Yukos droht Bankrott!
Seite 5 von 12 Neuester Beitrag: 24.04.21 23:53 | ||||
Eröffnet am: | 20.04.04 17:08 | von: geldschneide. | Anzahl Beiträge: | 277 |
Neuester Beitrag: | 24.04.21 23:53 | von: Kerstinvswx. | Leser gesamt: | 46.352 |
Forum: | Börse | Leser heute: | 6 | |
Bewertet mit: | ||||
Seite: < 1 | 2 | 3 | 4 | | 6 | 7 | 8 | 9 | ... 12 > |
Yukos: Pleiteangst!
28.07.2004 - Die Befürchtungen, dass ein Konkurs des Yukos-Konzerns nicht mehr zu verhindern ist, wachsen deutlich und die Aktie fällt umso tiefer, je größer die Pleiteangst wird. Ein Minus von 14 Prozent auf 3,60 Dollar steht an der Moskauer Börse zu Buche.
Die Anzeichen, dass der profitable Konzern durch die hohen Steuerforderungen in die Zahlungsunfähigkeit gerissen wird, sind immer deutlicher zu sehen. Marktkommentatoren sehen mittlerweile kaum noch Einigungsmöglichkeiten mit dem Kreml. Konten des Konzerns sind und bleiben eingefroren, die Steuerforderungen dürften weiter wachsen und mittels Zwangsvollstreckung die wichtigsten Unternehmensteile herausgelöst werden, die für große Teile der Produktion und des Cashflows des russischen Ölriesen stehen (wir berichteten).
Die Produktion bzw. der Transport des geförderten Öls kommt bereits ins Stocken. Yukos hat noch für die laufende Woche Schienentransporte des Öls bezahlt, in der kommenden Woche sollen diese vorerst gestoppt werden. Per Bahn transportieren die Russen rund ein Viertel ihres Fördervolumens. Der Grund für den Stop des Schienentransports ist fehlendes Geld – die Konten sind eingefroren.
Die Probleme von Yukos lassen derweil den Ölpreis weiter steigen. Aktuell notiert das Barrel Light Crude oberhalb von 41 Dollar und damit im Bereich des Hochs von Ende Mai bzw. Anfang Juni. Wird dieses nachhaltig überwunden, sind noch weitaus höhere Barrel-Preise in Sicht.
Die Warnung von Chief Executive Officer Steven Theede, dem russischen Ölkonzern OAO Yukos Oil drohe die Insolvenz, wenn nicht bald eine Lösung in der Krise um Yukos gefunden werde, hat die Investoren am russischen Aktienmarkt stark verunsichert.
Nach der von Yukos einberufenen Pressekonferenz am Donnerstag, auf der das Management betonte, der Konzern könne in der derzeitigen Situation maximal bis Mitte August weiteroperieren, sank der Aktienkurs nochmals um 14 Prozent und der gesamte russische Aktienmarkt gab nach.
Keine Lösung in Sicht
"Es ist nicht klar, welche Strategie die Regierung mit Yukos verfolgt. Solange die Situation so ist, sollten sich Anleger am russischen Aktienmarkt besser zurückhalten," riet am Donnerstag ein Analyst einer der großen westlichen Investmentbanken in Moskau, der allerdings nicht genannt werden wollte. Anleger sollten jetzt besser nicht am russischen Markt investieren, meinte dieser Analyst.
Derzeit blockieren sich das Yukos Management und die russische Regierung gegenseitig, in dem die russische Regierung massive Steuernachzahlungen von Yukos verlangt, gleichzeitig aber liquide Mittel des Konzerns eingefroren hat und vor wenigen Tagen sogar mit dem Zwangsverkauf des Kerngeschäftes von Yukos, der Ölförderung durch Yuganskneftegaz, drohte. Gleichzeitig haben das Yukos Management und die Eigentümer von Yukos Strategien zur Lösung der Krise vorgeschlagen, auf die die russische Regierung aus politischen Gründen so nicht eingehen kann.
Das Aus für den Markt?
"Hier wird kräftig taktiert," sagt Anatoli Kaminov, Yukos-Analyst bei Merrill Lynch. Aber auch Kaminov warnt, man müsse die Warnung der Insolvenz bei Yukos ernst nehmen und in das Investment-Kalkül mit einbeziehen. "Wenn die Regierung tatsächlich in Kauf nehmen sollte, daß Yukos in die Insolvenz getrieben oder zerschlagen wird, hätte dies schwerwiegende Folgen für den russischen Aktienmarkt und für die Auslandsdirektinvestitionen in Rußland," sagt Kaminov.
