Schaeffler unterbewertet!?
Jörg Kukies, 56, erbte den Posten des Finanzministers Anfang November ziemlich unverhofft vom FDP-Vorsitzenden Christian Lindner. Einst war Kukies Deutschlandchef von Goldman Sachs. Jetzt führt er das Finanzministerium durch die Zeit des Wahlkampfs – mit ein paar Ideen, die für einen Sozialdemokraten ungewöhnlich sind...
...Aber natürlich wären, ganz aus der Perspektive des Fachpolitikers gesprochen, ein paar Bundestagsbeschlüsse noch vor dem Wahltermin ganz hübsch. Schließlich gelte es, die deutsche Wachstumsschwäche schnell zu bekämpfen und nicht irgendwann später. Neben dem Streitthema der kalten Progression, also der Inflationsanpassung des Steuertarifs, fallen dem neuen Minister noch ein paar andere Dinge ein, die das Ampelbündnis schon auf den Weg gebracht hatte.
„In der Wachstumsinitiative sind dazu viele Reformen, die wir in der verbliebenen Zeit verabschieden können, weil die Bundesregierung sie schon im Kabinett beschlossen hat und ein hoher Grad an Übereinstimmung über deren Notwendigkeit besteht“, spricht er in Richtung Union und FDP. Neben der kalten Progression nennt er die Förderung der E-Mobilität, bessere Abschreibungsmöglichkeiten für Unternehmen oder das höhere Kindergeld. „Wir reden hier von Milliardensummen, mit denen wir die Unternehmen sowie die Bürgerinnen und Bürger gezielt unterstützen und unserer Wirtschaft einen dringend notwendigen Wachstumsimpuls geben können.“
Der Finanzminister [Kukies] nannte hier den "Pakt für die Industrie, Fördermaßnahmen für die Elektromobilität wie den Ausbau von Ladesäulen, beschleunigte Abschreibungen und die steuerliche Förderung von Elektro-Dienstwagen.
(D.h. wohl keine Wiedereinführung der Kaufprämie...)
Vor einem Jahr gab es noch drei Negativ-Bewertungen, vor sechs Monaten eine und aktuell überhaupt keine mehr.
https://www.ariva.de/aktien/schaeffler-ag-aktie/kursziele
Das ist schon mal bullischer als ihre bisherige Strategie, den Kurs zu drücken.
Die nächste Stufe (III.) in der Eskalationsleiter wären massenhafte Panik-Shorteindeckungen der (noch verbliebenen) Shortseller.
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Zu o. g. Strategiewechsel könnte es gekommen sein, weil wiederholte Versuchen, die Kurse zu drücken, in letzter Zeit immer häufiger gescheitert sind. Offenbar weil es an der Seitenlinie zu viele Kaufinteressenten (neue Käufer und sich eindeckende Shortseller) gibt, die auf Rücksetzer zum Longeinstieg warten. Auch Charttechnik spielt dabei eine Rolle (potenzieller Doppelboden bei 4,20 Euro).
Man sollte auch nicht vergessen, dass Hedgefonds untereinander in Konkurrenz stehen. Den Letzten, der nachhaltigen Trendwechsel verschläft, beißen die Hunde.
Hedgefonds, die riskante Wetten wagen, aber bei Veränderungen der "Gesamtwetterlage" nicht schnell genug die Kurve kriegen, enden nicht selten in der Pleite. Es ist ein Business, das - wegen oft starker Hebelungen - mit heißer Nadel gestrickt ist.
Schwierig wird es vor allem, wenn andere Hedgefonds Wind davon bekommen, dass Fonds X in Schieflage ist. Dann passiert es oft, dass sie sich gemeinsam gegen den notleidenden Hedgefonds X positionieren - also z. B. alle long gehen, während Fonds X "noch" short ist. (Führt zu obigem Szenario III.)
P.S.: Ich hab wenig Zweifel daran, dass ein Großteil der Kursbewegungen, die wir in den Charts sehen, von Hedgefonds "künstlich erzeugt" werden. Es ist eine Psycho-Veranstaltung, bei der nur die wirklich Nervenstarken Geld verdienen. Wenn Geld verdienen an der Börse leicht wäre, würde auch niemand mehr arbeiten gehen ;-)
Im intakten Downtrend können solche positiven News auch "verpuffen". Im frischen Uptrend hat man die Charttechnik auf seiner Seite. Hau rein, Klaus ;-)
(Die Liste hat fast 100 Einträge. Der Screenshot zeigt nur die ersten 9.)
