerkschaften und Studentenvertreter wollten bis heute Nachmittag entscheiden, ob sie den Kompromissvorschlag annehmen wollen, hieß es am Wochenende. Ein Einlenken gilt jedoch als wahrscheinlich. Der Studentenführer Karl Stoeckel sprach bereits von einem "historischen Sieg nach einer historischen Mobilisierung". "Das Ziel ist, dass der CPE tot und begraben ist", sagte außerdem Jean-Claude Mailly, Chef der Dachgewerkschaft Force Ouvrière (FO) dem Radiosender RMC vor der offiziellen Ankündigung.
Wenn die Regelung durch eine andere ersetzt und zugleich die Begleitung von Jugendlichen "mit großen Problemen" verbessert werde, werde dies als "positiv betrachtet". Die François Chérèque, Oberhaupt der Dachgewerkschaften CFDT sagte im TV-Sender Canal+, wenn der CPE in einem neuen Text nicht mehr vorkommen, "heißt dass, das er zurückgezogen ist - das ist das Wesentliche".
Chirac hatte das Gesetz zum CPE bisher maßgeblich vorangetrieben, weil er sich von der Lockerung des Kündigungsschutzes zusätzliche Arbeitsplätze für junge Menschen verspricht.
ase/AP/dpa
gute nacht, frankreich!
Gruß BarCode
egal - interessant ist ein statement von h. ehmke (altes spd-schlachtross, geniest meine achtung) g e g e n plebiszite. als vewaltungs-profi hat er mal ziemlich transparent dargelegt, wie unmöglich die politische arbeit eigentlich wird, wenn direkt-entscheidungen vom volk beachtet werden müssen, für die niemand die verantwortung der umsetzung übernehmen kann.
Man muss dieser Paradoxie einfach realistisch ins Auge schauen: Konservative Parteien wie die CDU/CSU waren an der Regierung oft die "besseren" Sozialdemokraten. Und die Sozialdemokraten waren an der Regierung oft genug die "besseren" Konservativen.
Gruß BarCode