Dann müsse am russischen Aktienmarkt eine deutlich höhere Risikoprämie bei Investitionen in Unternehmensaktien angesetzt werden und dies führe bei der Bewertung zu einer schlechteren Risiko-Ertrags-Bewertung. "Die Risikoprämie, die Investoren fordern würden, müßte so hoch angesetzt werden, daß russische Unternehmensaktien im Vergleich zu Unternehmensaktien an anderen Emerging Markets nicht mehr attraktiv wären. Die institutionellen Investoren würden sich auf lange Zeit vom russischen Markt zurückziehen." Das wäre das Aus für den Markt. Die Aktienbörse würde eine Krise erleben wie damals in der Bankenkrise 1998, betont Kaminov.
Scheinbar ausweglose Situation
"Das ist aber die schlechteste aller Möglichkeiten. Ich glaube, der Fortbestand von Yukos ist für das Management von Yukos und die russische Regierung so extrem wichtig, daß letztlich eine Lösung gefunden wird. Yukos ist zu wichtig als Arbeitgeber, zu wichtig als Signal für andere Auslandsdirektinvestitionen und zu wichtig als Aktienanlagewert für die Börse." Der Analyst von Merrill Lynch nimmt an, daß jetzt relativ schnell eine Lösung gefunden wird und die Situation dann für Yukos und den russischen Gesamtmarkt deutlich besser aussieht - besser als es jetzt möglich erscheine. Viele Analysten teilen seine Meinung.
Auch Adam Landes von Renaissance Capital, einer russischen Investmentbank, betont, daß trotz all der Drohungen und der scheinbaren Ausweglosigkeit der Situation eine Lösung immer noch möglich sei. "Ich wäre überrascht, wenn wir nicht noch eine Überraschung erleben - wie immer in Rußland," sagt Landes. Selbst der für Yukos fatale drohende Verkauf des Kerngeschäftes von Yukos, der Ölfördereinheit Yuganskneftegaz, sei noch nicht endgültig.
Für risikobewußte Anleger
Der Markt sehe und bewerte die Situation zu negativ. Kaminov empfiehlt Yukos - wie auch die Ölwerte Lukoil und Surgutneftegaz - sogar zum Kauf, "allerdings nur für risikobewußte Anleger", fügt er hinzu, denn auf Dauer werde sich die Eigentümerstruktur und Struktur von Yukos verändern mit entsprechenden Auswirkungen auf den Kurs. "Aber die potentiellen Gewinnmöglichkeiten mit Yukos sind größer als die möglichen Abwärtsrisiken des Kurses," erwartet der Analyst von Merrill Lynch und meint, die Yukos-Aktie könne in den nächsten zwölf Monaten von derzeit 5,2 auf 9 Dollar (36 Dollar je ADR) steigen. Die Aktie hatten in den vergangenen drei Tag mehr als 30 Prozent Wert verloren.
John Hatherly von der Londoner Fondsgesellschaft M&G Investments glaubt sogar, daß eine Lösung des Yukos-Konfliktes eine Aktienrally in Rußland auslösen könnte und neue Investitionen in die russische Ölindustrie nach sich ziehen werde. Auch Jens Nystedt, Analyst für den russischen Markt bei der Deutschen Bank, betont, es sei für die Marktentwicklung in Rußland entscheidend, wie der Yukos Fall jetzt gelöst werde. Die jüngste Bankenkrise sei da weniger wichtig, da sie ohnehin nur ein Vorspiel auf die bevorstehende Reform im Bankensektor in Rußland sei.
SPIEGEL ONLINE - 28. Juli 2004, 11:51
URL: http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,310730,00.html
Machtkampf
Russland untersagt Jukos die Ölförderung
Der Machtkampf um den größten russischen Erdölkonzerns Jukos eskaliert: Gerichtsvollzieher haben ihm verboten, weiterhin Erdöl zu fördern und zu verkaufen. Auch an den internationalen Märkten droht ein weiterer Anstieg des Ölpreises.
REUTERSBelagerte Jukos-Zentrale (Archivbild): Schon gestern Nervosität auch an der New Yorker Rohstoffbörse |
Die neuen Nachrichten brachten die Jukos-Aktie weiter unter Druck. An der RTS-Börse brach der Kurs um über 16 Prozent auf drei Dollar ein. Später wurde der Handel der Aktie für eine Stunde ausgesetzt.