Schöne Eröffnung heute morgen und direkt mit 4,49€ der erste Kurs auf Tradegate. Hat sich leider nicht lange gehalten. Positive Nchrichten außerhalb der Berichtszeiten werden von Schaeffler selten bis gar nicht gemacht. Das sollte sich mal ändern (sofern es Positives zu berichten gibt).
Schlusskurs über 4,50€ würde charttechnisch gut aussehen :-)
Tatsächlich hat VW ganz anders gelagerte Problem (starke Chinakonkurrenz; Softwaremängel; Mexikozölle; zu viel Politik, die sich einmischt) als Schaeffler. Trotzdem besteht die Tendenz, alle Autoaktien in Europa inkl. Zulieferer über einen Kamm zu scheren.
Tatsächlich profitiert Schaeffler mit der Aftermarket-Sparte von der Schwäche im Neuwagenverkauf, weil wegen der Käuferverunsicherung (E-Auto oder nicht?) ältere Autos länger gefahren werden. Allerdings macht Aftermarket nur ca. 20 bis 25% vom Umsatz bei Schaeffler aus. Der Industriebereich liefert 40% vom Umsatz und ist von der allg. Industrieschwäche in D. betroffen. Allerdings überkompensiert die stark wachsende Aftermarket-Sparte (regional teils +26%) die Schwächen in der Industrie-Sparte.
Dass Schaeffler auch Neuteile an Tesla liefern soll (siehe Rosenfeld-Zitat im letzten Post) ist ein weiteres Argument gegen den VW-Vergleich, denn Tesla ist mit Fertigung in Grünheide eine besonders harte VW-Konkurrenz. Gebrauchtteile für Tesla-Autos (Fahrwerk, Radlager usw.) liefert Schaeffler in breiter Palette (#9861/2)
Wie auch immer: Die VW-Schwäche ist nicht direkt auf Schaeffler "übertragbar", obwohl der Markt dazu die Tendenz hat.
Unten ist ein Schaubild der Aktionärsstruktur vor der Fusion (Stand 20.12.23).
Dass der Streubesitz von vormals 25% auf 21,9% zurückgegangen ist, liegt daran, dass die IHO Holding am 12. Dez. 2023 ein Aktienpaket von der in Chigaco ansässigen Investmentfirma BDT Capital Partners zurückgekauft hatte. Es war nur ein Teilrückkauf (etwa die Hälfte), denn BDT hatte 2019 25% des Streubesitzes der Schaeffler AG erworben.
Mit dieser Transaktion wanderte 3,1% des Streubesitzes zur IHO, was Streubesitz auf 21,9% verkleinerte. Die Transaktion verlief außerbörslich (OTC), und BDI erhielt von der IHO mit 6,25 Euro pro Aktie einen Aufschlag zum damaligen Börsenkurs von ca. 5,50 Euro.
Die Holding-Konstruktion macht möglich, dass auch unkonventionelle Transaktionen durchgeführt werden können. Würde die IHO, wo Georg W. Schaeffler die Regie führt, 8,1% ihres jetzigen Bestands außerbörslich an Investorengruppen verkaufen, wäre das Ziel von 30% Free Float erreicht. Das soll aber wohl erst künftig, im Zeitraum bis 2029, geschehen.
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Das Schaubild unten stammt aus diesem PDF (S. 13)
Also droht den Stammaktionären aus diesem 8,1%-Verkauf auch kein finanzieller Schaden. Es entsteht sogar ein Nutzen, weil der Handel liquider wird und weil mit steigendem Streubesitz der MDAX-Aufstieg immer sicherer wird.
Die GCG Gottschalk Consult GmbH hat am 11.11.24 für 34.160 Euro Schaeffler-Aktien gekauft, zum Kurs von 4,27 Euro.
Prof. Bernd Gottschalk (Käufer) war von 1997 bis 2008 Präsident des Verbands der Automobilindustrie (VDA).