Die Eskalation im Machtkampf um den Konzern dürfte einen weiteren Preisanstieg an den internationalen Rohölmärkten verursachen. Bereits vor Veröffentlichung der Meldung war der Preis für Opec-Rohöl auf den höchsten Stand seit acht Wochen gestiegen. In New York stieg der Preis für US-Rohöl zur Lieferung im September gestern um 40 Cent auf 41,84 Cent pro Barrel. Analysten machten neben technischen Problemen großer Raffinerien auch die Sorge um Jukos für den Preisanstieg verantwortlich.
Die russische Regierung verlangt von Jukos Steuernachzahlungen in Höhe von über 3,4 Milliarden Dollar. Die Zahlungsfrist ist bereits verstrichen. Der frühere Firmenchef und Großaktionär Michail Chodorkowski sitzt seit Herbst in Haft. Anfang der Woche hatten die russischen Autoritäten ihre Vorwürfe gegen Jukos ausgeweitet und einem Vertrauten Chodordowskis vorgeworfen, Morde in Auftrag gegeben zu haben.
© SPIEGEL ONLINE 2004
Alle Rechte vorbehalten
Vervielfältigung nur mit Genehmigung der SPIEGELnet GmbH
MOSCOW (AFX) - Yukos warned it could stop oil production within days, after
court bailiffs ordered its subsidiaries to halt "all operations" that would
affect the state of their assets.
newsdesk@afxnews.com
yad/ss/pav/
Greetz f-h
Russisches Justizministerium erhöht Druck auf Yukos-Konzern
MOSKAU (dpa-AFX) - Das russische Justizministerium hat den Druck auf den vor der Pleite stehenden Ölkonzern Yukos weiter erhöht. Gerichtsvollzieher wiesen die wichtigsten Yukos-Förderbetriebe an, die Veräußerung von Vermögenswerten zu stoppen und damit auch den Verkauf von Öl einzustellen. Der Yukos-Konzern habe die Anordnung zum Wochenbeginn erhalten, bestätigte ein Unternehmenssprecher am Mittwoch nach Angaben der Agentur Interfax. Damit drohe ein Produktionsstopp in den nächsten Tagen, teilte Yukos mit.
Justizminister Juri Tschaika bestätigte, dass der bereits beschlagnahmte Förderbetrieb Juganskneftegas in Westsibirien zur Tilgung der Steuerschuld verkauft werden soll. Nach Einschätzung von Beobachtern führt der Verkauf des mit Abstand wichtigsten Förderbetriebs zur Zerschlagung des Konzerns. Gerichtsvollzieher teilten am Mittwoch mit, sie hätten bislang 15 Milliarden Rubel (427 Mio Euro) aus dem Yukos-Vermögen eingetrieben. Der Konzern muss allein für das Jahr 2000 Steuerschulden in Höhe von 99 Milliarden Rubel (2,8 Mrd Euro) begleichen.
Nach den dramatischen Vortagesverlusten gaben Yukos-Aktien im Tagesverlauf im Moskauer RTS-Interfax-Index um weitere 13 Prozent auf 3,1 Dollar nach. Nach Angaben von Yukos-Vorstandschef Steven Theede gerät das operative Geschäft zusätzlich in Gefahr, da kein Geld mehr für einen Transport mit der Eisenbahn vorhanden sei. Russlands größter Ölexporteur befördert ein Viertel des produzierten Öls über die Schiene./sv/DP/tav
http://finanzen.sueddeutsche.de/...0327866&cmp_id=&ntp_id=362,383,385
Moskau 28.07.04 (asia-economy.de) Der russische Justizminister Yury Chaika bestätigte Reportern heute, dass der Verkauf von Yuganskneftegaz die Steuerschulden von Yukos begleichen soll. In den nächsten Tagen soll der Wert von Yuganskneftegaz bestimmt werden. Zunächst war von 1,7 Mrd. USD die Rede, doch wird ein fairer Preis eher im Bereich von 10-30 Mrd. USD angesiedelt sein. Der Verkaufspreis von Yuganskneftegaz wird auch die Zukunft von Yukos besiegeln, denn ein Verkaufspreis weit unter dem Wert würde nicht ausreichen um die Schulden von Yukos zu decken und den Konzern innerhalb der nächsten Wochen in den Bankrott führen.
Analysten erwarten, dass Yukos selbst nach einem Yuganskneftegaz Verkauf etwa 15-20 EUR/ADR wert sein könnte, sollte der Verkauf wirklich alle Verbindlichkeiten abdecken können, was bei einem fairen Verkaufspreis der Fall wäre. Die Hoffnungen eines fairen Verkaufspreises schwinden in den Hoffnungen der Anleger allerdings immer weiter.
Die Aktien von Yukos notieren inzwischen auf einem neuen 3-Jahrestief bei unter 10 EUR/ADR. 12:17 (al)
Man beachte den letzten Absatz !
Moskau 28.07.04 (www.asia-economy.de)
Verschiedenste Nachrichtenagenturen berichten über einen anstehenden Stop sämtlicher Öllieferungen durch Yukos. Wie Interfax berichtet werden die Erdölförderung in den nächsten Tagen eingestellt. Das Unternehmen hat eine Förderkapazität von täglich 1,7 Millionen Barrel. Wie Reuters berichtet hatte Yukos die Frist für Steuernachzahlungen in Höhe von über 3,4 Mrd. US-$ verstreichen lassen. Experten rechnen mit einem weiteren Preisanstieg an den internationalen Rohölmärkten.
Heute morgen berichtete Bloomberg das die Lieferungen nach China wohl spätestens in der kommenden Woche eingestellt werden. Inwieweit das Auswirkungen haben wird bleibt abzuwarten. Das Land muß etwa 40 % seines Ölbedarfes importieren, wobei Russland mit zu den Hauptexportländern für China gehören.
Da sind wir doch noch gut dran.
Ich verstehe nicht, warum man den Russen nicht ganz unverholen droht sämtliche Kredite und Bürgschaften zu sperren.
Wo bleibt denn da die Logik?
Aber der obige letzte Absatz zu den Analystenerwartungen, gibt einen klitze kleinen Hoffnungsschimmer.
äh wo ist die Hoffnung???
Habe heute bei 10,15 alles verkauft!
Gaertner
So long,
Calexa
www.investorweb.de
Atm muss man weiter beobachten bzw. abwarten.
Für mich macht das keinen Sinn, eine solche profitable Firma kaputt zu machen.
Wenn du meine pers. Meinung hören willst, zu 70% bin ich noch der Auffassung, das Yukos nicht zerschlagen wird. Ich verstehe nur nicht, warum sie nicht einfach nur die verantwortlichen Personen zur Rechenschaft ziehen und das Management quasi neu besetzen. Stattdessen müssen sie gewaltig übertreiben.
Für mich stellt sich jetzt die Frage des richtigen Timings, wann man einsteigen könnte.
werde ich physich(Knast)und wirtschaftlich (Ruin)fertig machen.
Von diesen Standpunkt aus betrachtet kann die Aktie bis unter 1 Euro fallen damit
aus formaler Sicht der Verkaufspreis der Tochterfirma auch ganz legal nidrig ist und alles ist "korrekt" abgewickelt.
Ist halt jetzt ein riesen Zock
Gaertner
Besser noch mit Verlust raus, aktuell 9,00 zu 9,20 Euro.
Dass man aus politischen Motiven eine gutlaufende Firma zerschlägt...
Das hier Steuern hinterzogen wurden weiß die russische Behörde ja auch erst seit letztem Monat oder täusche ich mich da :-))
Was da abläuft ist ein Machtspiel, bei dem Putin am längeren Hebel sitzt
Investoren drängen auf Klarheit im Verfahren gegen Yukos
Von Mathias Brüggmann
Die drohende Zerschlagung des durch Steuernachforderungen in Milliardenhöhe bedrängten Ölkonzerns Yukos hat die Sorge vor einer möglichen Re-Nationalisierung der russischen Wirtschaft angefacht. „Der Staat stärkt seine Kontrolle über die Wirtschaft“, klagte der unabhängige liberale Duma-Abgeordnete Wladimir Ryschkow.
MOSKAU. Die Justiz hatte am Vortag angekündigt, die beschlagnahmten Aktien des größten Yukos-Förderbetriebs Yuganskneftegas zur Tilgung der Steuerschulden zu verkaufen. Die vom Staat kontrollierten Unternehmen Gasprom und Rosneft dementierten gestern, an der Übernahme von Yukos-Vermögenswerten interessiert zu sein – wie es von Analysten erwartet worden war.
Auch aus dem Ausland kommen skeptische Stimmen. „Es gibt klare Sorgen der Geschäftswelt über die Folgen des Yukos-Falls“, sagte die britische Handels- und Industrieministerin Patricia Hewitt. Die Frage sei, „ob das ein negatives Beispiel für weitere Unternehmen wird“. Rainer Wedde, Rechtsanwalt der Berliner Kanzlei Linklaters Oppenhoff und Rädler, geht einen Schritt weiter: „Eine Zerschlagung von Yukos würde das Image Russlands als Investitionsstandort schädigen – zumal Yukos bislang als Vorzeigeunternehmen galt.“ Der Verkauf wirtschaftlicher Kernbereiche – etwa von Yuganskneftegas – zu einem Verkaufspreis weit unter dem Marktwert oder außerhalb einer Versteigerung könne dem Zwangsvollstreckungsrecht widersprechen.
Russische und westliche Industrieverbände sehen Yukos bislang als Einzelfall an. Solange das so bleibe, nehme die Wirtschaft Russlands keinen Schaden und westliche Investoren kämen verstärkt ins Land. Doch geht selbst deutschen Manager, die bislang kaum Kritik übten, allmählich die Geduld aus. „Yukos belastet die Wirtschaftsentwicklung. Es muss endlich entschieden werden – hü oder hott,“ sagte ein Unternehmensvertreter, der sich nicht namentlich zitieren lassen will.
Immerhin stehen potenzielle Auslandsinvestoren Schlange, seitdem Präsident Wladimir Putin für politische Stabilität gesorgt hat. So suchen aktuell Volkswagen, der südkoreanische LG-Konzern und Bosch-Siemens Standorte für Fabriken. Renault will schon bald ein preiswertes Automodell in Moskau bauen. General Motors will sein Engagement beim Kfz-Hersteller Awtowas ausweiten.
Allerdings baut der Staat insgesamt seinen Einfluss auf die Wirtschaft aus: So ist es erklärtes Ziel, den Staatsanteil beim Gasgiganten Gazprom von heute 37,4 wieder auf über 50 Prozent zu erhöhen. Der Privatisierungsplan für den Strommonopolisten Vereinte Energiesysteme (UES) wurde verschoben. Zudem berät die Duma Gesetze zur Re-Nationalisierung einzelner Branchen. Vor allem die Öl- und Gasindustrie hat die Kreml-Partei „Einheitliches Russland“, die das Unterhaus mit Zweidrittelmehrheit beherrscht, ins Visier genommen. „Die Erdgasbranche und der Ölsektor sollen nicht im vollen Umfang re-nationalisiert werden, aber Förderstätten, die als strategisch gelten“, sagte Duma-Vizepräsident Oleg Morosow. Das Moskauer Brokerhaus Aton spricht zudem von einer „sich ausweitenden Re-Nationalisierung des Bankenwesens“.
Die weitere Privatisierung der Staatswirtschaft hat sich unterdessen verlangsamt. 2002 gingen noch Unternehmen für 2,9 Mrd. Dollar vom Staat in private Hände. In diesem Jahr wurden erst 100 Mill. Dollar erlöst. Zudem werden in 2004 Unternehmen erstmals wieder in größerem Umfang verstaatlicht als privatisiert (einschließlich der dem Staat bei einer Zwangsvollstreckung der Steuerforderungen zufallenden Yukos-Aktiva).
Derzeit besitzt der Staat nach Angaben der Investmentbank Troika Dialog noch 21 Prozent an den börsen-notierten Unternehmen. Im Ölsektor seien es dagegen nur vier Prozent. Die 22 Industriekonglomerate der Oligarchen genannten Großunternehmer kontrollieren 36 Prozent des Bruttoinlandsprodukts.
In Russland mehren sich Fälle, in denen ausländische Investoren Probleme bekommen:
Exxon-Mobil: Der Ölmulti ringt um die Lizenz „Sachalin-3“ für die Öl- und Gasförderung vor der Pazifikinsel, die ihm von russischen Behörden aberkannt worden ist.
Ikea: Im Herzen Moskaus sollte ein weiterer Möbelmarkt entstehen. Auf diesem Platz soll nun ein der Stadtregierung nahe stehender Investor ein zweifelhaftes Projekt bauen.
Linde: Der 1,3 Mrd. Euro große Vertrag des deutschen Konzerns mit einem privaten russischen Gasproduzenten zur Lieferung eines petrochemischen Komplexes liegt auf Eis.
Siemens: Die Münchner wollen 71 Prozent des größten russischen Turbinenbauers, Silowyje Maschiny, kaufen. Putin lehnt das russischen Berichten zufolge ab, weil Silowyje auch im Rüstungsgeschäft sei.
HANDELSBLATT, Donnerstag, 22. Juli 2004, 09:31 Uhr